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medizin heute
Gesundheit für die ganze Familie
LESERBRIEFE
Vergangenheit
Zu dem Leserbrief von Dr. med.
Hans Stoll „Ohne NS-Mitgliedschaft kein Studium" in Heft 4/1994, der sich auf den „Seite eins"-Beitrag
„Absurd analog" in Heft 15/1993 bezog:
Viel Positives
Die Zuschrift des Kolle- gen Stoll zur NS-Mitglied- schaft beim Studium muß wohl etwas relativiert werden, vor allem im Hinblick auf un- seren Altersunterschied.
Ich bin Jahrgang 1925 und wurde 1942 an der Universität Greifswald immatrikuliert, wobei mich niemand nach ir- gendeiner Mitgliedschaft fragte. Allerdings erhielt ich nach einigen Wochen eine Aufforderung für die Pflicht- HJ, weil ich als 17jähriger noch „HJ-pflichtig" war. Ich erfuhr aber, daß die Mitglied- schaft im NS-Studentenbund ausreichend sei, und trat in eine Kameradschaft ein, die die Tradition des VdSt fort- setzte. Diese Gruppe war ein ausgesprochen angenehmer Verein, in dem ich viel Positi- ves gelernt habe und einmal erlebte, daß der Gau-Studen- tenführer in Uniform des Hauses verwiesen wurde und zu einer der nächsten Knei- pen in Zivil kam.
Mir erscheint es deshalb nicht ausgeschlossen, daß die Verhältnisse während des Krieges, vor allem aber in der jüngeren Generation sehr viel lockerer waren als zu Beginn der Nazi-Zeit.
Prof. Dr. Hellmut Ippen, Dipl.-Chem., Springstraße 64, 37077 Göttingen
Kein Zwang
Den letzten Satz . . . kann ich so nicht stehen lassen; da muß ich meiner Alma mater zu Hilfe kommen.
Etwa zur gleichen Zeit wie der Kollege Stoll habe ich mein Medizinstudium in Ber- lin aufgenommen und been- det, wurde auch dort promo- viert. In der gesamten Zeit habe ich nie in meinem Be-
kanntenkreis etwas von ei- nem NS-Ausweis als Vorbe- dingung zur Immatrikulation gehört. Meine erste Assisten- tenstelle erhielt ich in der Universitätsnervenklinik der Charit (Chef: SS und SD, Oberarzt: SA). Auch hier war die politische Einstellung kein Thema, geschweige denn Zwang. Ich kann mich aus dieser Zeit erinnern, daß die Habilitation eines Kollegen
— trotz beträchtlicher Arbei- ten — von dem Eintritt in ei- ne NS-Organisation abhängig gemacht wurde. Der Kollege verzichtete auf eine Karriere, blieb aber weiter Assistent der Klinik. Dieses Schreiben ist sicher auch im Sinne des Autors von „Seite eins" DÄ 15/1993.
Dr. med. Lieselotte Garloff, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Psychoanalyse, Viktoriastra- ße 41, 64293 Darmstadt
Gebührenordnung
Zu dem Beitrag „Umbewertung in Sicht" von Dr. med. Manfred H.
Lang in Heft 1-2/1994:
Unzureichend
Als leitender Allgemein- und Unfallchirurg eines Krankenhauses der Regelver- sorgung habe ich mit Interes- se Ihren . . . Aufsatz gelesen.
Angesichts der Tatsache, daß im Krankenhaus bei stationä- ren Patienten operative Auf- gaben sicher als zuwendungs- intensiv bezeichnet werden müssen, verwundert und ver- ärgert mich und zahlreiche meiner Berufskollegen, daß in Ihrem Aufsatz die Chirur- gie und ihre Einzeldisziplinen mit keinem Wort genannt oder erwähnt werden, wäh- rend der „sprechenden Medi- zin" und zahlreichen anderen nicht-chirurgischen Proble- men eine breite Aufmerksam- keit gewidmet ist. In diesem Sinne empfinde ich Ihre Aus- führungen als insuffizient.
Prof. Dr. med. H. Bittscheidt, St. Josefs-Hospital, Kranken- hausstraße 13, 49661 Clop- penburg
A-536 (8) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 9, 4. März 1994