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Archiv "Blended Learning im Gesundheitswesen: Chancen für die Fortbildung durch Multimedia" (22.06.2007)

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A1808 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 25⏐⏐22. Juni 2007

T H E M E N D E R Z E I T

I

m Zeitalter des Internets und der Informationsgesellschaft verän- dern sich die Formen des Wissens- erwerbs und des Wissensmanage- ments rasant. Für die jüngere und mittlere Generation ist Lernen ohne PC kaum noch vorstellbar; googeln, chatten, bloggen, CD-ROMs gehö- ren zum Alltag. Hinzu kommt, dass im Zuge des lebenslangen Lernens die traditionelle Fortbildung im Sin- ne eines „Lernens auf Vorrat“ in län- geren Bildungsphasen zugunsten eines kurzfristigen, modularisierten, flexiblen und individualisierten Lernens immer mehr an Bedeutung verlieren wird.

Diesen Anforderungen künftiger

„Kunden“ von Fortbildungsmaßnah- men müssen die Angebote für die Berufe im Gesundheitswesen ver- stärkt Rechnung tragen. Deshalb wird auch im Deutschen Ärzteblatt immer wieder die Frage aufgegrif- fen, wie sich Neue Medien in der Fortbildung von Gesundheitsberu- fen sinnvoll nutzen lassen.*

Hohes Maß an Praxisnähe Praktische Erfahrungen und Ergeb- nisse bietet hier das Projekt Learn- ART der Bundesärztekammer und des Instituts für Berufs-, Wirtschafts- und Sozialpädagogik der Universität zu Köln (IBW). Ärztekammern und andere Bildungsanbieter (siehe Kas- ten) entwickelten multimediale Lerneinheiten und erprobten sie als Blended-Learning-Kurse in der Aus- und Weiterbildung von Medizini- schen Fachangestellten.

Das Konzept von LearnART setzt dabei auf die Kombination von Ler- nen in Kursen mit Anwesenheit (Präsenzlernen) und Selbstlernen am PC (Telelernen). Dieses sogenannte Blended Learning verbindet die Vor- teile beider Lernformen, nämlich

das gemeinsame, soziale Lernen in der Gruppe und das selbst gesteuerte, individualisierte Lernen nach eige- nem Rhythmus. LearnART setzt die- ses Konzept anhand konkreter Situa- tionen aus dem Alltag (Situationsori- entierung) um, die im Unterricht und in den Lerneinheiten in Lernsituatio- nen abgebildet werden. Dies ge- währleistet Praxisnähe und ein ho- hes Maß an Transferierbarkeit des Gelernten in den Berufsalltag.

Zu den Themen Qualitätsmanage- ment, Praxismanagement und Kom- munikation wurden je drei Lernkon- stellationen entwickelt, die zusam- men rund 270 Fortbildungsstunden umfassen. Nach Ende der dreijäh- rigen Laufzeit des Projekts Ende Mai 2007 werden die erstellten An- gebote zur Nutzung freigegeben.

Wie läuft Blended Learning kon- kret ab? Präsenzseminare, zum Bei- spiel in den Räumen der Ärztekam- mern, wechseln sich mit Telelern- phasen ab. In den Telelernphasen ar- beiten die Teilnehmer nach eigener Zeiteinteilung auf einer Lernplatt- form und tauschen sich über E-Mail, Diskussionsforen oder Chat mit den anderen Lernenden aus. Dozenten sind beim Telelernen weiterhin An- sprechpartner, regen Diskussionen an und fordern die Bearbeitung von Auf- gaben ein. Diese Aufgaben sind Teil der praxisnahen Lernsituationen: Die zu lernenden Inhalte sind an konkre- ten Problemen aus dem beruflichen Alltag ausgerichtet und spielen in virtuellen Arztpraxen. Zusätzlich bietet das LearnART-Konzept drei unterschiedliche Kompetenzniveaus an, sodass Teilnehmer mit unter- schiedlichen Lernvoraussetzungen und Kenntnissen auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen starten können.

Als Lernplattform für die beschrie- benen Kommunikations- und Aus-

tauschwerkzeuge wird in LearnART das kostenfreie Open-Source-Lear- ning-Managementsystem ILIAS ver- wendet (www.ilias.de).

Kammern interessiert

Wegen der besonderen Bedeutung des Einsatzes von Neuen Medien in der Bildung wurde das Projekt LearnART durch das Bundesminis- terium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Jetzt geht es darum, wie die Kammern das Erreichte mit ei- gener Kraft konsolidieren und trans- ferieren können. Das heißt, die ent- wickelten Angebote und die Erfah- rungen der Autoren, Tutoren, Kam- mern und Teilnehmer/-innen sollen für zusätzliche Kurse in weiteren Kammern genutzt, aber darüber hin- aus auch für neue Zielgruppen er- schlossen werden.

Das Interesse an dem Konzept ist groß: Neben den fünf bereits am Modellprojekt beteiligten Ärzte- kammern wollen acht weitere das Blended-Learning-Konzept umset- zen. Auch Berufsschulen, Bildungs- träger und andere Berufsgruppen, wie die der Physiotherapeuten, wollen die entwickelten Materialien und Er- fahrungen nutzen. Für Interessierte führte das Kölner IBW während der Projektlaufzeit Transferschulungen BLENDED LEARNING IM GESUNDHEITSWESEN

Chancen für die Fortbildung durch Multimedia

Ergebnisse und Perspektiven eines Projekts der Bundesärztekammer

*Siehe zum Beispiel:

Krüger-Brand HE:

Wissensmanagement im Gesundheitswesen:

„Macht auf eure Schrän- ke“. Dtsch Arztebl 2007;

104(8): A 460.

Bristrup R: LearnART:

E-Learning für Arzthelfe- rinnen. Dtsch Arztebl 2005; 102(7): A 406.

Foto:Mauritius Images

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 25⏐⏐22. Juni 2007 A1809

T H E M E N D E R Z E I T

vor Ort, abgestimmt auf die Ziele der Institution, durch.

Häufig werden bei der Diskussion zur Einführung von E-Learning technische Hürden und allgemeine Akzeptanzprobleme angeführt. Die Erfahrungen bei LearnART dagegen sind durchaus positiv. 83 Prozent aller befragten LearnART-Teilneh- mer(innen) würden Blended-Lear- ning-Kurse weiterempfehlen. Das Lernen in Situationen aus der Praxis führt ebenfalls zu zustimmenden Rückmeldungen. Hinzu kommt, dass sich Computerkenntnisse offen- sichtlich verbessern: Die befrag- ten Teilnehmer schätzen ihre Kennt- nisse im Umgang mit dem Computer nach Ende des Blended-Learning-

Kurses deutlich besser ein als zu- vor. Dies ist ein zusätzlicher Grund, im Zuge der Einführung von Tele- matik im Gesundheitswesen in die IT-Kompetenz der Mitarbeiter zu investieren.

Um diese guten Erfahrungen mit Blended Learning für die ärztliche und die Mitarbeiter-Fortbildung zu sichern, setzen sich die Bundesärzte- kammer und die beteiligten Kammern für die nachhaltige Weiterentwicklung der Projektergebnisse und ihre Über- tragung auf andere Kammern ein. Von dem zukunftsweisenden Konzept überzeugt, entwickeln die Bundes- ärztekammer, die Ärztekammer Nord- rhein und die Ärztekammer Westfa- len-Lippe zwei Module zu den The-

men „Raucherentwöhnung“ und „Ge- sundheitsförderung und Prävention“.

Alle Interessierten haben ab Juni 2007 Zugang zu den Materialien und der ausführlichen Dokumentation.I Dr. Marc Beutner, Rosemarie Bristrup, Silke Kirberg, Katja Koreny, Mark Kusserow, Rolf Richard Rehbold

Projektbeteiligte:

Landesärztekammer Hessen Ärztekammer Nordrhein Ärztekammer Westfalen-Lippe Bezirksärztekammer Südwürttemberg Bildungswerk für Gesundheitsberufe Barbara-von-Sell-Berufskolleg

Heidelberger Akademie für Gesundheitsberufe Zentrum für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen

AUCH FÜR ÄRZTE INTERESSANT

„Wie lange müssen wir den Papierkram auf- bewahren? Und wohin mit den ganzen Ord- nern?“, fragt Dr. med. Gabriele Becker-Linde- mann in der morgendlichen Mitarbeiterbespre- chung. Martina Lange, ihre Medizinische Fach- angestellte, verspricht, sich nach neuen tech- nischen Möglichkeiten umzuhören, mit denen der Papierwust eingedämmt werden kann.

Gespräche wie diese gehören in Arztpraxen zum Alltag – auch wenn dieser Dialog nur in einer virtuellen Praxis stattfindet und Teil einer Lehreinheit des Fortbildungsprojekts „Learn- ART“ für Medizinische Fachangestellte ist. Folg- lich macht sich auch nicht Arzthelferin Lange an die Arbeit, sondern eine der Teilnehmerinnen des multimedialen Fortbildungskurses. Ihre Auf- gabe ist es, sich im Internet über Möglichkeiten der Digitalisierung zu informieren. Verknüpft wird diese Form des Telelearnings mit Präsenzkursen, in denen sich Tutor und Teilnehmer direkt austauschen können.

Dass diese Form des praxisorientierten Ler- nens nicht nur Spaß machen könne, sondern auch höchst effektiv sei, steht für Dr. Marc Beutner, leitender Koordinator des LernART- Projekts, außer Frage. Ende Mai ging das dreijährige Forschungsvorhaben erfolgreich zu Ende. Bei der Abschlusssitzung des Projekt- beirats in Berlin ließ Beutner keinen Zweifel daran, dass das Fortbildungsprogramm auch in Zukunft intensiv genutzt werden werde.

Wurden während des Projektverlaufs zunächst Autoren und Dozenten der Lernkonstellationen sowie Teilnehmer und Nutzer angesprochen, richtete sich das Hauptaugenmerk gegen Ende auf Institutionen, die auch mithilfe von Trans- ferschulungen vor Ort die entwickelten Lern- inhalte in ihr Bildungsangebot integrieren und künftig weiter ausbauen sollen. Wichtigste Vor- aussetzung für einen dauerhaften Erfolg des Projekts sei aber, dass weiterhin intensiv über die Möglichkeiten dieser Form des Blended Learnings informiert werde, sagte Beutner.

Dafür würden auf Kammerebene bereits Vorbereitungen getroffen, berichtete Bundes- ärztekammer-Referentin Dipl.-Päd. Rosemarie Bristrup, zuständig für die Fachberufe im Ge- sundheitswesen, bei der Abschlusssitzung.

Seit Monaten hat sie bei den Ärztekammern für das Projekt geworben. Mit Erfolg: So wollen sich zahlreiche Kammern von Herbst dieses Jahres an in einer neu zu gründenden Arbeits- gruppe „E-Learning“ mit dem Auf- und Ausbau von Blended-Learning-Programmen befassen.

Chance für die Fortbildung

Beutner hob hervor, dass auch Ärztinnen und Ärzte im Rahmen ihrer Aus- und Fortbildung von den neuen Lehrformen profitieren könnten.

Dem stimmte Prof. Dr. med. Heyo Eckel, Vorsit- zender des Deutschen Senats für Ärztliche Fortbildung, zu: „Die in dem Projekt gewonne- nen Erkenntnisse bergen enorme Chancen für

unsere Fortbildung.“ Dr. med. Justina Engel- brecht, Leiterin des Fortbildungsdezernats der Bundesärztekammer, verwies auf E-Learning- Projekte im Rahmen der ärztlichen Fortbildung, die bereits auf den Weg gebracht worden sei- en. In enger Abstimmung mit der Ärztekammer Nordrhein und der Ärztekammer Westfalen- Lippe würden zurzeit Blended-Learning-Ele- mente in zwei Fortbildungsmodulen zu Rau- cherentwöhnung und Prävention implemen- tiert. „Der Funke ist also schon auf den ärztlichen Bereich übergesprungen“, sagte Engelbrecht.

Kooperationen sind sinnvoll Dabei könnten alle Kammern von den Erfah- rungen der am LearnART-Projekt beteiligten Organisationen profitieren, sagte Dipl.-Med.- Päd. Silvia Happel, Leiterin der Bad Nauheimer Carl-Oelemann-Schule der Landesärztekam- mer Hessen. Erfolgreich veranstaltete sie ein LearnART-Pilotseminar für Medizinische Fach- angestellte zum Thema Praxismanagement.

Als größtes Problem für eine flächen- deckende Umsetzung sieht sie die Kosten für die Autorenteams. Weil die Zusammenstellung der E-Learning-Inhalte zeitaufwendig und kos- tenintensiv sei, empfahl Happel Kooperationen zwischen den einzelnen Kammern: „Schließlich muss das Rad nicht immer wieder neu erfun- den werden.“ Auch Dr. med. Peter Lösche, Projektbeteiligter der Ärztekammer Nordrhein, riet, die Lehrinhalte zwischen den Kammer auszutauschen: „Das lohnt sich für beide

Seiten.“ I

Samir Rabbata Im Rahmen des Projekts „LernART“ lernen Medizinische Fachangestellte,

in virtuellen Praxen komplexe Probleme zu lösen. Das Konzept könnte schon bald Einzug in die ärztliche Fortbildung halten.

Informationen im Internet unter:

www.learnart-online.de www.bundesaerztekammer.de ww.uni-koeln.de/wiso-fak/wipaed

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Referenzen

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