Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 26|
28. Juni 2013 A 1333 Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“Wie an jedem 1. Samstag des Monats, können Sie auch am 6. Juli 2013 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-20). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
BÖRSEBIUS
Dickes Fell und taube Ohren
S
o schnell greift Verwirrung um sich. Als der Deutsche Aktienindex, DAX, vor nur wenigen Wochen sein letztes Allzeithoch er- klomm, jubelten nicht wenige und prophezeiten dem Kursbarometer weitere Avancen. Doch nachdem die amerikanische Notenbank Fe- deral Reserve – wenn auch nur vor- sichtig – ein allmähliches Ende der üppigen Geldversorgung ankündig- te, brachen die Notierungen auf breiter Front ein, und heute sind die Auguren mit weiteren Negativ- prognosen schnell wieder bei derHand. Das Statement von gestern versinkt schamvoll.
Aber auch an anderer Stelle greift die Hektik wild um sich. Als die jüngste Jahrhundertflut über Deutschland hereinbrach, fielen prompt die Kurse der Versiche- rungsaktien Allianz und Münche- ner Rück drastisch. Wen interes- siert dabei schon, dass dies vermut- lich prima Einstiegskurse waren.
Welche thematische Sau dann in ein paar Monaten durchs Dorf ge- jagt wird und wer dann wieder der Weisheit letzte oder vorletzte Schlüsse von sich gibt, darf ge- spannt erwartet werden.
Kurzum: Wer ein Depot mit gu- ten deutschen Blue Chips besitzt, sollte sich bloß nicht ins Bockshorn jagen lassen. Langfristiges Denken ist schließlich Trumpf. Dem soliden Investor sollten daher genau die von Kurzatmigkeit und Hektik ge- prägten Verhaltensweisen ein Graus
sein. Diese werden auch oft genug von Anlageberatern geschürt, de- nen die schnelle Provision lange vor dem Wohl des Kunden kommt.
Panik beim Kunden zu erzeugen, bringt dem Banker eine üppige Geldschöpfungschance.
Oft genug wird mir berichtet, dass Banker ihre Klientel gerade dann anrufen, wenn es an den Weltbörsen aus irgendwelchen Gründen wackelt. Gerade jetzt, sa- gen sie, sei es dringend geboten, sich aus diesem oder jenem Wert zu verabschieden und dafür die Titel X, Y, Z zu erwerben; siehe oben die Ratschläge die Flutfol- gen betreffend. Folgen Sie solch schlecht meinenden Vorschlägen bloß nicht.
Wer eine erfolgreiche Depotpo - litik anstrebt, muss sich jedenfalls an den für die Finanzmärkte positi- ven langfristigen Trends (die durch- aus noch intakt sind) orientieren und darf sich nicht auf tagesaktuelle Einflüsterungsversuche einlassen.
Ein dickes Fell und taube Ohren sind daher noch lange nicht die schlechtesten Börsentugenden. Im
Gegenteil.
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G E L D A N L A G E
REDAKTEURE: Elke Bartholomäus M.A., Catrin Marx, Dr. sc. nat. Stephan Mertens, Dipl.-Biol. Gabriele Seger Mitglied der LA-MED geprüft Facharzt-Studie 2012