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Frische Operationswunde

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Academic year: 2022

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Nach operativen Eingriffen wird den Patienten sehr häufig empfohlen, direkten Wasserkontakt mit den Wunden bis zur Entfernung des Hautnahtmaterials zu vermeiden, Und auch in vielen chirurgischen Standardlehrbüchern heisst es: Wunden müssen bis zum Fadenzug trocken gehalten werden. Doch be- steht tatsächlich eine ernsthafte Gefahr für die Wundheilung, wenn sich Patienten nach einer Ope- ration duschen oder waschen und dabei die Primär- nähte Wasser oder Seife aussetzen?

WOLFGANG BLANK

Angehende Ärzte lernen bereits in der Hygienevorlesung, dass aseptische Wunden nach 24 Stunden verschlossen und damit auch für Mikroorganismen unzugänglich sind. Das Duschen oder Waschen mit sauberem Leitungswasser sollte also kein Problem darstellen. Bestätigt wird dies durch einige Studien an postoperativen Patienten.

Duschen schadet nicht

101 Patienten, an denen eine offene Inguinalhernienopera- tion vorgenommen werden sollte, waren in zwei Gruppen unterteilt worden. Der einen Gruppe war postoperativ das tägliche Duschen ohne Wundverband ab dem ersten post- operativen Tag erlaubt (49 Patienten), die Wunde wurde also direktem Wasser- und Seifenkontakt ausgesetzt. Den Patien- ten der Kontrollgruppe (52 Patienten) hingegen war das Du- schen innerhalb der ersten 14 postoperativen Tage untersagt.

Die Häufigkeit des Duschens, die Wundheilung sowie das subjektive Wohlbefinden wurden erfasst (1).

Am 14. postoperativen Tag wurden die Hautfäden entfernt, und die Wundheilung wurde nach vier Kategorien beurteilt:

❖reizlos

❖leichte Hautrötung

❖eitrige Sekretion aus einer Fadeneinstichstelle

❖manifester Wundinfekt.

Wundinfekte zeigen sich meist zwischen dem dritten und fünften postoperativen Tag (2); 95 Prozent der Wundkom- plikationen treten innerhalb der ersten 10 bis 14 Tage auf (3).

Es durfte also angenommen werden, dass zum Zeitpunkt der Fadenentfernung durch den Hausarzt eine mögliche Infek- tion diagnostiziert werden konnte.

Das Wohlbefinden steigt

Im Rahmen der prospektiven Studie liessen sich zwischen den beiden Gruppen bezüglich der postoperativen Wundheilung keine Unterschiede nachweisen. Antibiotikabedürftige In- fekte traten in beiden Gruppen nicht auf. Direkter Wasser- kontakt scheint die Wundheilung demnach nicht zu beein- flussen. Die Möglichkeit, duschen zu dürfen, wurde von allen Patienten sehr geschätzt und auch ausgenützt. Das Dusch- verbot hingegen wurde von mehr als der Hälfte der Patienten als Nachteil empfunden.

Die Autoren befürworten das Duschen nach Durchführung eines selektiven Eingriffs, weil dadurch die Patientenhygiene und das subjektive Wohlbefinden der Patienten erhöht wer- den können.

Zu einem ähnlichen Resultat kommt eine weitere Studie mit insgesamt 770 Patienten, die sich einer operativen Sanierung

Fortbildung

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Frische Operationswunde

Wann ist Duschen erlaubt?

Merksatz

❖Duschen nach dem zweiten postoperativen Tag hat keinen nachteiligen Einfluss auf den Gesamtheilungsverlauf.

Kasten 1:

Vorsicht bei

immunsupprimierten Patienten

Der ehemalige Leiter des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg, Prof. Dr. Franz Daschner, empfiehlt, die Patienten nur mit Flüssigseifen bekannter Hersteller duschen zu lassen, von denen man weiss, dass sie ein hautverträgliches Konservierungsmittel enthalten, um ein Keimwachstum zu verhindern. Bei extrem abwehrgeschwächten Patienten, zum Beispiel nach Organ- transplantation, rät Daschner zur Vorsicht, weil es Berichte über wasserassoziierte Legionellen- beziehungsweise Pseudomonas-aeruginosa-Wundinfektionen gibt. Ausge- dehnte Ope rationswunden sollte man in diesen Fällen zu- mindest in den ersten Tagen während des Duschens mit einem Folienverband abdecken (5).

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des epifaszialen Venensystems bei Varikosis unterzogen.

Auch in dieser prospektiven randomisierten Untersuchung wurde geprüft, ob der frühzeitige Wasserkontakt die post- operative Wundheilung beeinflusst (4).

Auch Duschgel ist erlaubt

Für den Vergleich waren drei Patientengruppen zusammen- gestellt worden. In der ersten Gruppe war postoperatives Du- schen vor Entfernung des Hautnahtmaterials nicht erlaubt.

Die zweite Gruppe durfte mit Wasser ohne Zusatz von Seifen oder Duschgel duschen. Und der dritten Gruppe war das Duschen mit Duschgel gestattet.

Bei den nachuntersuchten varizenoperierten Patienten kam es in keinem Fall zu einem tiefen Wundinfekt, unabhängig davon, ob die Wunde ab dem zweiten postoperativen Tag Kontakt mit Wasser mit oder ohne Duschmittel hatte oder nicht. Duschen nach dem zweiten postoperativen Tag hat kei- nen nachteiligen Einfluss auf den Gesamtheilungsverlauf, kann aber den Patientenkomfort steigern. Etwa 90 Prozent der Patienten empfanden es als grosse Erleichterung, duschen zu können.

Ärzte sollten ihre Patienten schon bei der präoperativen Un- tersuchung darauf hinweisen, dass Duschen oder Waschen schon bald nach dem Eingriff wieder möglich ist. Vorsicht ist allerdings bei immungeschwächten Patienten oder nach Or- gantransplantation angebracht. Hier sollte in den ersten Tagen nach der Operation ein wasserabweisender Folienver- band verwendet werden (siehe Kasten 1). ❖

Dr. med. Wolfgang Blank Facharzt für Allgemeinmedizin Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin der Technischen Universität München D-94259 Kirchberg

Interessenkonflikte: keine deklariert

Literatur unter www.allgemeinarzt-online.de/downloads

Diese Arbeit erschien zuerst in «Der Allgemeinarzt» 12/2010. Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

Kasten 2:

Leitungswasser

auch zur Wundreinigung geeignet

Es gibt keine Evidenz, dass die Verwendung von Leitungswasser für die Wundreinigung das Risiko für Wundinfektionen erhöht oder die Wundhei- lung beeinträchtigt. Leitungswasser kann somit als eine kostengünstige Alternative zu steriler isotonischer Kochsalzlösung betrachtet werden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Hamburg. Sie hatten im Rahmen des Projekts «Evidenzbasierte Gesundheitsversor- gung» (EVIBAG) mehrere internationale Studien ausgewertet, die der Frage nachgingen, welche Lösungen am besten für die Reinigung von akuten und chronischen Wunden geeignet sind (6).

Referenzen

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