Borwin Bandelow (Hrsg.): Angst- und Panikerkrankungen. Ätiolo- gie – Diagnostik – Therapie. UNI- MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen, 2003, 152 Seiten, 11 Ab- bildungen, Hardcover, 44,80 A Das Titelversprechen muss zunächst eingeschränkt wer- den: Das Buch beschreibt im Wesentlichen die „wichtigsten“
Angsterkrankungen in der Sy- stematik des ICD-10 – SGB V, nämlich die Panikstörung, die generalisierte Angststörung und die soziale Phobie. Dia- gnostik, Ätiologie und Thera- pie werden systematisch dar- gestellt. Der Leser erfährt et- was über neurophysiologische und biochemische Befunde und die psychodynamische und verhaltenstherapeutische Sichtweise. Der Schwerpunkt
liegt in der somatischen Ori- entierung. Für Psychoanalyti- ker und Verhaltenstherapeu- ten ist das Buch auch nur in diesem Bereich interessant.
Inhaltlich darf der Leser keine tiefer gehenden (Be-) Handlungsanweisungen er- warten – mit Ausnahme der Indikation von Psychophar- maka, welche kompetent und praxisorientiert dargestellt wird. Die Autoren beschrän- ken sich ansonsten auf die Darstellung von Forschungs- befunden und die aktuelle Theoriediskussion. Und das ist ihnen gut gelungen. Das lesefreundliche, mehrfarbige Layout mit vielen Tabellen und Hervorhebungen erleich- tert das Erfassen des komple- xen Inhalts.
Wesentliche kritische An- merkungen können nicht am Inhalt des Buches direkt ansetzen, sondern an der grundsätzlichen Frage, ob die ICD-Diagnostik für den Bereich der Psychotherapie
überhaupt sinnvoll
ist. Prägnant wird dies bei der Komorbiditätsforschung. Die Autoren schildern die Be-
fundlage und zeigen, dass Angsterkrankungen mit vie- len anderen psychischen Störungen mehr als zufällig assoziiert sind. Dies über- rascht keinen erfahrenen Hausarzt, Psychiater und Psychotherapeuten – sie wis- sen, dass Angst, Depression, narzisstische Störung sowie andere neurotische Sympto- me als grundsätzlich versteh- bares komplexes Wirkgefüge zu betrachten sind. Der Be- griff der Komorbidität ist zwar in dieser Forschungslo- gik korrekt, insofern er nicht auf Kausalität referiert. Er gaukelt dem Leser aber vor, dass psychische Symptome als isolierbare, unabhängige Einheiten zu betrachten (und zu behandeln) seien. Konse- quent ist diese Zugangsweise allerdings für eine syndrom- orientierte Psychopharmaka- therapie. Hermann J. Joosten B Ü C H E R
Angsterkrankungen