• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ausbildungskonferenz zeigt Schwachstellen auf" (15.03.1979)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ausbildungskonferenz zeigt Schwachstellen auf" (15.03.1979)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen

Rentengewährung bei Mamma- und Genitalkarzinom

Diese Zahlen zeigen bei hohen Fall- zahlen ein deutliches Ergebnis, des- sen man sich bewußt sein sollte.

Sozialmedizinisch ist demnach zu folgern, daß sich die „Empfehlung"

bewährt hat, falls man sich zur Ren- tengewährung für alle behandelten Geschwulstkranken pauschal über- haupt entschließt. Andererseits er- geben sich aufgrund der niedrigen Absterbe- und Rezidivquoten beim Mamma-Karzinom des Stadiums 1 und beim Kollum-Karzinom des Sta- diums 1 b Zweifel an der Zweckmä- ßigkeit einer Rentengewährung, auch nicht die Notwendigkeit einer Rente auf Zeit. Eine Änderung der

„Empfehlung" für den Bereich der typischen Karzinome der Frau ist da- her zu erwägen. Das sollte selbstver- ständlich auch gelten, falls ähnliche Verhältnisse bei allen anderen Karzi- nomen beider Geschlechter vor- liegen.

Die Änderung im gynäkologischen Bereich sollte sich aber auch auf das kombiniert behandelte (operierte plus bestrahlte) Kollum-Karzinom des Stadiums II sowie das Mamma- Karzinom des Stadiums II erstrek- ken. Nach den Rezidivmustern bei diesen Fällen sollte im allgemeinen eine Zeitrente von drei Jahren ge- währt werden mit der Möglichkeit späterer Rentenverlängerung. Letz- teres gilt auch für das nurbestrahlte Kollum-Karzinom II. Renten auf un- bestimmte Zeit sollten bei diesen Stadien wegen des psychologisch negativen Effektes primär nicht ge- währt werden, ausgenommen die primär prognostisch ungünstigen Fälle der Stadien 111/1V.

Möglichst aktive Lebensweise Abschließend sei festzustellen, daß körperliche Untätigkeit, Nachsinnen über die Krankheit, auch fehlende Anerkennung im Beruf Depressio- nen begünstigen, das heißt, daß eine möglichst aktive Lebensweise das Zweckmäßigste für den Krebsträger oder Rekonvaleszenten ist. Aktivität ist ein Übungsfaktor der Leistungen, auch der Abwehrleistungen (Bock).

Letzterer schreibt auch: Jeder Kran-

ke hat ein Recht auf Schonzeit, jeder Genesende bedarf der Ermunterung zur Aktivität und Selbsthilfe. Wir dürfen als Ärzte beides nicht über- treiben, wir sollten aber keineswegs die beste Zeit zur Rückführung in das tätige Leben versäumen.

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med.

Peter-Michael Carsten Universitäts-Frauenklinik Charlottenburg

Puls Straße 4-14 1000 Berlin 19

Dr. med. Friedrich Schwarze Bundesversicherungsanstalt für Angestellte

Ruhrstraße 2 1000 Berlin 31

ZITAT

Grenzen

des ökonomismus

„Die Fortschritte des tech- nisch Möglichen, die Steue- rungsansprüche im Rahmen von Effizienz- und Effektivi- tätskontrollen sowie das me- dizinische Leistungsspek- trum einengende Wirtschaft- lichkeitsansprüche im Hin- blick auf die Gesamtökono- mie müssen dort von dem Hausarzt kritisch in die Schranken verwiesen wer- den, wo die vertrauensvolle freiheitliche Hinwendung zum Patienten gefährdet wird. Als Kernelement von Gesundheitsförderung und Krankenversorgung muß ge- rade der Hausarzt das Ver- trauensverhältnis zwischen sich und seinen Patienten nicht nur sichern, sondern fortentwickeln."

Sanitätsrat Dr. Josef- Schmitz-Formes (Hachen- burg), Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung

AUS DER DDR

Ausbildungskonferenz zeigt Schwachstellen auf

Zukunftspläne, vor allem aber auch die noch bestehenden Rück- stände im Gesundheitswesen und seiner personellen Ausstattung kamen auf einer wissenschaftlich- methodischen Konferenz zur Sprache, die das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen Ende Januar 1979 in Leipzig zum vorkli- nischen Studium der Medizin und Zahnmedizin veranstaltete.

Wie üblich, wurden in ersten Ver- öffentlichungen etwaige konkre- te Ergebnisse nicht mitgeteilt;

statt dessen wurde als erstes der Text eines ausführlichen Referates veröffentlicht, das Dr. Werner Hering, Mitglied des Zentralkomi- tees der SED und Leiter seiner Abteilung Gesundheitspolitik, hielt und das neben Erfolgsmeldungen mit einiger Deutlichkeit Hin- weise auf Mängel in der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung und in der ärztlichen Ausbildung ent- hielt.

Dr. Hering kündigte zum Beispiel für den nächsten Fünfjahrplan (1981 bis 1985) an, der Zuwachs an materiellen und personellen Res- sourcen werde zu weiteren spür- baren Verbesserungen in der ge- sundheitlichen Betreuung der Bürger führen; auch in diesem Zeitraum würden aber „noch nicht alle dringlichen Probleme der me- dizinischen Versorgung zufrieden- stellend gelöst werden können".

Als ersten Schwerpunkt nannte Hering „die Schließung der zum Teil noch empfindlichen Lücken in der ambulanten Grundversorgung in industriellen Ballungsgebie- ten". Die Hochschullehrer, die Partei- und FDJ-Organisationen sollten von Anfang an auf die Stu- denten einwirken, nach Abschluß des Studiums „bedingungslos be- reit zu sein, dort zu arbeiten", wo es nötig sei — und nötig ist das in der DDR eben offenbar nicht in ländlichen Gebieten, sondern in den „großen Industriebezirken,

740 Heft 11 vom 15. März 1979 DEUTSCHES ARZ'I'EBLATT

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

DDR: Ausbildungskonferenz

zum Beispiel Berlin, Halle, Karl- Marx-Stadt, Dresden, Leipzig, Cottbus". An anderer Stelle be- zeichnete Dr. Hering den wesent- lich wirksameren „Abbau der terri- torialen und fachbezogenen Dis- proportionen in der medizinischen und sozialen Betreuung" als „eine der wichtigsten Aufgaben im kom- menden Fünfjahrplan".

Ein weiterer Schwerpunkt mit ei- nem „erheblichen Nachholbedarf"

sind die experimentell-theoreti- schen Fachgebiete der Medizin (in der neuen „Facharztordnung" gibt es unterschiedliche Regelun- gen der Weiterbildung für „kli- nisch" und für „theoretisch" tätige Ärzte).

Generell sollen im laufenden und im nächsten Fünfjahrplan etwa 20 Prozent des ärztlichen und zahn- ärztlichen Nachwuchses im Hoch- schulwesen tätig sein (1980 wird es 50 Prozent mehr Hochschulleh- rer der Medizin geben als 1971).

Offenbar macht es aber große Schwierigkeiten, genügend Nach- wuchskräfte für die experimentell- theoretischen Fächer zu finden:

nach Dr. Hering waren im Fünf- jahrplan 1976 bis 1980 dafür 358 neue Ärzte und 50 neue Zahnärzte vorgesehen, jedoch habe in dieser Zeit „keine medizinische Hoch- schuleinrichtung" diese „mögli- che kadermäßige Entwicklung durch entsprechende Absolven- tenzuführung ausgeschöpft". Seit dem 1. Mai 1978 wird sogar — aus- drücklich: „aus gleichem Grunde"

— einer der bekannten materiellen Hebel dafür eingesetzt, nämlich ein „Lenkungszuschlag" von 200 Mark monatlich für Ärzte und Zahnärzte dieser Institute.

Einige weitere bemerkenswerte Äußerungen machte Hering über Haltung und Leistungswillen „eini- ger" Studenten.

Er sei „erschüttert" darüber gewe- sen, als ihm Medizinstudenten auf Befragen erklärt hätten, ihr Zeit- aufwand für aktiven Unterricht und Selbststudium betrage nur 40

Stunden in der Woche. Man habe, fügte Hering in seinem Referat hinzu, doch nicht in den letzten zehn Jahren deshalb die aktive Unterrichtszeit um fast zehn Wo- chenstunden gekürzt, „damit die 4-Tage-Woche von Montag mittag bis Freitag mittag eingeführt wer- den kann".

Hering forderte weiter die Hoch- schullehrer auf, das Mittel der vor- zeitigen Exmatrikulation öfter an-

-ZITATE

„Robert Koch sagte einmal:

,Und wenn ich bis ans Ende der Welt gehen müßte, um Menschen zu helfen, ich würde gehen.' Nun, Kollegen und Genossen, so lange We- ge muten wir unseren jun- gen Ärzten und Zahnärzten ja gar nicht zu. Sie sollen doch nur bis Bitterfeld, bis Merseburg oder bis Senften- berg — wo die Luft nicht so frisch ist wie im Thüringer Wald oder an der Ostsee- küste."

„Die Krankschreibung für Studenten wurde doch nicht deswegen eingeführt, damit sie für Manipulierungen von Prüfungsterminen ausge- nutzt wird. Einige Studenten, denen Prüfungen in Anato- mie, Physiologie und Bio- chemie am Ende des 2. Stu- dienjahres zu konzentriert erscheinen, verschaffen sich eine Krankschreibung, um damit auf diese Weise ihre Vorbereitungszeit auf die Prüfungen zu verlängern ...

Zu all dem möchte ich ein offenes Wort sagen: In unse- rer Republik hat jeder das Recht auf Arbeit — aber nicht jeder hat das Recht, Arzt oder Zahnarzt zu werden."

Werner Hering, ZK-Mitglied, auf der Leipziger Konferenz

zuwenden als „rote Karte" für Stu- denten, „die sich nicht anstren- gen, ausreichende Leistungen zu erzielen". Er habe Prüfungsbögen gesehen mit Ansammlungen von Vieren, Fünfen und vielen Wieder- holungsprüfungen; bei einigen hätten schon Anlagen in die Bö- gen eingelegt werden müssen, und diese Studenten seien trotz- dem „in höhere Studienjahre vor- gedrungen". Hier müsse die kom- munistische Erziehung „konkre- ter" werden, wie Hering es aus- drückte.

Es müsse eine Generation soziali- stischer Ärzte herangebildet wer- den, die daran arbeiten werde —

„auch mal samstags oder sonn- tags" —, das Gesundheitswesen der Zeit um die Jahrtausendwende zu gestalten, das Hering so skiz- zierte:

„Dann wird es auch zur Selbstver- ständlichkeit gehören, daß jeder Bürger den Arzt seines Vertrauens findet, daß ein ausreichendes Netz für die ambulante und stationäre Betreuung besteht und daß man auf eine Operation nicht mehr Wo- chen warten muß."

Woraus doch wohl selbst die eif- rigsten Apologeten des Gesund- heitswesens der DDR werden schließen müssen: heute sind diese Dinge in der DDR eben noch nicht überall selbstverständ- lich. gb

13000 Patienten mit Schrittmachern

Der erste in der DDR in Serie ge- baute implantierbare Herzschritt- macher ist in Halle vom Hersteller, dem VEB Ultraschalltechnik Halle, vorgestellt worden.

Das Gerät steht mit zwei Hauptty- pen zur Verfügung, einmal mit fe- sten Impulsfrequenzen, zum ande- ren mit Berücksichtigung des Ei- genrhythmus des Herzens. In der DDR soll es gegenwärtig etwa 13 000 Patienten mit Herzschritt- machern geben. gb

742 Heft 11 vom 15. März 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBL ATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Franckeschen Waisenhaus in Halle aufge- wachsen, brachte er es im Laufe seines Lebens zu einem der bedeutendsten modernen Über- setzer Shakespeares, dessen Arbeiten nicht nur

Durch die Kombination von Amorolfin und Griseo- fulvin wurde nach zwölfmo- natiger Therapie bei über 97 Prozent der Patienten eine Heilung oder Besserung er- zielt.. Diese

Aber auch die Unterrichtung über Umweltgifte halten fast alle Befragten für wichtig. Als weniger wichtig wird die Beschäftigung mit einzel- nen Krankheiten

Parallel zu diesem Modell- versuch sollen die Arbeiten an der Reform d er übri- gen Gebührenordnungsab- schnitte so zügig fortgesetzt werden , daß- unte r

Bei knapp der Hälfte der mehr als 1 000 befragten Pfleger und Kranken- schwestern wurde dem- nach eine hohe Belastung der Wirbelsäule festge- stellt.. Hinzu kommt

Wie kann nun eine subkutane Sehnenruptur ausgelöst werden? So- wohl eine Überbeanspruchung durch zu starke Dehnungskräfte, als auch zu rasche Innervation kann vor allem

Auch beim Autobahn-Dauer- lauf im Maximaltempo (160 km/h beziehungsweise 153 km/h für den Variant) soll sich der neue Diesel-Pkw be- sonders wirtschaftlich im Verbrauch

Im Kanton Bern werden die Mitglieder des Grossen Rates seit dem Jahre 1921 nach dem Verhältniswahlverfahren gewählt.. Die Forderung nach Einführung des Verhältniswahlverfahrens