D
er russische Weltmeister Wladimir Kramnik, der im Jahr 2000 Garry Kas- parow entthronte, leidet und litt an einer Spondylitis anky- losans. Lange Zeit war er des- halb bei Schachturnieren nur ein Schatten seiner selbst, teilweise betreu(t)e ich ihn et- was mit. Inzwischen erlebte er bei der Schacholympiade in Turin eine geradezu wunderbare Wiederaufer- stehung; er wurde am Spit- zenbrett zum besten Spie- ler dieser Olympiade.Kramnik schaut optimi- stisch dem WM-Wieder- vereinigungsmatch vom 23. September bis 13. Ok- tober 2006 in Elista (der Haupt- und Schachstadt der russischen Republik Kalmückien, in der Kirsan Iljumschinow als Präsi- dent der Republik und des
Weltschachbunds FIDE in Personalunion residiert) ge- gen den bulgarischen FIDE- Weltmeister Veselin Topalov entgegen, welches die seit 1993 bestehende unselige Spaltung der Schachwelt hoffentlich dauerhaft überwindet.
Gott sei Dank verlor er in all der Leidenszeit nie seinen Humor, wofür die folgende
Anekdote stehen mag (aus der Schachzeitschrift „New in Chess“). Kramnik: „Es ist fru- strierend. Es ist alles noch da, nicht dass du wirklich schlecht spieltest. Du verstehst das Spiel, du weißt, welchen Zug du machen musst und machst ihn aus irgendeinem Grund doch nicht.“ Um dann hinzu- zufügen, er hoffe, es erginge ihm nicht so wie in der folgen- den Geschichte, in der sich zwei Männer treffen, einer den anderen nach dem Wohl- ergehen fragt und Letzterer antwortet: „Es ist schrecklich, musst du wissen. Meine Frau betrügt mich, wir werden geschieden, mein Sohn nimmt Drogen, und mir hat man in der Arbeit gekündigt.“ Worauf der andere antwortet: „Tja, so- was kommt vor. Manch- mal hast du eine weiße, manchmal eine schwarze Zeit.“ Sechs Monate spä- ter treffen sie sich wieder, und auf die Frage nach sei- nem Befinden meint der Zweite: „Nun, es stellte
sich heraus, dass es damals eine weiße war!“
Bei Kramnik schaut es an- ders aus. Und mit besonde- rem Vergnügen wird er sich an eine Schnellpartie aus dem Jahr 2003 in Monaco erin- nern, bei der er sogar „blind“
und dennoch weitsichtig To- palov am Ende einer fulmi- nanten Partie mit einer fanta- stischen Opferkombination besiegte.
Wie spielte Weiß?
Lösung:
E
s kommt, gottlob, ver- gleichsweise selten vor, dass eine Bank über die Wupper geht, anders wäre die Stabilität der Geldversorgung innerhalb einer Volkswirt- schaft auch nicht vernünftig darzustellen. Gleichwohl zei- gen die Erfahrungen der Ver- gangenheit, dass auch Kredit- institute zu straucheln imstan- de sind, das Bankhaus Her- statt und die Barings Bank sind prominente Vertreter in dieser Gattung havarierter Geldhäuser.Nun hat es die „Privatbank Reithinger GmbH & Co. KG“
erwischt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsauf- sicht schloss Anfang August die Singener Bank, nach- dem der zuständige Wirt- schaftsprüfer eine Gefähr- dungsanzeige wegen „Unter- kapitalisierung“ eingereicht hatte. Somit bestand die Ge- fahr, dass das Geldhaus in der Nähe des Bodensees seine
„Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern“ nicht mehr erfüllen könnte.
Die „Gläubiger“ sind in die- sem Fall 65 000 Bankkunden, und meist handelt es sich hier um Kleinanleger, an die das Bankhaus Reithinger Anlage- produkte wie geschlossene Fonds und Sparpläne verkauft hatte, vor allem aus dem Dunstkreis der „Deutschen Beamtenvorsorge (DBVI)“
und der „Eureka Finanzmar- ketingvermittlung“ sowie der
„Ravena Vermögensverwal- tung (RVV)“. Gerüchten zu- folge soll der frühere Inhaber der Bank, Klaus Thannhuber, die Trennlinien zwischen der
Bank Reithinger und ihren Partnern DBVI, Eureka und RVV nicht sauber eingehalten haben, manche sprechen auch von (Geldfluss-)Konstruktio- nen, die es unter fremden Drit- ten nicht gegeben hätte.
Ganz weg sind die Spar- groschen der Anleger den- noch nicht, der Einlagen- sicherungsfonds sichert we- nigstens 90 Prozent der Sum- me ab, soweit die Einlage 20 000 Euro nicht übersteigt.
Wer aber mehr als diesen Be- trag in Sparbüchern, Festgel- dern und anderen Termin- einlagen investiert hat, kann im Falle der Privatbank Rei- thinger auf den Einlagen-
sicherungsfonds nur bis zur gesicherten Höhe vertrauen.
darüber hinaus ist Schluss.
Richtig angeschmiert sind indes die Inhaber von Schuld- verschreibungen sowie Ge- nussscheinen, aber auch die Zeichner von geschlossenen Immobilienfonds. Hier ist jetzt Zittern bis zum mög- lichen Totalverlust angesagt.
Am Ende zahlt eben der Kleinanleger die Zeche. Wie
so oft. )
S C H L U S S P U N K T
[80] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 34–35⏐⏐28. August 2006
Weiße Zeiten
Dr. med. Helmut Pfleger
zu Bankpleiten
Dickes Ende für Kleinanleger
Börsebius
Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Mo- nats können Sie auch am 2. Sep- tember 2006 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Öko- nom Reinhold Rombach) anrufen.
Wenn Sie also in Finanzdingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die Tel.-Nr. 02 21/98 54 80-17. Die ko- stenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Post Scriptum
Hier verschmähte Kramnik als
Weißer den T urm a5,
wonach Schwarz noch ernsthaft hätte mit-
spielen können, sondern trieb
vielmehr mit 1.Tc7+!
den König auf die letzte Reihe zurück:
1.
..
.Kd8.
Weiter ging's mit
2.Tfc1 ,was 3.
Tc8+ Kd7 4.Tc1-c7
matt droht, wogegen 2.
..
.T a8
3.Kb7! nicht hilft.
Schwarz sperrte
deshalb mit2. ..
.Tc5 die c-Linie,
doch nach 3. Tc1xc5 dxc5 4.Kc6!
musste er die W affen strecken,da
gegen Tc7-a7-a8 (matt) trotz der schwarzen Mehrfigur nichts zu er-
finden ist.