Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 42⏐⏐17. Oktober 2008 A2235
T E C H N I K
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odelle des menschlichen Herzens, die es Ärzten er- möglichen sollen, Herzoperationen vor dem Eingriff zu simulieren, werden in dem EU-Forschungspro- jekt „euHeart“ entwickelt. Dazu sollen mehrere computerisierte, biophysische Modelle des Herzens einschließlich Aorta konzipiert werden, die sich mit klinischen Da- ten des Patienten kombinieren las- sen. Die Modelle sollen die Ärzte dabei unterstützen, Herzversagen, Erkrankungen der Herzkranzge- fäße, Herzrhythmusstörungen und angeborene Herzfehler besser zu diagnostizieren und die Therapie- planung zu optimieren. So ist es heute beispielsweise ein übliches Behandlungsverfahren bei Patien- ten mit Herzrhythmusstörungen, Teile des Herzgewebes bei einem minimalinvasiven Kathetereingriff zu veröden.Derzeit müssen Ärzte auf ihre Erfahrung vertrauen, wenn sie ent- scheiden, welche Bereiche des Herzgewebes sie zerstören. Weiter erschwert wird diese Entscheidung dadurch, dass es bei der elektri- schen Aktivität im Herzen unter- schiedlicher Patienten feine Unter- schiede gibt. Mit einem computer- gestützten Modell, das die beson- deren Eigenschaften der Struktur und Physiologie des individuellen Herzens wiedergibt, können die Ärzte die Behandlung am Modell testen. So können sie prüfen, wel- chen Einfluss die Zerstörung unter- schiedlicher Geweberegionen hat, bevor sie den Eingriff tatsächlich am Patienten durchführen.
Damit das Modell den Gesund- heitszustand des Patienten unmittel- bar wiedergibt, werden Bilder von Computer- oder Magnetresonanzto- mografen ebenso wie Messungen des Blutflusses, des Blutdrucks in den Koronararterien und Daten aus dem EKG genutzt. Anhand des Mo- dells soll so unmittelbar zu erken- nen sein, wie die Herzerkrankung des Patienten die korrekte Funktion stört – und die bestmögliche Thera-
pie kann passend zur indi- viduellen Situation maß- geschneidert werden.
Das „euHeart“-Konsor- tium besteht aus 16 Part- nern, darunter öffentliche und private Forschungsein- richtungen, Universitäten, die Industrie und medizinische Or- ganisationen aus sechs europäischen Ländern. Die Projektleitung liegt bei Philips. Das Projekt läuft über vier Jahre mit einem Budget von rund 19 Millionen Euro, von denen circa 14 Millionen Euro aus dem 7. EU-Rahmenprogramm bereitge- stellt werden. Es ist Teil der „Virtual Physiological Human“-Initiative, in deren Rahmen versucht wird, ein
computerisiertes Modell des gesam- ten menschlichen Körpers zu erstel- len, um diesen als komplexes Sys- tem zu erforschen. Informationen unter der Internetadresse www.re search.philips.com/newscenter/back grounders/080820-euheart.html. EB
EU-PROJEKT „EUHEART“