• Keine Ergebnisse gefunden

der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

684 I SONDERBEITRÄGE /

SPECIAL ARTICLES

© Anästh Intensivmed 2006;47:684 DIOmed Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Zusammenfassung: Der Beitrag bietet biografische Informationen zum Gründungs- mitglied der DGA Dr. Felix Herbert Ungar (1903-1975).

Schlüsselwörter: Anästhesiegeschichte – Deutsche Gesellschaft für Anaesthesie – Gründungsmitglieder.

Summary:This paper presents biographi- cal information related to Dr. Felix Herbert Ungar (1903-1975) who was founder member of the German Society of Anaesthesia in

1953.

Keywords:Anaesthesia history – German Society of Anaesthesia – Founder members.

Dr. Felix Herbert Ungar wurde am 30.03.1903 in Wien ge- boren. Nach dem Abitur nahm er in Wien 1922 das Medi- zinstudium auf, das er ab dem Wintersemester 1924 an der Universität Basel fortsetzte und 1930 mit dem medizini- schen Staatsexamen an der Universität Innsbruck beende- te. Im gleichen Jahr promovierte er an der Universität Inns- bruck zum Dr. med. Im April 1932 ließ er sich in Wien als Arzt für Allgemeinmedizin nieder. Er dürfte schon bald nach der Besetzung Österreichs durch deutsche Truppen im März 1938 als Mischling I. Grades beruflichen Pressionen ausgesetzt gewesen sein, so dass er an eine Emigration ins europäische Ausland dachte. Auf der Durchreise nach Holland, wohin er zur Behandlung einer Patientin gerufen worden war, gelangte Felix Ungar am 14. August 1939 nach Basel. Nach einem Treffen mit einem Schweizer Studienfreund wollte er am 25. August mit einem Flugzeug der Swissair nach Rotterdam weiter reisen. Aufgrund der sich zuspitzenden politischen Lage war dies aber nicht mehr möglich. Die Eidgenössischen Militärbehörden hatten das Flugzeug zwischenzeitlich beschlagnahmt. Eine Rück- kehr nach Wien war für Ungar ebenfalls nicht mehr denk- bar, da er – wie aus einem Brief an die Kantonale Fremden- polizei in Basel aus dem Jahre 1940 hervorgeht – „zuver- lässige Mitteilungen darüber erhalten [habe], dass Unter- suchungen der deutschen Behörden [gegen mich] im Gange wären“ und [ich] „sogar zum Tode verurteilt“ wor- den sein soll. „Der Grund, den ich mir denken kann, kann einzig der sein, dass ich in meiner ärztlichen Praxis mit nahen Verwandten des deutschen Reichskanzlers zu tun hatte (Geschwister Kinder), die nicht für ihn eintreten, und die sich persönlich von ihm abgewendet haben, seitdem eine Tochter aus einer Familie in München auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Um diese Geschichte weiß ich, wenn sie auch im Dunkel bleibt.“ Ungar bezog sich mit sei- nen Aussagen offenbar auf den Freitod von Geli Raubal, einer Nichte Adolf Hitlers. Ihr Suizid im September 1931 hatte damals zu Spekulationen Anlass gegeben und Hitler selbst zu gerichtlich erzwungenen „Richtigstellungen“ in Münchner Tageszeitungen veranlasst.

In den folgenden Jahren war Felix Ungar wie viele andere Emigranten oder Staatenlose trotz der Unterstützung durch seinen Studienfreund der permanenten Gefahr einer Ausweisung durch die Schweizer Behörden ausgesetzt.

Um die Gefahr einer Abschiebung nach Deutschland zu verringern, gründeten Freunde im Frühjahr 1943 die

„Vereinigung zur Förderung der Krebsforschungsarbeit Dr.

Felix Ungars“. Sie setzten sich aber auch dafür ein, dass er seine Forschungen am Bürgerspital in Basel durchführen konnte, wobei er hierbei von dem Sauerbruch-Schüler Carl Henschen und seinem Nachfolger Otto Schürch unter- stützt wurde. Vom Januar 1952 bis zum 30. September 1959 war Felix Ungar, wie es in der erhalten gebliebenen

„Personalkarte“ des Baseler Spitals heißt, „provisorisch“

an der I. Chirurgischen Abteilung angestellt. Seine For- schungstätigkeit war jedoch nicht unumstritten. Nach dem Kriege stellte Felix Ungar erstmals Ergebnisse seiner „bio- logischen Krebsbekämpfung“ vor, in deren Folge er eine offizielle Einladung auf den 4. Internationalen Kongress für Krebsforschung 1948 in St. Louis erhielt. Seine Aus- führungen über „Abwehrprozesse des Körpers gegen Tumoren“ fanden hier allgemeine Beachtung, so dass die Schweizerische Rundschau für Medizin in einem Kon- gressbericht Felix Ungars Vortrag als den „meistbeachte- ten des Kongresses“ bezeichnete.

Weshalb Felix Ungar an der Gründungsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie auf dem Chirurgenkongress in München teilnahm, muss wie viele weitere Fragen zu seiner Vita bislang unbeantwortet blei- ben. Ungeklärt ist auch, warum sein Name auf der Grün- dungsurkunde eingeklammert ist. Wir vermuten, dass er als österreichischer Staatsangehöriger kein Mitglied der DGA werden konnte. Seine Unterschrift – an letzter Stelle – war also vermutlich ein Akt der Solidarität mit den deut- schen Kollegen. Dass er eine anästhesiologische Fach- ausbildung begonnen hat, ist eher unwahrscheinlich. Nach der Heirat mit der aus Konstanz stammenden Hildegard Gerda Brachat im Jahre 1951 betrieb er später eine allge- meinärztliche Praxis. Dr. Felix Herbert Ungar verstarb am 2.

April 1975 in Basel.

Danksagung

Die Autoren danken Herrn Dr. H. Wichers, Leiter Benutzung und Bibliothek des Staatsarchivs des Kantons Basel-Stadt, sowie Frau R. Kerschbaumer vom Personaldezernat des Universitätsspitals Basel für die Überlassung von Informationen und der Abbildung.

Literaturauf Anfrage.

Korrespondenzadresse:

Priv.-Doz. Dr. Michael Goerig

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, D-20240 Hamburg

Tel.: 040 / 428034571 / Fax: 040 / 428034571

E-Mail: goerig@uke.uni-hamburg.de

Die Gründungsmitglieder

der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie

Biografische Notizen – 35. Folge: Dr. Felix Herbert Ungar (1903-1975)

M. Goerig1und W. Schwarz2

1 Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg (Direktor: Prof. Dr. A. E. Goetz)

2 Anästhesiologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

„ Landeschefin Sabrina Kunz freut sich darüber, dass neben den zehn Absolvent:innen des Masterstudiengangs an der Deutschen Hochschule Polizei auch eine Absolventin eines

Im Vorfeld der Innenminis- terkonferenz haben wir verdeutlicht: Wer jeden Tag bei seinem alltäglichen Dienst mit Menschen zu tun hat, die sich teilwei- se bewusst und offensiv

Die Debatte über Polizei in einem digitalen Raum kann auch an der Frage fest gemacht werden, ob das Internet nun ein rechtsfreier Raum ist oder nicht.. Bereits 2010 hatte

Nach seiner Habilitation wandte sich Friedrich Kootz ganz der Chirurgie zu und übernahm eine Oberarztstelle bei Rudolf Geißendörfer an der Chirurgischen Universitäts- klinik

Neben seiner Weiterbildung in der Chirurgie und Urologie wurde er für die Anästhesie eingesetzt und erhielt Gelegenheit, seine Kenntnisse und Fertigkeiten auf diesem Gebiet – wie

Obwohl ihm die Tätigkeit in der Anästhesie sehr gefiel, bestand für ihn aber an der Chirurgischen Universitätsklinik in Münster zu dieser Zeit noch keine Weiterbildungs- möglichkeit

Erstaunlicherweise finden sich in den bisherigen Publikationen über die Gründung der DGA lediglich 42 Namen (3, 16, 17).Ein Ziel des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Ge-

Nach Beendigung seiner turnusmäßigen Zeit in der Anästhesie setzte Heinz Georg seine chirurgische Weiterbildung fort, die er 1957 mit der Facharztaner- kennung für Chirurgie