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Archiv "Pertussis-Expertentreffen: Fortführung des Impfschutzes bei Jugendlichen und Erwachsenen" (25.06.1999)

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A-1720

M E D I Z I N

(44) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 25, 25. Juni 1999 uf Anregung der Ständigen

Impfkommission am Robert- Koch-Institut (STIKO) fand am 7. November 1998 in Erlangen ein Expertentreffen zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch über die Bedeutung und Prävention der Per- tussis bei Jugendlichen und Erwach- senen statt. Eingeladen waren natio- nale und ausgewählte internationale Infektiologen aus den Fachgebieten der Pädiatrie, Inneren Medizin, Mi- krobiologie und Epidemiologie, Re- präsentanten der Gesundheitsbehör- den und Mitglieder der STIKO.

Ziel der Veranstaltung war die Zusammenstellung von In- formationen über Ausmaß und Bedeutung von Keuchhusten- erkrankungen bei Jugendlichen und Erwachsenen in Deutsch- land, Europa und den USA.

Darüber hinaus war zu disku- tieren, welche Argumente für beziehungsweise gegen eine Fortführung des Keuchhusten- impfschutzes jenseits des Kin- desalters vorliegen.

Im ersten Abschnitt über Erfahrungen mit Pertussis jen- seits des Kleinkindesalters be- richtete J. D. Cherry, Los An- geles, aus den USA, wo seit vielen Jahren eine fünfte Pertussis- impfung vor Schuleintritt verabreicht wird. Trotz hoher Durchimpfungsrate für alle fünf Impfzeitpunkte ist seit mehreren Jahren ein Anstieg der Er- krankungszahlen bei Jugendlichen und Erwachsenen zu verzeichnen.

Als Ursache wird die mit zunehmen- dem Abstand zur letzten Impfung nachlassende Immunität angenom- men. Jugendliche und Erwachsene stellen eine bedeutsame Infektions- quelle für junge, noch ungeimpfte Säuglinge dar.

C. H. Wirsing von König, Kre- feld, faßte die Ergebnisse einer Anti- körper-Prävalenzstudie bei deutschen

Marinerekruten zusammen. Sie ergab einen sehr hohen Durchseuchungs- grad gemessen an IgG gegen Schlüs- selantigene von B. pertussis (PT: 80 Prozent, FHA: 98 Prozent). Daraus läßt sich jedoch kein sicherer Schutz vor Erkrankung ableiten, wie eine Haushaltkontaktstudie aus dem Raum Offenburg zeigte. Von expo- nierten Erwachsenen besaß nämlich etwa jeder dritte keinen tragfähigen Schutz und erkrankte an Pertussis.

U. Heininger,Erlangen, berichte- te über die Erfahrungen der Erlanger Arbeitsgruppe. Eine Analyse von Er-

krankungsverläufen, welche an mehr als 2 000 gesicherten Pertussisfällen erhoben wurde, ergab, daß die Sym- ptomatik der Pertussis bei Schulkin- dern, Jugendlichen und Erwachsenen der von Kleinkindern sehr ähnlich ist.

Dennoch wird in diesen Altersgrup- pen bei Hustenerkrankungen oft nicht an die Möglichkeit einer Pertus- sis gedacht. Die Komplikationsrate der Pertussis ist bei Jugendlichen und Erwachsenen jedoch deutlich gerin- ger (um fünf Prozent) als bei den sehr jungen Säuglingen, die noch über keinen Impfschutz verfügen. Ergebnis einer Haushaltkontaktuntersuchung war, daß von 64 Eltern mit Pertussis 49

Prozent die Ersterkrankten in der Fa- milie waren und 26 Prozent von ihnen sich daran erinnerten, früher schon einmal an Pertussis erkrankt gewesen zu sein.

S. Lugauer,Erlangen, berichtete über die ersten Ergebnisse der Lang- zeitbeobachtung von etwa 3 000 Fa- milien, in denen mindestens ein Kind als Säugling zwischen 1991 und 1994 unter Studienbedingungen gegen Per- tussis geimpft worden war: vier Jahre nach der letzten Pertussisimpfung, das heißt etwa bei Schuleintritt, zeigt sich eine deutliche Zunahme von Pertussis- erkrankungen als Hinweis auf eine allmählich nachlassende Impfimmunität. In anderen Studienpopulationen (Italien, Schweden) ist aufgrund der noch kürzeren Beobachtungs- zeit seit den Impfungen eine derartige Tendenz bislang nicht erkennbar.

Den Erfahrungen mit Pertussisimpfungen jenseits des vierten Lebensjahres wid- mete sich E. Grimprel, Paris. Er legte Daten vor, die zeigten, daß sich bei den 10 bis 13 Jahre alten Kindern die Verträglich- keit einer Diphtherie-Tetanus- Poliomyelitis-(DT-IPV-)Kombi- nationsvakzine nicht verschlechtere, wenn die Kombinationsvakzine zu- sätzlich eine azelluläre Pertussiskom- ponente (DTaP-IPV) enthielt. Die Immunogenität von D, T und IPV, gemessen an den postvakzinalen Antikörperspiegeln, war dabei min- destens genauso gut und zusätzlich fand eine Auffrischung der Pertussis- antikörper statt. Somit ließe sich eine Boosterimpfung gegen Pertussis bei Adoleszenten ohne zusätzliche Ne- benwirkungen in den bestehenden Impfplan integrieren. J. D. Cherry, wies darauf hin, daß in den USA der- zeit die einzige Studie läuft, welche die Wirksamkeit einer Pertussis- KONGRESSBERICHT

Pertussis-Expertentreffen

Fortführung des Impfschutzes bei Jugendlichen und Erwachsenen

A

Fluoreszenzmikroskopische Anfärbung von Bordetella pertussis, dem Erre- ger des Keuchhustens

(2)

auffrischimpfung (mit azellulärer Vakzine) bei Erwachsenen unter- sucht. Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse werden im Jahr 2000 ver- fügbar sein.

Überzeugende Daten zur Ver- träglichkeit und Immunogenität von azellulären Pertussisimpfungen im Erwachsenenalter sind dagegen be- reits mehrfach vorgelegt worden.

H. J. Schmitt, Kiel, konnte kürzlich frühere Ergebnisse der Erlanger Ar- beitsgruppe in einer vergleichenden Impfstudie aus den neuen (Raum Magdeburg) und alten Bundeslän- dern (Raum Kiel und Mainz) bestäti- gen, daß dabei die Anzahl der in der Kindheit verabreichten Pertussisimp- fungen nur geringen Einfluß auf Ver- träglichkeit und Immunantworten hat.

Die umfangreichen Ergebnisse der Erlanger Gruppe mit Pertussis- impfungen bei Erwachsenen stellte I. Bartels vor. Sie zeigte unter ande- rem, daß ein für Säuglinge formulier- ter DTaP-Impfstoff amerikanischer Herkunft von deutschen Erwachse- nen ebenso gut vertragen wird wie ei- ne herkömmliche Td-Vakzine, dabei jedoch zu deutlich höheren Diph- therieantikörpern und einer zusätzli- chen Auffrischung gegen Pertussis führt. Ergebnisse, die von A. Ramal- ho,Rixensart, berichtet wurden, deu- ten darauf hin, daß bei Erwachsenen möglicherweise ein geringerer Pertus- sisantigengehalt für eine erfolgrei- che Boosterimpfung ausreichend ist als bei Kindern. Erfahrungsberichte von A. Kraigher,Ljubljana, N. Crow- croft,London, und A. Galazka,War- schau, gaben Einblick in die zum Teil recht unterschiedlichen länderspezifi- schen Verhältnisse. So wurde bislang in Slowenien (4 DPT-Impfungen bei Säuglingen und Kleinkindern) keine Tendenz zu mehr Erkrankungen bei Jugendlichen oder Erwachsenen er- kennbar, wohingegen im Vereinigten Königreich (4 DPT-Impfungen) seit einigen Jahren jenseits des 14. Le- bensjahres eine Zunahme der Pertus- siserkrankungen zu verzeichnen ist. In Polen konnte im Rahmen von Pertus- sisepidemien gezeigt werden, daß fünf und insbesondere mehr als zehn Jahre nach der letzten Pertussisimpfung der Schutz im Vergleich zu den ersten Jah- ren nach Immunisierung deutlich

nachläßt. Eine Wiederimpfung dieser Altersgruppen gegen Pertussis ist je- doch wegen fehlender finanzieller Ressourcen derzeit nicht vorgesehen.

U

Unntteerrsscchhiieed dlliicchhee A Assp peekkttee

In der dritten Sitzung des Exper- tentreffens wurden Argumente für (U. Heininger, Erlangen) und gegen (M. Koch, Berlin) eine Fortführung des Pertussisimpfschutzes in das Schul- und Erwachsenenalter ausge- tauscht und Aspekte der Zulassung von Pertussisimpfstoffen jenseits des Kindesalters vor dem Hintergrund der neuesten Bestimmungen inner- halb der Europäischen Union darge- legt (M. Schwanig,Langen).

Es bestand Einverständnis, daß die Rolle von Jugendlichen und Er- wachsenen als bedeutendes Infekti- onsreservoir für B. pertussis gut be- legt ist. Dabei ist es jedoch nicht mög- lich, individuelle „Hochrisikoperso- nen“ zu identifizieren. Daten zur Ver- träglichkeit und Immunogenität, ins- besondere von azellulären Pertussis- vakzinen, bei älteren Kindern, Ju- gendlichen und Erwachsenen sind ausreichend vorhanden und zeigen ei- ne gute Immunogenität und Verträg- lichkeit. Dies sollte Grund genug sein, alle Kinder vor Einschulung ein fünf- tes Mal und anschließend alle zehn Jahre erneut gegen Pertussis zu imp- fen und somit eine Herdimmuni- tät in der Bevölkerung aufzubauen.

Auf der Gegenseite wurde gefordert, zunächst noch mehr Daten über die ökonomische Bedeutung der Pertus- sis bei älteren Kindern und Erwachse- nen zu erheben, das optimale Zeitin- tervall für Auffrischimpfungen zu er- gründen sowie Kosten-Nutzen-Kal- kulationen für eine selektive Impf- strategie („Risikogruppen“) durchzu- führen.

D

Duurrcchhiim mp pffuunng gssrra attee eerrhhööhheenn

In der abschließenden allgemei- nen Diskussion aller Teilnehmer war man sich einig, daß es gegenwärtig primäres Ziel der gemeinsamen An- strengungen sein muß, die Durchimp- fungsrate für die Grundimmunisie-

rung gegenüber Pertussis im Säug- lings- und Kleinkindesalter in Deutschland auf über 90 Prozent an- zuheben. Ferner fand man den ein- stimmigen Konsens, der STIKO nahe- zulegen, eine generelle Empfehlung für eine fünfte Pertussisimpfung in Deutschland zu erörtern. Ein Alter von etwa zehn Jahren wurde dabei von vielen Teilnehmern als günstig emp- funden. Man hofft, zu diesem Zeit- punkt noch eine ausreichende Teilim- munität gegen die Erkrankung vorzu- finden und mit der Auffrischung einen bis zum jungen Erwachsenenalter an- haltenden Effekt erzielen zu können.

Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Heininger Universitäts-Kinderspital Basel Abteilung Pädiatrische Infektiologie Römergasse 8 · CH-4005 Basel Prof. Dr. med. Klemens Stehr Universitätsklinik für

Kinder und Jugendliche

Loschgestraße 15 · 91054 Erlangen

A-1721

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 25, 25. Juni 1999 (45) KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT

Eine deutsche Multizenterstudie untersuchte die Wirksamkeit einer al- leinigen Koronarangioplastie (PTCA) gegenüber einer PTCA mit nachfol- gender Stenteinlage bei Patienten mit Rezidivstenosen nach vorausgegange- ner PTCA.

Bei 383 Patienten, die unter Fra- gestellung prospektiv randomisiert be- handelt worden waren, zeigte sich die PTCA mit Stent der alleinigen PTCA sowohl in der Rate von erneuten Ste- nosen (18 versus 32 Prozent) als auch in der Rate an koronaren Ereignissen (16 versus 28 Prozent) als signifikant überlegen. Die höhere Rate an sub- akuten Koronarthrombosen in der Stentgruppe (3,9 Prozent versus 0,6 Prozent) schlug nicht nennenswert zu

Buche. acc

Erbel R et al.: Coronary-artery stenting compared with balloon angioplasty for restenosis after initial balloon angio- plasty. N Engl J Med 1998; 339:

1672–1678.

Dr. Erbel, Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinikum Essen, Hufeland- straße 55, 45122 Essen.

Koronarstents bei

Rezidivstenosen

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