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Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

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Von der Gesundheits- zur Migrationskrise?

Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

von Benjamin Schraven,

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Die aktuelle Kolumne

vom 30.03.2020

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Von der Gesundheits- zur Migrationskrise?

Wie wir der Klimamigration nach der Corona-Zeit begegnen müssen

Die aktuelle Kolumne von Benjamin Schraven, 30.03.2020, ISSN 2512-9074

© German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Immer mehr Fallzahlen zeugen von der Ausweitung der Corona-Krise, weltweit und auch in Deutschland. Manche stellen sich bereits eine sensible Frage: Finden wir neben den medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, vielleicht zu einem neuen gesell- schaftlichen Miteinander? Ist es möglich, dass wir danach auch andere globale Probleme anders angehen? Die Liste dieser globalen Herausforderungen reicht von der Bekämpfung von Hunger und der Klimakrise bis hin zum Umgang mit Migra- tion. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt sein mag oder nicht: Wir dürfen diese langfristigen Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren und auch nicht isoliert voneinander betrachten. Gerade den Zusammenhang zwischen Klimawan- del und Migration müssen wir aufgrund der sich abzeichnen- den Klimakrise sehr ernst nehmen. Wissenschaft, aber vor al- lem auch Politik und Zivilgesellschaft waren hier bis dato zu zögerlich und müssen umsteuern.

Schon lange gibt es Szenarien, nach denen sich bald Millionen sogenannte „Klimaflüchtlinge“ auf den Weg nach Europa ma- chen könnten. Diese Befürchtungen haben die wissenschaft- liche Auseinandersetzung mit dem Thema „Klimamigration“

begünstigt: Zahlreiche größere und kleinere Forschungspro- jekte zum Zusammenhang zwischen Erderwärmung und menschlicher Mobilität wurden seit den 2000er Jahren initi- iert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang von Kli- mawandel und Migration wesentlich komplexer ist als ge- meinhin angenommen. Auch in bereits vom Klimawandel be- sonders betroffenen Gebieten sind es wirtschaftliche, soziale oder politische Gründe, die dazu führen, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Ob ein Migrationsprozess nun „klimaindu- ziert“ oder gar eine „Klimaflucht“ ist oder nicht, ist schwer zu sagen.

Häufig handelt es sich um Prozesse von zirkulärer Arbeitsmig- ration, bei denen nicht ganze Familien, sondern Individuen – meist zeitlich begrenzt – ihre Heimat verlassen. Unter Um- ständen können durch das so verdiente Geld klimabedingte Schäden wie Ernteverluste wieder ausgeglichen werden: Mig- ration kann auch eine Anpassungsstrategie an den Klimawan- del sein. Da besonders ärmere Bevölkerungsgruppen im glo- balen Süden betroffen sind, sind Szenarien eines von Klima- wandel hervorgerufenen Massenansturms in Richtung Eu- ropa eher unrealistisch. Denn dazu fehlen den allermeisten Be- troffenen die notwendigen finanziellen Ressourcen.

Viele Menschen sind gar so arm, dass sie auch trotz der schlimmsten Folgen von Umwelt- und Klimawandel nirgend- wohin migrieren können.

Diese Ergebnisse beruhen allerdings auf einer Betrachtung des Status Quo. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Folgen des Klimawandels in den nächsten 30 Jahren immer heftiger äußern werden, dass Territorien vor allem aufgrund des Mee- resspiegelanstiegs verschwinden oder unbewohnbar werden.

Dann werden wir wohl auch ganz neue Migrationsdynamiken erleben. Bisher war die Forschung zum Thema „Klimamigra- tion“ sehr auf die Frage ausgerichtet, welche Rolle der Klima- wandel nun ganz genau für Migrationsentscheidungen und - prozesse spielt. Wir brauchen aber eine Hinwendung zu den Erfahrungen und spezifischen „Migrationswirkungen“ im Kontext von Umwelt- und Klimawandel. Letztendlich muss es auch darum gehen, konzeptionelle und politisch sehr rele- vante Fragen besser zu beantworten. Dazu zählt vor allem die Frage, unter welchen Umständen und welche Formen von Mobilität als Anpassungs- oder Bewältigungsstrategie gelten können. Notwendig sind dafür auch eine bessere interdiszip- linäre Forschung, eine bessere Verknüpfung verschiedener Forschungsmethoden oder eine Analyse großer Datenmen- gen (zum Beispiel Mobilfunkdaten). Ebenso wichtig sind mehr Langzeitstudien und Studien in Ländern und Regionen, welche bis dato noch kaum betrachtet wurden hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Klimawandel und (Binnen-)Migration – dazu zählt auch Europa.

Dies muss natürlich auch von der Politik unterstützt werden.

Migration ist zwar schon seit 2010 ein Thema bei den UN-Kli- makonferenzen. Auch gibt es internationale Initiativen wie die Platform on Disaster Displacement, die sich des Themas an- nehmen. Politische und zivilgesellschaftliche Akteure von der globalen bis zur lokalen Ebene waren aber bis jetzt insgesamt zu zögerlich, wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wie der klimabezogenen Migration begegnet werden kann. Aus Sicht der Wissenschaft benötigen wir ein politisches Leitbild, um Migration im Kontext des Klimawandels – und darüber hinaus – zu gestalten. Dazu sollte gehören: Zwangsmigration best- möglich zu verhindern, die positiven Potentiale von Migration (zum Beispiel durch Regelungen zu regionaler Personenfrei- zügigkeit) zu maximieren und Risiken und negative Aspekte wie Menschenhandel oder die Ausbeutung von Migranten zu minimieren. Statt primär jegliche Migration unterbinden zu wollen, wäre ein Verinnerlichen dieses Leitbilds auf allen poli- tischen und zivilgesellschaftlichen Ebenen und Sektoren ein probates Mittel, der „Klimamigration“ zu begegnen. Es muss ja nicht immer erst zur Krise kommen.

„Migration kann auch eine

Anpassungsstrategie an den Klimawandel

sein“

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