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Archiv "Aller Anfang ist schwer" (27.04.1989)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Gesundheitsseminare erfolgreich

Die Wirkung der von der Bun- desversicherungsanstalt für Ange- stellte (BfA) entwickelten Seminar- reihe „Gesundheit selber machen"

wurde in der Rehabilitationsklinik Damp durch eine Fragebogenerhe- bung überprüft. Ziel der Gesund- heitsseminare ist, Patienten in Reha- bilitationskliniken über gesundheits- gefährdende Verhaltensweisen zu informieren und mögliche Wege aus einem Fehlverhalten aufzuzeigen.

Hierbei soll der Patient aus einer eher passiven Haltung heraus zu ak- tiver Mitwirkung bei der eigenen Ge- sunderhaltung angeleitet werden.

Die Gesundheitsseminare um- fassen folgende Themenbereiche:

• Meine Gesundheit/Meine Aufgabe

• Alltagsdrogen

• Körpertraining

• Streß

• Übergewicht.

Die von Ärzten, Psychologen, Sportlehrern und Diätassistentinnen geleiteten Seminare finden jeweils einstündig in der ersten Woche des Aufenthaltes mit einer Teilnehmer- zahl von rund 25 Patienten statt. Die Seminare beinhalten einerseits In- formationsvermittlung (Vortrag), andererseits zu den Informationsein- heiten Diskussionsteile, in denen die Patienten die Möglichkeit erhalten, mit dem Referenten und den Mitpa- tienten die vorausgehende Informa- tion zu erörtern.

Ergebnisse

An der anonymen Fragebogen- aktion nahmen 605 Patienten teil.

Das Alter der Patienten betrug im Mittel 50,4 Jahre.

Inhalt und Form der Seminare wurden von 69,5 Prozent als sehr gut beziehungsweise gut eingestuft, 29 Prozent geben eine mittlere Bewer- tung ab, ablehnend zeigen sich 1,5 Prozent der Patienten. Für 99 Pro- zent der Befragten sind die Seminare verständlich. Interesse an den Inhal- ten entwickeln 94,7 Prozent der Be- fragten. Die Anwendbarkeit der In- formationen im persönlichen Le- bensbereich ist für 93,3 Prozent der

Teilnehmer gegeben. 95,8 Prozent geben eine Einstellungsänderung be- züglich einer gesünderen Lebenswei- se nach Teilnahme an den Semina- ren an. Die Vollständigkeit der In- formationen sehen 68,2 Prozent als gegeben, für 31,8 Prozent bleiben Fragen zum Themengebiet offen.

Der Umfang der vermittelten wissen- schaftlichen Erkenntnisse wurde von 61,8 Prozent der Befragten für ange- messen erachtet. 38,2 Prozent wün- schen umfangreichere wissenschaft- liche Informationen.

Die Seminare „Übergewicht",

„Streß", „Körperliches Training"

und „Meine Gesundheit/Meine Auf- gabe" finden bei über 50 Prozent der Patienten besonderes Interesse.

Knapp 30 Prozent der Teilnehmer erachten das Seminar „Alltagsdro- gen" als besonderes interessant.

Interpretation und Ausblick

Es darf festgehalten werden, daß die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer der Fragebogenaktion die Gesundheitsseminare als positiv bewertet. Dies zeigt ein großes Inter- esse der Reha-Patienten an aufklä- render Information zur Gesund- heitserhaltung.

Die Tatsache, daß relativ wenige Patienten Interesse an dem Seminar

„Alltagsdrogen" zeigen, ist mögli- cherweise dadurch zu erklären, daß der Patient heute durch Arzt, Me- dien etc. über die Gefahr des Alko- hol-, Nikotin- und Tablettenkonsums informiert ist, so daß vom Informa- tionsgehalt her nur wenig Neues mit- geteilt wird. Weiterhin ist zu vermu- ten, daß der weitverbreitete Konsum von Alltagsdrogen Schuldgefühle im Patienten aktiviert, die zur Abwehr der dissonanzauslösenden Informa- tionen in Form von Abwertung führt.

Hier wäre an eine Modifikation der bisherigen Informationsvermittlung zu denken.

Da die Seminare nicht auf furchterregenden Appellen an den Patienten aufbauen, sondern das Aufzeigen von Wegen aus einem möglichen Fehlverhalten in den Vor- dergrund stellen, kommt es bei der

gemeinsamen Entwicklung von Lö- sungsmöglichkeiten im Diskussions- teil der Seminare zu einer erhöhten Ich-Beteiligung des Patienten — eine wichtige Stütze für die ärztliche Be- handlung.

Die ermutigenden Ergebnisse der Fragebogenerhebung müssen durch die Tatsache, daß Einstel- lungsänderung noch keine Verhal- tensänderung bedeutet, relativiert werden. Dennoch ist auf dem Hin- tergrund sozialpsychologischer Er- kenntnisse, daß durch vorausschau- ende Kenntnis der Effekte und die Fähigkeit, die Effekte herbeizufüh- ren, ein Transfer von Einstellung auf Verhalten erleichtert wird, dem Se- minar eine wichtige Funktion zuzu- sprechen. Auf dem Weg, den Patien- ten aus einer eher passiven Haltung herauszulösen und aktiv in Prophyla- xe und Behandlung werden zu las- sen, leisten die Gesundheitsseminare

„Gesundheit selber machen" einen wichtigen Beitrag.

Autoren: Jens Uwe Möller, Lei- tender Diplompsychologe, Reha-Kli- nik Damp; Dipl.-Math. Winfried Meyers, Universität Aachen; Dr.

Thomas Tolxdorf, Universität Aachen.

Anschrift für die Verfasser:

Jens Uwe Möller Reh a-Klinik GmbH 2335 Damp 2

Aller Anfang ist schwer

Möglichkeiten einer verstärkten Zusammenarbeit beider Heilberufe sollten Ärzte und Apotheker auf dem _ersten gemeinsamen Kongreß für Arzte und Apotheker ausloten.

Unter dem Motto „Gemeinsame Ge- sundheitsberatung, Chance für die Zukunft" hatten „Die Neue Ärzt- liche", die Firma Knoll und der Pharmagroßhandel Schulze nach Karlsruhe eingeladen.

Mit 250 Teilnehmern waren es die Apotheker, die das größere In- teresse am Dialog signalisierten und sich vielleicht auch mehr davon ver- sprachen. Nur 50 Ärzte waren der Einladung gefolgt.

Günther Friese, Präsident der Bundesapothekerkammer, bot den A-1182 (22) Dt. Ärztebl. 86, Heft 17, 27. April 1989

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Gesundheitsberichterstattung:

Bestandsaufnahme und Konzeptvorschlag

Die konzeptionellen Vorar- beiten zur Entwicklung einer in- stitutionalisierten Gesundheitsbe- richterstattung sind in der Bun- desrepublik Deutschland bereits vor mehreren Jahren gestartet worden: so unter anderem durch einen Expertenkreis „Gesund- heitsökonomie" bei der Robert- Bosch-Stiftung (Stuttgart), gut- achtliche Stellungnahmen von Prof. Dr. rer. pol. Klaus Dirk Henke, Lehrstuhl für Volkswirt- schaftslehre an der Universität Hannover, Mitglied des Sachver- ständigenrates für die Konzertier- te Aktion, und nicht zuletzt durch den Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen (ab 1987). Auch die meisten wissenschaftlichen For- schungs- und Beratungsinstitute im Gesundheitswesen haben das Thema der Berichterstattung und der medizinischen Orientierungs- daten im Rahmen ihrer For- schungsaufgaben aufgegriffen und vertieft.

Vor Jahresfrist ist eine spe- zielle „Forschergruppe Gesund- heitsberichterstattung" mit finan- zieller Förderung durch die Bun- desministerien für Forschung und Technologie, für Jugend, Frauen, Familie und Gesundheit sowie für Arbeit und Sozialordnung unter Beteiligung zahlreicher Wissen- schaftler und Forschergruppen eingerichtet worden. Sie wurde beauftragt, einen konzeptionellen Vorschlag zur Bestandsaufnahme und zum Auf- und Ausbau einer Gesundheitsberichterstattung für

die Bundesrepublik Deutschland vorzulegen. Der Gruppe gehören sieben Mitglieder, das Statistische Bundesamt sowie drei Professo- ren der Wirtschafts- und Sozial- wissenschaften sowie der Medizin an. Sprecher der Forschungsgrup- pe ist Prof. Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz, Abteilung

„Epidemiologie und Sozialmedi- zin" an der Medizinischen Hoch- schule Hannover; als Koordinator fungiert das Institut für Gesund- heits-System-Forschung (IGSF), Kiel (Institutsdirektor: Prof. Dr.

med. Fritz Beske).

Nachdem der Zwischenbe- richt der Forschungsgruppe mit den korrespondierenden Institu- ten und beratenden Experten in Klausurtagungen diskutiert und Stellungnahmen eingeholt wor- den sind, hat das federführende Institut IGSF eine Schwachstel- lenanalyse von 276 Datenquellen im Hinblick auf ihre Eignung für Zwecke der Gesundheitsbericht- erstattung vorgelegt. Ende Febru- ar 1989 ist der Endbericht in sechs umfangreichen Teilbänden er- schienen (insgesamt 1490 Sei- ten!). Die Aufteilung der The- men: Band 1: Kurzfassung, Zu- sammenfassung, Einleitung, Grundfragen, Ergebnisse; Band 2:

Nutzungsbedarf (Einzelbeiträge der Federführer); Band 3: Be- standsaufnahme von Datenquel- len; Band 4: Daten der Versiche- rungen; Band 5: Leistungsberich- te; Band 6: Bestandsaufnahme von Datenquellen (sonstige Quel- len und aufbereitete Daten). HC Ärzten Zusammenarbeit bei der

Ausarbeitung rationaler und ratio- neller Pharmakotherapie, wie sie vom Ge sundheits-Reformgesetz ge- fordert wird, an. Besonders auf dem immer unübersichtlicher werdenden Generikamarkt könne der Apothe- ker dem Arzt wichtige Informatio- nen bieten. Ausdrücklich bekräftigte Friese den in der Apothekenbe- triebsordnung rechtlich begründeten Beratungsanspruch des Apothekers gegenüber Arzt und Kunden.

Einen neuen, nach Ansicht vie- ler Ärzte keineswegs unproblemati- schen Berührungspunkt sieht das GRG bei der Verordnung von Arz- neimitteln vor. Der Arzt soll künftig auf dem Rezept angeben, ob er die Auswahl eines wirkstoffgleichen Prä- parates dem Apotheker überläßt.

Angste vor einer Einschränkung der Therapiefreiheit hält Dr. jur. Johan- nes Pieck, Justitiar der Bundesverei- nigung deutscher Apotheker, für un- begründet. Schließlich sei es die freie Entscheidung des Arztes, auf eine entsprechende Kenntlichmachung, die den Apotheker zur Auswahl er- mächtige, zu verzichten.

Von seiten der Ärzte sprach sich Dr. med. Franz-Josef Große- Ruyken, Präsident der Landesärzte- kammer Baden-Württemberg, für ei- ne Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge aus und verwies gleich auf ein positives Bei- spiel aus seinem Kammerbereich. In sogenannten „Vorsorgeteams" moti- vieren je ein Arzt und ein Apotheker gemeinsam in Zusammenarbeit mit Erziehern und Lehrern Eltern von Vor- und Grundschulkindern zu ei- ner gesunden Lebensführung. Die Beratung des Apothekers habe je- doch da ihre Grenze, wo medizini- sche Diagnostik beginne. Mit der Zunahme von physiologisch-chemi- schen Blut- und Harnuntersuchun- gen durch Apotheken sprach Große- Ruyken einen neuralgischen Punkt im Verhältnis beider Heilberufe an.

Klar vertrat Große-Ruyken die An- sicht, daß der Laborbereich eine Do- mäne des Arztes sei, aus dem sich die Apotheker heraushalten sollen.

Dieser Forderung widersprach Pieck entschieden. Solche Untersuchungen gehörten seit langem zum Berufsbild des Apothekers und seien Inhalt der

Ausbildungs- und Prüfungsordnung.

Eine Stellungnahme des Bundesge- sundheitsministeriums vom Novem- ber letzten Jahres unterstützte diese Auffassung. Auf die Sinnlosigkeit dieses Streites um Blutuntersuchun- gen wies schließlich Eberhard Wüst, Professor für Psychologie und Kom- munikation an der Fachhochschule Stuttgart, hin. Seiner Ansicht nach

bleibt beiden Heilberufen gar nichts anderes übrig als zusammenzuarbei- ten, wenn sie nicht überrollt werden wollten. Die Elektroindustrie ent- wickele zum Beispiel bereits Labor- geräte für Supermärkte und private Haushalte. „Dann, meine Damen und Herren" warnte er, „kommen die Patienten mit einer Selbstdiagno- se zu ihnen". Ruth Oberhausen

Dt. Ärztebl. 86, Heft 17, 27. April 1989 (23) A-1183

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