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Marit Bergner: Henrich Steffens. Ein politischer Professor in Umbruchzeiten 1806-1819, Frankfurt am Main: PL Academic Research 2016, 414 S.

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Academic year: 2022

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REZ ENSIONEN

44 NORDEUROPAforum

Jhg. 2018

Clemens Räthel (Berlin) über:

Marit Bergner: Henrich Steffens. Ein politischer Professor in Umbruchzeiten 1806-1819 , Frankfurt am Main: PL Academic Research 2016, 414 S.

Die (Literatur-)Geschichte geht vermeintlich so: Henrik/Heinrich/Henrich Steffens und der junge Adam Oehlenschläger sitzen 16 Stunden zusammen, am Ende dieses Marathons ist der Schriftsteller Oehlenschläger zum Romantiker mutiert und prägt nachfolgend nicht nur die literarische Welt Dänemarks entscheidend mit – Steffens sei Dank. Diese nachhaltig wirkende, »mythische« Erzählung zeigt zum einen das Bestreben, den Transfer von Ideen und Strömungen an Personen nachvollziehbar zu machen, verstellt zum anderen aber häufig den Blick für Steffens’ deutlich vielfältigeres Wirken.

Dass Steffens weit mehr als deutscher »Romantik-Botschafter« in Dänemark war, beleuchtet Marit Bergners Buch über den politischen Professor Steffens, das die bisherige Steffens-Rezeption um ein wichtiges Kapitel erweitert. Bergners Buch konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1806 und 1819 und beleuchtet dabei drei wichtige Stationen, die Steffens’ aktives politisches Wirken auf einem im Umbruch befindlichen europäischen Kontinent nachvollziehbar darstellen.

Nach einer biographischen Übersicht fokussiert die Untersuchung zunächst Steffens’ Zeit an der Universität in Halle (1806–1810). Dort entstehen seine bildungspolitischen Vorlesungen und Publikationen, die aufgrund ihrer Reformansätze geteilte Reaktionen hervorrufen. Im zweiten Teil beleuchtet Bergner Steffens’ Breslauer Aufruf zum »Befreiungskrieg« gegen Frankreich von 1813, den sie als erkennbaren Beleg für eine zunehmende Politisierung des Professors und »Höhepunkt seines öffentlichen Wirkens« (S. 29) liest. Steffens lässt seinen Worten zudem Taten folgen und nimmt im Dienst der preußischen Armee 15 Monate am Kriegsgeschehen teil.

Der dritte, umfangreichste Teil ist Steffens’ Positionierung in der so genannten Breslauer Turnfehde (1818) gewidmet, bei der die Frage nach der »richtige[n] Erziehung von Kindern und Jugendlichen zum Zwecke eines deutschen Nationalstaats« (S. 294) im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht, ein bisher in der Forschung kaum berücksichtigter Aspekt in Steffens ertragreicher Vita. Hier zeichnet Bergner kenntnisreich und detailliert Interessen, Vorstellungen und Ziele der unterschiedlichen Akteure nach. Auf diese Weise vermittelt sie sowohl ein differenziertes Bild über Steffens, ergänzt aber auch die bisherige Forschung zu den Turnern um Friedrich Ludwig Jahn.

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REZ ENSIONEN

NORDEUROPAforum 45

Jhg. 2018

Der Autorin geht es in ihrer Untersuchung glücklicherweise nicht darum, eine (weitere) Biographie über Steffens vorzulegen, vielmehr sucht sie die Umstände und mannigfaltigen Beweggründe der Politisierung bzw. des politischen Handels des Professors Steffens herauszuarbeiten. Dabei gelingt es ihr, die umfangreichen Netzwerke Steffens in unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Dänemark und auch Norwegen) gekonnt und nachvollziehbar darzustellen und auf diese Weise ein Panorama der Zeit zu zeichnen, das vielfältige Stimmen, Positionen und Entwicklungen aufzeigt. Sie vermeidet damit nationale Einschreibungen oder Vereinnahmungen und vermittelt ein anschauliches Bild von Steffens als europäischem, politischem Intellektuellen. Darüber hinaus wird Steffens’ umfangreiches autobiographisches Werk mit einer Vielzahl weiterer Quellen in Dialog gesetzt – so kommen Unstimmigkeiten in Steffens’ Autobiographie zum Vorschein, ohne dass der Versuch unternommen wird, einen vermeintlich richtigeren oder wahreren Lebensbericht zu liefern. Vielmehr zeigt die Autorin äußerst gewinnbringend, welche Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten das sehr heterogene Werk Steffens’ für Forscher_innen und interessierte Leser_innen bereithalten kann.

Marit Bergner legt ein umfangreich recherchiertes, kenntnisreiches Buch über eine wenig beleuchtete Schaffensperiode des großen Europäers Henrik Steffens vor, das manchmal etwas langatmig gerät – gerade die Schilderungen der historischen Zusammenhänge laden nicht durchgehend zum Verweilen ein – und davon profitiert hätte, wenn von der großen rhetorischen Kunst des Portraitierten ein wenig mehr auf den Text abgefärbt hätte. Die Autorin rückt politische Prozesse und Stellungnahmen eines Universitätsgelehrten in den Blickpunkt und zeichnet differenziert nach, wie sich Steffens’ politisches Handeln und seine politischen Stellungnahmen in seinen akademischen Kontexten verändern, zwischen nationalen – manchmal auch nationalistischen – und europäischen Positionen oszillieren. Gerade in Zeiten politischer und rhetorischer Zuspitzungen und Brüche bleibt dies ein wichtiges Unterfangen und verdient besondere Anerkennung.

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