Aktuelle Medizin
auf 2,06 erhöht sein kann. 95-Pro- zent- oder 99-Prozent-Vertrauensbe- reiche beinhalten ebenfalls die 1, zeigen jedoch weitere Grenzen, was im Rahmen dieser Analyse von ge- ringerer Bedeutung ist.
Die bisher beschriebene Analyse hat den Nachteil, daß die Lenotanfälle nur mit einer unscharf definierten Restgruppe verglichen wurden. Bei diesem Ansatz können möglicher- weise Faktoren, die für den Ausgang der Schwangerschaft relevant sind, selektiv wirksam werden und damit eine Verzerrung der Ergebnisse be- wirken. Eine methodische Verbesse- rung liefert hier die Bildung soge- nannter matched-pairs. Dabei sucht man zu jedem Fall mit Lenotan®-Ein- nahme, ohne Kenntnis darüber, ob eine Mißbildung beobachtet wurde, einen Partnerfall, der hinsichtlich re- levanter Einflußgrößen möglichst gut mit dem ersteren übereinstimmt.
Als Einflußgrößen für die mit dem Computer durchgeführte Matched- pair-Bildung haben wir für eine wei- tere Analyse das Alter der Schwan- geren, die Zahl der vorangegange- nen Schwangerschaften und Aborte sowie die behandelnde Klinik be- rücksichtigt. Der Einfluß des letztge- nannten Faktors mag primär nicht evident erscheinen, die Berücksich- tigung hat sich jedoch in der PU als sehr zweckmäßig erwiesen.
Da die Auswertung der PU in den oben erwähnten Teilgruppen erfolg- te, wurde auch die Matched-pair-Bil- dung innerhalb dieser Gruppen von 7870 und 5775 Fällen vorgenom- men. Hierbei konnten 406 und 468 Paare gebildet werden. Mit Hilfe des Verfahrens von Mantel und Haenszel wurde festgestellt, daß die entspre- chenden Vierfeldertafeln zu einer Tafel zusammengefaßt werden konnten, für die sich ein Risikoquo- tient von 0,95 mit einem 90-Prozent- Vertrauensbereich von 0,52 bis 1,73 ergab. Analoge Untersuchungen wurden für die oben erwähnten Gruppen mit Peremesin® und ande- ren Antiemetika durchgeführt; hier betrugen die Vertrauensbereiche 0,26 bis 2,08 und 0,42 bis 2,00. Es ist zu erkennen, daß sich alle Vertrau- ensbereiche der Risikoquotienten
Teratogene Effekte von Lenotan?
breit überschneiden und sich für keine Gruppe der Anhalt eines er- höhten Grundrisikos für Mißbildun- gen ergibt.
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ZusammenfassungDie Auswertung von 13 645 Schwan- gerschaften, die in der DFG-Studie
„Schwangerschaftsverlauf und Kin- desentwicklung" (PU) prospektiv beobachtet wurden, ergab keinen Anhalt dafür, daß die Einnahme von
Lenotan®
zu einer Erhöhung des Grundrisikos für Mißbildungen führt. Das Ergebnis dieser Untersu- chung sollte jedoch nicht von dem Grundsatz abführen, in der Schwan- gerschaft die Medikamenteneinnah- me auf das unbedingt erforderliche Minimum zu beschränken. Das in der PU gesammelte Datenmaterial wird zur Zeit in großen Übersichten dargestellt. Zusätzlich ist es jeder- zeit möglich, kurzfristig die Frage unerwünschter Wirkungen von Me- dikamenten — die in den Jahren 1965 bis 1972 häufig verordnet wurden — auf den Schwangerschaftsverlauf zu analysieren.Literatur
(1) DFG-Forschungsbericht: Schwanger- schaftsverlauf und Kindesentwicklung; H.
Boldt Verlag, Boppard (1977) — (2) Heinonen, B. P.; Slone, D.; Shapiro, S.: Birth defects and drugs in pregnancy; Publishing Sciences Group, Littletown, Mass. (1977) — (3) Smi- thells, R. W.; Sheppard, S.: Teratogenicity testing in humans: A method demonstrating safety of Bendectin; Obstet. Gynec. Survey 33 (1978) 582-84
Anschriften der Verfasser:
Direktor
Prof. Dr. med. Jörg Michaelis Dipl.-Inf. Ewald Glück Dr. Hedwig Michaelis
Prof. Dr. med. Dr. Siegfried Koller (emerit.)
Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation der
Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstraße 1
6500 Mainz Prof. Dr. med.
Karl-Heinz Degenhardt Institut für Humangenetik am Klinikum der
Johan n-Wolfgang-Goethe- Universität
Paul-Ehrlich-Straße 41 6000 Frankfurt (Main) 70
FÜR SIE GELESEN
Cimetidin bei
Anastomosenulzera nach Magenteilresektion
Anastomosenulzera nach Magenteil- resektion, welche in fünf bis zehn Prozent der Fälle auftreten, sind mit bisheriger konservativer Therapie nur schwer angehbar. Eine erforder- liche Nachoperation weist eine hohe Komplikationsrate auf.
Seit Einführung des Histamin-H 2 -Rezeptor-Antagonisten Cimetidin (Handelsname Tagamet®) scheinen sich die Möglichkeiten der konser- vativen Therapie grundlegend ge- wandelt zu haben.
In einer kontrollierten Doppelblind- studie an 15 Patienten (sieben in der Verumgruppe und acht in der Place- bogruppe), bei denen die Magenteil- resektion nach Billroth I und II zwi- schen einem halben und 33 Jahren zurücklag, wiesen die Autoren die überlegene Wirksamkeit von Cimeti- din nach. Die Dosierung erfolgte mit einem Gramm täglich in Einzeldo- sen zu 200 Milligramm (dreimal eine und zweimal eine vor dem Nacht- schlaf).
Nach acht Wochen Therapie waren alle Ulzera der sieben Cimetidin-Pa- tienten abgeheilt, während in der
Placebogruppe nur bei einem der acht Patienten eine Heilung auftrat.
Die Studie, die mit einer höheren Fallzahl geplant war, mußte nach diesem hochsignifikanten Zwi- schenergebnis abgebrochen wer- den.
Die sieben nicht geheilten Placebo- patienten erhielten anschließend Ci- metidin, worauf diese Ulzera alle ab- heilten.
Auch eine günstige Beeinflussung der Ulkussymptome konnte durch Cimetidin erreicht werden, wobei besonders die nächtlichen Schmerz- anfälle signifikant verhindert werden konnten. Cme
Gugler, R. et al.: Cimetidine for Anastomotic Ulcers after partial Gastrectomy, New Engl. J.
Med. 301 (1979) 1077-1080