• Keine Ergebnisse gefunden

Eine Reise durch die

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eine Reise durch die"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Öffentliche Bibliotheken in den Niederlanden werden zunehmend Teil moderner stadtplanerischer Konzepte.

Ein Streifzug durch die niederländische Bibliotheksland- schaft.

In den Niederlanden wurden die ersten Öffentlichen Bibliothe- ken 1892 und 1896 in Utrecht und Dordrecht gegründet. Eine öffentliche Finanzierung auf nationaler Ebene gab es mit der for- malen Bereitstellung von Geldern erst ab 1921. Die Mehrzahl der heute 1 100 Öffentlichen Bibliotheken wurde in der Zeit zwi- schen 1921 und 1975 mithilfe zahlreicher lokaler und regiona- ler Investitionen öffentlicher Behörden und privater Spenden geschaffen.

Förderung und Finanzierung

Eine Möglichkeit zur Bereitstellung größerer Geldmittel für

Öffentliche Bibliotheken bot die Einführung der kombinierten Finanzierung bzw. der Kofinanzierung: Die nationale Regierung erklärte sich bereit, einen Teil der Finanzierung unter der Bedin- gung zu übernehmen, dass dieselbe Summe von den lokalen Behörden zugesichert wurde.

Nach Inkrafttreten eines Bibliotheksgesetzes wurden in der Zeit von 1975 bis 1994 Personalkosten bzw. bis zu 15–20 % auch andere Kosten subventioniert. In dieser Periode gab es in den Niederlanden kein landesweites System für die Förderung und Finanzierung von Bibliotheksgebäuden. Das war (und ist nach wie vor) hauptsächlich die Aufgabe der Stadtgemeinden, wobei auch die lokalen Regierungen die Errichtung von Bibliotheken und die dazugehörigen Leistungen unterstützt haben, inklusive Management, Finanzverwaltung, architektonischer Beratung und Bauleitung. Trotzdem gelang es einigen Provinzbibliotheks- direktoren, Förderungen aus den Mitteln für zusätzliche öffent- liche Ausgaben zu erhalten.

Büchereiperspektiven01/04

Eine Reise durch die

Bibliotheken der Niederlande

Autorin:Marian Koren

(2)

Standards

Im Gesetz für Öffentliche Bibliotheken wurden auch spezifi- schere Bestimmungen über diverse Mindeststandards bezüglich Öffnungszeiten, Bestand, Personal und Bibliotheksgebäude festgelegt. Der Verband Öffentlicher Bibliotheken entwickelte gemeinsam mit Experten Standards, die im so genannten Pur- purbüchlein veröffentlicht wurden. Diese Standards wurden aber nie umgesetzt. Die Bibliotheken befürchteten mögliche Einschränkungen, wenn die Regierung diese Standards als Min- deststandards ansehen würden. Die Behörden in den Stadtge- meinden und Ländern wiederum wollten keine Standards fest- legen, da sie nicht gleichermaßen die Budgets mitbestimmen konnten. Man konnte sich daher auf keine Lösung einigen. Auf jeden Fall aber setzte das Purpurbüchlein Maßstäbe in diesem Bereich.

Nach der Dezentralisierung 1987 wurde das Purpurbüchlein zwar weiterhin von Experten verwendet, die Entwicklung des Bibliothekswesens verlangsamte sich aber aufgrund budgetärer Schwierigkeiten.

In den letzten paar Jahren kam es erneut zu verstärkten Maß- nahmen von Seiten der Regierung, in denen der Bedarf nach Kohärenz und Qualität zum Ausdruck kommt. Daher hat der nie- derländische Verband Öffentlicher Bibliotheken ein umfassendes Qualitätssicherungssystem entwickelt, das auch Standards für Sammlungen/Gebäude enthält.

In dem Bemühen um Qualitätssicherung haben sich die vier fol- genden Grundpfeiler herausgebildet:

Entwicklung neuer Konzepte:

Die Bibliothek als Treffpunkt, als öffentlicher Raum (für Information, Kultur und Bildung).

Multifunktionelles Netzwerk: Die Bibliothek und andere gemeinnützige und profitorientierte Angebote unter einem Dach (Kulturhus).

Bibliotheken 2040: Neudefinition zielgruppenorientierter Bibliothekseinrichtungen.

Entwicklung von Qualitätssicherung und Zertifizierung:

Das branchenweite Programm verpflichtet Bibliotheken zu diesbezüglichen Maßnahmen.

Fachspezifische Forschung und Publikationen:

Im Bereich der Bibliotheksgebäude sind zwei Publikationen zu nennen (siehe Bibliographie):

„Eine neue Bibliothek!“: Anforderungskatalog, entwickelt aus den Erfahrungen der Bibliothekszweigstellen in Rotter- dam. Ein Führer, in dem Ansichten in technische Pläne umge- setzt werden.

„Neue Bibliotheksgebäude in den Niederlanden“: eine holländisch-englische Übersicht über 15 kürzlich erbaute öffentliche Bibliotheksgebäude.

Werbung zur Imageverbesserung der Bibliotheken:

Der Verband Öffentlicher Bibliotheken hat Werbekampag- nen gestaltet, die besonders den Bereich digitales Informati- onsservice und Auskunftsdienste herausstreichen, wie etwa das Internetportal der Bibliothek unter bibliotheek.nl und al@adin.

In den Niederlanden gibt es einige Besonderheiten bei der Schaffung von Öffentlichen Bibliotheken, die in der Regel Non- Profit-Unternehmen sind. Die Stadtgemeinde finanziert sie zu etwa 80 %, die verbleibende Summe wird mit Benutzergebüh- ren, Dienstleistungen, Nutzung der Räumlichkeiten und aus anderen Quellen finanziert. Die Beziehungen zwischen dem Bibliotheksvorstand, unterstützt durch den Bibliotheksdirektor, und den Behörden der Stadtgemeinde ist dabei ganz entschei- dend im Zusammenspiel von öffentlicher Verantwortung, Initia- tive und Vertretung der Bevölkerung.

Vorgehensweise bei Bauvorhaben

Wenn eine neue Bibliothek errichtet bzw. eine bestehende Bibliothek erweitert werden soll, sind dafür zusätzliche Geldmit- tel erforderlich. Sobald sich der Bibliotheksvorstand dazu ent- schlossen hat, den Bau einer neuen Bibliothek anzustreben, muss er einen Katalog mit Anforderungen an das Gebäude for- mulieren sowie einen Finanzplan erstellen. Unter Umständen wird er auch bereits den Architekten auswählen.

Kleinere Bibliotheken, die mit einem Provinzbibliothekszentrum zusammenarbeiten, profitieren oft von der größeren Erfahrung der überregionalen Einrichtung (Beispiel: Lisse, 22 000 Einwoh- ner).

Sobald der Anforderungskatalog fertiggestellt ist, wird er mit dem Architekten besprochen. Der Architekt prüft das vorgese- hene Areal, die Fläche und die Pläne der Stadtgemeinde. Diese oder die regionale Verwaltung haben unter Umständen bereits ganz bestimmte Pläne für dieses Areal, die man beachten muss:

So können Bibliotheken beispielsweise in ein öffentliches Wohn- bauprojekt integriert werden, das leicht auch mit dem Fahrrad erreichbar ist (wie in Den Helder, 60 000 Einwohner, Zweigstelle Julianadorp). Im Anschluss wird der von dem Architekten erstellte Entwurf vom Bibliotheksvorstand diskutiert und angenommen.

Büchereiperspektiven01/04

(3)

Danach müssen zwei Instanzen pas- siert werden: Die Beamten der techni- schen Abteilung der Stadtgemeinde müssen den Entwurf bezüglich Baube- stimmungen, Fassade etc. überprüfen.

Und die „Ästhetikkommission“, der einige Architekten angehören, beur- teilt den Entwurf nach ästhetischen Kriterien, etwa, ob er in das architek- tonische Umfeld oder zum städtebau- lichen Konzept passt, wie hoch die Anzahl der Stockwerke ist etc. Es kann dies ein Stadtkomitee sein oder auch ein Regionalkomitee für einen größe- ren Einzugsbereich. Architekten aus der Region wechseln sich ab und gehören diesem Komitee für jeweils sechs Jahre an.

Wenn der Bibliotheksvorstand den endgültigen Entwurf angenommen hat, wird bei der Stadtgemeinde um eine Baugenehmigung angesucht.

In der Zwischenzeit verhandelt der Bibliotheksvorstand mit der zuständigen Abteilung der Stadtgemeinde für Kultur, Bau und Finanz die finanziellen Aspekte. Der Stadtrat muss das Finanzie- rungskonzept auch absegnen. Dabei geht es nicht nur um die Kosten für die Errichtung des Gebäudes, sondern meist auch um künftige Mehrkosten für den Betrieb und die Nutzung der Bibliothek, die sich aus der größeren Fläche, der erweiterten Sammlung und dem größeren Angebot ergeben.

Dann wird der Architekt das Projekt an den günstigsten Bauträ- ger vergeben. Ausschreibungen auf europäischer Ebene gibt es nur für größere Projekte, wenn dies durch die EU-Bestimmun- gen so vorgeschrieben ist (Beispiel: Öffentliche Bibliothek Eind- hoven, 203 300 Einwohner).

Im Allgemeinen gibt es zwei mögliche Wege für die Planung einer städtischen Bibliothek:

Erstens die oben erwähnte Initiative durch den Bibliotheksvor- stand, der zu dem Schluss kommt, dass ein neuer Standort (oder eine Erweiterung) notwendig wird, um den erhöhten Bedarf durch die Benutzer etc. zu decken.

Zweitens kann die Stadtgemeinde als Teil von stadtplanerischen Maßnahmen ebenfalls die Initiative ergreifen, zum Beispiel wenn im Rahmen der Stadtkernerneuerung der öffentliche Raum schöner gestaltet oder neue städtische Gebiete besser struktu- riert werden sollen. Insbesondere in den Niederlanden, wo chro-

nischer Platzmangel herrscht und es viele konkurrierende Ideen für und Ansprüche an den öffentlichen Raum gibt, kommt der Stadtgemeinde bei der Entwicklung der städtischen Infrastruk- tur eine wichtige Rolle zu. Die Bibliothek wird in zunehmendem Maße als interessanter Brennpunkt für die neue Stadtplanung gesehen. Wenn dies der Fall ist, hat der Bibliotheksvorstand weniger Mitsprachemöglichkeiten und trifft weniger Entschei- dungen bei der Errichtung der neuen Bibliothek.

Oft jedoch haben Stadtgemeinden einen eigenen Architekten, der unter Umständen wenig Erfahrung mit dem Bau von Biblio- theken hat. Ein Architekt hingegen, der schon viele Bibliotheks- gebäude geplant hat und dabei von den Provinzbibliothekszent- ren beraten wurde, ist mit den spezifischen Anforderungen eines solchen Projektes natürlich besser vertraut. Das Design mag dann zwar oft ähnlich aussehen, andererseits tritt dieser Fall aber immer seltener ein, da die Städte zunehmend Mehrzweckge- bäude errichten.

In den Niederlanden hat sich ein Konzept durchgesetzt, das aus den nordischen Staaten und aus Großbritannien stammt: Kultur- hus und Gemeindezentrum unter einem Dach. Daher gibt es in den Niederlanden Gebäude, in denen Bibliotheken gemeinsam mit Museen, Kindergärten, örtlichen Radiosendern, Senioren- heimen etc. untergebracht sind. Die Region Overijssel veran- schlagt für 12 weitere derartige Projekte 2,5 Millionen Euro.

Büchereiperspektiven01/04

Die Öffentliche Bibliothek in Almelo besticht durch ihre ungewöhnliche Fassade

Foto: Gerard Hammink

(4)

Entwicklungen der letzten Jahre

Aufgrund der günstigen Wirtschaftslage in den Neunzigern konnte man in den Niederlanden verstärkt in Bibliotheksneu- bauten und Renovierungen investieren.

Ein interessantes Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Öffentliche Bibliothek von Eindhoven, die im alten Fabriksge- bäude von Phillips – genannt die „Weiße Frau“ – untergebracht ist. Auf demselben Areal befinden sich eine Kunstakademie, das Grand Café und ein Theater. In dieser Bibliothek spielt IT eine große Rolle, und das wird schon im Eingangsbereich sichtbar:

Hier gibt es eine Videowand, einen integrierten Katalogbild- schirm, einen Info-Point etc. Der Lesesaal im oberen Stockwerk fügt sich noch nicht lückenlos in das moderne Konzept ein.

Teilweise Renovierungen wurden auch in Kerkrade, Roermond, Vllissingen (45 200 Einwohner) und Haren (18 600 Einwohner) umgesetzt. Die Initiative dazu kam von den Stadtplanern oder folgte dem Bedarf nach größeren Bibliotheksflächen.

Die verschiedensten Gebäude können außerdem den Status eines Kulturerbes erhalten und als solche renoviert werden, wenn sie eine Bibliothek beherbergen. Das trifft zum Beispiel für St. Oedenrode zu (17 000 Einwohner). Hier verwendete der Architekt die Fassade inklusive der charakteristischen Fenster eines Herrenhauses, um in Anlehnung daran die Tische im Lesesaal zu gestalten.

In Roermond (45 400 Einwohner) wurde ein bekanntes Hotel in eine Bibliothek umgewandelt. Die Hotel-Lobby wurde integriert und schafft heute eine attraktive und trendige Atmosphäre für Leser.

Aber auch wenn Platz äußerste Mangelware ist, kann man Bibliotheken einrichten. In Kerkrade (51 000 Einwohner) wurde z.B. ein Stockwerk unterhalb des örtlichen Schwimmbades ver- wendet, um die Bibliothek zu erweitern. Für diesen Ausbau war zwar eine große Anzahl von Säulen notwendig, diese Anordnung schuf aber auch einige gemütliche Ecken.

In zunehmendem Maße werden Bibliotheken dazu genutzt, die durch Abwanderung entstehende Leere in Stadtzentren zu fül- len. Sie sind ein wichtiger Teil der Stadtkernerneuerung. Heraus- ragende Beispiele dafür sind Amstelveen (77 200 Einwohner), Alkmaar (92 900 Einwohner), Huizen (42 200 Einwohner), Vel- sen (66 900 Einwohner) sowie Nijmegen (154 500 Einwohner).

In all diesen Fällen wurden durchaus gewagte Entwürfe umge- setzt, die sich gut in das moderne Stadtbild einfügen und zeit- gemäße architektonische Akzente setzen.

In anderen Fällen werden Öffentliche Bibliotheken mit anderen öffentlichen Gebäuden kombiniert, z. B. dem Rathaus: Den Haag (442 300 Einwohner) und (schon vor einiger Zeit) Leerdam (20 800 Einwohner).

In Rotterdam (595 200 Einwohner) bildet die Bibliothek ein Wahrzeichen, gut sichtbar am Marktplatz. In Maastricht (122 100 Einwohner) wurde sie in einem neuen Wohnbezirk zusammen mit einem Museum und einem Archiv gleich neben modernen Wohnhäu- sern errichtet.

Die Bibliothek als Teil eines multifunk- tionellen Gebäudekomplexes stellt sowohl für kleinere als auch für grö- ßere Stadtgemeinden eine gute Lösung dar, wie z. B. das erste hollän- dische Kulturhus in Zwartsluis (21 400 Einwohner) oder Cultura, ein Kultur- komplex in Ede (103 700 Einwohner) mit Bibliothek, Musikschule, Hand- werkszentrum, Erwachsenenbildungs- zentrum und dem Café „Versuchung“.

Die Öffentliche Bibliothek von Breda (162 300 Einwohner) bietet auch ein Theater, eine Musikschule und ein Kulturinformationsstelle.

Büchereiperspektiven01/04

Das Bibliothekscafé in Almelo

Foto: Gerard Hammink

(5)

Im März 2004 wurde in Apeldoorn (153 600 Einwohner) die bestehende Bibliothek gemeinsam mit einem ganz modernen Museumskomplex und Archiv eröffnet. Aus diesem Anlass fand vom 18.–19. März 2004 in Den Haag/Apeldoorn die Europäi- sche Konferenz für Bibliotheksarchitektur statt (www.debiblio- theken.nl/news).

Herausforderung Entwurf

Die Herausforderung beim Bau neuer Öffentlicher Bibliotheken besteht darin, die Anforderungen an eine Leseatmosphäre mit dem Einsatz moderner Informationsrecherche zu verbinden.

Kann diese hybride Funktion der Bibliothek in harmonischer Weise in einem architektonischen Entwurf kombiniert werden?

Was sind eigentlich die Charakteristika der neuen Entwürfe für Öffentliche Bibliotheken in den Niederlanden? Es gibt eine ganze Reihe von Trends, die zum Teil von niederländischen, zum Teil von ausländischen Architekten eingebracht wurden. Ganz allgemein werden neue Materialien einfallsreich eingesetzt:

Metall, Perspex, PVC und vor allem Glas. Die Niederlande sind ja bekannt für ihre Glashäuser, in denen Gemüse und Blumen für den Export in alle Welt gezogen werden. Einige dieser Glashäu- ser werden nun als Bühne für künstlerisches Geschehen ent- deckt: Konzerte oder Theateraufführungen, sogar wunderbare Tanzperformances haben in Glashäusern stattgefunden.

Stellen Sie sich vor, Ihre eigene Bibliothek wäre in einem solchen Glashaus untergebracht und entfernen Sie die Ziegelmauern:

Jetzt haben Sie das Bild eines modernen öffentlichen Biblio- theksgebäudes vor sich. Kommt Ihnen das Bild bekannt vor?

Wenn nicht, kommen Sie nach Holland und sehen Sie selbst. Sol- che Bibliotheken gibt es in ganz Europa. Überlegen Sie für einen Moment, ob man von außen erkennen kann, dass dies eine Bibliothek ist. Oder könnte es sich auch um eine Bank, ein Geschäft, einen Wartesaal handeln? Bedenken Sie die Balance zwischen öffentlichem Raum und Privatsphäre, zwischen Trans- parenz und versteckten Räumen, zwischen dem Bedürfnis nach Beständigkeit und Nachhaltigkeit. Was kostet der Betrieb? Wie lange wird eine gläserne Bibliothek bestehen? Mit diesen Fra- gen soll keineswegs die Verwendung von Glasfassaden für Bibliotheken oder der Einsatz einer modernen Bauweise ange- prangert werden. Es ist dies vielmehr eine Anregung, über das Diktat des trendigen Entwurfs und des puren Designs hinauszu- gehen. Wir sollten uns nicht allein dem Diktat der technischen Möglichkeiten unterwerfen, sondern uns vielmehr darüber klar

werden, wie diese Räume aussehen und welchem Zweck sie die- nen sollen. Denn eine Öffentliche Bibliothek ist schließlich ein öffentliches Gebäude – das Wohn- und Studierzimmer der Gemeinschaft für ganze Jahrzehnte, ja Zeitalter. Eine Dienstleis- tung für die Menschen.

Dies ist es, was ein Bibliotheksgebäude vermitteln sollte. Dann wird die Bibliothek zu einem Zeichen der Zeit, das von allen gele- sen und verstanden wird.

Zum Abschluss noch ein unfairer Vergleich: Vor kurzem habe ich ein Buch über die schönsten Bibliotheken der Welt gekauft. Auf jedem einzelnen Bild wird Schönheit in jedem Detail gezeigt: Das Design und die Bücher sind ein ganzes Universum, das bereit- steht, um entdeckt, betrachtet, bestaunt zu werden. Solche Gebäude sind Nahrung für alle Sinne und bieten gleichzeitig eine intime Atmosphäre, die so notwendig ist für konzentriertes und intensives Lesen.

Wenn unsere modernen Bibliotheken nur zehn Prozent dieser Atmosphäre bieten könnten und die Menschen dazu einladen würden, sich für eine Weile hinzusetzen, zu lesen und nachzu- denken, würde die Welt nicht ganz anders aussehen?

Literaturhinweise:

R. Bruijnzeels/N. van Tiggelen: Bibliotheken 2040. Den Haag 2001 (deutschsprachige Ausgabe: Bock+Herchen, 2003).

Een nieuwe bibliotheek! Programma van eisen voor bouw en inrichting. Hrsg. M. Koren. Bibliotheekverkenningen 4. Den Haag 2003.

J. Krol: New library buildings in the Netherlands. Eine Publi- kation des Niederländischen Verbands Öffentlicher Bibliothe- ken. Den Haag 2003.

G. de Laubier/J. Bosser: Bibliothèques du Monde. Éditions de la Martinière. Paris 2003 (auch in deutsch oder englisch erhältlich).

Büchereiperspektiven01/04

Marian Koren:Leiterin des Büros für Forschung und internationale Beziehungen des Büchereiverbandes der Niederlande (Vereniging van Openbare Bibliotheken, NBLC).

Verantwortlich für internationalen Austausch, für Bibliotheksforschung und Fachpublikationen. Eine ihrer neuesten Veröffentlichungen ist der aktuelle Überblick

‚New Library Buildings in the Netherlands’. Koren ist außerdem Mitglied des Professional Committee and Governing Board der IFLA.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Weitere 3 Teilnehmer (GR, HKGR und SAB) lehnen die neue Festlegung der Anwendungs- gebiete grundsätzlich ab, sprechen sich aber für den Einbezug der "weiteren" Zentren im

Wir danken dem Team auf der Geschäftsstelle, unseren Vorstandskolleg/innen, den Schullei- tungen und allen Mitarbeitenden unserer getra- genen und mitgetragenen Schulen ganz herz-

Richard Mergner, versicherte Staatsminister Helmut Brunner, dass Bayern bei der Agrarreform weiterhin klar zu den Beschlüssen der Agrarministerkonferenzen 2011 in Suhl und 2012

Einiges deutet darauf hin, dass Wachstum kaum nachhaltig oder inklusiv sein kann, solange es nicht gelingt, die Zunahme von Ungleichheit auf- zuhalten und umzukehren.. Das

highlighted that inequality in the distribution of market incomes – gross wages, income from self-employment, capital income, and returns from savings taken together

2. Renaissance der Legitimation durch regionale Vielfalt Als spezifische Legitimationsgrundlage gerade des grundgesetzlichen Bun- desstaats wird neuerdings auch wieder seine

4.5.3 Unternehmer ohne geeignete Erben mit den Motiven des Unternehmenserhalts und der familiären Versorgung

Leserinnen und Leser, die sich jetzt dabei ertappen, in der Inzestdebatte etwas gänzlich anderes zu sehen als im Homosexualitätsdiskurs, bestätigen gerade den Umstand, dass