Bereits seit 1977 gibt es in Deutschland geriatrische und neuer- dings auch gerontopsychiatrische Ta- geskliniken. In Zeiten sich ändernder Strukturen in der Krankenversorgung und knapper werdender Ressourcen werden verstärkt kostengünstige Al- ternativen zur konventionellen Kran- kenhausbehandlung für ausgewählte Patientengruppen auch in der Inne- ren Medizin gesucht. Die teilstationä- re Behandlung internistischer Patien- ten stellt eine neuartige Behandlungs- form dar, deren Stellenwert an der Schnittstelle zwischen stationär und ambulant noch zu sichern ist.
Seit April 1995 gibt es am Bür- gerhospital in Stuttgart eine medizi- nisch-geriatrische Tagesklinik zur Be- handlung geriatrischer, diabetischer und angiologischer Patienten mit 22 Plätzen. Die Patienten befinden sich nur werktags von acht Uhr bis 16.30 Uhr in der Klinik, die Nacht und das Wochenende werden zu Hause ver- bracht.
Im diabetologischen Bereich lie- gen die Schwerpunkte bei Stoffwech- selneueinstellungen, Diagnostik und Therapie von Folge- und Begleiter- krankungen, ergänzt durch struktu- rierte Schulung. Bei geriatrischen Pa- tienten erfolgt ein interdisziplinäres Assessment, gefolgt von entsprechen- den therapeutischen Maßnahmen.
Angiologische Patienten erhalten konservative Therapiemaßnahmen (meist i.a.-Infusionen) nach entspre- chender interdisziplinärer Diagnostik.
Sehr gute Akzeptanz
Die Akzeptanz der tagesklini- schen Behandlung bei Ärzten und Pa- tienten ist sehr gut, die durchschnittli- che Belegung liegt bei 95 Prozent, bis- her wurden 680 Patienten behandelt.
Ein Drittel der Patienten wurde alter- nativ zur geplanten vollstationären Behandlung in die Tagesklinik aufge-
nommen, ein Viertel nach Akuter- krankung vom stationären Bereich übernommen, die restlichen Patien- ten wurden gezielt in die Tagesklinik eingewiesen.
Während des Behandlungszeit- raums mußten 13 Prozent in den voll- stationären Bereich verlegt werden (vorwiegend zu invasiver Diagnostik oder wegen kardio-pulmonaler Kom- plikationen); es gab keinen Todesfall.
Die Behandlungskosten betragen 70 Prozent des stationären Bereiches.
l Ein halbes Jahr nach Entlas- sung wurden 136 Patienten der Tages- klinik durch Fragebogen an Hausarzt und Patienten nachuntersucht. Es zeigten sich für alle drei Behandlungs- schwerpunkte gute Ergebnisse: Bei den Diabetikern sank das HbA1cvon 9 auf 6,6 Prozent, auch die Untergrup- pe der geriatrischen Patienten mit Diabetes zeigte mit einem Absinken von 9,6 auf 7 Prozent einen guten Be- handlungserfolg. Geriatrische Patien- ten wohnten noch in 98 Prozent der Fälle zu Hause und zeigten eine nied- rige Rehospitalisierungsrate von 20 Prozent bei hoher Lebensqualität.
Von den Patienten mit peripherer an- giologischer Erkrankung (vorwie- gend pAVK III-VI°) war bei 71 Pro- zent durch die Therapie eine anhal- tende Beschwerdebesserung erzielt worden. Alle Hausärzte und 97 Pro- zent der Patienten waren mit der ta- gesklinischen Behandlung sehr zu- frieden.
l Die Behandlung von Diabeti- kern, geriatrischen und angiologi- schen Patienten in einer Tagesklinik zeigt bei hoher Wirtschaftlichkeit sehr gute Behandlungserfolge. Ein ge- mischtes Belegungskonzept ist bezüg- lich der Nutzung von Ressourcen sinnvoll, die Patientenzufriedenheit ist hoch.
Dr. med. Andrej Zeyfang
Prof. Dr. med. Wolfgang Beischer Stuttgart
A-2116 (28) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 33, 15. August 1997
T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE