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ie Fußball-Europamei- sterschaft in Portugal demonstriert 22 Tage lang nicht nur Abend für Abend fußballerische Spiel- kunst auf höchstem Niveau und strategisch-taktische Win- kelzüge der Coaching-Teams, auch glänzen unsere Fuß- baller und die eloquenten Kommentatoren und Repor- ter mit sprachlichen Steilvorlagenund Querpässen. Hier eine Auswahl, die über die Fern- sehkanäle und den Äther versandt wurden:
„Das ist das Holz, aus dem Team-Mannschaften geschnitzt sind.“
Rudi Völler, Teamchef der deutschen Fußballnational- mannschaft
„Das ist Schnee von morgen.“
Fußballnationalspieler Jens Jeremis, FC Bayern München
„Die Schweden sind kei- ne Holländer. Das hat man genau gesehen.“
Franz Beckenbauer, Ehrenspielführer der Fußballnationalelf, Prä- sident des FC Bayern München,Fußballkommen- tator für das ZDF
„Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.“
Berti Vogts, Trainer der schottischen Fußballnational- mannschaft, ehemaliger deut- scher Fußballnationaltrainer
„Der Ball ist rund. Und das Spiel dauert 90 Minuten.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“
Sepp Herberger, ehemaliger erster Fußballnationaltrainer Deutschlands nach dem Zwei- ten Weltkrieg
„Wenn man ihn jetzt ins kalte Wasser schmeißt, könnte er sich die Finger verbrennen.“
Gerhard Delling, Leiter der Sportredaktion beim Nord- deutschen Rundfunk/ARD
„Die Luft, die nie drin war, ist raus aus dem Spiel.“
Günter Netzer, ehemaliger Fußballnationalspieler, Ko- kommentator bei der Fußball- EM in Portugal in der ARD
„Das Schlimmste ist: Wenn der Erwartungshorizont ab-
stürzt, dann fällt er auf den Hinterkopf.“
Gerhard Meyer-Vorfelder, DFB-Präsident
„Die Ruuudi-Ruuudi-Rufe hat es früher nur für Uwe Seeler gegeben.“
Gerd Rubenbauer, Sport- kommentator, Fußballexperte des Bayerischen Rundfunks
„Fußball ist inzwischen Num- mer eins in Frankreich. Hand- ball übrigens auch.“
Heribert Faßbender, Fuß- ballfachkommentator, WDR, Köln
„Mal verliert man, mal gewin- nen die anderen.“
Otto Rehagel, Trainer der griechischen Fußballnational- mannschaft
„Es steht im Augenblick eins zu eins – aber es hätte auch umgekehrt lauten könnnen.“
Heribert Faßbender, Sport- chef beim Westdeutschen Rund- funk, ARD-Fußballkommen-
tator HC
W
ochenlang haben alle gezittert, die Herren der Post, der Post- bank, der Emissionsbanken, die Bundesregierung, der An- leger sowieso – klappt das mit dem Börsengang oder nicht?Was sich im Vorfeld der Emis- sion abspielte, ging nicht auf die berühmte Kuhhaut, selbi- ges Tier wurde letztendlich nur mit Mühe vom Eis geschleppt.
Noch nie gab es mit der Deut- schen Bank einen Konsortial- führer, der quasi im schweben- den Verfahren die Pferde wechselte und am liebsten selbst die Postbank übernom- men hätte, eine übrigens von Bundeskanzler Gerhard Schrö- der initiierte Schnapsidee.
Am Ende schien es gar so, dass Postchef Klaus Zumwin- kel und sein Untergebener Wulf von Schimmelmann den Hals nicht voll bekämen, sie wollten mit aller Gewalt eine Preisspanne von 31,50 bis 36,50 Euro durchsetzen. Die
Bank sei schließlich so viel wert,meinten die beiden trotzig und ließen das Bookbuilding- Verfahren fast gegen die Wand laufen. Zumwinkel erwägte sogar eine Absage des Bör- senganges, falls seine Vorstel- lungen nicht durchkämen.
Und es ging tatsächlich nichts. Bis Freitag, dem 18. Juni mauerten die großen Fonds und gaben überhaupt keine Order ab. Pech für Zumwin- kel & Co. Am darauf folgen- den Montag mussten die bei- den kleinlaut nachlegen und die Emission mit einer „neuen“
Preisspanne von 28 bis 32 Eu- ro „retten“. Den Investoren blieben nur zwei Tage Zeit, sich zu entscheiden und zu zeich- nen. Das machten sie denn auch reichlich, am Ende war
die Emission mehr als 2,5fach überzeichnet. Den Preis leg- ten die Postbank-Oberen mit 28,50 Euro – jetzt ging auch ihnen die Muffe – am unteren Rand der Bandbreite fest.
Die Daumen hoch gereckt und breit grinsend starrten Klaus Zumwinkel und Wulf von Schimmelmann am Mitt- woch, dem 23. Juni minuten- lang in die Kameras, bis der Kursmakler relativ spät um 9.15 Uhr den ersten Kurs nannte: 29 Euro. Der Börsen- gang der Deutschen Postbank ist endlich geglückt. Beifall, Abtritt.
Friede, Freude Eierkuchen, wer das jetzt erwartet, kann sich durchaus täuschen. Per- sönlich finde ich, dass der erste Kurs nun wirklich kein großer
Hit ist, das sind gerade mal 1,7 Prozent Gewinn. Werden die Wertpapierspesen abge- rechnet, wenn die Aktie gleich wieder verkauft wird, bleiben nur 0,7 Prozent, das ist für eine Zitterprämie herzlich wenig.
Was dieser Kurs wirklich wert ist, wird sich in den näch- sten vier Wochen zeigen. Bis dahin sind nämlich die Konsor- tialbanken verpflichtet, „kurs- stützend“ einzugreifen. Zu die- sem Zweck können (sollen?) bis 4,9 Millionen Aktien an der Börse gekauft werden. Nach der Stützungsphase ist die Ak- tie ganz auf sich allein gestellt.
Dann wird sich auch zeigen, wie stark die Absicht der Post und des Bundes ist, weitere Postbank-Aktien in den Markt zu drücken. An schwachen Handelstagen kann ich mir sehr wohl vorstellen, die Post- bank auf einem Niveau von 27 oder 28 Euro zu sehen. Dann ist sie ein klarer Kauf. Alles eine Frage des Timings. ) S C H L U S S P U N K T
Sprachliche Steilvorlagen
Fußball-EM in Portugal
zur Postbank
Dickes gelbes Ei
Börsebius
Post Scriptum
[56] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 272. Juli 2004
Foto:EA Sports