Spektroskopie
im IR- und UV/VIS-Bereich Raman-Spektroskopie
Dr. Thomas Schmid HCI D323
schmid@org.chem.ethz.ch
http://www.analytik.ethz.ch
Raman-Spektroskopie
Chandrasekhara Venkata Raman Entdeckung des Raman-Effekts 1928 Nobelpreis 1930
Spektroskopie
Emission von Strahlung nach Absorption
Ablenkung der Strahlung durch Partikel oder Moleküle (elastisch oder inelastisch)
Transmission Lumineszenz
(z.B. Fluoreszenz)
Reflexion
Anregung
Elastische Lichtstreuung = Rayleigh-Streuung Inelastische Lichtstreuung =
Raman-Streuung
Raman-Spektroskopie
Raman-Spektroskopie
Raman-Spektrum von CCl4 (Anregung mit Ar-Ionen-Laser bei 514.5 nm)
Raman-Spektroskopie
! ! ( Raman ) = ! ! ( ) IR
Unterschiedliche Auswahlregeln bewirken unterschiedliche Bandenintensitäten
Auswahlregeln
Banden sind IR-aktiv, wenn sich während der entsprechenden Schwingung das Dipolmoment des Moleküls ändert.
Beispiel CO2
Symmetrische Streckschwingung: IR-inaktiv ✖ Antisymmetrische Streckschwingung:
IR-aktiv ✔
Deformationsschwingung:
IR-aktiv ✔
http://www.chemgapedia.de – Methoden zur Beobachtung von Molekülschwingungen
http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/3/anc/ir_spek/methoden.vlu.html
Auswahlregeln
Banden sind Raman-aktiv, wenn sich während der entsprechenden Schwingung die Polarisierbarkeit des Moleküls ändert.
Beispiel CO2
Antiymmetrische Streckschwingung: Raman-inaktiv ✖ Symmetrische Streckschwingung: Raman-aktiv ✔
http://www.chemgapedia.de – Methoden zur Beobachtung von Molekülschwingungen
http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/3/anc/ir_spek/methoden.vlu.html
Auswahlregeln
1) Moleküle mit Inversionszentrum (Symmetriezentrum):
Beispiele: CO2, Benzen
Banden können nur entweder IR- oder Raman-aktiv sein
IR-aktive Schwingungen: antisymmetrisch zum Symmetriezentrum
(Beispiel: νas von CO2)
Raman-aktive Schwingungen: symmetrisch zum Symmetriezentrum
(Beispiele: νs von CO2, ring breathing mode von Benzen)
2) Allgemein
Schwingungen können sowohl IR- als auch Raman-aktiv sein.
Meistens sind intensive IR-Banden schwach im Raman-Spektrum und schwache IR-Banden intensiv im Raman-Spektrum.
Raman-Spektroskopie
Vorteile:
• Anregung mit UV, VIS oder NIR
konventionelle Linsenoptik rel. einfach kombinierbar mit Mikroskopie
• Räumliche Auflösung eines Mikroskops ≈ λ/2 (theoretisch) bis λ (typisch)
VIS-Raman-Mikroskop: ca. 200–500 nm, IR-Mikroskop: ca. 1–10 µm
• Wasser ist ein sehr schwacher Raman-Streuer
wässrige / biologische Proben sind im Gegensatz zu IR kein Problem
Nachteile:
• Geringe Intensität von Raman-gestreutem Licht
Laser als starke Lichtquellen und oft lange Messzeiten notwendig
• Enthält die Probe fluoreszierende Substanzen, ist die Fluoreszenz meist viel intensiver als die schwache Raman-Streuung
evtl. andere Laser-Wellenlänge verwenden (z.B. NIR), aber Intensität(Raman) ∝ ν(Laser)4
Raman-Mikroskopie
473 nm 532 nm 633
nm
NTegra SPECTRA
TMRaman-Mikroskop von NT-MDT
Raman-Mikroskopie
Anwendungsbeispiel: Untersuchung von Dünnschliffproben der Balustrade um das ETH-Hauptgebäude
(Kunststein mit grünem Pigment)
Raman-Mikroskopie ermöglicht die gezielte Analyse mikroskopisch kleiner Strukturen
20 µm
Raman shift /cm-1
Intensity /a.u.
Referenzspektrum Viridian
I.M. Bell et al., Spectrochim. Acta
53 (1997) 2159
Spektrenvergleich ergibt:
Grünpigment ist Viridian (Cr2O3 · 2 H2O)
λLaser = 632.8 nm ca. 1 mW
Messzeit: 5 min
Erbaut: 1858–1864 Gottfried Semper Umbau: 1915–1925 Gustav Gull
(u.a. Kuppel und neue Fassade)
Raman-Mikroskopie
CH CIS
CA CIS
Carbon
CuxSy
CH CIS CA CIS
CuxSy Carbon
Anwendungsbeispiel: Untersuchung von Querschnitten von Dünnschicht-Solarzellen.
CH CIS und CA CIS sind zwei Kristallstrukturen des Solarzellenabsorbers CuInS2
Raman-Mikroskopie ermöglicht „chemische Bildgebung“
λLaser = 632.8 nm ca. 5 mW
Messzeit: 12 s pro Spektrum ca. 21 h für 80x80 Pixel T. Schmid et al., Physica Status Solidi A 206 (2009) 1013.
Raman-Mikroskopie
Anwendungsbeispiel: Untersuchung von Cyanobakterien-Aggregaten
Raman-Mikroskopie ermöglicht „chemische Bildgebung“
(a) Rasterkraftmikroskopie(atomic force microscopy, AFM)-Bild eines Cyanobakterien-Aggregats (AFM ist ein im Nanometerbereich auflösendes bildgebendes Verfahren)
(c) Raman-Bild: Intensitätsverteilung der Hauptbanden von β-Carotin Hauptbanden des Pigments β-Carotin im Raman-Spektrum:
1155 cm-1 ν(C-C) und 1515 cm-1 ν(C=C) (b) Überlagerung von AFM- und Raman-Bild
Die Pfeile zeigen zwei identisch aussehende Zellen, von denen nur eine das Pigment enthält
β-Carotin
λLaser = 532 nm Messzeit: 6 s pro Spektrum ca. 11 h für 80x80 Pixel