A. "'k
Zeitschrift für Allgemeinmedizin 13/95
71. Jahrgang • Heft 13 • 5. Juli 1995
‘^ISNIVH
|3HiGn9I8 / NIZIQ3WIV1Z0S’19V G3Wi33MWn ‘fl 3N3I0AH *3 'ISNI onvMSdnbo iPiisa3AiNn
Z« 0TEh*10<l. TOT bTOEaO ’GART
Forum Qualität: Haus
ärztliche Leitlinien - eine Systematisierung Schauen Sie Ihren
geriatrischen Patienten mal in den
Mund!
Wie man Kleinkindern (und ihren Eltern) das Zähneputzen beibringt Bulimie und Anorexie:
manchmal erkennen Sie die Patientinnen
an den Zähnen!
Kaum zu glauben: nach dem Haareföhnen um
gekippt...
Postvertriebsstück Hippokrales Verlag GmbH ZFA ISSN 0341-9835
QAusgabe A Postfach 300504
E4402D 70445 Stuttgart
1016
Nitrosorbon® retard 120
Isosorbiddinitrat 120 mg 1 x tgl
Belastungsschutz auf höchstem
Niveau
■ ^ \
4-. *:?MS
Nitrosorbon* -5-/10-/20-/-40 /-retard 20/- 40/-60/—120 Wirkstoff; Isosorbiddinitrat.
Verschreibungspflichtig. Zus.: 1 Tbl. enth.
5/10/20/40, 1 Retardkps. enth. 20/40/60/120 mg Isosorbiddinitrat. Hilfsst.; Lactose. Tal-kum (außer-20/-40). Nur Tbl.: Magnesium-stearat, Croscarmellose-Natrium Typ A, Hochdisperses Siliciumdioxid. Mikrokristalli
ne Cellulose. Nur Retardkps.: Maisstärke, Saccharose, Schellack, Polyvidon, Macrogol 4000, Gelatine, Polymerisat aus Methacrylsäure und Methacrylsäuremethyl- ester, gereinigtes Wasser. Farbstoffe E 171, E 132, E 104 (nur -20), E 127 (nur -40/-120), E 123 (nur -60). Ind.: Prophylaxe und Langzeitbehandlung (außer -5) der Angina pectoris. (Weiteres s. Fachinfo).Kontraind.:
Nitroüberempfindlichkeit, Schock/Kollapsfor
men, RRsyst < 90 mmHg. Bes. sorgf. Über
wachung bei ak. Herzinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken - vorsichtige Anw.! Cave:
RRsyst < 90 mmHg -, hypertroph, obstruk.
Kardiomyopathie, konstriktiver Perikarditis, Perikardtamponade, Aorten- /Mitralstenose, Orthostaseneigung, erhöhtem intrakraniellen Druck. Bei Gravidität/Stillzeit nur auf ärztliche Anordnung. Nebenw.: Kopfschmerz, Hypo
tonie, Reflextachykardie. Benommenheit, Schwindel, Schwäche. Selten Übelkeit, Erbrechen, Flush, Hautallergie, paradoxe Angina pectoris bei starker Hypotonie, Kollaps mit Bradykardie und Synkopen, exfo
liative Dermatitis. Zur Vermeidung von Toleranz/Kreuztoleranz keine hohen kontinu- ierl. Dosen. Hypoxämie mit Ischämie bei KHK und hypoventilierten Alveolarregionen Reaktions-hinweisl Wechselw.: Vasodilata toren, Antihypertensiva, Betablocker, Ca Antagonisten, Neuroleptika, trizykl. Antide pressiva, Alkohol verstärken RR-Senkung Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung Dos./-Anw.; 5 - 40 mg bei Bedarf prophylak tisch oder 40 - 120 mg /die als Langzeitthe rapie oral (weiteres s. Fachinfo.). Handelst.
Tbl./DM -5: 60/9,38; 100/14,59; -10 60/12,72; 100/ 19,79 -20: 60/17,20;
100/26,78 -40: 60/23,32 100/36,24 Retardkps./DM-20: 60/15,31; 100/23,47 - 40: 60/24,32; 100/37,29 -60: 60/31,92;
100/48,88 -120: 30/28,42; 60/50,68;
100/77,66.
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt. Stand: 02.95. Inpress 3561.
j55^jjnter FcstbetriS^
P
ohlB
oskamp7 Jahrzehnte Nitro-Wirkstoffe
Glosse
Schmunzeln Sie mal wieder!
Im vorliegenden Heft finden Sie, so meine ich, schöne Übersichtsarbeiten zur Mundgesundheit. Ein Thema, das gelegentlich von uns als Internisten und Allgemeinmedizinern in der täglichen Arbeit vergessen wird. - Zu Un
recht, wie die nachfolgenden Beiträge aus dem Gießener Uni-Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zeigen. Dem Kollegen Dr. Wefers gilt hier mein besonderer Dank für seine Initiative und Editor-Leistung.
Faszinierend finde ich die Mundhöhle in psychosomatischer Hinsicht. Zahl
reiche Emotionen drücken sich in dieser Körperregion wohl aus, wie z. B.
»da läuft einem das Wasser im Mund zusammen«, es ist zum »Heulen und Zähneknirschen«. Oder wir reden mit einem »gewissen Zungenschlag«. Auch positive Gefühle können nach außen gebracht werden.
Ein »zufriedenes Schmunzeln« könnten wir uns wohl nicht ohne eine cha
rakteristische Mund- bzw. Lippenstellung und dadurch bedingte sympathi
sche Veränderung der Gesichtsmimik vorstellen. Vielleicht probieren Sie es selbst mal eben. Wenn Sie dazu gerade nicht in der Stimmung sind, aller
dings für diese Übung meine Hilfestellung annehmen wollen, sage ich Ihnen, was ich in diesem Moment auf den Schreibtisch bekommen habe, obwohl es - zugegeben - mit dem Fortbildungsthema dieses Heftes nichts zu tun hat. Ich kann mir jedenfalls das Schmunzeln beim Lesen des folgenden Lap
sus aus einem neurologischen Konsiliarbericht nicht verkneifen:
»Psychisch war Frau S. bewußtlos und allseits orientiert, sie wirkte freund
lich und zugewandt, ein Kontakt zu ihr ließ sich sehr gut und schnell her
steilen ...«.
Soviel für heute.
Ihr
Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus Med. Abteilung
Krankenhaus St. Raphael 49179 Ostercappeln (Landkreis Osnabrück)
1018
DIE Form
des MaOstabs
Trama! long
DIE Retardform zum günstigen Preis
Preissenkung der Standardpalette* um
* Tropfen, Ampullen, Kapseln, Suppositorien, Fertigspritzen
23 %
TRAMAL*: „verschreibungspflichtig"
Zusammensetzung: 1 Retardtablette TFUMAL long 100 enthält 100 mg Tramadolhydrochlorit; Hilfsstof
fe: Cellulose mikrokristallin. Lactose, Magnesium- stearat, Methylhydroxypropylcellulose Polyethy
lenglykol. Proppylenglykol, Siliiiumdioxid hochdisperses, Talkum, Titan (IV)-oxid(E 171). 1 Ampulle TRAMAL 50-lnjektionslösung enhäh 50 mg Tramadolhydrochlorid, 1 Ampulle TRAMAL 100- - Injektionslösung bzw. 1 TRAMAL 100-Fertigspritze enthalten 100 mg Tramadol- hydrochlonl; Hiltetof- fe: Wasser für Injekbonszwecke. 1 Kapsrl TRAMAL enthält 50 mg Tramadolhydrochlorid: Hilfsstotfe: Cel
lulose mikrokristallin. Eisenoxide und -h\droxyde (E 172), Gelabne, Indigohn (E132), Magnesumstearat.
Natriumcarboxymethylamylopektin. liatnimdodecyl- sulfat, Siliciumdioxid hochdisperses, fitan (IV)-oxid (E171). 20 Tropfen (0,5 ml) TRAMAL-Lösung enthal
ten 50mg Tramadolhydrochlond: Hilt^offr Der Gehalt an Zucker (Saccharose) beträgt 0.2 g/ml Lösung, Kali
umsorbat 1,5 mg/ml, Aromastoffe. Glyterol, Natri- umcyclamat, PropylenglyKol. potyoxyethylenhydrier- tes Rizinusöl. Saccharin-Natrium. Wasser gereinigt. 1 Suppositorium TRAMAL enthält 100 mc Tramadol
hydrochlorid: Hilfsstoff: Hartfett. Anwendingsgeble- te: Mäßig starke bis starke Schmerzen. Gegenanzei
gen: TRAMAL soll nicht bei akuter Alkohol-, Schlafmittel-, Analgebka- oder Psychophamnaka-Into- xikation eingesetzt werden. TRAMAL darf zur Dro- gensubsbfution nichf angewendet werden. Hinweis:
TRAMAL sollte nur unter besonderer Vorsicht ange
wendet werden bei Abhängigkeit von Opioiden. BewuBt- seinsstörungen unklarer Gaiese, Störungen des Atenn- zentrums und der Atemfunktion. Zuständen mit erhöhtem Himdruck Entsprechend den heute allgemein gegebenen Empfehlungen sollte das Präparat während der Schwangerschaft nur unter strenger Indikations
stellung angewendet werden. Bei Anw^izig während der Stillzeit ist zu berücksichtigen. daB etwa 0,1% der Dosis in die Muttermilch übergehen. Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden. Patienten mit bekannten cerebralen Krampfleiden sollten während einer Behandlung mit TRAMAL sorgfältig überwächt werden. Nebenwirkungen: Wie bei allen zentral wirk
samen Analgetika können auch nach der Anwendung von TRAMAL mitunter Schwitzen, Schwindel, Ubel- k*n, Erbrechen, Mundtrrx*enlheit unrl Müdigkeit aul- tretet. Eine Beeinflussung der Kreistaufregulation (Herz
klopfen. Kollapsneigung bis Kreislaufkollaps) ist in seltenen Fällen möglich. Diese Möglichkeit besteht ins
besondere bei aufrechter Körperhaltung und wenn TRAMAL intravenös gespritzt wird. In Einzelfällen wur
den in zeitlichem Zusammenhang mit der Anwendung von TRAMAL cerebrale Krampfanfälle beobachtet.
Unerwünschte Wirkungen treten insbesondere dann auf, wenn der Patienf körperlich belasfet wird. Beson
derer Hinweis: Bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen parenteralen Dosierung, wie sie im Rah
men von Anwendungen bei der Narkose gelegentlich erfolgte, ist mit einer dämpfenden Wirkung auf die Atmung (Atemdepression) zu rechnen. Eine atem
dämpfende Wirkung wurde bei der Anwendung von TRAMAL-Kapseln. TRAMAL-Tropfen, TRAMAL-Sup- positorien bisher nicht beobachtet. Sie ist jedoch bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierung und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zen- traldämpfenden Medikamenten nicht sicher auszu- schlieBen. Hinweis: Verkehrstüchtigkeit: Dieses Arz
neimittel kann auch bei bestimmungsgemäBem Gebrauch das Reakbonsvermögen soweit verändern.
daB die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen
verkehr oder zum Bedienen von Maschinen beein
trächtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusam
menwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Anwendung von TRAMAL und Sub
stanzen. die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem wirken, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen. TRAMAL sollte nicht mit MAO-Hemmstoffen kombiniert werden. Bei Begleit
medikation mit Neurolepbka sind vereinzelt Krampfan
fälle beobachtet worden.
Handelsformen und Preise: TRAMAL long 100:
Packung mit 10 Retardtabletten (NI) DM 21.82;
Packung mit 30 Retardtabletten (N2) DM 56,27;
Packung mit 50 Retardtabletten (N3) DM 83.54.
TRAMAL-Kapseln: Packung mit 10 Kapsln (N1) DM 10,49; Packung mit 20 Kapseln (N 2) DM 19.70, Packung mit 50 Kapseln (N 3) DM 43,26. TRAMAL- Tropfen: Flasche zu 10 ml (N1) DM 20.98:3 Fla
schen zu 10 ml (N 2) DM 54,17;10 Flaschen zu 10 ml (N 3) DM 160.31. TRAMAL-Supjxsitotlen: Packung mit 10 Suppositorien (N1) OM 17.93: Packung mit 20 Suppositorien (N 2) DM 32.12. TRAMAL SO-Injekti- onslösung: Packung mit 5 Ampullen zu 1 ml (N 1) DM 16.56 TRAMAL lOO-InjeUlonslösung; Packung mit 5 Ampullen zu 2 ml (N1) OM 19.80; Packung mit 10 Ampullen zu 2 ml (N 2) DM 34.99; l^ckung mit 50 Ampullen (5x10) zu 2 ml DM 150.24. Anstalt
spackungen von allen Darreichungsformen. TRAMAL 100-Fertlgsprttze: Packung mit einer Fertigspritze zu 2 ml (NI) DM 7,08.
Stand 01/95
GRUNENTHAL
Grünenthal GmbH • 52078 Aachen Postanschrift; 52220 Stolberg"-
INHALT INHALT INHALT
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 71. Jahrgang, Heft 13
Schwerpunkt
Allgemeinmedizin und Mundgesundheit 1025 K.-R Wefers
Oralhygiene bei Kleinkindern 1029 W.-E. Wetzel
Zahnmedizinische Befunde bei Anorexia
und Bulimia nervosa 1039
R Scheutzel
Service Box 1028
Therapiestudie
Therapie von Tinea-Infektionen N. H. Shear, Th. R. Einarson, S. R. Arikian, J. J. Doyle, D. v. Assche
Online Magazin Pharma News Leserbrief Kongreß Extra Forum Qualität Buchbesprechungen Medizinische Raritäten Impressum
1055
1021 1049 1054 1062 1061 1065 1046 1069 1053
n
1019
SPARTIOL
verlangsamt die zu frequente Schlagfolge, dämpft eine erhöhte Erregbarkeit im Reizleitungs
system des Herzens.
Funktionelle Herz- und Kreislauf
beschwerden.
Zusammensetzung: 100 g enthalten: Extr.
fl. Sarothamnus scoparius, stand, auf 1 mg Spartein pro ml.
Dosierung: 3mal täglich 20-30 Tropfen nach dem Essen in etwas Flüssigkeit.
Handelsformen und Preise inci. MwSt.:
Spartiol-Tropfen: 20 ml (NI) 7,69 50 ml (N2) 15,43 100 ml (N3) 25,94
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
1020
InhaltMit einem Freizeitunfall fängt sie an, unsere konstru
ierte Fallgeschichte aus dem Jahr 2015. Unsere Patientin wird pflegebedürftig, imPflegeheim unterge
bracht und auch gut versorgt - bis auf die zahn
medizinische Betreuung...
Allgemeinmedizin und Mundgesundheit
Seite 1025
Natürlich müssen Kinder lernen, sich die Zähne zu putzen. Aber die Grenzen der Belastbarkeit sind schnell erreicht, wenn es darum geht, die rich-dgisn Putztechniken beizubringen, ln wel
chem Alter sind welche Ziele realistisch?
Oralhygiene hei Kleinkindern
Seite 1029
So sahen die Zähne einer 31-jährigen Buli
mie-Patientin aus, die seit 6 Jahren er
krankt war: das chronische Erbrechen hatte zu einem fortgeschrittenen Zahnhart
substanzverlust geführt. Das Zähneputzen nach dem Erbrechen macht die Sache üb
rigens nur noch schlimmer!
Zahnmedizinische Befunde bei Bulimia und Anorexia nervosa
Seite 1039
Abbildungsnachweise:
Titel und Seite 1020 Mitte: W. Gorski, oben: U. Mensing, unten P. Scheutzel.
online online online online online online 1021
Ultraschall bei Druckulzera unwirksam!
Die Wirksamkeit der Behandlung von Druckulzera mit Ultraschall wird kontro
vers diskutiert, ln einer Plazebo-kontrol- lierten holländischen Studie wurde der Erfolg dieser Behandlungsmethode er
neut untersucht. 88 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren nah
men an der Untersuchung teil, die pfle
gerischen Maßnahmen bestanden bei allen in der Versorgung mit einem Was
serbett, Wechsel der Lage in dreistünd
lichem Abstand sowie der täglichen vor
sichtigen Reinigung der Ulzera mit Koch
salz. Falls erforderlich, wurde eine en
zymatische oder chirurgische Wundrei
nigung durchgeführt. Die Abheilung der Druckgeschwüre wurde in wöchentli
chem Abstand in der Ultraschall- und der Plazebogruppe anhand von Dias doku
mentiert.
Nach 12 Wochen waren 40% der Ulzera in der Ultraschall-Gruppe und 44% in der Plazebogruppe geschlossen. Der Ver
gleich des Therapieerfolgs bei infizierten Ulzera ergab ebenfalls keinen deutlichen Unterschied. Mil dieser Untersuchung konnte also der Nutzen einer Ultraschall
behandlung von Druckgeschwüren nicht
bewiesen werden. (cbs)
terRiet G et al: Randomised clinical trial of ultrasound treatment for pressure ul
cers. BMJ 1995; 310: 1040-1041.
Welchen Stellenwert hat das Screening auf Prostata
karzinom?
1 lausärzte haben eine wichtige Funktion bei der Prävention und Früherkennung von Prostatakarzinomen. Die zur Zeit eingesetzten Screeningmethoden ermög
lichen bei vielen Patienten eine frühe Dia
gnose und möglicherweise eine Heilung dieses Karzinoms. Dennoch können durch das Screening nicht alle Karzinom
patienten erfaßt werden (falsch negative Befunde), in einigen Fällen ergeben sich außerdem falsch positive Befunde, ln einer amerikanischen Studie, in der die Einstellungvon Hausärzten zum Stel
lenwert des Screenings für Prostatakar
zinom ermittelt werden sollte, hielten 74% der befragten Ärzte die digitale rek
tale Untersuchung und die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Serum für adäquate Screeningmetho
den. 62% der Hausärzte hielten das Screening für ein geeignetes Instrument zur Verringerung der Mortalität, 69%
glaubten, daß unter Umständen eine Ver
besserung der Lebensqualität erzielt werden kann. Die Entscheidung, bei be
stimmten Patienten ein Screening durch
zuführen, basierte nur bei einer kleinen Zahl der Ärzte darauf, daß sie sich an
hand der Literatur über den gegenwär
tigen Stellenwert des Screenings infor
mierten. Bei der Mehrzahl der Ärzte fiel die Entscheidung, bei welchem Patien
ten, ein Screening durchgeführt werden sollte, aufgrund von Intuition.
Eine Befragungsstudie unter Lübecker Hausärzten ergab, daß etwa ein Drittel der Ärzte ihre Patienten nicht über die Möglichkeit der Krebsfrüherkennungs
untersuchung informieren. Auf die Frage, ob die Mediziner selbst an den Früherkennungsuntersuchungen teil
nehmen, gaben nur 4,9% eine regelmäßi
ge Teilnahme an, 67,9% der Ärzte haben noch nie eine solche Untersuchung durchführen lassen. Die Entscheidung
ser Substanzen über 14 Tage ist mit den höchsten Heilungsraten verbunden, ein Nachteil besteht allerdings in dem Auf
treten von Nebenwirkungen.
In einer Untersuchung mit 108 Ulkus- Patienten wurde überprüft, ob die zu
sätzliche Gabe von Omeprazol bei einer verkürzten Therapiedauer von 7 Tagen zu einer geringeren Nebenwirkungsrate und damit einer besseren Compliance führt. Die Teilnehmer der Omeprazol
gruppe wurden drei Tage lang mit 2 mal täglich 20mg Omeprazol vorbehandelt.
In beiden Gruppen erfolgte dann die Be
handlung mit der Dreier-Kombination (Wismut, Tetrazyklin, Metronidazol) über 7 Tage.
Bei 98,1% der Patienten in der Omepra
zol-Gruppe ließ sich eine Heilung feststel
len, in der Kontrollgruppe waren es 83,3%. Insgesamt traten gastrointestina
le Nebenwirkungen, insbesondere Er-
Perenterol
nnU)H
für ein Screening auf Prostatakarzinom scheint also bei einer großen Gruppe von Ärzten nicht auf einer rationalen Grund
lage zu beruhen, die Einstellung zur Krebsfrüherkennung bei sich selbst hat möglicherweise auf die Patienten eine de
motivierende Wirkung. (cbs) Hicks RJ et al: Prostate cancer screening.
Arch Farn Med 1995; 4: 317-322.
Dieckhoff D et at: Einstellung von Kas
senärzten zur Methodik von Krebsfrüh
erkennungsuntersuchungen bei Män
nern (KfU-m) und zu ihrer diagnosti
schen Leistungsfähigkeit. Tumordiagn u.
Ther 1995; 16: 69-75.
Peptische Ulzera: Triple- Therapie plus Omeprazol
Bei Patienten mit peptischen Ulzera von Magen und Duodenum führt die Thera
pie mit Wismut, Tetrazyklinen und Me
tronidazol in den meisten Fällen zur Be
seitigung von Helicobacter pylori und damit zur Heilung. Die Anwendung die
brechen, bei Therapie mit Omeprazol signifikant seltener auf. (cbs) de Roer W et al: Effect of acid suppres
sion on efficacy of treatment for Helico
bacter pylori infection. Lancet 1995; 345:
817-820.
Zahnärzte verweigern HIV- Infizierten die Behandlung!
Ein HIV-Infizierter hat, wie jeder ande
re Mensch auch, das Recht auf eine ad
äquate Versorgung seiner Zähne. In ver
schiedenen Studien wurde Jedoch ermit
telt, daß die Bereitschaft von Zahnärz
ten, HlV-infizierte Personen zu behan
deln, zwischen 21 und 98% variiert, ln einer englischen Untersuchung sollte nun geklärt werden, mit welcher Bereit
schaft Zahnärzte ihrer moralischen und ethischen Verpflichtung nachkommen.
In über 500 Zahnarztpraxen in 9 ver
schiedenen britischen Städten meldete sich ein Patient, der vermeintlich HlV-in- fiziert war, und bat um eine Behandlung
1022 online *** online online online online online
wegen akuter Zahnschmerzen. Zunächst jedoch erklärte der vermeintliche Pa
tient, er sei privatversichert und würde alle Rechnungen selbst bezahlen. Dar
aufhin erklärten sich alle Praxen zu einer Behandlung bereit. Nachdem der »Pa
tient« Jedoch seine HlV-lnfektion er
wähnt hatte, verweigerten insgesamt 70% der Zahnarztpraxen eine Behand
lung des asymptomatischen und sonst gesunden »HlV-lnfizierten«. (cbs) Porter SR et al: Willingness of dentists to treat an HIV-infected patient. AIDS 1995; 9: 402-403.
Antibiotikatherapie bei Sinusitis - sind drei Tage ausreichend?
ln den USA erkranken jährlich etwa 30 Millionen Menschen an einer Kntzün- dung der Nasennebenhöhlen. Nach der Diagnosestellung erfolgt dann in der Regel eine 10- bis Htägige Therapie mit Antibiotika, Analgetika und oralen oder topischen Dekongestionsmitteln. Würde die Medikation statt der üblichen zehn Tage nur drei Tage lang erfolgen, ließen sich enorme Kosten im Gesundheits
wesen einsparen, wie eine US-ame
rikanische Studie nun veröffentlichte.
Anhand der Daten von 80 Sinusitis-Pa- tienten sollte die KlTektivität eines ver
kürzten Therapieschemas untersucht werden. Die Patienten wurden randomi- siert in zwei Gruppen eingeteilt, die ent
weder drei oder zehn Tage lang die An
tibiotikakombination Trimethoprim/
Sulfamethoxazol erhielten. Zusätzlich applizierten die Patienten während der ersten drei Studientage ein schleimlösen
des Nasenspray. Der Behandlungserfolg maß sich an der Eigenbeurteilungder Pa
tienten und am Vergleich der Röntgen
befunde vor und nach der Studie.
Die durchschnittliche Dauer bis zum kli
nischen Behandlungserfolg betrug in der 3-Tage-Gruppe 5,0 Tage, in der 10-Tage- Gruppe 4,5 Tage, d.h. sie war unter den gegebenen Bedingungen nicht statistisch signifikant. Zwei Wochen nach Studien
beginn verzeichneten 77% (3 Tagejbzw.
76% (10 Tage) der Patienten eine Remis
sion oder eine deutliche Verbesserung der Symptome, die anhand der Röntgen
befunde bestätigt werden konnte. Auch radiologisch war kein Unterschied zwi
schen beiden Therapiegruppen fest
zustellen. Selbst nach 30 und 60 Tagen Nachbeobachtung zeigte sich bezüglich der Rezidivrate kein signifikanter Vorteil durch die längere Antibiotikamedikati
on.
Ein Grund für die guten Erfolge des 3- Tage-Regimes könnte direkt im Wirkstoff
zu finden sein, denn Trimethoprim/ Sul
famethoxazol hat im Vergleich zu ande
ren Antibiotika eine relativ lange flalb- wertzeit von zehn Stunden, so daß der antibiotische Effekt auch noch am vier
ten Studientag angehalten haben könn
te.
Als Standardtherapie empfehlen die Au
toren aufgrund ihrer Ergebnisse eine dreitägige Therapie mit dem untersuch
ten Antibiotikum in Kombination mit einem Nasenspray. Da ein Viertel der Pa
tienten nicht auf die Antibiotika anspre
chen wird, sollte nur bei diesen Patien
ten die Diagnose durch eine Röntgenauf
nahme bestätigt werden. Bei positivem Befund ist eine Therapie mit einem Breit
spektrumantibiotikum gegen ß-Lactama- se-produzierende Mikroorganismen in
diziert. (uß
Williams JW et al: Randomized control
led trial of 3 vs 10 days of trimethoprim/
sulfamethoxazole for acute maxillary si
nusitis. JAMA 1995:273: 1015-1021.
Schlechte Compliance bei der medikamentösen Therapie von Hyperlipidämien
Bei chronischen Erkrankungen wie den Hyperlipidämien ist bei Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung in der Regel die langfristige Einnahme der Substanzen erforderlich. Der Erfolg der Therapie ist abhängig von der Compli
ance der Patienten, die in vielfältigen kli
nischen Studien bestimmt wurde. Die Frage ist nun, ob die tatsächliche Rate der »Abbrecher« den Zahlen entspricht, die in den klinischen Studien ermittelt wurden. In einer retrospektiven Studie wurden die Zahlen des Therapie
abbruchs bei Patienten bestimmt, die Li
pidsenker (z.B. Gemfibrozil, Lovastatin) erhielten.
Die Einnahme von Lovastatin wurde nach einem Jahr von insgesamt 15% der Patienten abgebrochen, die von Gemfi
brozil in 37%. Als Gründe wurden vor allem Nebenwirkungen oder die thera
peutische Unwirksamkeit angegeben.
Die Zahlen des Therapieabbruchs, die in den Langzeituntersuchungen ermittelt wurden, waren insgesamt niedriger.
Weitere Studien sind notwendig, um die Effektivität und Tolerierung der medika
mentösen Therapie bei Hyperlipidämien
zu bestimmen. (cbs)
Andrade SE et al: Discontinuation of an- tihyperlipidernic drugs - do rates repor
ted in clinical trials reflect rates in pri
mary care settings? N Engl J Med 1995;
332:1125-1131.
Oynorm' 0,5/1,0/2,5/5,0. Wirkstoff: Cilazapril 1 HjO Zusam
mensetzung: 1 Filmtablette Dynorm 0,5 enthält 0,522 mg, 1 Film
tablette Dynorm 1,0 enthält 1,044 mg, 1 Filmtablette Dynom 2,5 ent
hält 2,61 mg, 1 Filmtablette Dynorm 5,0 enthält 5,22 mg Cilazapril 1 HjO. Anwendungsgebiet: Essentielle Hypertonie. Gegenanzei
gen: Überempfindlichkeit gegen Cilazapril. Angioneirotisches Odem (auch in der Anamnese). Nierenarterienstenose (Deidseitig oder bei Einzelniere). Zustand nach Nierentransplantation Hämody- namisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose bzw. hyper
trophe Kardiomyopathie. Primärer Hyperaldosteronismus Schwan
gerschaft, Stillzeit. Mangels Therapieerfahrungen: renale Hyperto
nie, schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance <
40 ml/min), Dialyse, primäre Lebererkrankung oder LeDerinsuffi- zienz, unbehandelte, dekompensierte Herzinsuffizienz, oöstruktive Atemwegserkrankungen, Kinder. Kritische Nutzen-Risko-Abwä- gung bei Proteinurie (< 1 g/Tag), klinisch relevanten Elettrolytstö- rungen, gestörter Immunreaktion oder Kollagenkrankheiten und bei gleichzeitiger immunsuppressiver Therapie. Hinweis: Zu Therapie
beginn intensive Überwachung von Blutdruck und/oder repräsen
tativen Laborparametern bei Patienten mit Salz- und/oder Flüssig
keitsmangel, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Do
sisreduktion!), bei Patienten mit schwerer Hypertonie, bei Patienten mit gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz, bei älteren Patienten (> 65 Jahre). Während Therapie keine Dialyse oder Hämofiltration mit Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux-Membranen. Ne
benwirkungen: Herz, Kreislauf: Gelegentlich zu Therapiebeginn, sowie bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel (z. B. Diuretika- Vorbe
handlung), Herzinsuffizienz, schwerer Hypertonie und bei Erhöhung der Diuretika- und/oder Cilazapril-Dosierung, zu starker Blutdruck
abfall (incl. orthostafische Hypotonie), mit Schwindel, Schwächege
fühl, Sehstörungen, selten mit Synkope. Einzelfälle: Tachykardie.
Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Myokardin
farkt, TIA, cerebraler Insult. Niere: Gelegentlich Auftreten oder Ver
stärkung von Nierenfunktionsstörungen, in Einzelfällen akutes Nie
renversagen. Selten Proteinurie. Atemwege: Gelegentlich Husten, Bronchitis; selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Broncho
spasmus, Glossitis, Mundtrockenheit, FürACE-Hemmer in Einzelfäl
len beschrieben: angioneurotisches ödem mit Beteiligung von Kehl
kopf, Rachen und/oder Zunge. Gastrointestinaltrakt: Gelegentlich gastrointestinale Störungen: selten Erbrechen, Durchfall, Verstop
fung, Appetitlosikeit, FürACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
cholestatischer Ikterus, Hepatitis, Pankreatitis, Ileus. Haut. Gefäße:
Gelegentlich allergische Hautreaktionen, selten Urtikaria. Pruritus oder angioneurotisches ödem, ln Einzelfällen schwere Hautreaktio- rven (z.B. Erythema muttrtormc). Hautveränderur^gen mit FVebet, My
algien. Arthralgien, Vaskulitiden, Eosinophilie, Leukopenie und/oder erhöhten ANA-Titem. FürACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
psoriaiforme HauWerändeaingen, Photosensibilität, Alopezie, Ony- cholyse, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Nervensystem . Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, De
pressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichge
wichtsstörungen, Verwirrtheit, Ohrensausen, Geschmacksverände- rnngenZ-verlust. Labor: Gelegentlich Abfall von Hämoglobin, Häma
tokrit, Leukozyten- oder Thrombozytenzahl. Selten Anämie. Throm
bozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie. Einzelfälle: Agranulozy- tose/Panzytopenie; Hämolyse/hämolytische Anämie (Zusammen
hang mit ACE-Hemmer nicht gesichert). Selten Anstieg von Harn
stoff, Kreatinin oder Kalium (Diabetiker!), Abfall von Natrium. In Ein
zelfällen Erhöhung von Bilimbin und Leberenzymen. Hinweise: Bei notfallmäßiger Dialyse/Hämodialyse mit Polyacrylnitril-methallyl- sulfonat-high-flux-Membranen während Therapie mit Cilazapril, Gefahr anaphylaktoider Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen Schock. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt Im verstärkten Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Anal
getika, Antiphlogistika (z.B. Acetylsalicylsäure, Indometacin), Koch
salz (Blutdrucksenkung vermindert). Antihypertensiva (insb. Diure
tika), Narkotika, Anästhetika (Blutdrucksenkung verstärkt). Kalium, kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Amilorid, Triamteren) sowie andere Arzneimittel (z. B. Heparin) (Kaliumspiegel erhöht), Al
kohol (Wirkungsverstärkung von Alkohol). Lithium (Lithiumausschei
dung verlängert. Regelmäßige Kontrolle der Lithium-Semmkonzen- tration). Allopurinol, Zytostatika, Immunsuppressiva, systemische Corticoide, Procainamid (Leukopenie, Blutbildveränderungen ver
stärkt). Handelsformen und Packungsgrößen: Dynorm 0,5: 30 Filmtabletten DM 37,51; 50 Filmtabletten DM 58,39; 100 Filmtablet
ten DM 104,82. Dynorm 1,0:30 Filmtabletten DM 41,39; 50 Filmtab
letten DM 64,65; 100 Filmtabletten DM 115,86. Dynorm 2,5: 30 Filmtabletten DM 48,54; 50 Rimtabletten OM 75,75; 100 Filmtablet
ten DM 140,88. Dynorm 5,0: 30 Filmtabletten OM 65,91; 50 Film
tabletten DM 100,88; 100 Filmtabletten OM 189,76. Dynorm 0,5/
1,0/2,5/5,0 ist verschreibungspflichtig. Angaben in der Packungs
beilage aufmerksam lesen. Stand: 11/93.
E. Merck, 64271 Darmstadt;
Hoffmann-La Roche, 79630 Grenzach-Wyhlen.
^Rodie^
MERCK
Ein Traum
von einem
Mit Dynorm liegen Ihre Patienten richtig, weil es die Hyper
tonie auch nachts während der problematischen REM-Phasen wirksam bekämpft.
ACE-Hemmer.
^ T^inmjnfwiiißw. iw iwi««
Dynorm® 2,5
Wirkstoff: Cilazapril 1 HjO 30 Filmtabletten NI
<s> MERCK
Dynorm.
So vielseitig
kann ein
ACE-Hemmer
sein.
Ein Prinzip r setzt sich durch!
a«®“’ ■
verteilen freisetzen wirken
Panzytrat' 10.000
Panzytrat 25.000
Panzytrat* 40.000
Zusammensetzung: 1 Kapsel Panzytrat 10.000 mit magensaftresistenten Mikrotabletten enthält: Pankreatin aus Schweinepankreas mit Lipase 10000 E., Amylase 9000 E., Proteasen 500 E., (E. nach Ph. Eur.). Andere Beatandteüc Copolymerisat von Polymethacrylsäure und Acrylsäureestern, Crospovidon, Gelatine, hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulose, Montanglycolwachs, Polydimethylsiloxan, Talkua, Triethylcitrat, Farbstoffe E 104, E 127, E 132, E 171.1 Kapsel Panzytrat 25.000 mit magensaftresistenten Mikrotabletten enthält: Pankreatin aus Schweinepankreas mit Lipase 25000 E., Amylase 12000 E., Proteasen 800 E. (E. nact Ph. Eur.). Andere Bestandteile: Copolymerisat von Polymethacrylsäure und Acrylsäureestern, Crospovidon, Ethoxyethanol, Gelatine, hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Magnesiumstearat, mikrokristalline Cellulost Montanglycolwachs, Polydimethylsiloxan, Schellack, Sojalecithin, Talkum, Triethylcitrat, Farbstoffe E 104, E 127, E 132, E 171.1 Kapsel Panzytrat 40.000 mit magensaftresistenten Pellets enthält: Pankratin aus Schweinepankre«
mit Lipase 40000 E., Amylase 15000 E., Proteasen 900 E. (E. nach Ph. Eur.). Andere Bestandteile:Copolymerisat von Polymethacrylsäure und Acrylsäureestern, Gelatine, Polydimethylsiloxan, Siliciumdioxid, Talkum, Triethylcitrat, Farbstoffe E 104, E 127, E 132, E 171. Anwendungsgebiete: Zum Ersatz von Verdauungsenzymen bei Verdauungsschwäche (Maldigestion) infolge einer gestörten Funktion der Bauchspeicheldrüse. Gegenanzeigen: Die Anwendung ist bei akuter Pankreatitis und bei akuten Schüben einer chronischene Pankreatitis während der floriden Erkrankungsphase sowie bei nachgewiesener Schweinefleischallergie nicht angezeigt. Nebenwirkungen:
In Einzelfällen sind allergische Reaktionen vom Soforttyp sowie solche des Verdauungstraktes nach Einnahme von Pankreatin beschrieben worden. Bei Patienten mit | ^1 Kh Mukoviszidose ist in Einzelfällen nach Gabe hoher Dosen von Pankreatin die Bildung von Strikturen der lieozökalregion und des Colon ascendens beschrieben worden
ni ni IQOKV Mn.,l,n.rL Ar.n.imln.l r:mhU 7RA7n ll.lorcsn
2
Fortbildung 1025
Klaus-Peter Wefers
Allgemeinmedizin und Mund gesundheit
Überlegungen zum minimalen Anspruch an den Arzt
Ein Freizeitunfall...
Erlauben Sie mir, einen Fall zu konstruieren, einen Patientenfall im Jahre 2015: Im Oktober hätte sie - wie ein Viertel ihrer Mitbürger(innen) - das Pensionsalter erreichen sollen, wäre da nicht im Jahr 2004 dieser Freizeitunfall gewe
sen. Er raubte ihr nicht nur ihre Beweglichkeit, sondern - was sie nie für möglich gehalten hätte - in der Folge auch ihre Familie und Freunde.
Auf sich gestellt ist sie froh, daß es die institu
tionalisierte Hilfe gibt. Acht Monate nach dem Unfall - früher als befürchtet - fand man einen Platz im Altenpflegeheim. Man kümmert sich hier um sie, gut - wie sie meint. Alle Körper
teile sind versorgt, fast alle: Wie oft hat sie ver
sucht, auf ihren Mund zu deuten, um auf Schmerzen hinzuweisen. Der Gaumen brennt seit Monaten!
Dabei fing alles ganz harmlos an. Gute Zähne hatte sie früher, nur vier kleine Füllungen - bis zum Unfall. »Traumatischer Zahnverlust« heißt das im Lehrbuch; unter dem Eindruck der schweren körperlichen Schädigung damals ein mehr oder weniger unbedeutender Neben
befund (9). Sie bekam eine sogenannte Inte
rimsprothese, das ist herausnehmbarer So
fortzahnersatz, der sich mit Klammern aus ge
bogenem Draht am Restgebiß festhält. Man er
klärte ihr, daß dieser einfache Interimsersatz nur solange getragen werden müsse, bis sich die Atrophie des Kieferknochens auf ein kalku
lierbares Maß verlangsamt habe, also etwa drei bis sechs Monate nach Extraktion. Sobald fest
stünde, welche Zähne auf lange Sicht erhalten werden könnten, sollte diese Einfachprothese verworfen und festsitzender Zahnersatz in Form einer Brücke eingegliedert werden. Das hatte sie beruhigt, denn eine fest eingeklebte Brücke fallt kaum auf und kann fast so getra
gen werden wie eigene Zähne. Angesichts ihrer körperlichen Situation mag dem Außenstehen
den diese »Eitelkeit« merkwürdig Vorkommen;
sie wird jedoch von 88% aller (auch älteren) Heimbewohner geteilt (14).
Im Heim unterblieb die zahnärztliche Versorgung...
Die zahnärztliche Versorgung unterblieb, als der Heimplatz gefunden war. Auch sie selbst kümmerte sich nicht darum, war doch alles so neu und erschreckend für sie, die Krankheit und das Leben im Heim. Ärztliche Unter
suchungen sind vor jeder Heimaufnahme selbstverständlich; eine entsprechend obliga
torische zahnärztliche Fingangsuntersuchung gibt es hingegen in der Rege) nicht (12).
Aber zurück zu unserer Patientin: Schon bald war der Kieferknochen unter der Interimspro
these atrophiert, der Sattel lag nun hohl und begann, unter Kaubela
stung zu schaukeln. Es gab Druck- und Scheuerstellen im Mund, die gebogenen Klammern lagen bald nicht mehr an, sondern standen von den Restzähnen ab und verletzten Lippe und Zahnfleisch. Irgendwann
- nachdem sich längst ein Reizfibrom gebildet hatte - landete das unbrauchbare Ding in der Nachttischschublade, und da blieb es. Und was tat sich im Mund? Die Nachbarzähne kippten in die Lücken und verloren so ihre aufrechte, für die Kaulastaufnahme günstigste Stellung.
Der weitere Abbau des Zahnhalteapparates war damit vorprogrammiert. Die korrespon
dierenden Gegenkieferzähne fanden keine Ab
stützung mehr; sie elongierten und wurden zu Gleithindernissen bei Kaubewegungen. Gleich
zeitig entstanden durch die Auffächerung der Zahnreihen vermehrt Schmutzwinkel, die der natürlichen Selbstreinigung der Zähne durch Weichteilbewegungen und Speichelspülung ab
träglich sind. Auch die Zahnreinigung mit me
chanischen Hilfsmitteln (Zahnbürste, -pasta.
Schon bald war der Kieferkno
chen unter der Interimspro
these atro
phiert ...
Z. Allg. Med. 1995; 71: 1025-1028. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1995
1026 ZEA
Fortbildung: MundgesundheitHölzer usw.) wurde durch diese Stellungsano
malien erschwert; je mehr Schmutznischen im Gebiß existierten, desto individueller und ge
schickter hätte die Zahnreinigung erfolgen müssen. Ein bloßes Hin- und Herbewegen der Zahnbürste war bei diesem Befund wenig hilf
reich. Schnell bildete sich aus Nahrungsresten, abgestoßenen Epithelien der Mundschleimhaut und den Mikroben der physiologi- , sehen Mundflora die sogenannte
Mit der weichen . u i
Plaque kamen
Karies und Par- allem im Wurzelbereich) odontopathien! und Parodontopathien (3). Die er
sten Zähne frakturierten vor einigen Jahren spontan, die Wurzelreste - im Kiefer verblieben - führten zu purulenten Entzündungen im Kieferwinkelbereich. Nie
mandem fielen die Schwellungen auf, zumal sie nicht von langer Dauer waren, weil die Ab
szesse nach spontaner Eröffnung einer Fistel wichen und sich nun ein »Fließ«gleichgewicht im übelsten Sinne des Wortes eingestellt hat.
Das hat keiner bemerkt, erst recht kein Zahn
arzt. Denn die von der Gerostomatologie drin
gend geforderte halbjährliche Routineunter
suchung fand nicht statt. Statt dessen liegt der letzte Zahnarztbesuch am Bett unserer Patien
tin 5,3 Jahre zurück (Durchschnittswert für die letzte zahnärztliche Untersuchung nach der Heimaufnahme für Patienten der Pflegestufe IV BSHG) (13).
Braucht man denn unbedingt Zähne?
Die meisten Patienten finden Wege, mit ihrem oralen Mißstand umzugehen. Im Heim braucht man zum Essen schließlich nicht unbedingt Zähne. Es gibt ja überwiegend Mus, Püree und Breierlei; da nimmt man das Gebiß zum Essen eben heraus und trägt es wie unbequeme Schu
he nur dann, wenn die Kinder zu Besuch kom
men. Dabei wäre Struktur- und faserreiche Nahrung insgesamt gesünder, nicht nur, weil dadurch die Selbstreinigung der Mundhöhle (und damit die Erhaltung der Restzähne) un
terstützt würde, sondern auch, weil sie die Lust am Essen steigern und die Verdauung erleich
tern würde (15). Bundesweit ließen sich Zent
ner an Abführmitteln einsparen und deren Ne
benwirkungen auf den Wasser- und Elektrolyt
haushalt vermeiden - ein vielfach unterschätz
ter Problembereich! Wegen der Inkontinenz trinken die Heimbewohner oft so wenig wie möglich, viele nehmen zudem Antidepressiva
aus der Gruppe der tri- und tetrazyklischen Amine. Der Wasser-Elektrolyt-Haushalt kann dann derart entgleisen, daß sogar der Spei
chelfluß versiegt (10). Die fatalen Zusammen
hänge von Arzneimittelinteraktionen und Xe- rostomie sind den meisten Ärzten allerdings nicht bewußt, waren sie doch Stoff der kaum jemals besuchten Vorlesung »Zahn-, Mund-
und Kieferkrankheiten für Mediziner«.
Wenn die Spucke wegbleibt...
Bei Patienten ohne ausreichenden Speichelfluß halten Totalprothesen so gut wie nicht; solche Patienten greifen in ihrer Not auf Haftmittel zurück. Diese aus Gummi arabicum, Algina
ten, Akrylamid-Polymeren und Maleinsäure- Anhydriden bestehenden Substanzen (8) kle
ben zwar vorübergehend die Prothe
se am Gaumen fest, durchsetzen sich Haftmittel kle- jedoch auch massiv mit Nahrungs- zwar die
resten und Mikroorganismen. In kurzer Zeit bildet sich geradezu ein Nährboden für die unerwünschten
durchsetzen sich jedoch stark mit
Mikroorganis- Spezies der Flora, welche immerhin
über 300 Spezies umfaßt (4): Als
Hauptvertreter haben sich Streptokokken in bis zu 20 Arten etabliert, darunter auch beta-hä- molysierende! Die aerotoleranten Arten stellen etwa die Hälfte der Mikroben im Speichel und am Zungenrücken. Daneben kommen Aktino- myzeten, Corynebakterien, Leptospiren und Neisseria vor. In oberflächenfernen Regionen, in sogenannten Zahnfleischtaschen und in der Plaque (und hier wiederum insbesondere in den tiefen Schichten der Zahn- und Prothesenbelä
ge) findet sich wenig Sauerstoff und dement
sprechend ein für Anaerobier geeignetes Mi
lieu. Hier kommen zusätzlich Actinomyces is- raeli, Bacteroides, Borelien, Fusobakterien und Veillonellen vor, also Keime, wie sie aus sub
kutanen Wundmischinfektionen bekannt sind.
Ein idealer Invasionsort (11) sind hier Prothe
sendruckstellen oder Einbisse, die sich der Pa
tient selbst zufügt, wenn bei fortgeschrittenem Zahnverlust (6, 7) die Zähne von Ober- und Un
terkiefer nicht aufeinandertreffen.
Auch die Restzähne leiden!
Hier kommen wir wieder auf unsere Patientin zurück. Auch bei ihr stehen die Restzähne mitt
lerweile so ungünstig, daß sie sich selbst in den Kiefer beißt, besonders im Schlaf. Mit einer
Fortbildung: Mundgesundheit
ZEA. 1027
einfachen Aufbißschiene wäre ihr geholfen;
es müßte sie halt nur ein Zahnarzt hersteilen.
Der wäre durch die vertieften Hautfalten im perioralen Bereich auch auf die stark abgesun
kene Bißlage aufmerksam geworden, zumal sich in den ständig feuchten Mundwinkeln schon die typischen Faulecken (Rhagaden) ge
bildet hatten. Wenigstens hat unsere Patientin keinen Typ-II-Diabetes, ein Drittel ihrer Mit
bewohner leidet daran. Bei diesen Patienten besitzt die Oralmukosa wegen der Veränderun
gen im Kapillargebiet nur eine eingeschränkte Widerstandskraft gegenüber mechanischen und mikrobiellen Noxen. Da bei Diabetikern Resilienz und Kompensationsfähigkeit der Schleimhaut besonders schnell er- Bei Diabetikern schöpft sind, kommt es bei ihnen und immun- leicht zu Prothesendruckstellen, die geschwächten Mukosa wird sekundär infiziert und Patienten kony kann - bei längerem Fortbestand - men oft Candi- geschwürig zerfallen. Bei Diabeti- dosen vor. kern, bei Patienten mit schwächen
den Allgemeinerkrankungen, Im
mundefiziten oder Mangelernährung sind Can
didosen nicht selten (1). Sie treten akut als ge
rötete, vom Patienten oft mit dem Begriff »bren
nend« beschriebene Schleimhautbefunde oder chronisch-manifest als leukoplakieähnliche (doch stets abwischbare!) Veränderungen der Oralschleimhaut auf. Auch unter systemischer Behandlung mit Antibiotika kommen orale Candidosen vor. Besonders Makrolid-Antibio
tika, die in hoher Konzentration mit dem Spei
chel ausgeschieden werden, verursachen Ver
änderungen im Gleichgewicht der Mundflora.
Eine gute Mund- und Prothesenhygiene würde hier schon das Schlimmste verhindern, es müßte halt nur jemand darauf achten (2, 5, 9).
Grundregeln der Mund- und Prothesen hygiene
Seit Jahrzehnten sind die einfachsten Grund
regeln der Oralprophylaxe - so möchte man meinen - allgemein bekannt: Nach Jedem Essen, wenigstens aber zweimal täglich sollten die (Rest-)Zähne zwei bis drei Minuten lang ge
putzt werden; das gilt für Immobile genauso wie für den Rest der Bevölkerung. Zusätzlich sollte bei Pflegebedürftigen einmal wöchentlich eine Mundspülung mit dreiprozentiger Wasser
stoffsuperoxid- oder l lexetidin-di-glukonat-Lö- sung erfolgen. Herausnehmbarer Zahnersatz wird durch ein einmal wöchentlich vorzuneh
mendes, halbstündiges Tauchbad in einer die
ser Lösungen übrigens ausreichend desinfi
ziert; allerdings muß jeden Tag mindestens ein
mal auch eine mechanische Reinigung der Pro
thesenoberfläche stattfinden. Ob dazu speziell konstruierte Prothesenbürsten oder Zahnbür
ste und -pasta oder Nagelbürste und Spülmit
tel verwendet werden, ist weniger bedeutsam - Hauptsache, es wird gemacht. Nach dem Ab
bürsten (nicht ersatzweise!) kann man die Pro
these in eine handelsübliche Reinigungslösung einlegen; vor dem Einsetzen müssen eventuel
le Rückstände jedoch sehr gut abgespült wer
den.
Mundgesundheit - für Ärzte ein unbekanntes Problemfeld?
Es ist unser Anliegen, .Aspekte der Oralhygie
ne in der Aus- und Weiterbildungsordnung des Pflegepersonals zu verankern sowie die zahn
ärztliche Behandlung betagter Patienten und den Besuch von Altenpflegeheimen in die stu
dentischen Curricula aufzunehmen. Unsere Be- slandsaufhahmö bäl gezeigt, daß die Mund
gesundheit bislang auch im ärztlichen Bereich ein weithin unbekanntes Problemfeld darstellt.
Unzweifelhaft stellt sie jedoch für die allgemei
ne Gesundheit und für das Wohlbefinden der Seniorinnen und Senioren einen nicht zu un
terschätzenden Wert dar. Wenn der praktische Arzt die Mundhöhle stärker in sein Blickfeld einbeziehen könnte, wäre dies ein wichtiger Beitrag zu unseren Bemühungen um die Be
treuung dieser Patientengruppe.
Für unsere Patientin war es - obgleich wir un
seren Fall in die Zukunft verlegt hatten - zu spät: Das Reizfibrom ist zum Zeitpunkt der Vor
stellung bereits karzinomatös entartet. Das hätte nicht sein müssen, wäre sie regelmäßig untersucht worden. Vielleicht können wir 1995, sozusagen fünf vor zwölf, gemeinsam verhin
dern, daß es solche oder ähnliche Patientenfäl- le in der Zukunft tatsächlich noch geben wird.
Literatur
1. Arendorf TM, Walker DM: The prevalence and intra
oral distribution of Candida albicans in man. Arch oral Biol 1980; 25; 25.
2. Jung T: Zahn-, Mund- und Prothesenpflege in der Geriatrie. Z Gerontol 1983; 16: 85.
3. König KG: Karies und Parodontopathien. Ätiologie und Prophylaxe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1987.
1028 ZUA
Fortbildung; Mundgesundheit4. Marsh PD, Martin M: Oral Microbiology. Nostrand, London 1984.
5. Nitschke I, Thomas M: Oralhygiene bei älteren Men
schen. Geriatrie Praxis 1991; 5: 83.
6. Rost A: Lebensalter und Zahnzahl. Dtsch Zahnärztl Z 1983; 18; 793.
7. Stark H, Holste TH; Untersuchungen über die zahn- ärztlich-prothetische Versorgung von Bewohnern Würz
burger Altenheime. Dtsch Zahnärztl Z 1990; 45: 604.
8. Terlinden S: Zahnprothesenhaftmittel. Dtsch Apo- thek Z 1985; 125; 1730-1733.
9. Wefers KP: »Die Mundgesundheit Pflegebedürftiger - Probleme und Lösungsansätze«. Gazette Medicale 1993; 14: 1389-1392.
10. Wefers KP: Oralhygiene im Alter. Der Praktische Arzt.
Österreichische Zeitschrift für Allgemeinmedizin 1993;
47; 1388-1394.
11. Wefers KP: Die Mundhöhle als Infektionsreservoir?
Oralhygiene bei pflegebedürftigen Senioren. In: Rhei
nisch-Westfälischer Arbeitskreis für klinische Geriatrie (Hrsg): Dekubitus - Entstehung und Verhütung. Medi
zinische, pflegerische, soziale, psychologische, recht
liche und wirtschaftliche Aspekte. Duisburg 1993.
12. Wefers KP: Zur zahnärztlichen Betreuung hessischer Altenpflegeheime. Teil I: Die Versorgung im Meinungs
bild der Heimleitungen. Z Gerontol 1994; 27; 429-432.
13. Wefers KP, Arzt D: Gebißbefunde und Zahnersatz bei pflegebedürftigen Senioren. Dtsch Stomatol 1991;
41: 276-278.
14. Wefers KP, Heimann M, Klein J, Wetzel WE: Unter
suchungen zum Gesundheits- und Mundhygienebe
wußtsein bei Bewohnern von Alten- und Allenpflegehei- men. Dtsch Zahnärztl Z 1989; 44: 628.
15. Weiss LS, Wefers KP: Zur zahnmedizinischen Ver
sorgung hospitalisierter Senioren unter Berücksichti
gung des rechtlichen Umfeldes. Zahnärztl Welt 1994;103: 297-302.
Autor: Oberarzt Dr. Klaus-Peter Wefers, Zentrum für ZMK der Justus-Liebig-Uni- versität Gießen, Abt. Zahnärztliche Pro
thetik (Leiter: Prof. Dr. P. Ferger), For
schungsstelle für orale Gerontologie, Schlangenzahl 14, 35392 Gießen.
Persönliche Daten: Geboren 1955 in Bot
trop (Westf.).
Beruflicher Werdegang: Studium der Ve
terinärmedizin und Zahnheilkunde 1975-1982 in Gießen. Staatsexamen und Approbation 1982. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen seit 1983, Promotion 1986. Oberarzt der Ab
teilung Zahnärztliche Prothetik 1988 des Zentrums für ZMK, Leiter der dortigen Forschungsstelle für orale Gerontologie seit 1990.
Jetzige Tätigkeit: Oberarzt der Abteilung Zahnärzt
liche Prothetik der JLU Gießen. Erster Vorsitzender des Arbeitskreises für Gerostomatologie (AKG). Coun
cillor des European College of Gerodontology (E.C.G.).
Arbeitsschwerpunkte: Zahnärztliche Prothetik, Al
terszahnheilkunde, Material- und Geräleprüfung, Epi
demiologie, Kiefer-Gesichtsprothetik.
Zur Person
Service Box
Mundgesundheit
Buchtips
Komplikationen und Fehler bei der /ahnär/tlichen Behandlung
J. Gabka
Ratschläge und Darstellung dringlicher Eingriffe mit Erläuterung forensischer Konsequenzen.
Georg Thieme Verlag Stuttgart 1986.410 S.. 250 Abb: 4 Tab.. 40.- DM.
Patientenbroschüren
Gesunde Zähne sind Lebensqualität!
Dieses kleine Heft über Zähne und Zahn
ersatz ist fast schon ein Nachschlage
werk. Auf 32 Seiten werden alle Mög
lichkeiten vorgestellt, die natürlichen Zähne zu erhalten und verlorengegan
gene Zähne zu ersetzen. Der informati
ve Text wird ergänzt durch eine ganze Reihe von ästhetischen Abbildungen.
Vielleicht etwas für Patienten mit schlechten Zähnen und chronischer Angst vor dem Zahnarzt?
Die Broschüre kann man gegen Rückpor
to bestellen beim Kuratorium perfekter Zahnersatz (siehe Anschriften)
Anschriften
Deutsche Gesellschaft für Zahnärzt
liche Implantologie Hindenburgstraße 14 96450 Coburg
Kuratorium perfekter Zahnersatz Schuhmarkt 4
35037 Marburg
Patientenratgeber
Vom Milchzahn zu den dritten Zähnen J. Schmidseder
In diesem Buch geht es um Vorsorge, Pfle
ge, Erhaltung und Ästhetik - um alle Mög
lichkeiten der modernen Zahnmedizin.
TRIAS. 99 S.. 80 Abb.. 34.- DM.
Zahn- und Kieferregulierung H. Pohl
Dieser »Wegweiser für eine erfolgreiche Behandlung« beantwortet (nicht nur) die Fragen besorgter Eltern zum Thema Zahn- und Kieferregulierung.
TRIAS. 91 S.. 18 Abb.. 16.80 DM.
Fortbildung XFA 1029
Willi-Eckhard Wetzel
Oralhygiene bei Kleinkindern
Die Möglichkeiten zur Durchführung einer ef
fizienten Oralhygiene werden bei Kleinkindern bis etwa zum Schulalter von 6 Jahren sowohl durch altersentsprechende motorische als auch psychisch-mentale Entwicklungsstufen ent
scheidend begrenzt. Ogasawara et al. (4) fan
den heraus, daß Kinder unter 18 Monaten noch gar nicht zum Zähneputzen befähigt seien. Erst zwischen eineinhalb und dreieinhalb Jahren lernten sie es, die Okklusalflächen der Zähne im Unterkiefer und die Labialflächen der Front
zähne zu bürsten. Ab dreieinhalb seien sie in der Lage, auch die Bukkal- und ükklusalflä- chen aller Milchmolaren und die Lingualflächen der Frontzähne zu erfassen. Mit viereinhalb sei es dann schließlich möglich, auch die Lingual
flächen der Molaren miteinzubeziehen.
Rugg-Gunn und Mac Gregor (7) legten dar, daß selbst 5jährige Kinder nur 25%, 11jährige 50%
und 18- bis 22jährige junge Erwachsene ledig
lich 67% der möglichen Zahnflächen im unbe
obachteten Versuch putzten. Auffällig sei auch gewesen, daß die jüngeren Probanden eindeu
tig der kontralateralen Gebißhälfte den Vorzug gaben. Rechtshänder reinigten also vermehrt die Zähne der linken Gesichtshälfte, Linkshän
der die der rechten Gesichtshälfte. Der Autor dieser Arbeit (10) hat bereits 1983 auf die Dis
krepanz zwischen den begrenzten altersent
sprechenden Möglichkeiten zur Oralhygiene im Kleinkindalter und den überfordernden, weil optimierten Zahnputzempfehlungen von Zahn
bürstenherstellern für Kinder hingewiesen.
Zum Inhalt
Die Möglichkeiten zur Durchführung einer ef
fizienten Oralhygiene werden bei Kleinkin
dern sowohl durch altersentspre
chende motorische als auch psy
chisch-mentale Entwicklungs
stufen begrenzt. Anhand der jeweiligen Vor
aussetzungen zur Koordination von Hand-, Arm- und Mundmotorik entwirft der Autor ein Modell zur zumutbaren altersdifferenzier- ten Zahnpflege unter Einbeziehung der er
forderlichen elterlichen Mithilfe.
Wie häufig Zähneputzen?
Derzeit besteht eine weiter« Problemebene, die sicher als »akademische Grundlagendiskussi
on« gedacht war, aber Ln unbedachter Weise zur öffentlichen Erörterung geführt hat. Ge
meint ist die Fragestellung nach dem Sinn des mehrmaligen täglichen Zähneputzens nach dem Essen. Nach Römer (6) hat sich dieser Dis
put aus der unbestrittenen Aussage entwickelt, daß sich auf einem sauberen Zahn erst über Stunden in der Mundhöhle Beläge ansammeln, die dann innerhalb von 48 Stunden zum Auf
bau einer reifen Plaque führten. Würde dieser Prozeß nach Renggli (5) durch gründliches Reinigen einmal am Tag gestört, so sei die Bil
dung einer Gingivitis nicht möglich. Von daher habe das alte Motto aller Zahnärzte »Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen« aus
gedient. Wirklich? Auch dann, wenn, wie wir oben erfahren haben, selbst bei
5jährigen noch 75% der Zahnflä
chen an den Milchzähnen beim Put
zen im unbeobachteten Versuch nicht erfaßt werden und somit am nächsten Tag bereits der Kategorie
»unsauber« und am übernächsten Tag der Ka
tegorie »mit reifer Plaque behaftet« zugeord
net werden müssen?
Dem Autor sei jedoch zugute gehalten, daß er ja ausdrücklich das einmalige gründliche Put
zen pro Tag voraussetzt. Woraus sich ableiten läßt, daß immer dann, wenn diese Prämisse nicht eingehalten werden kann, es besser ist, durch mehrmaliges Putzen nach dem Essen den eingeschränkten Säuberungseffekt wenig
stens zu summieren.
Modell zur altersdrfferenzierten Oralhygiene
Im folgenden wird versucht, die möglichen Fortschritte zur Steigerung der Effizienz des Zähneputzens innerhalb der jeweiligen Alters
phasen im Kleinkindalter darzulegen. Dabei sollen auch die Begrenzungen aufgezeigt wer
den, die durch noch eingeschränkte Handmoto- Hat das Motto
»Nach dem Essen Zähne putzen« aus
gedient?
Z. Allg. Med. 1995; 71: 1029-1036. © Hippokrates Verlag GmbH. Stuttgart 1995
1030
Fortbildung: Oralhygienerik und unzureichende Koordination der Mund
funktionen bestehen.
Kleinkindalter (1. bis 3. Lebensjahr)
Bereits vor dem Durchbruch der ersten Milch
zähne tritt bei den meisten Kindern zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat das Bedürfnis nach Druck-/Berührungsstimulation der noch unbe
zahnten Kieferkämme auf. Eltern beschreiben in dieser Phase, daß das Baby »wie wild an sei
nem Fäustchen herumknabbere«. Es ist wahr
scheinlich, daß mit diesem physiologischen Verhalten der Durchbruch der ersten Milchzäh
ne vorbereitet und auftretendem Spannungs
empfinden im Bereich der sich hebenden und dabei straffenden Gingiva entgegengewirkt werden soll. Die Kinder mögen es, wenn die Mutter/der Vater dann mit der sauberen Kuppe des Zeigefingers behutsam, leicht massierend, über die Schleimhaut des Kieferkammes streicht. Dabei kommt es zu dem positiven Ne
beneffekt, daß sich die Kleinen in angenehmer Weise an Fremdmanipulationen in der Mund
höhle gewöhnen. Später lassen sich als zusätz
liche Stimulatoren im Handel erhältliche Gum
miputztrainer (Abb. 1) einsetzen. Es handelt sich dabei um ein aus Kunststoff gefertigtes Handgerät mit rundlich kompaktem Griff und etwa 2cm langem, mit Gumminoppen rundum versehenen Funktionsende. Das Erlernen des eigenständigen Hantierens mit diesem Putz
trainer stellt für Babies eine wichtige Konditio
nierung für den späteren Umgang mit Zahn
bürsten dar. Werden doch mit dem Handgriff und dem vorne aufgesetzten Noppenfeld gleich zwei Elemente zur Gewöhnung angeboten, die später in abgewandelter Form als BürstengrifT und Putzkopf auch zur Zahnbürste gehören.
Zunächst passive Gebißpflege
Der eigentliche Einstieg in die Gebißpflege kann zunächst nur passiv erfolgen. Das heißt, eine
elmex^e'rt^^
Abbildung 1: Oraler Funklionsstimulator für Kleinkin
der
Abbildung 2: Mini-Zabnbürsten für die passiv-elterlicbe Gebißpfle- ge; 1 = Milupa-Baby/.abnbürste, 2 = elmex-Lernbürste
elterliche oder in anderer Weise vertraute Be
zugsperson führt gelegentliche Flächenrei
nigungen an den als erste durchgebrochenen Frontzähnen mittels Watterolle, Mulläppchen oder Q-Tips durch. Wobei es überrascht, daß bisher noch kein Hersteller die sicher lohnens- werte Idee hatte, dafür ein geeignetes und spe
ziell ausgewiesenes Sortiment auf dem Ver
brauchermarkt in Apotheken und Drogerien anzubieten.
Später, etwa ab Durchbruchszeit der Milchmo
laren (zwischen 12. und 16. Lebensmonat), können dann erste »Mini-Zahnbürsten« einge
setzt werden. Dabei haben sich bei unseren kli
nischen Erprobungen beispielsweise die in Ab
bildung 2 dargestellten Produkte gut bewährt, da sie einen für die mütterliche/väterliche Hand ausreichend langen Griff aufweisen und außer
dem mit hinreichend kleinem, vorne abgerun
detem Putzfeld nach dem »Multi-tufted«-Prin- zip bestückt sind. Bei der passiven Gebißpfle
ge kann das Kind (bei rechtshändigem Eltern
teil) vor dem Badezimmerspiegel auf dem lin
ken angewinkelten Bein des sitzenden Erwach
senen plaziert werden, oder sich im sicheren Hochstuhl befinden. Abzulehnen, weil gefähr
lich, ist das noch unsichere Stehen des Kleinkindes auf einem Hocker vor dem Waschbecken. Bei den emp
fohlenen Sitzpositionen läßt sich der Kopf des Kindes dann im linken Oberarm-Ellenbogenwinkel des Er
wachsenen leicht fixieren und zu
gleich abstützen. Dadurch wird es
möglich, daß sich der kleine Finger und Ring
finger der linken Hand am Kinn des Kindes zur seitlichen Führung des noch kleinen Köpfchens plazieren lassen, während Mittelfinger, Zeige
finger und Daumen die behutsame Hilfestellung bei der Mundöffnung und Wangen-ZLippen- abspreizung des Kindes übernehmen. Da der Zugang zu den Bukkalflächen der Milchmola
ren bei weit geöffnetem Mund infolge der be-
Der Hocker vor dem Waschbek- ken ist für das Kleinkind gefährlich!