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Research Collection

Doctoral Thesis

Ueber Anilinschwarz

Author(s):

Dorogi, Stefan Anton Publication Date:

1909

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https://doi.org/10.3929/ethz-a-000088717

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ETH Library

(2)

Über Anilinschwarz.

Von der

Eidgenössischen polytechnischen Schule

in Zürich

zur Erlangung der

Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften

genehmigte Promotionsarbeit

vorgelegt von

Stefan Anton Dorogi

dipl.Chemiker

aus Budapest.

Referent Herr Prof.Dr. R. Willstätter.

Korreferent: HerrProf. Dr. M.Ceresole.

ZÜRICH 1909

Buch- und Kunstdruckerei Jean Frey.

(3)

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(4)

Vorliegende Arbeit wurde vom Sommer-Semester 1908 bis Winter- Semester 1909 im ehem. analyt. Laboratorium des eidg. Polytechnikums ausgeführt.

Es sei mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer

Herrn Prof. Dr. R. WILLSTÄTTER

für seinen regen Beistand, den er mir im Laufe der Arbeit zu Teil

werden liess, auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszu¬

sprechen.

Der Verfasser.

(5)

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(6)

Inhalts-Verzeichnis.

Seite

Einleitung 7

Theoretischer Teil.

I. Theorie der Oxydation von Anilin zu Chinon 14

Phenylhydroxylamin 16

Anilinschwarz 16

II. Zur Kenntnis von Anilinschwarz 18

A. Schema der Kondensation 18

B. Zusammensetzung von Anilinschwarz 22

1. Sauerstoff-Verbrauch 23

2. Die Ausbeute 23

3. Elementaranalyse 24

III. Die Stufen von Anilinschwarz 24

1. Dreifach-chinoides Anilinschwarz 26

2. Vierfach-chinoides Anilinschwarz 26

3. und 4. Hydrolysiertes dreifach- und vierfach-chinoides Anilin¬

schwarz 28

IV. Emeraldin 29

V. Die technische Erzeugungvon Anilinschwarz 31

Experimenteller Teil.

I. Abschnitt.

Dreifach-chinoides Anilinschwarz 33

A. Bichromatschwarz 33

1. Sauerstoffverbrauch für die Bildung von Schwarz 33

2. Darstellung von Bichromatschwarz 34

3. Reinigung 35

4. Trocknung 36

5. Analytische Angaben der Literatur 36

6. Neue Analysen 37

7. Eigenschaften von dreifach-chinoidem Bichromatschwarz ... 38

8. Salze von Bichromatschwarz 39

B. Persulfatschwarz 41

C. Chloratschwarz 41

(7)

- 6 II. Abschnitt.

Seite

Vierfach-chinoides Anilinschwarz 42

1. Durch Nachoxydieren von Anilinschwarz 42

2. Nach dem Verfahren von Qreen 43

3. Nach der Vanadin-Chloratmethode 43

4. Beschreibung und Analyse 44

III. Abschnitt.

Hydrolysiertes Anilinschwarz 45

1. Hydrolyse von Anilinschwarz 45

2. Hydrolysiertes dreifach-chinoides Anilinschwarz 46 3. Hydrolysiertes vierfach-chinoides Anilinschwarz 47

IV. Abschnitt.

Verhalten der Anilinschwarzstufen gegen Chlorwasserstoff .... 49

V. Abschnitt.

Oxydation zu Benzochinon 51

1. Quantitative Bestimmung von Chinon 51

2. Oxydation von Anilin und Anilinschwarz mit Bichromsäure . . 52 3. Oxydation der Anilinschwarzstufen mit Bleisuperoxyd .... 54

4. Oxydation von Phenylhydroxylamin 55

Anhang.

Die Schwefelsäureschmelze von Anilinschwarz 56

Bibliographie 59

(8)

Einleitung.1)

Das von Unverdorben im Jahre 1826 entdeckte Anilin erweckte unter den Naturforschern der vierzigerJahre ein sehr lebhaftes Interesse.

Der reduktive Abbau des Indigos zuAnilin einerseits und dessen leichte

oxydative Überführung in gefärbte Produkte und in Chinon anderseits, täuschte den Chemikern leicht die Muttersubstanz des Indigos und des

Chinins vor. Diese überaus wichtigen und wertvollen Substanzen, deren Synthese zu entdecken sehr verlockend war, verleitete die Forscher zu den mannigfaltigsten Operationen mit Anilin.

Die Fähigkeit des Anilins, mit Oxydationsmitteln tiefgefärbte Pro¬

dukte zu liefern, wurde bereits von seinen Entdeckern und ersten Er¬

forschern, so 1834 von Runge und eingehender 1840 von Fritzsche festgestellt. Es wurden sogar diese Reaktionen für Anilin so charak¬

teristisch gefunden, dass Beissenhirtz2) 1858 als Anilinprobe sie em¬

pfiehlt.

Die Suche nach der Chininsynthese führte Perkin im Jahre 1856

zur Entdeckung des Mauveïns, welches durch kalte Oxydation von

Anilinsulfat mit Bichromat neben einer grossenMenge einer unlöslichen schwarzen Masse entsteht. Die praktischen Erfolge dieser Entdeckung

zogen die Erforschung des Verhaltens von Anilin gegen die verschie¬

densten oxydativen Agentien nach sich. So gewann man auch schliesslich mehr oder weniger lösliche Produkte, die aber gar keinen Farbstoffcharakter besassen.

Erst viele Jahre später (im Jahre 1862) kamen Crace, Calvert und Clift und gleichzeitig Willm zur glücklichen Idee, diese durch Unlös¬

lichkeit und tiefe Färbung ausgezeichneten Produkte auf der Faser selbst x) Eine umfassende Bibliographie und einAutorenregister derwichtigsten

literarischen Quellen und Patente befindet sich am Schluss.

2) Die Beissenhirtz'sche Probe, bei welcher Anilin In konz.H2S04 gelös

mit einem Tropfen Bichromatlösung eine rein kornblumenblaue Lösung liefert, beruht nicht auf der Bildung vonAnilinschwarz, welches in konz.H2 S04 gelöst, bekanntlich eine rotviolette Färbung gibt.

(9)

8

zu erzeugen. So erzielten sie im saueren Bade eine lebhaftgrüne Fär¬

bung, nach ihrerBenennung die Emeraldinfarbe, welche durch alkalische Bäder dunkelblau, „azurinfarbig", wurde. Aber eben dieser Farbunter¬

schied zwischen Base und Farbsalzstufe verhinderten die Anwendbarkeit dieser Art der Färbungen, denn schon die atmosphärische Einwirkung vergrünte die Azurinfärbung, und die Emeraldinfarbe verträgt ein kaltes

Seifen nicht, ohne zu verblauen.

Die Färberei braucht ein permanentes Schwarz, und ein solches wurde in den schwarzen Rückständen der Mauvemfabrikation vorge¬

funden, welche pulverisiert zum Albumindruck viel angewendetwurden.

Man hatte auch Methoden für die Darstellung von „Albumindruck¬

schwarz in Pulverform" aus Anilin ausgearbeitet, dessen „quantitative

Ausbeuten" noch um 30 bis 40 Prozent mineralische Asche, aus den angewendeten Oxydationsmitteln stammend, vergrössertwar. Aber selbst diese, manchmal durch sehr brutale Operationen (Siedehitze, sehr konz.

Lösungen) präparierten Schwarze waren nicht absolut unvergrünlich.

Man meinte, dass die Vergrünung durch die mineralische Beimengung

verursacht wurde.

Englands hochentwickelte Textilfärberei erzeugte schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein sehr schönes Anilin¬

schwarz, zum Teil nach geheimen Verfahren und zum Teil nach der

wichtigen Kupfer-Chloratmethode von Lighfoot (1863). Letzteres Ver¬

fahren enthielt bereits sämtliche Prinzipien der heutigen Methoden,

Anilinschwarz auf der Faser selbst zu erzeugen, war sogar mit einer kalten Nachbehandlung mit verdünnter Chlorkalklösung verknüpft, allein

es teilte mit allen zu jenerZeit angewandten Verfahren den Fehler des

Vergrünens. Die Erscheinung des Vergrünens ist selbst in derheutigen

Anilinschwarztechnik noch nicht vollkommen überwunden. Sie basiert wahrscheinlich auf der Fähigkeit gewisser Oxydationsstufen des Anilin¬

schwarzes, mit Säuren, namentlich mit schwefliger Säure grüngefärbte

Salze zu bilden, daher die sehr rasche Vergrünung bei zu jener Zeit

noch ungenügend oxydierten Anilinschwarzfärbungen durch Einwirkung

von Schweiss und der Atmosphärilien.

Im Jahre 1865 gaben A. Paraf (Mülhausen) und 1871 A. Müller

(Zürich) Rezepteüber Anilinschwarz inSubstanz. DasPrinzipdes letzteren stammt aus Lighfoots Vorschrift.

Das erste wirklich brauchbare Schwarz wurde in Frankreich von S. Grawitz im Jahre 1874 patentiert. Er arbeitete nach bekanntenMustern,

(10)

- 9

indem er in Gegenwart von Eisen- und Kupfersalzen mit löslichen

Chloraten bei geringem Säureüberschuss die Färbung auf der Faser erzeugte. Das Verfahren war aber nur durch sein streng geheim gehal¬

tenes Unvergrünlichmachen, d. h. durch eine Nachbehandlung, wirklich

brauchbar.

Die ersten praktischen Erfolge lenkten bald das Interesse auf das

Anilinschwarz, aber die Theorie ist hier weit hinter der Praxis zurück¬

geblieben. Die praktischen Forscher verfolgten inersterLinie die besten

Bildungsbedingungen, auch wollten sie das Unvergrünlichmachen heraus¬

finden.

Das Geheimnis des Unvergrünlichmachens, nämlich eines saueren

Oxydationsbades bei 75°, ist von der Firma Kœchlin Frères wegen

persönlicher Differenzen mit S. Grawitz 1877 veröffentlicht und preis¬

gegeben worden.

In der Folge wurde den Bildungsbedingungen sehr eifrig nach¬

geforscht und besonders die Rolle der metallischen Überträger bei der Erzeugung brauchbarer Anilinschwarze von A.Guyard und Witz im Jahre 1876 gründlich ermittelt, ja sogar überschätzt, denn sie meinten, dass eine Schwarzbildung ohne Metallkatalyse nicht stattfinde.

Hingegen lieferten Coquillion und Goppelsröder im Jahre 1875

den Nachweis, dass Anilinschwarz auch ohne jegliche Metallkatalyse

aus Anilinsulfat in Platingefässen durch Einwirkung des elektrischen Stromes direkt entsteht, und Rosenstiel (1876) bewies, dass die Metall¬

katalysatoren nur das schnelle Zersetzen der Chlorsäure herbeiführen, denn es bildete Chlorsäure auch ohne Katalysator Schwarz.

Die schnell entwickelte Färbertechnik konnte jetzt mittels Anilin¬

schwarz schöne echte Färbungen erzielen, aber derChemismus desselben

war vollkommen rätselhaft. Es war dies auch begreiflich; die Fabriken hüteten sich, ihre geheimgehaltenen Verfahren und Erfahrungen zu ver¬

öffentlichen, und die sich damit beschäftigten und dadurch wichtige Kenntnisse hatten, widmeten diese lieber der Praxis.

Um aber die Forscher auch in wissenschaftlichem Sinne anzu¬

regen, schrieb der „Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses" in Preussen im Jahre 1876 eine Preisaufgabe über „Anilinschwarz" aus.

Dies gab auch den richtigen Anstoss zur gründlichen Untersuchung auf

diesem dunklen Gebiete, wobei Nietzki und Kayser (1876—1878) für

ihre grundlegenden Arbeiten den Preis teilten.

(11)

- 10 -

Bei diesenArbeiten wurde zuerst versucht, analysenreines Präparat

herzustellen und diewichtigsten Eigenschaften der Base und deren Salze

zu ermitteln, ferner ihre Analysen durchzuführen. Aber nicht einmal die richtige empirische Zusammensetzung der Base konnte festgestellt werden, geschweige ihre Konstitution.

Die Unzulänglichkeit der empirischen Befunde hat zuerst Nietzki

wahrgenommen, indem er bei den Elementaranalysen konstantzu wenig

Wasserstoff gefunden hat.

Goppelsröder hat auf Grund der eigenen, sowie vonNietzki's und

Kayser's analytischen Daten die spekulativen Formeln

NH-{ VNH oder

NH-{ )-NH

N—N-

1 I

aufgestellt.

Führte auch die Theorie zu keinem erfolgreichen Resultat, so

arbeitete die Praxis unermüdlich weiter. So kamen auch die Homologen

des Anilins an die Reihe und wurden auf ihre Farbwirkung untersucht.

Gemäss den Untersuchungen von Prud'homme im Jahre 1879 liefert

ausschliesslich das Anilin schöne brauchbare Färbungen.

Das bei der Nachbehandlung (Dämpfen, Hängen) auftretende Salz¬

säuregas und das eventuell entstehende Chlor führten Liechti und Suida

(1884) zu der Annahme, dass das unvergrünliche Schwarz ein Chlor¬

derivat sei. Durch ihre Darstellungsmethoden (grosser Chlorüberschuss)

fanden sie diese Annahme bestätigt. Auch fanden sie nachoxydiertes

Schwarz sauerstoffhaltig.

Diese Ansichten wurden von Nölting und Brandt, die verschiedene technische Schwarze untersuchten, bestätigt.

Vom chemischen Mechanismus der Schwarzbildung haben aber

alle diese schönen, mühevollen Arbeiten kein klares Bild gegeben.

Es wurden zwar Schwarze von der mannigfaltigsten Herkunft und den verschiedenstenEntstehungsbedingungen beschrieben, die aber in Bezug

auf das praktische Ideal der Unvergrünung sehr verschiedenwaren und sich in kein System einreihen Hessen. Die Analyse allein war hier nutzlos, nurdie systematische,stufenweiseSynthese konnte Licht bringen.

(12)

11

Der erste Schritt auf diesem Wege wurde zehn Jahre später von

Caro getan (1896), der durch massige Oxydation von Anilin /7-Phenyl-

chinondiimindargestellthat,das Oxydationsproduktvon/?-Aminodiphenyl-

amin. Caro fand auch, dass farbloses /?-Phenylchinondiimin sich in

saueren Medien leicht zu unlöslichen tiefgefärbten Produkten kondensiert, die von ihm wegen ihres Habitus als „emeraldinartiges Produkt" be¬

zeichnet wurden.

Mehr Interesse fanden in technischen Kreisen die kritischen Unter¬

suchungen der Bildungsbedingungen, ferner die Hänge- und Dämpf¬

methoden der unvergrünlichen Anilinschwarze von E. Knecht im Jahre 1897, wo er die unbedingte Notwendigkeit der saueren Agentien fest¬

stellte.

Als Wohl und gleichzeitig Bamberger im Jahre 1894 die erste fassbare Oxydationsstufe des Anilins, das Phenylhydroxylamin entdeckt

haben und Bamberger mit Tschirner dessen Verhalten gründlich unter¬

sucht hat, lag es nahe, dieses sauerstoffhaltige Produkt als die sehr

reaktionsfähige Grundsubstanz für die weitere Kondensation anzusehen.1)

So gelang es auch Bamberger mit Lagutt, aus Phenylhydroxylamin und

Anilin spurenweise Aminodiphenylamin zu kondensieren, allerdings durch Reaktionsbedingungen, so z. B. Schmelzoperationen, die bei der Anilin¬

schwarzbildung nicht vorkommen. Diese Tatsachen gaben dann zu jener Theorie der Anilinschwarzbildung Anlass, wo Phenylhydroxylamin bezw.

mit der Caro'schen Annahme korrespondierend, /»-Aminodiphenylamin

als Grundsubstanz angesehen wurde.

Diese Theorien führten 1902 Ullrich undFussgänger zu den sehr erfolgreichen Untersuchungen über die Oxydation von /7-Aminodiphenyl-

amin und dessen Homologen zu Anilinschwarzen, deren praktischer Er¬

folg die Einführung des schönen Diphenylschwarzes war.

Ausser der Goppelsröderschen Annahme wurden bis dahin keine

eigentlichen Anilinschwarz-Konstitutionsformeln aufgestellt. Zwar deutet Nietzki, wegen der grossen Chinonausbeute bei derOxydation und wegen des Auffindens von para-Biderivaten bei der Produktion, ein indamin- artiges Verknüpfen der Kerne an, aber er drückte diese Auffassung in

keiner Konstitutions-Formel aus.

Die Bruttoformeln, die Nietzki und auch die anderen Forscher für Anilinschwarz aufstellten, erwiesen sich durch die in den folgenden

') Siehe diese Dissert. Theor. Teil.

(13)

- 12 -

näher zu erörternden Untersuchungen vonWillstätter und Moore als viel

zu niedrig.

Aus gewissen Ähnlichkeiten, welche Anilinschwarz mit einigen

Schwefelfarben haben soll, stellte Vidal im Jahre 1902 die folgende spekulative Formel auf:

OH./~\.NH-( VNH-( VNH-( VNH

Indes es weder der Technik noch den analytischen Forschungen gelingen konnte, die Konstitution des Anilinschwarzes zu ermitteln, ge¬

lang es im Jahre 1906 der synthetischen Methode von Willstätter und

Moore, den richtigen Weg zur Lösung dieser höchst schwierigen Frage

zu finden. Zunächst erbrachten sie den Nachweis dessen, dass das oben erwähnte Phenylchinondiimin von Caro (1896) kein einheitlicher Körper,

sondern ein Gemisch von dieser Substanz mitPhenylchinonmonimin ist.

Folglich konnte das von Caro beschriebene Polymerisationsproduktauch

kein einheitlicher Körper sein. Zum ersten Male wurde das reine Poly¬

merisationsprodukt von Willstätter und Moore dargestellt und zwar aus /;-Aminodiphenylamin durch massige Oxydation. Sie zeigten femer, dass

dieses reine Emeraldin eine kristallisierende blaue Base ist, der auf Grund der Analyse und Molekulargewichtsbestimmung die Formel (C6HBN)4 zukommt. Es hat sich ferner erwiesen, dass nicht dieses Emeraldin selbst imstande ist, sich unmittelbar in Schwarz umzuwan¬

deln, sondern nur ein rotes Oxydationsprodukt desselben, von der Zu¬

sammensetzung (C6H4i/2N)4. Aus diesem Resultat ergab sich, dass die

bis heute aufgestellten Formeln (C6 HBN)x den Tatsachen nicht ent¬

sprechen können und durch die Formel (C6 H4ij2N)x ersetzt werden müssen, ferner dass x in diesem Falle nur ein Multiplum von 4 sein

kann. Willstätter und Moore schlugen für Anilinschwarz auf Grund ihrer Arbeiten die folgende indaminartige Kette vor:

/ \n=/ \_N-/ YnH./~\nh/ \-N:/ W/ \.N:/ \:NH*)

Gegen diese Formel, sich auf die Unbeständigkeit der Indamine stützend, stellte Bucherer im gleichen Jahre eine spekulative Formel auf, wo die Kerne die folgende azinartige Verknüpfung zeigen:

*) Der Ort der beiden mittleren chinoiden Bindungen ist willkürlich an¬

genommen.

(14)

- 13 -

NH2C6H3<^ j^ ^>C6H2<Cjsjh*^6 ^3<\N^^6^8:^

C8 H5 C6 H6 C6 HB 6 B

worin die mit * bezeichnete Stelle den prädisponierten Ort für weitere

Azinbildung bedeute.

Als neuester Fortschritt der Anilinschwarztechnik wird dasGreen'sehe Luftoxydationsschwarz von 1908 genannt, auch publizierte derselbe im Jahre 1909 anlässlich des Chemiker-Kongresses in London die folgende spekulative Ringformel des Anilinschwarzes:

C6H<{J;^JJ*>NH C6H4<JJ:^JJ*>N.C1 C6H4 C6H6nTc1 J)N

Emeraldin Nigranilin ^NH—C6H4'

(CjgH^Na) (Ci8H12N3Cl) Unvergrünliches Schwarz (C24H19N4C1)

(15)

Theoretischer Teil.

I. Theorie der Oxydation von Anilin zu Chinon.

Man nimmt an, der Weg vom Anilin zum Chinon bei der Ein¬

wirkung von Bichromat und Schwefelsäure führe über Phenylhydroxyl¬

amin und Aminophenol.

Im Handbuch von Beilstein1) steht dies mit den Worten: „Bei der Bildung von Chinon aus Anilin sind als Zwischenprodukte Phenyl¬

hydroxylamin und p-Aminophenol anzunehmen. (Bamberger, Tschirner,

B. 31, 1524 [1898].)"

Das Lehrbuch von Bernthsen2) schreibt vom /J-Chinon: „Seine Bildung aus Anilin durch Oxydation lässt sich stufenweise verfolgen:

zunächst entsteht Phenylhydroxylamin, hieraus unter dem Einfluss von

Säure /7-Amidophenol. Aus diesem entsteht bei weiterer Oxydation das

äusserst unbeständige Chinonimid, C6 H40"[NH)", und aus diesem hydrolytisch Chinon."

Und dieMonographie: „Über Chinone und chinoide Verbindungen"

vonJ. Schmidt3) gibt von Nietzki's Verfahren der Oxydation des Anilins an: Diese allbekannte Reaktion durchläuft verschiedene Zwischenstufen und ist, wie E. Bamberger nachgewiesen hat, durch folgendes Schema wiederzugeben:

Q H6 NH2 - /c6 H6N<"2) -> C6 HB NH OH

—* C6 H4<^qj_j —> C6H4^q«.

Diese Auffassung von dem Verlaufe der Oxydation wird also zurückgeführt auf die grundlegenden Untersuchungen von E. Bamberger

über Arylhydroxylamine.

E. Bamberger und F. Tschirner*) isolierten unter den Produkten

der Oxydation von Anilin durchunterchlorige Säure/7-Aminophenol und

•) Ergänzungsband III, S. 255 [1904].

2) Kurzes Lehrbuch der org. Chemie von A. Bemthsen und E. Mohr, X.Aufl., S. 426 [1909].

») 1.c. S. 13 [1907].

4) B. B. 31, 1522 [1898] und Ann. d.Chem. 311, 78 [1900].

(16)

- 15

gründeten hierauf die Ansicht1): „Durch diesen Tatbestand dürfte der Mechanismus der allbekannten Chinonbildung enträtselt sein: Anilin

wird zu Benzochinon, indem es die Zwischenstufe des/7-Amidophenols

durchläuft:

C6 H6 NH2 —>• C6 H-kC^oj-i —> ^6H^C^o'

Offenbar ist aber auch das Amidophenol nicht die erste Etappe

auf diesem Oxydationswege, sondern durch Umlagerung aus zunächst erzeugtem /?-Phenylhydroxylamin hervorgegangen:

Ce H6 NH2 -> C6 H6 NH.OH -> C6 H4<ç"a«.

An einernachfolgenden Stelle2)bemerktenBambergerund Tschirner:

„Die genetischen Beziehungen pbiger Körper gelten natürlich nur für

bestimmte Oxydationsbedingungen."

Diese genetischen Beziehungen zwischen den Oxydationsprodukten

des Anilins erörtert Bamberger in ähnlichem Sinne weiterhin in vielen

gründlichen Arbeiten3) und er gibt in den Untersuchungen*): „Über

den Mechanismus der Umlagerung von Arylhydroxylaminen in Amido- phenole" das folgende genauere Bild von der Entstehung des Amino- phenols unter der Annahme unbeständiger Zwischenprodukte:

H><9H OH

(o>(ö)-oV

M^'

^

MW ' MW

NH(OH)

v

N<7

v

NH y

NH2

Freilich wird in den wichtigen Arbeiten, die ich zitiert habe, nur gezeigt, dass man vom Anilin auf dem Umweg über Phenylhydroxyl-

amin und Aminophenol zum Chinon gelangen kann, ob aber die Oxy¬

dation des Anilins zu Chinon nach der Methode von Nietzki wirklich über die angeführten Zwischenverbindungen führt, das ist nicht unter¬

sucht worden.

Diesen Standpunkt vertritt auch Herr Prof. Bamberger,wie ich auf

Grund einer Mitteilung des Herrn Prof. Willstätter anführen darf.

*) B. B. 31, 1524 [1898].

2) B.B. 31, 1527 Fussnote [1898].

3) E. Bamberger und F.Tschirner, B. B. 32, 1675 [1899].

*) E.Bamberger, B. B. 33, 3600, 3642 [1900]. B. B. 34, 61 [1901]. B. B.

35, 3886 [1902]. B. B. 40, 1893 [1907].

(17)

- 16 -

Phenyl-hydroxylamin.

Phenylhydroxylamin kann bei der Chinonbildung keine Rolle spielen, daes mit Bichromat und Schwefelsäure gar kein Chinon liefert.

Wie aus den Arbeiten von E. Bamberger!) bekanntist, wird das Hydro¬

xylamin von Bichromat und Schwefelsäure in der Kälte einfach zu

Nitrosobenzol oxydiert. Ich kann hinzufügen, dass auch dann kein

oder fast kein Chinonentsteht, wenn Phenylhydroxylamin selbst stunden¬

lang oder einen Tag lang mit 25-proz. Schwefelsäure in der Kälte be¬

handelt wird, ehe man Bichromat einwirken lässt. Die Geschwindigkeit

der Umlagerung in Aminophenol ist eben in der Kälte sehr gering.

Anilinschwarz.

Das Schema:

Anilin—>• Phenylhydroxylamin—=> Aminophenol —>• Chinon

wird dem schon von R. Nietzki2) erkannten Zusammenhang zwischen

Anilinschwarz und Benzochinon nicht gerecht.

Unter den Bedingungen der Oxydation des Anilins nach Nietzki

beobachte ich als erstes Zwischenprodukt Anilinschwarz. Jeder Tropfen

Bichromat erzeugt nämlich in der kalten sauren Lösung sofort den äquivalenten Niederschlagvon Anilinschwarz-sulfat8). Sobald alles Anilin

gefällt ist, wird der Niederschlag vom weiteren Oxydationsmittel ange¬

griffen und zu Chinon oxydiert.

Das so erhaltene Anilinschwarz enthält keinen Sauerstoff. Es ist kein Derivat des Phenylhydroxylamins oder des Aminophenols; in der

Tat liefern diese beiden Verbindungen kein Anilinschwarz.

Aber dann wäre es noch denkbar, dass Phenylhydroxylamin doch

intermediär gebildet und mit Anilin zuAmino-diphenylamin kondensiert würde. Diese Annahme ist in einer Arbeit von W. Nover4) entwickelt

worden. W. Nover führt nämlich unter Berufung auf Bamberger an, dass p-Amidodiphenylamin sich bilde durch Vereinigung von jPhenyl- hydroxylamin und Anilin bei Gegenwart von verdünnter Schwefelsäure oder Alaunlösung nach folgender Gleichung:

C6 H5.NH.OH +C6 H6.NH2=QH5.NH.C6 Ht. NH2+H20.

0 B. B. 27, 1347 und 1548 [1894].

a) B. B. 10,1934[1877];Ann. d.Chem.215,125[1882];B.B.19,1467[1886].

») Siehe J.Fritzsche, Journ. für prakl. Chem. [1] 20, 454 [1840] und 28, 293 [1843].

4) B.B. 40, 288 [1907].

(18)

17

Die Versuche von E. Bamberger und J. Lagutt1) haben aber nur ergeben, dass beim Schmelzen von Phenylhydroxylamin mit Anilin und

Anilinsalz oder beim Kochen von Phenylhydroxylamin mit Anilin in

schwefelsaurer Lösung neben anderen Produkten eine kleineMenge von Amidodiphenylamin auftritt, und dass Amidodiphenylamin auch aus Phenylhydroxylamin allein bei der Einwirkung von Aluminiumsulfat¬

lösung entsteht2). Allein unter den Bedingungen der Nietzkischen

Oxydation und mit der Geschwindigkeit der Anilinschwarz-Bildung reagieren Phenylhydroxylamin und Anilin nicht mit einander.

Das Aminodiphenylamin hält Nover für ein Zwischenprodukt der Bildung von Anilinschwarz aus Anilin. Er schreibt: „Das Verhalten der wichtigsten organischen Base, des Anilins, bei der Oxydation ist

noch nicht völlig aufgeklärt. Man wusste noch nicht, an welcher Stelle in der tabellarischen Zusammenstellung von Bamberger die Emeraldin- und Anilinschwarz-Bildung abzweigt. Mit vorliegender Arbeit ist dieser Punkt gefunden, so dass jetzt das Verhalten des Anilins bei der Oxy¬

dation beinahe vollständig vorliegt. Im Folgenden ist die Tabelle, in die die Abzweigung eingetragen ist, wiedergegeben" :

»C6H6-NH2 -> (C6H6.N<Q2| -> C6H6-NH-OH - C6H6-NO -> C6H5-N02

.+Anilinx

! \

OH

NH2

1

O

O

NH2 C6H6-N—N-C6H5 C6HB.N:N-C6HB

Emeraldin vergrünliches

Anihnschwarz

1

Azophenin

Indulin

Pseudomauvein..«

unvergrünliches

Anilinschwarz

1) B. B. 31, 1500 [1898]; E.Bamberger und F. Tschirner, B. B. 31, 1522 [1898]; Ann. d.Chem.311, 78 [1900].

2) E. Bamberger und F. Brady, Ann. d. Chem.311, 84 Fussnote [1900].

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