SS 2014 Jetlir Duraj Wahrscheinlichkeitstheorie
L¨osung zu H3, Blatt 6(Diese Aufgabe subsumiert T4) Zun¨achst beweisen wir das folgende n¨utzliche Lemma.
Lemma(Die Mutter aller Schlachten.)
Sei (an,k)(n,k)∈N2 eine doppelt indizierte Folge, sodass
1. F¨ur jedes n ∈N existiertan= limk→∞an,k und ist gleichm¨assig inn.
2. F¨ur jedes k ∈N existiert bk = limn→∞an,k. 3. Es existiert a= limk→∞bk.
Dann existiert limn→∞an und ist gleich a.
Beweis. Sei >0 gegeben. Es gilt
|an−a| ≤ |an−an,k|+|an,k−bk|+|bk−a|.
W¨ahlek =K gross genug, sodass f¨ur jedes ngilt |an−an,K|< 3 und|bK−a|< 3. W¨ahle dann, f¨ur dieses K nochN ∈Nsodass f¨ur jedes n≥N gilt|an,K−bK|< 3. Es folgt dann insgesamt, wegen der Ungleichung oben, dass f¨urn ≥N
|an−a|< .
Wir zeigen die Behauptung zun¨achst f¨ur X =1A, mit A∈ F∞. Sei dazu B ={A∈ F∞:kP(A|Fn)−1Akp →0, n→ ∞}.
Es ist zu zeigen, dassB =F∞ ist (Zwischenbehauptung).
Da (Fn)n eine monoton wachsende Folge vonσ−Algebren ist, folgt f¨ur jedesA ∈ ∪n≥1Fn, dass P(A|Fn) = 1A schliesslich f¨ur n→ ∞. Also dass B enth¨alt ∪n≥1Fn, einen
∩− stabilen Erzeuger von F∞. Wegen Satz 1.38, Seite 16 ANA3-Skript reicht nun zu zeigen, dass B ein Dynkin-System ist.
Es ist klar, dass ∅ ∈B, da 1∅ = 0. Ausserdem, wegen der trivialen Identit¨at
1A−P(A|Fn) = P(Ac|Fn)−1Ac folgt dass B abgeschlossen bzgl. Komplementbildung ist. Seien nun {Am}m∈N paarweise disjunkte Mengen aus B. Es gilt also f¨ur jedenm∈N
kP(Am|Fn)−1Amkp →0, n → ∞.
Wegen der Dreiecksungleichung f¨ur dieLp-Normk · kp impliziert das sofort, dass f¨urk∈N
kP(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Amkp =k
k
X
m=1
(P(Am|Fn)−1Am)kp
≤
k
X
m=1
kP(Am|Fn)−1Amkp →0, n→ ∞.
Somit auch
k→∞lim lim
n→∞kP(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Amkp = 0. (1)
Nun aber ist f¨ur festes n, wegen der gleichm¨assigen Absch¨atzung
|P(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Am|p ≤2p, und wegen limk→∞(P(∪km=1Am|Fn)− 1∪k
m=1Am) = P(∪m≥1Am|Fn)−1∪m≥1Am (letzteres durch mo- notone Konvergenz von bedingten Erwartungen) dominierte Konvergenz anwendbar und man kriegt
k→∞lim kP(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Amkp =kP(∪m≥1Am|Fn)−1∪m≥1Amkp. Dieser letzter Limes ist sogar gleichm¨assig inn ∈N, denn
|E[|P(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Am|p− |P(∪m≥1Am|Fn)−1∪m≥1Am|p]|
≤p2p−1E[|P(∪m≥k+1Am|Fn)−1∪m≥k+1Am|]
≤p2pP(∪m≥k+1Am)→0, k → ∞.
In der ersten Ungleichung haben wir die grobe Absch¨atzung ||a|p− |b|p| ≤ p2p−1|a−b|
f¨ur |a|,|b| ≤ 2 benutzt, die man leicht durch die Taylor-Formel von Grad 1 angewendet auf f(t) = tp verifizieren kann. In der zweiten Ungleichung haben wir einfach die ¨ubli- che Dreiecksungleichung benutzt und die Eigenschaft E[E[X|F]] = E[X] f¨ur bedingte Erwartungen (die durch Turmeigenschaft oder durch die definierenden Eigenschaften der bedingten Erwartung leicht zu verifizieren ist). Die letzte Limes-Aussage stimmt, denn
k→∞lim P(∪m≥k+1Am) = lim
k→∞
X
i≥k+1
P(Ai) = 0,
daP
i≥1P(Ai) = P(∪i≥1Ai)<∞.
Es folgt also dass unser anf¨angliche Lemma anwendbar ist, d.h. in (1) sind die beiden Limesprozesse vertauschbar und somit
n→∞lim kP(∪m≥1Am|Fn)−1∪m≥1Amkp
= lim
n→∞ lim
k→∞kP(∪km=1Am|Fn)−1∪k
m=1Amkp = 0.
Insgesamt folgt, dass∪km≥1Am ∈B ist, falls{Am}m∈Npaarweise disjunkte Mengen ausB.
B ist somit ein Dynkin-System, also wegen fr¨uherer ¨Uberlegung B = F∞. Also gilt die Behauptung f¨ur Indikator-Funktionen.
Sei nun X = Pm
i=1ci1Ai, ci ∈ R, Ai ∈ F∞. Es gilt mit der Dreiecksungleichung f¨ur die Lp−Norm
kE[X|Fn]−Xkp =k
m
X
i=1
(ciE[1Ai|Fn]−ci1Ai)kp
≤
m
X
i=1
|ci|kE[1Ai|Fn]−1Aikp →0, n→ ∞,
da die Aussage f¨ur Indikator-Funktionen stimmt. Somit haben wir gezeigt, dass die Aus- sage auch f¨ur Treppenfunktionen stimmt.
Sei nunX ∈LP(Ω,F∞, P),1≤p <∞beliebig und >0. Sei dann auchY eine Treppen- funktion aus LP(Ω,F∞, P) mit kX −Ykp < 3. Dies gibt es immer da die Treppenfunk- tionen eine (in der Metrik erzeugt vonk · kp−Norm) dichte Teilmenge von LP(Ω,F∞, P) sind. Es gilt nun
kE[X|Fn]−E[Y|Fn]kpp =E[|E[X|Fn]−E[Y|Fn]|p]
≤E[(E[|X−Y||Fn])p]≤E[E[|X−Y|p|Fn]] = E[|X−Y|p] =kX−Ykpp.
Hier haben wir bei den beiden Ungleichungen die Jensen’sche Ungleichung f¨ur bedingte Erwartungen benutzt (sowohl die Betragsfunktion als auch die Funktion f(t) = tp, f¨ur p ≥ 1 sind konvex). W¨ahle nun noch N ∈ N mit kE[Y|Fn]−Ykp < 3. Dies ist m¨oglich denn die Aussage stimmt f¨ur Treppenfunktionen wie oben gezeigt. Dann folgt f¨urn≥N wegen den Rechnungen davor
kE[X|Fn]−Xkp
≤ kE[X|Fn]−E[Y|Fn]kp+kE[Y|Fn]−Ykp+kX−Ykp
≤ kE[Y|Fn]−Ykp+ 2kX−Ykp <
3+ 2 3 =. Dies zeigt die Behauptung.