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Meine Geschwister und ich

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Academic year: 2022

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Meine Geschwister und ich

… oder wie oft wechselt ein Mensch seinen Wohnort Von Gerhard Brämer

Vorwort

Zu diesen Zeilen inspirierten mich meine Kinder. Bei einer

Geburtstags Feier unterhielten wir uns über Gott und die Welt und irgendwann kamen wir auf meiner Kindheit zu sprechen. Ich erzählte, dass wir gefährlich lebten, nicht nur wegen der Bomben im zweiten Weltkrieg, sondern auch danach.

Wir mussten zwanzig bis dreißig Minuten, wenn nicht noch länger, zur Schule laufen. Das Fahrgeld war zwar - aus heutiger Sicht nur zwanzig Pfennig - doch damals war es für uns schon viel Geld. Wer ein Fahrrad hatte, und wer hatte das schon, der ist ohne Helm gefahren. Welcher Leichtsinn. Heute unmöglich.

Man konnte auch in der Schulpause keinen Snack am Kiosk kaufen.

Erstens gab es so etwas nicht und zweitens - na was schon? Richtig kein Geld. Mutter arbeitete im Krankenhaus und verdiente als ungelernte Kraft knappe Zweihundert DDR Mark in den fünfziger Jahren.

Hatten wir mit einen Gleichaltrigen Zoff, gab es was auf die Schnauze dann war der Fall erledigt. Da wurden keinen Messer, Totschläger oder andere Waffen benutzt. Hat man uns bei einer Dummheit erwischt, standen wir dafür gerade und wer sitzen blieb machte das Schuljahr noch mal und das alles ohne Schultherapeut oder

Psychiater.

Die Kriegs Ereignisse zwangen uns oft die Wohnung zu wechseln

somit zählte ich auf, wo und wie oft wir umgezogen sind. Hier: sagten meine Kinder: Na dann schreib doch ein Buch darüber. Mit der Hand?

Schreibmaschine habe ich nicht. Die Kinder brachten mir einen älteren PC und dann fing ich an.

Ein Buch schreiben? Naja man kann ja mal alles auf schreiben was alles so im Leben passiert ist.

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Auszug aus Kapitel 3 „Berta-von-Suttner-Schule“

Unsere Schule war nur fünf Minuten von uns entfernt. Genauer gesagt sind es zwei. Die Erste Schule hieß „Geschwister-Scholl„, die andere „Berta von Suttner„.

Früher war die erste Schule nur für Jungen und die zweite Schule nur für Mädchen vorgesehen. So waren damals die Sitten. Als ich in die Berta von Suttner Schule hinkam, führte man mich in die 4 C. Eine ältere Lehrerin über nahm mich mit den Worten: Ah! ein

Sitzenbleiber. Alle Schüler hörten was die Lehrerin sagte, was mir nicht gerade einen angenehmen Einstand in der neuen Schule brachte. Am gleichen Tag holte mich der Direktor aus dieser Klasse wieder raus, warum weiß ich auch nicht, und steckte mich in die B- Klasse. Nun hieß es sich eingewöhnen, ob wohl meine neuen

Klassenkameraden auch bald mitbekamen, dass ich die vierte noch einmal durch gehen musste. Immerhin, ich musste keine neuen

Schulbücher kaufen. Man ließ es mich aber auch nicht spüren und das fand ich sehr kulant.

In dieser Schule ging es gerechter zu als in Buch. Hier waren die Hälfte Jungen und die Hälfte Mädchen. Der Lehrkörper war netter und

gerechter. Voraus gesetzt man hielt sich an die Regeln, was nicht immer die Regel war. Denn mit der Zeit lernte man sich kennen und so wurden nicht nur gelernt, sondern auch Streiche ausgeheckt. Mit dem Lernen war das bei mir immer so eine Sache. Ich war oft

unkonzentriert und hatte andere Flausen im Kopf.

Eines Morgens kam unsere Klassenlehrerin in die Klasse und sagte:

Kinder wir haben die Möglichkeit ins Schullandheim Friedrichsbrunn zu fahren. Wo liegt Friedrichsbrunn? War die nächste Frage. Wenn sie schon mit uns dorthin fahren will, muss sie doch auch wissen wo Friedrichsbrunn liegt ist oder so, nicht wahr? Heute weiß ich ja, dass dieser schöne Ort im Harz liegt, aber damals? Wir haben dort 16 wunder schöne Tage verbracht. Es wurde auch gelernt sowie es möglich war. Viele Wanderungen haben wir unternommen und viel gesehen. Zum Beispiel waren wir auf der Rosstrappe, Hexentanzplatz oder in Stollberg. Alles Orte mit jahrhundertealten Sagen, die

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mitunter sehr interessant sind; und alles machten wir zu Fuß - wohl bemerkt. Wir bekamen den Auftrag über das Erlebte einen Aufsatz zu schreiben. Die besten Aufsätze wurden zu einem Tagebuch

zusammengefasst. Als wir später wieder zu Hause waren, haben alle Schüler dieses Tagebuch aufgeschrieben und mit Bildern und

Zeichnungen ausgestattet. Mein Aufsatz war leider nicht dabei. Bei unseren vielen Umzügen ist mein Büchlein abhandengekommen. Ich hoffe es eines schönen Tages von einem Schulfreund kopieren zu können.

Kapitel 9 „Fermersleben“

Der nächste Umzug

Unsere Mutter legte viel wert darauf wieder nach Fermersleben zu ziehen. Fermersleben ist der Stadtteil wo wir vor der Evakuierung

gewohnt haben. Schließlich ist unsere Mutter immer noch Mitglied in der Baugenossenschaft. Und so zogen wir 1951 von Buckau nach

Ferrmersleben. Der Umzug erfolgte auf einem zweirädrigen

Plattenwagen. So dauerte es bis in den späten Abendstunden als wir fertig waren. Ich ging am Ende hinter her mit einer Stalllaterne damit uns kein Auto anfährt. Zwei Straßenbahnen haben uns überholt von Autos war weit und breit nichts zu sehen. Kein Wunder sechs Jahre nach dem Krieg, wer besaß da schon ein Auto. Fermersleben blieb vom zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont.

Nun bekamen wir unsere alte Wohnung nicht wieder, sondern eine gleichwertige in der Eggersdorfer Straße. Diese Straße läuft parallel mit der Hauptstraße ist als eine Spielstraße deklariert und war schön

asphaltiert. Im Sommer, nach einem Regenguss konnte man barfuß auf dem nassem Asphalt schlittern. In dieser Straße Nummer 25 wohnte auch mein Schulfreund in der zweiten Etage Ulli auch Mulle genannt.

Gerade rüber wohnte eine Familie die hatten einen Sohn, den nannten wir Glatzki. Er war ein gewisser Außenseiter und hat sich mit uns nur wenig abgegeben. In der ersten Etage links wohnte ein Ehepaar ohne Kinder, namens „Bräutigam“. Sie hieß Ide und war, nun sagen wir mal, etwas exzentrisch oder so. Er nannte sich Otto, so hat ihm seine Frau

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gerufen, und war für uns normal. Trotzdem habe ich diesem Paar gelehrt schnell die Treppe runter zu laufen. In den Fünfzigern Jahren wurde noch oft der Strom abgeschaltet. Und das geschah meistens zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr. Eines Abends machte ich mich bei und steckte ein Zinken, vom meinem schon etwas lädierten Kamm, in den

Klingelknopf so dass er stecken blieb. Pünktlich dreiundzwanzig Uhr wurde der Strom ein geschaltet und pünktlich kam auch unser verehrte Herr Nachbar die Treppe runter gerannt, denn er konnte seine Schelle nicht abstellen.

Bis heute hat es niemand erfahren, für mich wäre es damals sehr fatal gewesen. Gegenüber wohnte die unauffällige Familie Kayser mit kleiner Tochter. Parterre links wohnten wir, das heißt unsere Mutter, Christa, Ruth und ich. Denn Ruth ist von Schönebeck wieder zu uns nach Fermersleben gezogen. Uns gegenüber wohnte eine Familie dessen Name ich vergessen habe mit einer Tochter und ein kleines Söhnchen.

Nun sind alle Bewohner aufgezählt.

Wir hatten einen schönen Keller mit zwei Fenster außerdem war da noch der berühmte Waschkeller, wo immer noch Wäsche gewaschen wurde.

Womit wir bei der Hausordnung sind. Jeder Bewohner war alle sechs Wochen dran mit der Reinigung des Hofes, vorne die Straße, den

Kellergang und den Boden fegen. Der Boden wurde, glaube ich zu wissen, alle vier Wochen gefegt und einmal im Jahr nass gewischt. Alles im allen waren wir ruhige Bürger und somit ein ruhiges Haus, wenn auch mal etwas Krach entstand, was natürlich von uns Kindern verursacht wurde.

Vor der Haustür befand sich ein 1Meter breiter und 3 Meter langen Gang der von einer Hecke gesäumt ist, bis zum Fußweg führte und sich entlang der Straße zog. Zwischen Haus und Hecke wuchs Rasen mitunter auch Blumen oder ein kleiner Busch.

Schräg über der Straße war ein Bäcker. Bei diesem Bäcker haben wir uns des Öfteren kleine Süßigkeiten verdient, in dem wir geholfen haben seine Sägespäne oder Kohlen in den Keller zu schieben, wobei wir uns bei den Kohlen meistens fernhielten. Rechts hinter der Hausnummer 23

befanden sich ein Krämerladen und ein Schuhmachergeschäft. Der Sohn des Schuhmachers gehörte auch zu unserer Clique.

Der Hof sieht aus wie anfangs beschrieben, nur von den Wänden der Garagen - ungefähr 3 Meter - konnten die Bewohner sich ein paar

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Blumen oder Suppenkräuter säen. Natürlich standen noch die

Wäschepfeiler zum Wäsche trocknen. Manchmal ging hier die Post ab, wie man so sagt. Was haben wir hier Fußball gespielt, die Anwohner waren so begeistert und haben uns haufenweise Blumen zu geworfen.

Schlecht war es nur, dass die Töpfe noch daran hingen. Ein Herr wollte sogar unsern Ball mit dem Messer aufschneiden, was wir aber schnell verhinderten. Im Allgemeinen ging aber alles ruhig zu.

Zur Schule war der Weg nun weiter, aber wir waren ja zu dritt, denn Quenne, er wohnt auch in unsere Straße, ging auch in die gleiche Klasse wie wir. Und so verging die Zeit mit erzählen und rumalbern.

Immerhin brauchten wir zwanzig bis dreißig Minuten. Es waren zwei Straßenbahnhaltestellen. Wenn wir auf die Hauptstraße kamen, sah man auf der anderen Seite den Friedhof, der sich ein ganzes Stück hinzog. Links gingen wir an den Häusern der Baugenossenschaft

vorbei. Nach ein paar Minuten passiert man eine große Sportanlage.

Hier wurde hauptsächlich Handball gespielt. Einmal im Jahr hat unsere Schule den Platz für eine Sportprüfung oder Sportfest gemietet. Wo ich durch zu Fall einmal den dritten Platz der Schule belegte. Wenn man den kleinen Berg runter läuft, erreicht man die Endhaltestellen der Straßenbahnlinie zwei. Gleich da hinter begann das Werk Georgi Dimitroff, (Schwermaschinenbau), was später in VEB Schwermaschinenbau Ernst Thälmann, abgekürzt VEB SKET,

umbenannt wurde. Gegenüber befand sich das Werk Karl Liebknecht, was auch zu VEB SKET gehört. Jetzt geht es wieder ein wenig Berg auf an die Fabrikhallen und ein Straßenbahndepot vor bei links durch einen kleinen Park und wir sind an der Berta von Suttner Schule in der Karl-Schmid-Straße.

Ruth war irgendwo bei einem Bäcker beschäftigt und brachte am Wochenende immer etwas Kuchen mit, der übers Wochenende wohl schlecht wurde, wenn er in der Bäckerei liegen blieb. Christa kam im Ernst Thälmann Werk unter und wurde als Kranführerin angelernt. Als sie in einer Nachtschicht ein schlief und gegen die Wand gefahren ist, hat man sie mit einer Drehbank bekannt gemacht. In den großen Betrieben wurde in drei Schichten gearbeitet. Unsere Mutter arbeitete immer noch von früh bis spät im Altstädtischen

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Krankenhaus.

Kapitel 10 „17. Juni 1953“

Dann kam der 17.6.1953. Die große Pause war zu Ende und wir Kinder begaben uns in die jeweilige Klasse. Unsere Klassenlehrerin verspätete sich, was uns verwunderte. Der weil schauten wir auch mal aus dem Klassenfenster und sahen mit erstaunen, dass der bewaffnete

Werkschutz mit Gewehren in gebückter Haltung über die Dächer der Fabrikhallen läuft. Wir konnten aber nicht erkennen was da passierte.

Unsere Klassenlehrerin kam herein, wir setzten uns auf unsere Plätze. Die Lehrerin war etwas erregt und sagte, dass der Unterricht zu Ende sei.

„Kinder geht ohne Umwege nach Hause und bitte, bitte bleibt dort bis eure Eltern kommen“.

Wir freuten uns Schulfrei zu haben, aber den Grund für die freie Zeit hat man uns nicht mitgeteilt. Wir gingen wie uns geheißen und waren doch neugierig, Heim.

Am Nachmittag hielt ich es nicht mehr aus und lief in die Stadt. Am Polizeipräsidium in der Halberstädter Straße waren viele Leute. Auf der Kreuzung stand ein russischer Panzer. Oben drauf saß ein Offizier, seine Beine baumelten in der Einstiegs Lucke. Vor dem Polizeigebäude lagen Schreibmaschinen und viele Akten deren Seiten aus einander gerissen herumflatterten. Einige Männer unterhielten sich und ich bekam mit, dass das Gefängnis gestürmt wurde und die Insassen befreit wurden. Der russische Offizier steigt jetzt in den Panzer und bevor er die Luke zu

machte, schoss er mit der Pistole einen Schuss in die Luft.

Das war für mich ein Zeichen zu verschwinden. So machte ich mich auf den schnellsten Weg nach Hause. Am Abend wurde überall diskutiert und spekuliert was nun weiter passieren würde. Etwas später kam ein

russischer Jeep vorbei und ein Soldat wirft Flugblätter aus dem Jeep.

Nach einer Stunde etwa prescht ein Motorrad an uns vorbei, das Nummernschild mit einer Mütze zu gedeckt, gen Westen. Auch unser Herr Nachtbar machte sich klamm heimlich davon um nicht verhaftet zu

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werden. Viele Menschen wurden verhaftet und verurteilt. Am nächsten Tag auf den Schulweg sahen wir russische Soldaten vor den Werkstoren stehen. Was würden die Genossen sagen? Die Konterrevolution wurde erfolgreich niedergeschlagen. So ist die traurige Geschichte

Deutschlands. Deutsche schießen immer noch auf Deutsche, nimmt das nie ein Ende?

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