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Überaktive Blase: Es müssen nicht immer Antimuskarinika sein

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Academic year: 2022

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Antimuskarinika werden zur Therapie der Reizblase eingesetzt. Die parasym- patholytisch wirksamen Antimuskari- nika heben die Wirkungen von Acetylcho - lin an den muskarinischen Rezeptoren in der Blasenwandmuskulatur kompe- titiv auf. Aufgrund der möglichen uner- wünschten Wirkungen sind sie nicht un- umstritten. Parasympatholytika können unter anderem Harnretention, Mund- trockenheit, Tachykardie, Verstopfung und zentrale Effekte wie Müdigkeit und Verwirrung verursachen. Ein systemati- scher Review untersuchte die Wirk sam- keit alterna tiver Therapieverfahren.

Studiendesign und -ziel

Ziel der systematischen Übersichts - arbeit war es, die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Behandlungs- verfahren der hyperaktiven Blase zu untersuchen. Untersucht wurden die Da- tenbanken Medline, Cochrane Central Register of Controlled Trials, Coch- rane Database of Systematic Reviews und Commonwealth Agricultural Bu- reaux Abstracts (Zeitraum: Beginn bis 2. April 2014). Es wurden zum einen

nur Studien aufgenommen, an welchen mindestens über 100 Probanden teilge- nommen hatten und welche zwei Stu - dienarme hatten. Hierbei erhielten die Teilnehmer in mindestens einem Stu - dienarm ein alternatives Therapiever- fahren. War die Teilnehmerzahl gerin- ger, mussten in mindestens zwei Studien- armen die Probanden ein alternatives Therapieverfahren erhalten haben.

Alternative Behandlungsformen Die Änderung des Lebensstils besteht in Massnahmen zur Gewichtsreduktion, einer Änderung des Trinkverhaltens (vor allem Verzicht auf blasenreizende Getränke wie Kaffee, Tee, Alkohol, Kohlensäure sowie eine gleichmässige Verteilung der Trinkmengen über den Tag) und Nikotinkarenz.

Gezieltes Atmen kann ein erster Schritt zur Stärkung des Beckenbodens sein, wenn es über das Zwerchfell gesteuert wird. Mit diesem Verfahren befasste sich eine Studie. Eine andere Studie un- tersuchte die Bauchatmung. Um den in- traabdominalen Druck zu mindern, kann die hierzu notwendige Bauchat- mung erlernt und konsequent ange- wandt werden.

Zwei Studien untersuchten die Wirk- samkeit des Beckenbodentrainings.

Dessen Ziele sind die Steigerung der Kontraktionskraft und die Verbesse- rung der Koordination; durch Anspan- nen der Muskulatur soll die Mobilität des Blasenhalses beim Husten reduziert werden. Das Beckenbodentraining kann durch Elektrostimulations- und Bio- feedbackgeräte unterstützt werden.

In einer Studie erfolgte ein Beckenbo- dentraining in Zusammenhang mit einer Wärmebehandlung. Hierbei wird eine warme, feuchte Auflage unmittel- bar nach dem Aufstehen auf den unte- ren Rückenbereich platziert.

Ein weiteres Verfahren ist die Aku- punktur.

Bei der extrakorporalen magnetischen Innervation sitzt der Patient auf einem Therapiestuhl. Es wird ein stark fokus- siertes, pulsierendes Magnetfeld er- zeugt. Durch das pulsierende Magnet- feld entsteht ein kurzes Depolarisati- onspotenzial, das einen Nervenimpuls auslöst. Dadurch kontrahieren und entspannen sich die Muskeln bei jedem magnetischen Impuls 1- bis 50-mal pro Sekunde. Auf diese Weise werden die Muskeln trainiert und aufgebaut.

Bei der Beckenbodenstimulation wird ein elektrischer Impulsgeber direkt in die Vagina eingeführt.

Die Sakralnerven kontrollieren die Blase und die an der Harnausscheidung beteiligten Muskeln. Für die sakrale Neuromodulation wird zur Stimula- tion der Sakralnerven mit schwachen elektrischen Impulsen ein Schritt - macher implantiert. Bei der Tibialis - stimulation wird ein elektrisches Signal durch den Nerv retrograd bis zum Sakralplexus gesendet.

Alternative medikamentöse Massnah- men bestehen in der Gabe von Onabo- tulinumtoxin A (Botox®) und Beta-3- Agonisten wie Mirabegron (Betmiga®) oder Solabegron. Botulinumtoxin hemmt die Ausschüttung von Acetyl- cholin aus den Nervenendigungen und hemmt so die Kontraktion der Blasen- wandmuskulatur. Beta-3-Agonisten ent- spannen die Blasenwandmuskulatur und erhöhen so die Blasenkapazität.

Studienergebnisse

Beckenbodentraining erwies sich im Vergleich zum Biofeedback als effekti- ver. Gewichtsverlust durch Diät und Bewegung, der Verzicht auf Kaffee, eine 25- bis 50-prozentige Reduktion der Flüssigkeitseinnahme sowie ein Training der Beckenmuskulatur mit verbalen Anweisungen waren alle wirksam. Botulinumtoxin A verbes- serte die Dranginkontinenz, reduzierte die Dringlichkeit und Häufigkeit des Wasserlassens, erhöhte die Lebens - qualität, senkte die Nykturie und ver- besserte urodynamische Parameter wie Miktionsvolumen, Miktionszeit oder Restharnbildung. Die Akupunktur ver- besserte die Lebensqualität und die urodynamischen Parameter. Die extra- korporale magnetische Stimulation verbesserte die urodynamischen Para- meter. Mirabegron reduzierte die Inkon- tinenz, senkte die Nykturie, erhöhte die

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ARS MEDICI 232016

STUDIE REFERIERT

Überaktive Blase: Es müssen nicht immer Antimuskarinika sein

Ein systematischer Review kommt zu dem Ergebnis, dass verschiedene Al- ternativen zu Antimuskarinika bei der Therapie der Reizblase effektiv sind.

American Journal of Obstetrics and Gynecology

Aufgrund der möglichen unerwünsch- ten Wirkungen sind Antimuskarinika bei der Therapie der hyperaktiven Blase nicht unumstritten

Alternative Therapieverfahren wie Mi- rabegron, Botulinumtoxin A, Änderung des Lebensstils, Beckenbodenmuskel- training, magnetische Stimulation, Tibialisstimulation, sakrale Neuromo- dulation und transvaginale elektrische Stimulation sind ebenfalls wirksam bei der Behandlung der überaktiven Blase und können empfohlen werden.

MERKSÄTZE

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ARS MEDICI 232016

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Blasenkapazität und verbessert die Harn- speicherfunktion, wäh rend Solabegron insbesondere die Inkontinenz verbes- serte.

Die Tibialisstimulation erwies sich als wirksamer als das Beckenbodentrai- ning, und zwar im Hinblick auf die Dringlichkeit und die Häufigkeit des Wasserlassens. Sie verbesserte zudem die Lebensqualität, erhöhte die Blasen- kapazität und verbesserte die Harn- speicherfunktion. Die sakrale Neuro-

modulation zeigte sich effektiver als die antimuskarinische Behandlung im Hin- blick auf die subjektive Verbesserung der Symptomatik und die Lebensquali- tät. Auch die transvaginale elektrische Stimulation zeigte eine subjektive Ver- besserung der Symptomatik. Die uro- dynamischen Parameter verbesserten sich ebenfalls.

Fazit:Wie die Autoren feststellen, er- wiesen sich mehrere Therapieverfahren wie physikalische Therapie, Verhaltens-

therapie, Botulinumtoxin A, Akupunk- tur, magnetische Stimulation, Mira be- gron, Tibialisstimulation, sakrale Neu- romodulation und transvaginale elek- trische Stimulation als wirksam bei der Behandlung der überaktiven Blase. Claudia Borchard-Tuch

Quelle: Olivera CK et al.: Nonantimuscarinic treatment for overactive bladder: a systematic review. Am J Obstet Gynecol 2016; 215(1): 34–57.

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