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Sparen – aber sinnvoll

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Bayerisches Ärzteblatt 6/2002 295

Leitartikel

Wenn es um das Thema Arzneimittel geht, ha- ben wir uns in den letzten Monaten in allen bundesweiten Gremien sehr alleine gefühlt.

Beinahe reflexartig hatte die Bundesebene sich im letzten Jahr dazu genötigt gesehen, als Kompensation für den Wegfall globaler Bud- gets mit den Spitzenverbänden der Kranken- kassen einen Vertrag abzuschließen, der Ein- sparungen in Höhe von rund 5 % gegenüber den Ist-Ausgaben des Vorjahres vorsieht. Wir fühlten uns im Länderausschuss der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wie einsame Rufer in der Wüste, als wir dafür plädierten, Zielvereinbarungen – so sie denn unvermeidbar zu sein schienen – nur dann abzuschließen, wenn wir Ärzte das entspre- chende Datenmaterial über unsere Verordnun- gen von den Krankenkassen erhalten.

Wir haben uns jedoch nicht auf eine Rolle als Mahner und Bedenkenträger beschränkt. Viel- mehr haben wir ein Programm konzipiert, das zu einer wirtschaftlicheren Verordnungsweise führen kann – und das ohne Qualitätseinbu- ßen für unsere Patientinnen und Patienten.

Mit über 21 Milliarden Euro wurde bundes- weit im vergangenen Jahr erstmals mehr Geld für Medikamente ausgegeben, als an Honora- ren für die Vertragsärzte und Psychotherapeu- ten bereit standen. Hinzu kommt, dass es un- bestreitbare Wirtschaftlichkeitsreserven gibt, die es nun zu heben gilt. Als Stichwort seien hier nur die noch immer nicht ausgeschöpften Möglichkeiten bei Generika genannt. Eines muss man bei der Diskussion über Einsparun- gen allerdings auch immer bedenken: Es ist ein Fakt, dass die Forschung zu immer neuen In- novationen in der Medizin führt. Und es ist ein Fakt, dass die Menschen im Durchschnitt immer älter werden und mehr medizinische Behandlungen in Anspruch nehmen. Allein

auf Grund dieser Tatsachen ist es nicht mög- lich, die Uhr zurückzudrehen und die Gesamt- kosten für Arzneimittel weit unter den Schnitt der Vorjahre zu drücken.

Uns kam es darauf an, Sie, sehr geehrte Kolle- ginnen und Kollegen, vor den – auf Grund der auf Bundesebene geschlossenen Verträge – un- ausweichlichen Richtgrößenprüfungen und den damit drohenden Regressmaßnahmen zu schützen. Gleichzeitig wollen wir so eine qua- litätsorientierte und für Sie angstfreie Arznei- mittel-Versorgung aller Patientinnen und Pa- tienten ermöglichen.

Unser Konzept, das inzwischen schon des Öf- teren als „bayerischer Sonderweg“ bezeichnet wurde und bereits kopiert wird (wir erheben aber kein „Copyright“), beruht auf den drei Säulen Information, Beratung und Steuerung.

Die Teilnahme für die Ärztinnen und Ärzte ist freiwillig, aber sie lohnt sich. So konnten wir uns mit den Krankenkassen darauf eini- gen, dass jene Praxen, die an dem Struktur- vertrag teilnehmen, vor Regressen geschützt sind, solange sie ihre Ziele erreichen. Diese Ziele werden individuell festgelegt. Als Basis dienen sehr differenzierte Richtgrößen mit ei- ner Unterteilung in sechs Altersklassen und 36 Arztgruppen. Somit ist eine annähernd realis- tische Wiedergabe des Verordnungsgeschehens in der Praxis möglich.

Ein Punkt, über den wir lange mit den Kran- kenkassen diskutiert haben, war die finanziel- le Aufwandsentschädigung für die teilnehmen- den Ärztinnen und Ärzte. Grundlage ist dabei die Veränderung der Ausgaben für Arzneimit- tel im Bundesdurchschnitt, nicht gegenüber den Vorjahren. Ein Rechenbeispiel: Wenn die Ausgaben für Arzneimittel in Bayern in die- sem Jahr um 2 % ansteigen und die Ausgaben in den restlichen Kassenärztlichen Vereinigun- gen um 6 % ansteigen, dann erhält die Kas- senärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) 38 Millionen Euro, die als Aufwandsentschä- digung und für strukturelle Maßnahmen ver- wendet werden.

Dies mag in der Theorie nicht ganz einfach nachvollziehbar sein. Damit das Programm im praktischen Arbeitsalltag allerdings so rei- bungslos wie möglich umzusetzen ist, gibt es für alle Teilnehmer umfangreiche Informatio- nen und auf Wunsch auch persönliche Bera- tungen. Bereits jetzt stehen im KVB-Extranet (www.kvb.de) zahlreiche Dokumente für Sie bereit, das Angebot wird laufend erweitert.

Dazu kommen Briefe, Broschüren und weitere Informationsmedien, die Sie auf dem Laufen- den halten, was Ihr Verordnungsverhalten und mögliche Einsparpotenziale betrifft.

Wenn man sieht, wie momentan auf Bundes- ebene zwischen der KBV und den Spitzenver- bänden der Krankenkassen über jedes einzelne Promille Einsparungen öffentlich diskutiert wird, dann fühlen wir uns umso mehr in un- serem Glauben an den „bayerischen Sonder- weg“ bestärkt. Jetzt liegt es an Ihnen, sehr ge- ehrte Kolleginnen und Kollegen, unser Konzept mit Leben zu füllen und sich an dem Strukturvertrag zu beteiligen. Je mehr Praxen mitmachen, umso größer sind die Chancen, die erhofften Einsparziele erreichen zu können.

Unterstützen Sie uns – es lohnt sich!

Sparen – aber sinnvoll

Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Vorstandes der KVB

Dr. Wolfgang Hoppenthaller, stellv.

Vorsitzender des Vorstandes der KVB

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