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Rezension: Amirpur, Donja (2016): Migrationsbedingt behindert? Familien im Hilfesystem. Eine intersektionale Perspektive. Bielefeld: transcript Verlag. 312 S., € 29,99

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REZENSIONEN

Amirpur, Donja (2016):

Migrationsbedingt behindert? Familien im Hilfesystem. Eine inter- sektionale Perspektive Bielefeld: transcript Verlag.

312 S., € 29,99

Die mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien 2016 ausgezeichnete Autorin Donja Amirpur befasst sich in ihrer Stu­

die mit der Frage, warum Familien an der Schnitt­

stelle von Migration und Behinderung durch die Behindertenhilfe kaum erreicht werden. Sie räumt auf mit der gängigen Annahme, dass kulturelle Barrieren sowohl aufseiten der Familie wie auch aufseiten der Behörden Haupthinderungsgrund sind. Stattdessen liefert sie eine fundierte Ana­

lyse der komplexen Lebenslagen der betroffenen Familien.

Im ersten Kapitel der Ausgangslage beschreibt Amirpur die UN­Behindertenkonvention mit Be­

zugnahme zur inklusiven Bildung. Im anschließen­

den Kapitel findet eine Auseinandersetzung mit den Phänomenen Migration und Behinderung aus sozialwissenschaftlicher Sicht statt. Die Autorin gibt den aktuellen Diskussionsstand wieder, in­

dem sie zuerst deskriptive Daten aus der offiziel­

len deutschen Statistik sowie qualitative Studien aus dem Forschungsfeld beschreibt, um anschlie­

ßend in eine ausführliche Analyse religiös­spi­

ritueller und kultureller Konzepte überzuleiten.

Dabei wird eine Diskrepanz zwischen der Fest­

stellung von Behinderung im Kontext von Migra­

tion und der Inanspruchnahme von Angeboten des Hilfesystems herausgearbeitet. Mit der Dar­

stellung der Strukturen, Zugänge und Barrieren im Hilfesystem im dritten Kapitel schließt Amir­

pur an das vorhergehende an. Die Forderung, dass sich Einrichtungen in der Gestaltung ihrer partizipativen Prozesse ändern müssen, damit die Angebote von allen Betroffenen wahrgenom­

men werden, leitet zum eigentlichen Erkenntnis­

interesse über.

Zur Erforschung dieses Desiderats zieht die Auto­

rin als analytischen Bezugsrahmen das Konzept

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REZENSIONEN

der Intersektionalität bei. Der stringente Aufbau dieses vierten Kapitels vermittelt einen um­

fassenden Überblick von der Entwicklung des Intersektionalitätsansatzes über den gegenwär­

tigen inhaltlichen Diskurs bis hin zur Auswahl des methodischen Ansatzes für die vorliegende em­

pirische Untersuchung.

Im eigentlichen Kernstück, dem fünften Ka­

pitel, beschreibt Amirpur mit großer Präzi­

sion ihre Feldstudie von der Stichprobe über die Erhebung bis zur Auswertung der Inter­

views. So wird einerseits ein eindrücklich genaues Bild der elf untersuchten Familien vermittelt, andererseits wird auf Besonderhei­

ten der Erhebung beispielsweise bezogen auf Übersetzungen oder die Wirkung von Tele­

fongesprächen einge gangen. Am Schluss des Kapitels arbeitet die Autorin drei Kernthe­

men aus den Interview analysen heraus. So­

mit gelingt es ihr zu beantworten, an wel­

cher Stelle im Hilfesystem bzw. in welcher Form die Bedürfnisse der Familien mit be­

hinderten Kindern nicht erfüllt oder verletzt werden.

Auf die Frage nach der migrationsbedingten Behinderung werden zum Schluss des Buches höchst interessante Antworten geliefert. So konnte die Autorin beispielsweise herausarbei­

ten, dass es kaum Unterschiede zwischen mi­

grierten und nichtmigrierten Eltern bezüglich der Suche nach Aufklärung zu behinderungs­

spezifischen Fragen oder nach Angeboten der Förderung und Betreuung gibt. Auf der ande­

ren Seite wirken aber Ausgrenzungs­ und Ab­

wertungsprozesse auf die Identitätskonstruk­

tion der migrierten Familien, was in der Folge beispielsweise zur Ablehnung des Systems, Re­

bellion oder Verlust des Vertrauens führen kann.

Amirpur leistet mit ihrer grundlegenden Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erkenntniszuwachs bezüglich der Lebenslagen bei Migration und Be­

hinderung.

Chantal Hinni, MA CH-1700 Freiburg

DOI 10.2378/vhn2017.art18d

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