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Research Collection

Doctoral Thesis

Ueber Anilinschwarz

Author(s):

Cramer, Carl Publication Date:

1911

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https://doi.org/10.3929/ethz-a-000104590

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ETH Library

(2)

Über Anilinschwarz.

Von der

Eidgenössischen polytechnischen Schule

in ZÜRICH

zur Erlangung der

Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften

genehmigte

PROMOTIONSARBEIT

vorgelegt von

CARL CRAMER, dipl. Chemiker E. P.

aus ZÜRICH.

Referent: Herr Prof. Dr. B. Wülstätter.

Korreferent: Herr Prof.Dr. M.Cérésole.

ZÜRICH 1911 Druck von J.J. Meier

Platte -Fluntern

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(4)

Meinem lieben Freund

Heinrich Kuhn!

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(6)

VorliegendeArbeit wurde imanalytisch-chemischen

Laboratorium des Eidg. Polytechnikums in Zürichvom Frühjahr 1909 bis Winter 1911 ausgeführt. Während dieser Zeit bekleidete ich dort die Stelle eines Unter¬

richtsassistenten.

Es ist mir eine angenehme Pflicht

Herrn Prof. Dr. R.WILLSTÄTTER

unter dessen liebenswürdiger Leitung die Arbeit ent¬

stand, auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen für die wertvollen Ratschläge, die er mir jederzeit in hohem Masse zu Teil werden Hess.

Der Verfasser.

(7)

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(8)

Inhaltsverzeichnis.

Seite

Einleitung 9

Theoretischer Teil /.Stufenweise Reduktion

A. Von Anilinschwarz 16

B. Von hydrolysiertem Anilin-u.Oxydationsschwarz 19

C. Von Green'schem Schwarz 20

D. Chinoider Zustand der Anilinschwarzstufen. . . 21 //. Reduktion von Anilinschwarz nach A. G. Green und

A.E. Woodhead

A. Die Qreen'schen Formeln von Anilinschwarz. . 22

B. Nomenklatur 23

C. Reduktionsmethode 24

D. Die FormelvonAnilinschwarz ist eine offeneKette 25

///. Die Stufen von Anilinschwarz 27

ExperimentellerTeil

/. Methodederquantitativen Bestimmungvonchinoiden and Azogruppen mit Phenylhydrazln-Carbamat

A. Das Reduktionsmittel 29

B. Ausführung der Reduktion 30

C. Selbstreduktion von Phenylhydrazin . . . , . 32

D. Berechnung der N-Zahl 33

E. Prüfung der Methode mit bekannten chinoiden

und Azokörpern 33

//. Redaktion von Anilinschwarz mit Phenylhydrazin

A. Von dreifach-chinoiden» Schwarz (Bichromat-

schwarz) 37

B. Von hydrolysiertem dreifach-chinoiden Schwarz. 38 C. Von vierfach-chinoidem Schwarz

1. Von Chloratschwarz 39

2. Von Green'schem Schwarz 40

D. Von hydrolysiertem vierfach-chinoiden Schwarz 1. Von hydrolysiertem Chloratschwarz .... 42 2. Von hydrolysiertem Green'schem Schwarz . 43

(9)

///. Reduktion von Anilinsdiwarz mit Titantridilorid in der Kälte

A. Ausführung der Reduktion 44

B. Berechnung 45

C. Reduktion der Anilinschwarzstufen

1. Der einfach-chinoiden Stufe 45 2. Der zweifach-chinoiden Oxydationsstufe . . 46

3. Von dreifach-chinoidem Anilinschwarz ... 46 a) Bichromatschwarzvon Willstätteru.Dorogi b) Hydroperoxydschwarz von Qreenu. Wood-

head 46

c) Hydrolysiertes Bichromatschwarz .... 47 4. Von vierfach-chinjidem Oxydationsschwarz

a) Chlo atschwarz vonWillstätter und Dorogi b) NachoxydiertesSchwarz vonWillstätterund

Dorogi 47

IV. Reduktion von Anilinsdiwarz mit Titantridilorid in

der Wärme 50

V. Reduktion von Anilinsdiwarz mit Chromdilorür . . 53 VI. Verhalten der Anilinsdiwarz-Leukobase 53 VII. Verhalten von Anilinsdiwarzgegen Essigsäure und

Ameisensäure 56

VIII. Aufsudien desKatalysators im Green'sdien Schwarz 58 IX. Oxydation von Anilin in schwach organischenSäuren

mit Bichromat . . . . 59

X. DarstellungundReinigungder verschiedenenSchwarz¬

präparate 61

(10)

Einleitung.

Schon im Jahre 1834 fand Runge, dass Anilin mit oxydierend wirkenden Mitteln tiefgefärbteProdukte lieferte. Beissenhirtz schlug sogardiese Tatsache als Anilinprobe vor. 1862 kamen dann Crace, Cal¬

vert und Clift, ebenso Willm auf die Idee, diese unlöslichen, tiefgefärbten Produkte auf der Faserselbst

zu erzeugen. In saurem Bade erhielten sie eine grüne Färbung (Emeraldinfarbe) und in alkalischem Bade eine blaueFärbung(Azurinfarbe). Diese Tatsache erschwerte die Anwendung dieses Farbstoffes in der Praxis, da durchEinwirkung derAtmosphäre und desSchweisses die Emeraldinfarbe vergrünte und die Azurinfarbe gegen Seifen nicht beständig war.

Nun aber fand die Färberei ein permanentes Schwarz in den unlöslichen Rückständen der Mauvei'n- fabrikation, welches in Pulverform zum Albumindruck angewandt wurde. Doch auch diese Schwarzfärbung

war nicht unvergrünlich, den Qrund hiefür schrieb man

den mineralischen Beimischungen des Schwarzes zu.

In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts

war die Textilfärberei Englands schon zur ziemlich hohen Stufe gelangt. Damals wurde schon ein sehr schönes Anilinschwarz nach der wichtigen Kupfer- chlorat-Methode von Lighfoot 1863 dargestellt. Dieses Verfahren enthielt bereits schon die heutigen Prinzipien der jetzigen Methoden, Anilinschwarz auf der Faser

zu erzeugen, es folgte sogar eine Nachbehandlung mit verdünnter Chlorkalklösung, doch kam auch hier immer noch das Vergrünen vor. Auch in der jetzigenAnilin¬

schwarztechnik ist diese Vergrünungserscheinung nicht vollständig verschwunden. Wahrscheinlich sind es

gewisse niedrige Oxydationsstufen von Anilinschwarz,

(11)

10 -

die mit Säuren, besonders schweflige Säure oder Schweiss grün gefärbte Produkte liefern. Daher kam das Vergrünen in frühernJahren vielfach vor, weil die

Oxydation des Anilins zu wenig energisch war.

Erst im Jahre 1874 wurde das erste wirklich brauchbare Schwarz in Frankreich von S. Qrawitz patentiert. Er arbeitete mit löslichen Chloraten bei Gegenwart von Eisen- undKupfersalzen. Darauf folgte noch ein Unvergrünlichmachen, welches Verfahrenaber streng geheim gehalten wurde.

So machte die Praxis von Jahr zu Jahr grosse

Fortschritte, nur die Theorie blieb weit zurück. Die praktischen Forscher untersuchten vorerst die besten

Bildungsbedingungen, auch wollten sie das Unvergrün¬

lichmachen herausfinden. Man glaubte dann, dass in den brauchbaren Anilinschwarzen die metallischen Ueberträgerdiegrösste undwichtigsteRolle spieltenund

man nahm sogar allgemein an, dass ohneMetallkatalyse eine Anilinschwarzbildung absolut ausgeschlossen sei,

was aber bald daraufvon Coquillon und Qoppels-

röder imJahre 1875 gänzlich widerlegt wurde, indem sie den Nachweis lieferten, dass auch ohne Metall¬

katalyse AnilinschwarzausAnilinsulfatinPlatingefässen durch Einwirkung des elektrischen Stromes direkt entsteht.

Um nun den Chemismus des Schwarzes theo¬

retischaufzuleuchten, schrieb der„Verein zurFörderung des Qewerbefleisses" in Preussen im Jahre 1876 eine

Preisaufgabe über Anilinschwarz aus, wobei Nietski und Kayser (1876-1878) für ihre Arbeiten den Preis teilten, doch war das Resultat der Untersuchungen nicht besonders erfolgreich. Sie versuchten vorerst analysenreine Präparate darzustellen, umderenAnalysen durchzuführen.

(12)

- 11 -

Goppelsröder hat dann auf Grund seiner analytischen Daten folgende Formeln aufgestellt:

NH-/ VNH

\ /'

N—N

oder i i

N—N NH< >-NH

Während die Theorie zurückblieb, arbeitete die Praxisunermüdlich weiter. 1879 stellte Prud'homme schöne und brauchbare Färbungen dar. Bei der Nach¬

behandlung (Dämpfen, Hängen) beobachteten dann Liechti und Suida 1884 das Auftreten von Salz¬

säuregas und kamen zum Schlüsse, dass das unver- grünliche Schwarz ein Chlorderivat sei und fanden dann die Richtigkeit ihrer Annahme in ihrenDarstellungs¬

methoden (grosser Chlorüberschuss).

Bald kam man zur Einsicht, dass die Analysen

allein nutzlos seien und dass nur die stufenweise

Synthese zur Kenntnis der chemischen Zusammen¬

setzung von Anilinschwarz beitragen könne. Der

erste Schritt auf diesem Wege wurde 1896 von Caro getan, der beobachtete, dass farbloses p-Phenylchinon-

diimin sich in sauren Agentien leicht zu unlöslichen, tiefgefärbten Produkten kondensiert, die er als „emeral- dinartige Produkte" bezeichnete.

E. Knecht 1897 stellte dann fest, dass die un- vergrünlichen Anilinschwarze unbedingt saure Medien benötigen.

Als nun im Jahre 1894 von Wohl und gleich¬

zeitig von Bamberger die erste fassbare Oxydations¬

stufe des Anilins, das Phenylhydroxylamin, entdeckt

(13)

12 -

wurde, glaubtemanin diesem sauerstoffhaltigenProdukt die Grundsubstanz für die weitere Kondensation erfasst

zu haben. So gelang es auch wirklich Bamberger und Lagutt durch Kondensation von Phenylhydroxyl-

amin mit Anilin, allerdings nur spurenweise und durch Operationen, die in der Anilinschwarztechnik nicht vorkommen (Schmelzoperation) Amidodiphenylamin zu gewinnen. Dieser Befund gab dann der Caro'schen Annahme, p-Amidodiphenylamin als Grundsubstanzvon

Anilinschwarz anzusehen, wieder eine gewisse Be¬

rechtigung.

Daraufhin versuchte nun1902Ullrich und Fuss- ganger durch Oxydation dieses p-Amidodiphenyl- amins zu dem Anilinschwarz zu gelangen, was dann

der Technik zur Einführung des schönen Diphenyl- schwarzes verhalf.

MitAusnahme derCoppelsröder'schenFormeln

sind bis dahin keine AnilinschwarzKonstitutionsformeln aufgestellt worden. Erst im Jahre 1906 gelang es Willstätter und Moore auf synthetischem Wege diese höchst schwierige Frage zu lösen. Zuerstfanden sie, dass das bereits erwähnte Phenylchinondiimin von Caro 1896 kein einheitlicher Körper, sondern ein Ge¬

misch von Diimin mit Monoimin ist, letzteres durch Einwirkung von Wasser gebildet, und kamen dann

zum Schlüsse, dass auch das von Caro beschriebene Polymerisationsprodukt kein einheitlicher Körper sein kann. Das reine Polymerisationsprodukt wurde dann

zum ersten Mal von Willstätter und Moore in reinem Zustand dargestellt und brachten zugleich auch

den Beweis, dass das Anilinschwarz nichts anderes ist als ein noch weiter oxydiertes Polymerisations¬

produkt des Chinonphenyldiimins.

(14)

- 13 -

Willstätter und Moore zeigten, dass das Chinonphenyldiimin bei der Einwirkung von Säuren sich polymerisiert. Sein rotbraunes Chlorhydrat ver¬

liert beim Aufbewahren schon nach einigen Stunden

die Löslichkeit in Wasser und verwandelt sich in ein grünes Produkt, das sie kurzweg Emeraldin benannten.

Dasselbe Polymere lässt sich gewinnen, wenn man

Amidodiphenylamin in saurer Flüssigkeit mit Eisen¬

chlorid oxydiert odernoch reinerundglattermitWasser¬

stoffsuperoxyd und einer Spur Eisenvitriol als Kataly¬

sator.

Die Emeraldinbase (Azurin*) krystallisiert aus ihrer Lösung in Hexan in blauen Prismen. Dieses

Polymerisationsproduktistaus 2 Molekülen des Chi'non- imins gebildet und besitzt die Formel (QiHsN)^ Es zeigte sich aber, dass dieses Emeraldin sich nicht ohne weiteres in Schwarz umzuwandeln im Stande ist, sondern nur ein rotes Oxydationsprodukt, das aus

der blauen Base in kalter benzolischer Lösung mit Bleisuperoxyd gewonnen wird, dem aber die Formel (C6H4v„N)4 zukommt. Dieses rote Imin erleidet unter allen möglichen Bedingungen Polymerisation zu un¬

löslichen schwarzenProdukten,soz.B.beimSchmelzen, beim Kochen mit Säuren, schon beim Stehenlassen mit verdünnten Säuren in der Kälte und besonders glatt bei kurzem Erhitzen mit Wasser im Einschlussrohr.

Die dabei entstehenden Produkte werden als Poly¬

merisationsschwarz bezeichnet.

Aus dem Gefundenen ergab sich dann, dass die bis heute aufgestellte Formel (C6H6N)x den wahren Tatsachen nicht entspricht und durch die Formel ') Grace-Galvert, Lowe und Clift (Engl. Pat. v. 11. Juni 1860) erzeugten durch Aufdrucken von Anilinsalz und Chlorat Emeraldin. Durch ein alkalisches Bad wurde das Dunkelgrün in

ein Blauviolett verwandelt, das die Erfinder „Azurin" nannten.

(15)

14

(C6H4v,N)x zu ersetzen ist, wobei das x ein Vielfaches

von 4 sein kann.

Willstätter und Moore schlugen sodann auf Grund ihrer Beobachtungen folgende indaminartige Kette für Anilischwarz vor:

_/SH'\_/N:\_/:N\_/'N:\__/:NH

Im selbenJahre stelle Bucherer für Anilinschwarz folgende Formel auf:

/NH\ /NH\ /Nv

NH2.CfiH3<^ N >C6H2^ N XC6H3<N^C6H3=N-C6H5

i i i

C6H5 C6H5 C6H5

worin die Kerne azinartige Verknüpfung zeigen. Diese Formelversagt aber,sobald wir das Oxydationsschwarz mit den vier chinoiden Kernen darstellen wollen.

Anlässlich des Chemiker-Kongresses in London im Jahre 1909 hat dann Green folgende spekulative Ringformel für Anilinschwarz vorgeschlagen.

yN . CBr14\ /N :C6rW

(CMH18N8) (C18H12N3C1)

Emeraldin Nigranilin

/ " \.

C6H4 C6H5~N-C1 )N

\ \ /

\nh C(iH/

(C24H19N,C1) Unvergrünliches Schwarz

(16)

15

In einer vor kurzem erschienenen Abhandlung über Reduktion von Anilinschwarz sind aber Green und Woodhead von ihren früheren Ringformeln

wiederum abgekommen und bedienen sich, um ihre Resultate besser deuten zu können, wie sie sagen,

„provisorisch" der Formeln von Willstätter und Dorogi. Willstätter und Dorogi habenbewiesen, dass Anilinschwarz nur para-substituierte Benzolkerne enthält und dass der Farbstoff aus acht Molekülen Anilin durch para-Kondensation gebildet ist, und dass alle Oxydationsstufen von Anilischwarz sich ableiten

von der Leukobase:

>IH-<^_^-li-<^_J>-B-<(_J>-li-<^J>-

Diese Annahme wird von neuem bestätigt durch die BefundemeinerArbeit, indem jedeshöchstoxydierte Schwarz, ebenso diehydrolysiertenDerivate, quantitativ,

stufenweise reduziert werden könnenzueinemweniger oxydierten, hinunter bis zur farblosen Leukobase.

(17)

16 -

Theoretischer Teil.

I. Stufenweise Reduktion.

A. Von Anilinschwarz.

In denUntersuchungen1) über Anilinschwarz wird durch die fast quantitative Oxydation zum Benzochinon bewiesen, dass der Farbstoff nur /Jara-substituierte Benzolkerne enthält. Da bei der Hydrolyse durch

Mineralsäure ein Achtel des Stickstoffs als Ammoniak abgespalten wird, ist das Anilinschwarz aus acht Mole¬

külen Anilin durch /wra-Kondensation gebildet. Die verschiedenen Oxydationsstufen von Schwarz leiten sich daher von der Leukobase ab:

deren wasserstoffärmere Derivate dreifach chionides Anilinschwarz, (C6H4v,N)g = C48Ha6N8, und vierfach

chionides Anilinschwarz, (C6Ü4v,N)8 = C48H3iN8, sind.

Die beiden Oxydationsstufen, die man kurz als Anilin-undOxydationsschwarzbezeichnenkann,unter¬

scheiden sich im Verhalten gegen Chlorwasserstoß.

Die vierfach-chionidenVerbindungen addieren ein Mole¬

kül Chlorwasserstoff im Kern, die dreifach-chioniden nicht.

') I. B. B. 40, 2665 (1907); II. B. B. 42, 2147 (1009);

III. B. B. 42, 4118 (1909).

(18)

- 17

Die Richtigkeit dieser Theorie habe ich durch die Reduktion der verschiedenen Stufen und Sorten

von Anilinschwarz geprüft.

Als Reduktionsmittel eignet sich sehr gut Phenyl¬

hydrazin, das schon bei den verschiedensten Ver¬

bindungen, Chinonen, Azo-, Nitro-, Nitrosokörpern u. a.

oft angewandt worden ist. Um den Gang derReduk¬

tion zu verfolgen, habe ich eine Methode der quanti¬

tativen Bestimmung1) von Chinon- und Azogruppen ausgearbeitet und an einfacheren Beispielen erprobt.

Ich reduziere mit dem Carbamat des Phenylhydrazins in Kohlensäure-Atmosphäre bei bestimmten Tempera¬

turen und messe den entbundenen Stickstoff.

Bei allen Verbindungen der Anilinschwarzgruppe erfolgt die Reduktion in scharf getrennten Phasen- Bei dreifach-chionidem Schwarz, dem Bichromatschwarz, beobachtet man den ersten Schritt der Reduktion durch

Phenylhydrazincarbamat bei 30—45°, dann kommt bei weiterem Erhitzen eine Pause, bis bei etwa 80° eine zweite undbei über 120° einedrittePhase derReduktion erscheint- Die dunkelblaue Base geht in ein schön hellblaues, dann in ein graues, endlich in ein farbloses Produkt über. Die Leukobase wird durch Luftsauer¬

stoff bei Gegenwart einer kleinen Menge Ferrosalz

wieder in ein dreifach-chinoides Schwarz zurückver¬

wandelt, das in seinem Verhalten bei der Reduktion mit demAusgangsmaterial übereinstimmt. Dasvierfach- chionide Oxydationsschwarz verhält sich ähnlich, nur lassen sich hier vier Stufen der Reduktion festhalten.

*) Auch eine quantitativeReduktion mittelsPhenylhydrazin

durch Messung des entbundenen Stickstoffs ist schon bekannt, nämlichdieBestimmung derNitrosogruppe nachR. Clauser (B. B.

34,889(1901); R. Clauserund 0. Schweitzer B. B.35,4280(1902).

Ich habe für das Verfahren eine zweckmässigere Form gesucht,

um die Reduktionsphasen bei verschiedenen Temperaturen zn

bestimmen.

(19)

- IS -

Alle Präparate, nämlich dreifach- und vierfach*

chinoidesSchwarz unddiehydrolysiertenAnilinschwarz- Stufen, verbrauchen in der ersten Phase derReduktion ein Molekül Wasserstoff, berechnet für das Molekül des Farbstoffs mit48AtomenKohlenstoff. Das Resultat könnte auch gedeutet werden als Reduktion von zwei Molekülen mit C2< zu einem Chindydron; aber dem

steht die wesentliche Aufhellung der Farbe bei der Reduktion entgegen und der Verbrauch von drei Mole¬

külen Wasserstoff für Bichromatschwarz bis zum Ende der Reduktion.

Der Wasserstoffverbrauch in der ersten Stufe der Reduktion ist eine Bestimmung des Molekulargewichts

auf chemischem Wege. Sie bestätigt das Ergebnis

derfrüher ausgeführten chemischen Molekulargewichts¬

bestimmung, die auf der Abspaltung von Ammoniak durch Schwefelsäure beruhte.

Alle Resultate dürfen daher auf das Molekül mit 48 Atomen Kohlenstoff bezogen werden.

Bei der quantitativenReduktion erfordern dreifach- chinoides Anilinschwarz und sein hydrolisiertes Deri¬

vat sechs Atome, die verschiedenen Präparate von vierfach-chinoidem Oxydationsschwarz acht Atome Wasserstoff.

Hieraus folgt, dass diese Stufen von Schwarz drei und vier chinoide Kerne enthalten, gemäss den Formeln:

\„/1N \_/ lN \_/1Nn v_/1Nn \_/1N \=/ 1N \_y1N \=/ 1Nn

<C/"N=<0>=N"\-/"N=\3=NK""/'N=\I/=N"\~/"N"=<C/=NH

(20)

- 19 -

Die von H. Bucherer') vorgeschlagene Formel

vonAnilinschwarz,

HSN.C,H8/ \ctna(>C6H XNH/NH\XC6H3</ >C6H3=N\p H

i

C6H5 C6H5

t

C6H5 C6H6

bietet auch mit ihren denkbaren Modifikationen keine

Möglichkeit, das Molekül C48 mit vierchinoiden Kernen darzustellen. Ausserdem kann nach seiner Formel aufdem chemischenWegeüberAnilinschwarz höchstens die Hälfte von Anilin zum Chinon oxydiert werden, während die Literatur mehr als 80 % Chinonausbeute angibt.

B. Von hydrolysiertemAnilin- und Oxydationsschwarz.

Die Annahme, dass bei der Einwirkung von Mineralsäure und beim UeberoxydierenSauerstoff durch Hydrolyse der entständigen Iminogruppe in das Anilin¬

schwarz eintritt, findet Bestätigung.

<(_J>-N=[C6H4N]6=<^ _^>=NH +H20 =

= NH3+ <^_J>-N=[C6H4N]6=\_>= O

Hydrolysiertes Anilin- und Oxydationsschwarz verbrauchen bei der Reduktion genau soviel Wasser¬

stoff als die sauerstoffreien Farbstoffe, aus welchen sie gebildet sind. Wie imallgemeinen die Chinone weniger reaktionsfähig sind als die Chinonimine, so sind die hydrolysierten Schwarzpräparatevielwiderstandsfähiger

') B. B. 40, 3412 (1907)

(21)

20

gegenPhenylhydrazin als die sauerstoffreien. Da über¬

dies vieriach-chinoides Anilinschwarz beständiger ist als dreifach-chinoides, so ist das vierfach-chinoide hydrolysierte Schwarz, das in der Arbeit von Will¬

stätter und Dorogi1) als das vollkommenste Anilin¬

schwarz bezeichnet worden ist, von allen untersuchten Präpataten am schwersten zu reduzieren. Noch bei Temperaturen über 150°, bei welchen diebeginnende Selbstreduktion des Phenylhydrazins die quantitative Beobachtung der Reduktion vereitelt, ist es erst zur zweifach-chinoiden Stufereduziert;ohneeinenbesondern Kunstgriff hätte sich die Reduktion nicht zu Ende führen lassen.

C. Von Green'schem Schwarz.

Sehrmerkwürdigsind die Unterschiede zwischen den nach verschiedenen Methoden gewonnenen Prä¬

paratenein-und derselbenStufevonOxydationsschwarz.

Green'sches Schwarz, gewonnen durch Oxydationvon Anilinsalz beiGegenwartvonKupfervitriolundPhenylen- diamin mit Luftsauerstoff, wird weit leichter reduziert als vierfach-chionides Chloratschwarz. Man könnte

an der Identität der beiden Präparate zweifeln. Aber

es ist am wahrscheinlichsten, dass das Oxydations¬

schwarz nach der Methode von Green eine kleine Beimischung enthält, welche katalytisch die Reduktion beeinflusst. Dieser Einfluss ist so bedeutend, dass es sogar mit einer Spur von Green'schem Schwarz ge¬

lingt, die Reduktion bei den andernSortenvon Schwarz

zu katalysieren. Auf diese Weise ist esmir gelungen, die Reduktionstemperaturen wesentlich zu erniedrigen und auch die an sich mit meiner Methode nicht redu-

>) B. B. 42, 4118 (1909).

(22)

21

zierbaren Farbstoffpräparate glatt zu reduzieren. Ich

nenne dieses Verfahren ^Katalysierte Reduktion*.

Es wird hierdurch verständlich, dass die ver¬

schiedenen Präparate von Anilinschwarz sich nicht nur zu Beginn der Reduktion, sondern in mehreren Fällen bis zum Ende ungleich verhalten, obwohl sie durch die Reduktion identisch werden sollten. Die katalytisch wirkenden Beimischungen sind wahrschein¬

lich daran schuld, dass die Stoffe nach den Umwand¬

lungen noch ihre Geschichte haben-

D. Chinoider Zustand der Anilinschwarzstufen.

Die Ergebnisse derReduktion habe ich in folgen¬

derTabelle zusammengestellt. Sie enthältden chinoiden Zustand der Anilinschwarzstufen bei der Behandlung mit Phenylhydrazin für verschiedene Temperaturen.

Zahl der chinoiden Kerne.

Anfangs-

Zustand 50° 100« 150» Katalys.

Red.150"

Bichromatschwarz .... 3 2 1 0

hydrol. Bichromatschwarz . 3 3 2 1 0

Schwarz von Green . . 4 3 1 0

hydrol.Green'sches Schwarz 4 4 3 0 _

4 3 2 0

hydrol.Chloratschwarz . . 4 4 3 2 0

(23)

- 22 -

II. Reduktion von Anilinschwarz von

A. G. Green und A. E. Woodhead.

A. Die Green'schen Formeln von Anilinschwarz.

Die Ergebnisse seiner Untersuchungen über Ani¬

linschwarz hat Arthur G. Green1) im Jahre 1909 in folgenden Strukturformeln ausgedrückt:

^i8n33iN3 CH^ \NH

Emeraldin ^V^ ç fj /

C^i8n12iN8uH N Cl /N=C6Hé^

CH</ >N-C1

Nigranilin \j>s}__q |-j V

/""-Ca

C24H18N4C1oder C24H17N4C1 / \ /—\ * \

Unvergrünliches Schwarz

In einer zweiten, vor kurzem erschienenen Ab¬

handlung sind A. G. Green und A. E. Woodhead2) auf die so formulierten Ansichten mit keinem Wort

zurückgekommen. Vielmehr haben sie sich die An¬

nahme von Willstätter und Dorogi zu eigen ge¬

macht, dass die Oxydationsprodukte des Anilins Deri¬

vate folgender Leukobase sind:

(~>-NH-<f^-NH-C^-NH-<(3'NH'\I/'NH'C/>"Nn-

') Journ. of the Soc. of. Dyers and Colourists XXV, July (1909).

2) Journ. Chem. Soc. 97, 2388 (1910).

(24)

23 -

Zugleich aber greifen Green und Woodhead die Resultate von Willstätter und Dorogi scharf

an. Ferner untersuchen sie den chinoiden Zustand der verschiedenen Oxydationsstufen von Anilinschwarz durch die Reduktion mit Titanchlorür und kommen dabei zu anderen Ergebnissen wie ich bei der Be¬

stimmung mit Phenylhydrazin. Ich habe nun die Arbeit

von Green und Woodhead nachgeprüft und die¬

jenigen Irrtümerfestgestellt,welche diehauptsächlichsten Ursachen vieler Meinungsverschiedenheiten zwischen Green und Willstätter sind: die vermeintliche Leukobase von Green und Woodhead istein chinoides Produkt.

B. Nomenklatur.

Green und Woodhead sind mit der Nomen¬

klatur von Willstätter und Dorogi nicht einver¬

standen, sie erklären diese für verwickelt und un¬

zweckmässig. Willstätter und Dorogi hatten die Stufen von Anilinschwarz definiert durch den chinoiden Zustand der Leukobase C^H^Ng z. B.:

dreifach-chinoides Anilinschwarz C48H36N8.

vierfach-chinoides Anilinschwarz C48H34N8.

Dreifach-chinoides Bichromatschwarz von Will¬

stätter und Dorogi ist identisch mit dem von Green

als „Emeraldin" bezeichneten Schwarz, das er als

nur zweifach-chinoid betrachtet. Mit nNigranilin"

bezeichnet Green das genau nach der Vorschrift für vierfach-chinoides nachoxydiertes Schwarz nach Will¬

stätter und Dorogi dargestellte Schwarzpräparat, bestimmt dieses aber als nur dreifach-chinoid. Green arbeitet nach denselben Methoden wie Willstätter und Dorogi, findet aber in seinen Schwarzpräparaten immer einen chinoiden Kern weniger. Der Fehler

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