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Schamhaft versteckte Hautkrankheit früh diagnostizieren und behandeln

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Academic year: 2022

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Die Hidradenitis suppurativa/Acne inversa (HS/AI) betrifft als gravierende chronische Hautkrankheit die grossen Haut- falten und wird manchmal mit einer rezidivierenden Furun- kulose verwechselt. Zum klinischen Bild gehören typische Mehrfachkomedonen (mit Follikelöffnungen, die unter der Haut verbunden sind), entzündliche Knoten, Abszesse, Fis- teln und Vernarbungen. Tief in der Dermis und in der Sub - kutis bilden sich schmerzhafte Abszesse, und es entstehen persistierende, durch Keratinozyten epithelialisierte Gänge («Sinustrakte»). Entzündungsschübe breiten sich durch diese Fistelgänge, in denen sich Eiter und nekrotisches Material ansammelt, rasch im gesamten betroffenen Gebiet aus.

Topische, systemische und kombinierte medikamentös-chirurgische Therapie

Zur topischen Therapie werden Antiseptika/antiseptische Waschlösungen (z.B. Triclosan), topische Antibiotika (z.B.

Clindamycin) und intraläsionale Kortikosteroidinjektionen in entzündete Knoten verwendet. Wenn die topische Thera- pie nicht ausreiche, würden systemische Behandlungen mit Antibiotika (z.B. Doxycyclin oder die Kombination Clinda-

mycin/Rifampicin) und mit Retinoiden (z.B. Acitretin) emp- fohlen, berichtete Dr. Brian Kirby, Dublin, Irland*. Weil die meisten Patienten mit HS/AI an erheblichen Schmerzen lei- den, stelle das Schmerzmanagement eine wichtige thera - peutische Aufgabe dar. Überdies gelte es, Superinfektionen zu behandeln, übergewichtige Patienten zur Gewichtsreduktion und Raucher zum Rauchstopp zu bewegen. In allen drei Sta- dien der Erkrankung (Hurley I–III) gehören in der Regel auch chirurgische Eingriffe zum individuellen Behandlungsplan (lokal auf persistierende Einzelläsionen beschränkte oder weit ausgedehnte Exzisionen).

Antientzündliche Behandlung mit Adalimumab

Das Anti-TNF-Biologikum Adalimumab ist in korrekter Do- sierung bei Patienten mit aktiver mittelschwerer bis schwerer HS/AI nach unzureichendem Ansprechen auf eine Antibioti- katherapie indiziert. Es sei wichtig, dass Adalimumab nach der Therapieeinleitung jede Woche injiziert werde, betonte Brian Kirby. Für die Wirksamkeit der Adalimumabtherapie gibt es Evidenz aus randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien. In den Studien PIONEER I beziehungs- weise II erreichten in 12 Wochen 41,8 Prozent der Patienten (mit Plazebo 26,0%, p = 0,003) beziehungsweise 58,9 Pro- zent (mit Plazebo 27,6%, p = 0,001) eine mindestens 50-pro- zentige Besserung im HiSCR-Score (Hidradenitis-Suppura- tiva-Clinical-Response-Score: Abnahme der summierten Anzahl von Abszessen und entzündlichen Knoten, keine Zu- nahme der Zahl von Abszessen allein, keine Zunahme der Zahl der drainierenden Fisteln) (1).

Frühzeitige Diagnose

und kompetente Behandlung

PD Dr. Ahmad Jalili aus Obbürgen (Schweiz) wies darauf hin, dass Frauen häufiger als Männer an HS/AI erkrankten**. Im Vergleich zu anderen dermatologischen Erkrankungen beeinträchtige HS/AI die Lebensqualität besonders stark, deutlich mehr als zum Beispiel die ebenfalls belastende Pso- riasis. Bei Patienten mit Hurley-Stadium II sei in einer Studie

Hidradenitis suppurativa/Acne inversa

Schamhaft versteckte Hautkrankheit früh diagnostizieren und behandeln

Die Hidradenitis suppurativa/Acne inversa (HS/AI) ist mit einer Prävalenz von etwa 1 Prozent keines- wegs eine seltene Erkrankung, wurde aber bis vor Kurzem zu wenig beachtet und oft erst mit grosser zeitlicher Verzögerung diagnostiziert. Betroffene leiden intensiv unter den Auswirkungen dieser schmerzhaften, chronisch intermittierend verlaufenden, nicht ansteckenden Entzündungskrankheit der Haut, die in Arealen mit apokrinen Schweissdrüsen (z.B. Axillen, Inguinal-, Anogenitalregion) von den Haarfollikeln ausgeht. Betroffene Patienten profitieren von einer frühzeitig gestellten, korrekten Diagnose und der kompetenten Behandlung durch HS/AI-Experten.

BERICHT

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Diagnosefragebogen

Mit einem einfachen Fragebogen, der von www.acneinversa.ch in Zusammenarbeit mit der Firma AbbVie den Arztpraxen zur Verfü- gung gestellt wird, können Personen mit wie- derkehrenden, schmerzhaften Abszessen her- ausfinden, ob sie möglicherweise an HS/AI lei- den und deshalb die Zuweisung an einen HS/AI-Experten angebracht ist. Auf der ge- nannten Website sind unter dem Menüpunkt

«Arztsuche» auch Adressen spezialisierter HS/AI-Sprechstunden zu finden.

www.rosenfluh.ch/qr/ai

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BERICHT

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ARS MEDICI 9 | 2018

ein durchschnittlicher DLQI-Wert (Dermatology Life Qua- lity Index) von 13,1 und bei Patienten mit schwerer HS/AI im Hurley-Stadium III ein sehr hoher Durchschnittswert von 20,4 festgestellt worden. Wer als Arzt nicht in einem Zen- trum arbeite, dem HS/AI-Patienten zugewiesen werden, treffe allerdings in der Praxis nicht oft auf diese schwer leidenden Patienten. Betroffene scheinen ihre Erkrankung oft

lange zu verstecken, denn die durchschnittliche Verzögerung, bis sie einen Arzt aufsuchen, betrage 2,3 Jahre, so Jalili. Bis die korrekte Diagnose gestellt wird, verstreichen im Durch- schnitt sogar 7,2 Jahre, und 3,9 Ärzte werden konsultiert.

Der Referent vermutete, dass Hausärzte noch zu wenig mit dem Krankheitsbild vertraut seien, sodass Betroffene erst nach sehr langer Zeit den Weg zum Spezialisten finden. s

Alfred Lienhard Referenz:

1. Kimball AB et al.: Two phase 3 trials of adalimumab for hidradenitis suppurativa. N Engl J Med 2016; 375: 422–434.

Quellen:

* «Meet the experts: A discussion on best approaches for your challenging hidradenitis suppurativa cases», Satellitensymposium der Firma AbbVie im Rahmen des 26. EADV-Kongresses, 15. September 2017 in Genf.

** DACH Evening «Hidradenitis suppurativa and psoriasis: Clinical cases from Germany and Switzerland», Veranstaltung der Firma AbbVie anläss- lich des 26. EADV-Kongresses, 14. September 2017 in Genf.

HS/AI ist eine chronisch-rezidivierende, schmerzhafte, ent- zündliche, eitrige und vernarbende Hauterkrankung, die von Haarfollikeln ausgeht, meist lokalisiert in den Achselhöhlen, an der Leiste, an den Genitalien, in der Gesässfalte, perianal, unter den Brüsten.

Bei den Behandlungskonzepten wurden Fortschritte erzielt, doch sind noch Bemühungen um frühzeitige Erkennung der HS/AI und Überweisung zum Spezialisten nötig.

KURZ & BÜNDIG

Breite Palette von der Fototherapie bis zu innovativen Fixkombinationen

Plaquepsoriasis – topische Therapie im Schatten der Biologika

Brauchen wir die «altmodischen» topischen Therapien mit zeitaufwendigem täglichem Eincremen zur Behandlung der Psoriasis überhaupt noch, wo doch heute hocheffektive systemische Behandlungen verfügbar sind? Diese provokative Frage stellte Prim. PD Dr. Wolfram Hötzenecker, Linz (A), an den Anfang seines Vortrags über den aktuellen Stand topischer Behandlungen und Fototherapien.

Heute ist mit Biologikatherapien sogar eine PASI-Verbesse- rung von 100 Prozent Realität geworden. Aber trotz der gros- sen Erfolge moderner systemischer Therapien würden topi- sche Behandlungen und Fototherapien auch weiterhin benö- tigt, so der Referent. Mit diesen Behandlungsformen könne bei den meisten Patienten mit leichter bis moderater Psoriasis eine ausreichende Kontrolle der Krankheit erreicht werden.

Die überwiegende Zahl der Psoriasispatienten weist aufgrund der Zehnerregel (BSA < 10, PASI < 10, DLQI < 10) eine leichte bis moderate Psoriasis auf. Es gilt auch zu bedenken, dass systemische Therapien Limitationen haben, zum Beispiel aktive oder anamnestische Krebserkrankung, aktive Tuber- kulose, Leberschaden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von to- pischen Behandlungen und Fototherapien ist bei Patienten mit leichter bis moderater Psoriasis günstiger im Vergleich zu systemischen Therapien. Topische Therapien und Fotothera- pien können auch in Kombination mit systemischen Thera- pien genutzt werden.

Topische Therapie mit Kortikosteroiden und Vitamin-D-Analoga

Neben dem altbekannten Dithranol haben sich topische Kor- tikosteroide und Vitamin-D-Analoga bei leichter bis modera- ter Psoriasis als gut wirksam erwiesen. Der Referent empfahl, topische Kortikosteroide (potente der Klasse 3 und sehr po- tente der Klasse 4) nur auf einer kleinen Hautfläche von we- niger als 10 Prozent BSA (body surface area) in einer Menge von maximal 30 g pro Woche anzuwenden. Während 4 Wo- chen kann täglich und anschliessend als Erhaltungstherapie 2-mal pro Woche behandelt werden. Besondere Vorsicht ist nötig bei der Behandlung von Gesicht, Körperfalten und Ge- nitalregion. Bei richtiger Verwendung topischer Kortiko- steroide ist das Nebenwirkungs- und Infektionsrisiko sehr gering. Topische Vitamin-D-Analoga haben ein sehr gutes Sicherheitsprofil. Sie können als Nebenwirkung leichte Haut- reizungen auslösen. Als Kombinationstherapie mit Kortiko- steroiden sind sie hochwirksam. Als Monotherapie eignen sie

Referenzen

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