Die entstehung der Steinkohle
und
verwandter
bildungen ...
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Die
Entstehung der Steinkohle
und verwandter Bildungen einschliesslich des Petroleums
von
H. Potonte
Die
Entstehung der Steinkohle
und verwandter Bildungen einschliesslich des Petroleums
von
H. Potonie,
Dr.phil.,Kgl.PreussisehemLandesgeologen, Professorander Kgl. Bergakademie und Privat-Dozenten an der Universität
zu Berlin
Vierte verbesserte
und
erweiterteAuflageBerlin
Verlag von
Gebrüder
Borntraeger8W
1 1DessauerStrasse29 1907DieerstendreiAuflagenerschienen 1905und wurdenwesent- lich yon der Internationalen Bohrgesellschaft (Erkelenz) für die Weltausstellung in Lüttich verbraucht: die von der Gesellschaft dort zur Verteilung gebrachte Schrift war auf ihreVeranlassung entstanden. In französischerSprachehabeich überdenGegenstand berichtetinden„Publicationsdu Congresintern, desMines, dela Metallurgie, delaMtjcaniqueetdelaGeologie appliquees" (Liege 1905). Der folgende Text ist gegenüber
dem
früheren ver- bessertunderweitertworden. Ausführliches biete ich in meinen Werken: „Die rezenten Kaustobiolithe" (Königl. Preuss. Geolog.Landesanstalt Berlin 19i»7) und „Die Entstehung der Steinkohle und derfossilenKaustobiolitheüberhaupt*(Gebrüder
Borntraeger
in Berlin;, ein
Werk,
das ich seit langemunter derFeder habe, aber hoffentlich bald veröffentlichen kann.Gedanken
Uber die Entstehung der natürlichen Kohlen sind seit langemimmer
wieder der Öffentlichkeit unterbreitetworden.Ganz
ausserordentlich überwiegend stützensichdieseÄusserungen aufblosseeinzelne
Tatsachen, die 'denAutorengeradeaufgefallen waren, ohne dass sie weitere kritischeUmschau
gehalten hätten.Auch
auf unseremGebiete istaber, wie überall,wo
essichum
naturwissenschaftliche Probleme handelt, nicht nebenbei, sondern nur durch konzentriertes Studium das der Natur entsprechende Resultat zu erreichen.
Wer
dasGebiet nichtnurdilettantenhaft, sondern eingehend und wissenschaftlich pflegt, sieht bald die Schwierigkeiten desselben, insbesondere durch denUmstand
ge-Die Entstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 5 geben, dassinerster Liniedrei wichtigeDisziplinen schwerwiegend mitzuredenhaben: dieGeologie, die
Chemie
unddie Botanik. Soistdenn schon hierausersichtlich,dass unserGegenstandein sehr weitschichtiger,umfangreicherist.
Früher glaubte man, die Steinkohle sei einMineral in
dem
Sinne etwa wieQuarz, Feldspat,Glimmer
und dergleichen, also auch ebensoentstanden. DieSteinkohlesolltenämlich durch Ver- dichtung desKohlendioxydsder Luft,wieman
sichetwaausdrückte, hervorgegangensein. Sehrbald sinddann aber Anschauungenauf- getreten,dieden heutigen entsprechen,nach denendie Steinkohlen- lagerZersetzungsprodukte vonPflanzen sind.Einen hinreichenden wissenschaftlichenNachweis dafür, dass dieSteinkohlenlager Produkte frühererVegetationen sind,hatbe- sonders
Heinrich Friedrich Link
1838erbracht,indem erdurchFig.1. Mikroskopische Ansichtvon Hollresten aus oberschlesischer Steinkohle. (Nach Link.)
mikroskopische Untersuchungen feststellte, dass die Steinkohle im Prinzip ebenso zusammengesetzt istwie der Torf, insofern, alses sich beibeiden
um
einemehr
oder minderhomogene
Grundmasse handelt, in der figuriertePartikelchen eingebettetliegen,die sich als vonpflanzlicherHerkunfterweisen. (Fig. 1.)Man
findetdes- halb inderKohle selbstAbdrücke und dergleichenvon Pllanzen- resten, besonders deutlich aber im unmittelbar Hangenden der Kohlenlager, und zwar in der Weise, wiewir heute die Pflanzen etwain einemHerbarium ausgebreitetsehen,sodass also dieAn-nahme
eines weiten Transports ohne weiteres ausgeschlossen ist undesüberhaupt den Eindruck macht, als seien die Objekte an Ort undStelle eingebettetworden.Dann kommt
abernoch hinzu, dassman
sehr häufig echt-verkohlte
Teile,wieHolzkohle,inder Steinkohlefindet. Fossile,inSteinkohleoderinsonst einer Kohlenartvorkommende
Holzkohle, unter das Mikroskop getan, gibtsofort ohne weiteres und ohne besondere Präparation die pflanzlichenß H. Potonic-Berlin:
Zellen zu erkennen genau in derselben Weise und in derselben
Form
wie etwa Holzkohle eines Streichholzes. InderHolzkohle derSteinkohlehandelt es sichum
Holzteilevom
Gymnospermentypus, alsovon höherenPflanzen. DieSteinkohlen sinddemnach
ein fest gewordenes fossiles Hurausprodukt, und zwar ganz überwiegend entstandenaus höheren Pflanzen. (Fig.2.)Unter
Humus
sind ganzgenerell die beider Zersetzungvon Sumpf- und Landpflanzen zurückbleibendenfesten (bzw. flüssigenFig.2. Schliff durch ein echt-versteinertes (dolomitisiertes)Stückchen Steinkohle(Dolomitknolle) ausWestfalen. In etwa 8^1der natürlichen
Grösse.
odergelösten), kohlenstoffhaltigen, brennbarenBestandteilezu ver- stehen.
Dass essich indenechten SteinkohlenganzUberwiegendund sogar fast ausschliesslich
um
Residua höherer Pflanzen handelt,muss
ganz nachdrücklich betont werden, weil u.a. heute nochimmer
dieTangtheoriespukt, diebesondersFriedrich Mohr im
Jahre 186Gaufgebracht hat, trotzdem dochder Nachweis,dass es sich in dennoch figurierterhaltenen Bestandteilen der Steinkohleum
Reste von hochentwickelten Pflanzen handelt,fürdenBotaniker jederzeit leichtzuerbringenist. (Fig. 1u.2.)Digitizedby
Die Entstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 7
Wie
sindnundieAnhäufungen,alswelche unsjetztdieStein- kohlenlager entgegentreten, entstanden?— Link
sagt,dass zu seiner ZeitzweiTheoriensehr verbreitetgewesenseien:1.DieTheorie, diedaannahm,dass es sich
um Anschwemmung
von pflanzlichen Produkten handele,—
dieAnsch wemmungs-
(Transport-)theorie, welchespäter,im Jahre1883, von
Gümbel
in
München
alsAI lochthon
ie bezeichnetwurde,—
und 2. die Entstehung wie Moortorf, d. h. die Entstehung des MaterialsausdenPflanzen, dieanOrtundStellegewachsensind,wo
wirjetztalsSteinkohlen ihreProduktefinden; alsodieTorf-
theorie,dieGümbel
dann alf»Autochtbonie
bezeichnethat.Kurzausgedrückt, dieSteinkohlenlager sind entweder
buden- fremd (=
allochthon)oderbodeneigen (=
autochthon).Ehe
wir jedochdieGründe
fürdaseineoder andere erwägen, müssenwirunseineVorstellungüberdieZersetzungsprozesse bilden, diemit denOrganismen oder ihren Teilen nach ihrem Absterben vor sich gehen.Wir
unterscheiden Verwesung, Yermoderung, Vertorfung und Fäulnis.Verwesung
istdie Zersetzungorganischen Materials, beider nichtsFestes zurückbleibt, also keinefesten,kohlenstoffhaltigenVer- bindungen, keine Produkte, dieirgendwieeinKohlenlager zubilden imstande wären: eineZersetzung, bei deralsoalles ingasförmige undnichtsindauerndekohlenstoffhaltige,flüssigeoderfestebrenn- bar bleibende Produkte übergeht; es entsteht vielmehr Kohlen- dioxyd, Wasserusw.Vermoderung
istdieZersetzung unter nicht hinreichendem Sauerstoffzutritt, so dass eine vollständige Zerlegung zu Wasser, Kohlendioxyd usw. nichtstattfinden kann,sondern so,dassimmer- bineingeringer, kohlenstoffhaltiger, festerRestzurückbleibt. Die festen Humusprodukte, die unier nichtgenügendem
Sauerstoff- zuflusse zurückbleiben,sindModer.
Vertorfung
ist dieZersetzung derorganischen Bestandteile zunächstinderselbenWeise, wiebei derBildungdesModers,also unterZutrittvonSauerstoff,aberdochnichtdauernduntergenügendem
ZutrittediesesElements, so dass also einzum Moder
hinneigendes Produkt ausdem
Material hervorgeht.Da
nun aberinden Mooren, die geradedem
Vertorfungsprozesse unterliegen, das Pflanzen- wachstumsofortschreitet, dass eineAuf häufung vonHumus
(Torf) dadurch stattfindet,dass die neuenPflanzengenerationenimmer
auf deninZersetzungbegriffenenTeilen ihrerVorfuhrenemporspriessen, sowird dadurch einimmer
weitergehender Abschlussfürdiein Zersetzung begriffenen Bestandteile erreicht und schliesslich einH. Potonie-Berlin:
Tölliger Lariabschluss, und das ist dioHauptbedingung für den viertenProzess,denwirzuunterscheiden haben,nämlich denProzess der Fäulnis.
Es
istfür unsgleichgültig, obfürandereZwecke
der Begriff der Fäulnis besser anders zu definierensein würde, wir wollen—
im Anschluss anLiebig —
als Fäulnis die Zer- setzung organischen Materials unter völligem Luftabschlüsse ver- stehen.InderWirklichkeit sind diegenannten Prozessefastniemals völligreinvorhanden, sondern gehen ineinander über und durch- kreuzen sich.
Bei der
Vermoderung
und VertorfungfindeteineAnreicherung an Kohlenstoff statt, wir erhaltenProdukte, deren fortschreitende Zersetzung die„Inkohlung"
ist, während bei deroben schon er- wähntenVerkohlung
dasElement Kohlenstoffentsteht,undzwarkämen
als UrsachenfürdieBildungvonKohlenstoff(Holzkohleusw.) in derfreienNaturinBetracht 1.dieDehydratisierungetwa durch Schwefelsäure, 2.dieSelbstentzündung und 3. dasAnbrennenor- ganischerSubstanzetwaveranlasstdurchBlitzschlag. Eine ArtGegen- satzzuderVerkohlungbildet dieInkohlung,
die langsameSelbst- zersetzung, wobei feste Kohlenwasscrstoffverbindungen entstehen, aber kein Kohlenstoff zurückbleibt. SteinkohleistalsokeinKohlen- stoff,abgesehen vonden etwaigen untergeordnet vertretenen Holz- kohlcnteilcn, sondern einGemenge
fester Kohlenwnsserstoffver- bindungen. DiepflanzlichenProdukte, diederInkohlungentgegen- gehen, sind wesentlich Kohlenhydrate. Essolldamitgesagtsein, dass auch die ursprünglichechemischeBeschaffenheit des der In- kohlung anheimfallendenMaterials mitinBetracht kommt.Denn
handelt es sichum
Tiereund
echteWasserpflanzen, unter diesen z. B.um
ölführende Algen, diesich inchemischerHinsichtwegen
ihres starken Fettgehaltes den Tieren nähern, sowird durchdie FäulnisnichteinsoausgesprochenerInkohlungsvorgangeingeleitet, sondern es findeteineBituminierung
statt, wieich im Gegen- satzezurInkohlungdiestärkereErzielungvon Produkten(Bitumina) nenne, die wasserstoffreicher sind als die echten Kohlen. Zur reichenBitumenbiidung führendeMaterialienwerdeninersterLinie instagnierenden und halbstagnierendenGewässern abgesetzt,weil diesedem
Fäulnisprozessegünstigsind, und zwar handelt es sichum
Überbleibsel der im Wasser lebenden Organismen undihrer Exkremente, diezusammen
einen Schlamm, denFaulschlamm
(das
Sapropel, vom
Griechischen sapros=
faul und pelos=
Schlamm)
bilden. (Fig. 3.)Es istbemerkenswertfürdasSapropel, dass die einzelnenBe- standteile sich oft darin ausserordentlich gut konservieren;
man
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DieEntstehung der ßteinkohlenndverwandter Bildungen.
9
Fig.'.]. FigurierteBestandteile einesSapropels ausPommern(Ahlbocker 220
Seegrund bei Ludwigshof) in "~
. Algen: B, Ms,
Mg
Diatomeen, PPediastrum,0
Osrillaria?—
Drift-Materialien:X. M.Po(Pinus-Pollcn), C (Corjlns- Polleni,A
(Alnus-Pollen), Bc(Betnla-Pollon\—
Tiere:BoBosmina-Antennc,
Dp
Daphniden-Haut,Cru.IebenfallsCrustaceen- RestP,ZEiderWasserwanze(Corixa).10 H. Potoniü-Beriin:
könntevergleichsweisevoneinerErhaltung wiein einerKonserven- büchsesprechen.
Wenn man
altes Snpropci unterdem
Mikroskopbetrachtet, so kannman
unterdenfigurierten Bestandteilensolche finden, dieman
fürlebend hulten möchte, auchwenn
vieleJahrtausendeseitder Entstehung einesSapropels verstrichensein mögen. Diese Eigen- tümlichkeit hat seinerzeitEhrenberg
verführt,zuglauben,dass die Kieselalgen (Diatomeen), die erin einem Supropelgesteine(in Sa- propelkuik) im UntergrundeBerlinsfand, nochlebten;er sagt:es seiderGedanke
zwar wcitliegend, anzunehmen, dass Berlinzum
Teilauf lebendenWesen
aufgebautsei,aberjeder Biologewerde zugeben, dass kein anderer Schluss übrigbleibe. Esseierwähnt, dass ChlorophyllinaltemSapropel sich nocherhaltenzeigenkann;man
kannunterdem
MikroskopoftdieChlorophyllkörper(jene ge- färbten Körper,welchediegrüne Farbe derPflanzenbedingen)er- kennen,und dochistChlorophyllbeiLichteinflusseinesehrleichtzer- setzlicheVerbindung.Im
Gegensatze zuangeschwemmten
Sanden,Tonen
u. dgl. (allochthoneSedimentierung)
wirdman
die Sapropel bildung eineautochthone Sedimentierung
nennen. Es istdasSapropel eineautochthoneBildung, wie,vonuntergeordnetenAusnahmen
abgesehen, derTorf und derModer.Ein besonderes Interesse gewinnen die Sapropelgesteine da- durch, dasssie dieMuttergesteineder
Petrolea
sind.Eswurde schonangedeutet, dass die beiderVertorfungund die beiderunterWasserstattfindendenblossen Fäulnisentstehenden Produkte in ihren chemischen Eigentümlichkeiten nichtalleinvon derVerschiedenheit derProzesse abhängigsind, sondernwesentlich auchvon der ursprünglichenchemischen BeschaffenheitderOrga- nismen:sind esdoch wesentlich Sumpfpflanzen,die,abgesehen von denWurzelnundunterirdischenOrganen, an der Luft leben,welche den Torfbilden, undandererseitswesentlich echteWasserorganismen
—
undhierbei spielen die KleinorganisroendesPlanktoneinehervor- ragende Rolle- ,welche dasSapropel bilden.Es sind alltägliche
und
ständigzusammenwirkende Umstände,
die hinreichendeMengen
von Sapropel schaffen,um
die
Mengen
des vorhandenen Petroleums zuerklären, die unter leichtin der Erdrinde gegebenen Umständen (DruckundWärme)
als Destillationsprodukt aus
dem
Sapropel entstehen. Es istbe- merkenswert, dass sowohlTiere, als auchPflanzen (unter diesen inhervorragenderWeisedieimSapropel stark vertretenen ölalgen) AusgangsmaterialienfürPetroleumbildungenthalten,so dass,ebenso wieaustierischen Fetten,auch ausdem
öleder ölführendenAlgenDigitizedby
Die Entstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 11 künstlichaufdemselben
Wege
(durch Druck-Destillation)Petroleum hergestelltwerden kann.Das
sohäufigeZusammenauftreten von Petroleum mit Salz
istausden Stellenauf derErdeverständlich,wo
dieMutter- gesteine der Petrolea, dieSapropelgesteine, hauptsächlich und in grösseren Massengebildetwerden:das sind diejenigenFlachküsten derMeere,auchdiejenigenabflussloserGebiete (man denke andas KaspischeMeer), diedem
WassersoweitZutrittgestatten,dassmehr
oderwenigerständigeWasserstellen entstehen.Wo
diese derartig abgeschlossen sind oder nur gelegentlich lberschwemmungen
er- leiden,um mehr
oder wenigerstagnierende Wasserflächen zube- dingen, isteine Sapropelbildung begünstigt, ebensoaber die Ent- stehung von natürlichen Salzgürten, so dass ein und dieselben ürtlichkeiten, die nebeneinander liegen, sowohl die petroleum- lieferndenGesteine wie auch Salzablagerungen oderbeides zugleich erzeugen.1)Moder, TorfundSapropel können, auch
wenn
sie autochtbon sind,auskleinen, untereinanderetwagleichgrossen Pflanzenteilen zusammengesetztsein, seies,dass vonvornherein,wieimSapropel, durchschnittlich kleine Pflanzen zudenUrmaterialien gehören,sei es, dassderZersetzungsprozessdasmeistehomogen
zersetzthat,wiein altenTorfen,sei es,dass Tiere, wie Regenwflrmer, füreine Zer- krümelunggesorgthaben,wieinModerbildungen.Wo
wir aber,wie schoneingangs gesagt,z.B.inTongesteinen eingebettet,schöne(in- kohlte)Farnwedelfinden,ausgebreitetwieim Herbarium, kannes sich erstrechtnurum
anOrtundStelleoderdichtbeiderHeimatstelle eingebetteteRestehandeln.Denn
beieinem Transporte vonPflanzen- teilenfindeteineZerkleinerung zu„Häcksel* oder mindestenseine Deformierung derselben stattdurch diemechanischenInsulte,die durch das Anstossen anUfer,Küstenund durchdieWasser-(Wellen-)bewegung
verursacht werden. Beidem natürlichen Häcksel
besitzen die einzelnen Stücke untereinanderetwagleicheGrösse:siesind kleiner,
wenn
diemechanischen Insulte ständiger wirken konnten, grösser bei geringerer Inanspruchnahme. Die bekannten zahlreichenBaumstämme,
die, beim Transporte ihrerKronen und Wurzelnberaubt, andenStrandgeworfen werden, wieBaumstämme
ausMittelamerika, diederGolfstrom an den Küsten Nordeuropas absetzt, gehöreninpaläobotanischem Sinnezum
Häcksel. (Fig.4.) Bei einem Transport überMeer
wird eine Anreicherung von 1)Eingehenderes über die Genesis des Petroleums in meinerAb- handlung: „Zur Frage nach den Urmaterialien der Petrolea." (Kgl.Geologische LandesanstaltBerlin. 1905.)
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DieEntstehung der 8teinkohleundverwandter Bildungen.
, 13
organischemMaterialeauf
dem
Boden des Meeresnichtbeobachtet DieMohrsche
Tangtheorie gehtu. a.davonaus, dass diegrossen losgerissenenTangmassen,die überdasMeer
geführtwerden (man denke an das„Sargossumeer" imAtlantischen Ozean) schliesslich untersinkenund duss dieseMassen,aufdem Boden
desMeeres in Tausenden und aber Tausenden von Jahrensichanhäufend, Lager bildensollen,dieendlichzu Kohlen würden. Esistdiesabereine blosse,durchdieErfahrungnicht bestätigteAnnahme, dennessind beiDretschungen imMeere ordentlicheHumus-
oderreine Sapropel- bildungen aufdem
Grundenichtbeobachtetworden. Esistdasauch leicht erklärlich,duim Meereeinsteter,wenn
auchindenTiefen sehr langsamer Flussvorbandenist, der stündig Sauerstoff auchindie tiefsten Tiefen desMeeres führt, so dass kein Inkolilungs-oder BituminisierungsprozessingrösseremMassestattfindenkann,sondern wesentlich nureinVerwesungsprozess möglichist.Nur wenn
or- ganische Teile rechtzeitig unter ruhigeWasscr^cdeckungund damit unter Luftabschluss geraten, könnenHumus-
oder Sapropcllager entstehen.Im
Meerekommt
hinzu,dassbeim Durchsinkengrosser Wassersäulen—
bevor dasMaterialaufden Bodengelangt—
cine besondersschnelleZersetzungstatthat.Unterden ProduktenderHumusbildungsindgewisseinWasser löslich(man nenntsie
wegen
ihrersaurenReaktion Humussäuren);diesewerden danngernvonBuchenund Strömenfortgeführt.
Das
istauch einTransport von organischem Material und esistan-
genommen
worden, dass solcheWässer, die„Sch warzwässer",
durch Niederschlagen von Humussäuren, die sie in Lösungent- halten, die Steinkohlen gebildet hätten. Schwarzwässer sind in Brasilienhäufig (derRio Negrohutvon derbraunen Farbeseinen Namen), in Schottland (Bäche und Seen) können sie beobachtet werden, derKongo
gehört zu den Schwarz wässern usw. Sobald dieseWässer aber auf das Meer hinauskommen, und auch während ihrerBewegung zum
Meere hin, zersetzten sich die organischen Bestundteile,es bleibt schliesslich„Nichts* übrig. Beobachtetsind wesentlichere Ablagerungen von Humussäuren und deren Ver- bindungen nicht.Nur
untergeordnet sindsie zu konstatieren,wie inTorfen der Dopplerit, der niedergeschlagene Humussäureist,ebenso wiodie
humose
Substanz desHumus-„Ort
u.Der
Humus-Ortentstehtinder folgendenWeise. (Vgl.hierzu Fig.5.)Wo
eine Vertorfung eingetreten ist, wird der Mineralboden unterdem
Torf durchInfiltrationvonHumussäuremehr
oderweniger starkentfärbt;infolgederAuflösung (Ausluugnng)leichterlöslicherDigitizedby
DieEntstehung der SteinkohleandverwandterBildungen 15 mineralischer Bestandteile (Eisen- usw. Verbindungen), dietiefer gerührt sichdortwiederausscheiden, bildetsicheine
„Orterde"
(bei nocherdiger Beschaffenheit). Bei unsspeziell handelt essich, dainderselbenZone auchdieHumussäure
zum
Niederschlagkommt,um Humusorterde
oder,wenn
dieHumussüuredieGesteinspartikel miteinanderverkitten,um Humusortstein.
Wir
betrachten nun näherdie ErscheinungenderBildung von Sapropel undHumus
an Ort und Stelle.Man
hataquatische
und terrestrischeAutochthonie
zuunterscheiden; die erstere istvorn schonals autochthoneSedimentierung vorgekommen.Ineinemin allenTeilen bewegten Wasser kanneine
Humus-
oder Sapropelablugcrung nurstattfinden,wenn
dieWassertrübe das organische Material rechtzeitig durch Bedeckungmitmineralischem (insbesondere mitTon-)Sedimentabschliesst. IneinemstagnierendenWasser
dagegen,das jabesondersinseinen unteren Partienkeinen Sauerstoffenthält, oderdem
doch nurgeringfügigeMengen
davon zugeführtwerden,sind dieBedingungen vorhanden,um
organisches Material sovon der Luft fernzuhalten, dass eine Fäulnisstattfinden kann. Gewisse norddeutsche Seen sind soweit mit Sapropeliten erfüllt(Sapropelite umfassen auchdiejenigen Gesteine,beidenen eine Ton- und Feinsnndsedimentierungzum
Saprop*el hinzukommt odersonstwie ein nichtbrennbaresMaterial,wie Kalziumkarbonat1)), dasssienichtmehr
mit ordentlichenBootenbefahrenwerden können.(Fig.6.)
Wenn
dieAnhäufungso beträchtlichgeworden ist, dass nun auch Sumpfpflanzen denSapropelit als Boden benutzen und gedeihen können, so schieben sichdieseSumpfpflanzen, besonders Röhrichtpflanzenvorund bringendurch Torfbildung den See nach und nachzur völligenVerlaadung. (Fig. 7.) IstderBoden dadurch allmählichweitgenugvorbereitet,d. h.nureinigermassen tragfähig geworden,sosiedelnsichBäume
an; wirhaben dann Moorbrücher.(Fig.8.) Sobaldnun dieseBrücheraltgenugsind, so dass die Torf- anhäufungziemlich beträchtlichgewordenist,etwaso,dass irdisches
Wasser
nichtmehr
hineinzudringenvermag, dann ändernsichdie Bedingungen für dasPflanzenwachstum ganz wesentlich. Es ist nichtmehr
die reichlicheNahrung vorhnnden,sodassjetztnurnoch Pflanzen zugedeihen vermögen, diemit bedeutendwenigerNähr- stoffauskommen, unddieMoorbrücher,beiunsdie Erlen-undBirken- moore, gehen zugrunde,um
allmählich einerneuenVegetation Platz zu machen.Im
Gegensätze zu denFlachmooren
(Sumpfmoore\)Von den seltenen
Sapropsammiten,
d. i. Sapropclgesteinen, derenBeimengungen zumSapropel Körnchengrösse haben,wirdhierab- gesehen.II.Potoniö-Berlin:
DieEntstehung Her Steinkohleundverwandter Bildungen. ]7
und Moorbrüchcr), sogenannt wegender meist flachenAusbreitung ihrer Oberflüche,heissendieletztgenannten Moore (Fig. 9),
Hoch- moore,
weilsie, sobald sie eine grössereAusdehnunggewonnen haben, uhrglasartiggewölbt, inihrerMitte höheralsam Rande
sind.Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohle und verwandter Bildungen. 19
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20
H.Potoniö-Berlin:Die geschilderte Entwicklungsfolge ist in Profilen vonTorf- mooren oftzu beobachten, besonders instruktiv undUbersichtlich,
wenn
essich,wie inFig. 10,um
dieAufdeckungeinesganzkleinen, rollständigübersehbaren Wasserbeckens handelt.In der geschilderten Reihenfolge
kann
die Entwicklungvor sichgehen, aber einHochmoor
z.B. vermag auch auf Sandboden zu entstehen,wenn
ernur bei hinreichender Luftfeuchtigkeitun- fruchtbar (ausgelaugt) ist. Bei derEntstehung vonHochmooren kommt
esauf das Vorhandenseineiner „Isolierschicht" an,zwischendem
hinreichend mineralischeNahrung hergebenden Boden unddem
Hochmoor: sei dieseIsolierschicht nunein Flachmoortorf,einaus- gelaugterSand oderdergleichen.Ich gehe nun auf diefossilen Gesteine ein, zunächstaufdie fossilen Sapropelgesteine.
Zu
diesen gehörtdasDysodil (vom
griechischenPräfixum dys=
übelundodroeeis
=
duftend, wegendes Geruchsbeim Verbrennen) aus der Tertiärformation. Es ist diesein Gestein,das gewöhnlich blätterigist, ebenso wie fest-gallertig gewordenes älteresrezentes Sapropel,dasdann von mirSaprokoll
(von saprosunddem
Griech.kolla
=
Leim) genannt wurde. Mitdem
Streichholze entzündet, brennenbeide mit leuchtender Flamme.Es
werden ausdem
Dysodil ölehergestellt,die starkan Petrolea erinnern.Gehen
wir zur Steinkohlen formation zurück, so haben wirSapanthrakon,
wie die reinste Cannelkohle (vom Englischen candle die Kerze) die hierher gehört.Im
Habitus sieht esoft genauso aus,wieDysodilodergetrocknetesSapropeloderSaprokoll:es ist ein sehr hartes Gestein. Untersuchen wir Dysodil oder Cannelkohle oder Sapropelgesteine Uberhaupt mikroskopisch, so sehen wir im Prinzipgenau dieselben figurierten Bestandteilewie imSapropel:die kleinen Algen,diekleinen Wassertiere,auchFisch- resteusw., nurmit
dem
Unterschiede, dass es sichum
andere Arten handelt. (Fig. 11.)Von
den Sapropeliten sind besondersdreibemerkenswert: es sind das dieSapropelkalke,
dieDintomeenpelite
(Kiesel- guhre)und gewisseSchlickarten
(Sapropeltone).Pflanzen, dieden KalkdesWassersalsSkelettmaterialzuihrem Aufbau undHalt benutzen, schlagenden Kalk in grossen
Mengen
in sichnieder, wie gewisse Algen. AnderePflanzen, wiePota- mogetenusw., schlagenden Kalk an sich nieder, der dann denSchlamm mehr
oderwenigerkalkhaltigmacht.Dazu kommen
Tiere mit Kalkschalen, wie die Mollusken.Wir
erhalten so.Kalk-
sapropel. Diese Kalksapropele—
oder bei reichlicherem Vor- handensein von KalkSapropelkalke —
sind zunächstebensoDigitizedby
22 H.Potoniö-Berlin:
schlammig wiesonstfrische Faulschlammgesteine. Erstin
hohem
Alteroder beimTrocknenan der Luftgewinnensie festeKonsistenz.Die
Hitumenkalke,
diezahlreichinallengeologischenFormationen verbreitet sind,sindfossilerSapropelkalk.Wenn man
einensolchen Kalk anschlägt,sobemerktman
oftden bituminösenGeruch (Stink- kalk); das Bitumen istallermeistab ovo darin,nicht nachträglichFig.IIa. Schliff durch ein Sapanthrakongestein (Boghead von Autun).
112
Mit Algen, -j-« In dor Richtung derSchichtung geschbffen.
(NachProf.C.Eg. Bertrand.)
hineingeraten, wieletzteres ebensowenigder Fall istmit
dem
Sa- propelder rezenten Sapropelkalke.Die
Diatomeenpelite
sind einebesondereArtvonSapropeliten, entstanden in Gewässern,dieviel Kieselsäure und wenig odergar keinen Kalk inLösung enthielten, so dass darin Kieselalgen an Stelle vonkalkabsondernden Pflanzen besondersreichlich zuleben imstande waren. Die Panzer der Kieselalgen habensichmitden anderenPflanzenund den abgestorbenen Tieren(Crustacccnu.dgl.)Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 23 aufden Boden gesenkt undsindzu einemGestein geworden,das nun natürlich besonders reich an Kieselsäure
—
und zwar an hydratisierter Kieselsäure (Opal)—
in derForm
vonKieselpanzern ist. Kieselgurablagerungen bestehen nicht ausschliesslich aus Kieselpanzern; es haben indem
Wasser nicht nur Kieselalgen gelebt. Die Kieselgurmuss wegen derin ihrvorhandenen brenn-Kig. IIA. Schliff durch ein Sapanthrakongestein (Boghead von Antun).
Mit Algen. 112 Senkrecht zurSchichtunggeschliffen.
(NachProf.C.Eg.Bertrand.)
baren kohlenstoffhaltigenSubstanz fürdie Technikerstbrauchbar gemacht werden;sie wird gebrannt.
Man
häuftsie in lufttrockenem ZustandeinStückenzusammen
undsiebrenntdann nach der Ent- zündung, wie Holz ineinemMeiler zuHolzkohleverbrennt,so hier—
da überall Luftzutritt geschaffen wird—
vollständig weiss.Verhältnismässig reine Kieselgur
kommt
in derNaturmeist nurdortvor,wo
eine nachträgliche Zersetzung und Auslaugung stattgefunden hat. (Fig. 12.)•24 H.Potonie-Berlin:
Wo
mit derBildung vonSapropel gleichzeitig eine allochthone Sedimentierung stattgefundenhat, z. B.von Ton, der sichan den ruhigstenStellen von Gewässernabsetzt, diegerade der Supropel- bildung günstigsind,da habenwirTonsapropel
oderSapropel-
ton, wohin gewisse Schlicke gehören.. DieSteinkohlen nun, die übrigens nichtallein inder Stein- koblenformationvorkommen, sondern auchin anderen Formationen, sind
Glanzkohlen.
Sapanthrakon, Dysodil und das getrocknete Sapropel sindmatte Gesteine,Mattkohlen.
Steinkohlenlager, die unten aus einer Lage Mattkohleund obenaus einerLage Glanz- kohle bestehen, entsprechendem
Fallder Bildung vonSapropel in einem Wasser, das, dann verlandend, von Torf zugedeckt wird.EZ3 EZJ E23
(Geschiebe-(ausgelaugte (haibans-(nichtbuk- sand) Kieselgur)gelaugteK.)gelaugteK.)
Fig.12. Profildurchaufgesattelte Kiesolgurschichten derLüneburgcr Heide.
Haben
wirdemnach
eine Kohle, die aufdem
Querbruch schmale abwechselnde Streifen von Glanz- und Mattkohle aufweist (die häufige „Streifen kohle*4), so kannman
an einMoor
denken, welches periodisch von Wasserüberschwemmt
wurde, das dann stetsVeranlassungzu Sapropelbildunggab. Eine Erläuterungdazu geben unsere heutigenSapropelteppichc
(„Meteorpapiere"), das sind Teppiche vonSapropel(Fig. 13), dieaufunseren Wiesen und Torflagern nachdem
Weichen einerÜberschwemmung
zurückbleiben; esseidenn, dass es sichingewissenStreifcnkohlenum
Kohlen handelt, indie während ihrer Entstehungständigsehr vieleLandpflanzenreste hineingeratensind.Sehen wir uns die Pflanzenan, die in denMooren wachsen, im Vergleich zu denjenigen, diewirausder Steinkohlenformation kennen, sowürdez. B.darauf aufmerksamzu machensein,dass
Die Entstehung der Stciukuhle und verwandter Bildungen. *25
die
Moorbüame
horizontal verlaufende Wurzeln besitzen, weil sie erstens dasWassernichtinder Tiefezusuchen brauchenundzweitens auch ingrösserer Tiefe einesdichten Bodensnichtatmen können.Auch
dieBäume
der Steinkohlenformationweisen horizontalaus-gebreitete
unterirdische Organe
auf. (Fig. 14.) Diese Aus- bildungsweise hat auch für die Pflanze einen statischen Vorteil insofern, alsdiegrossen,schweren Individuen,diein schlüpfrigem Hoden wachsen, naturgemäss einen besseren Haltfinden,wenn
sie nuchunten weit ausladen.•20 H.Potonit-Bcrlin:
Charakteristischistfernerder
Etagenbau.
Schilfstengelzeigen oft an den übereinander liegenden Knoten, den verschiedenen Etagen, Wurzeln. (Fig. 15.) DieserEtagenbau ist vielen Moor- pflanzeneigentümlich. Es istklar,dass eine Pflanze, diebeieiner geringen Einbettung ihrer unterenPartie*,ihresWurzclfussesnämlich, schon zugrundegeht,inMooren dauerndnichtwachsenkann.Wenn
wir einen Baum, wie eine Linde, eine Eicheu. dg!., auch eine
Fic- 14. BaumstumpfdosCarbons mithorizontalverlaufendenRhizomen („Stiginaricn").
— Vom
PiesbergbeiOsnabrück. Befindetsiehim Lichthofder Kgl. Geologischen Landesanstaltund BergakademiezuBerlin.
Kiefer,mitErdeeinschüttenund soden Fuss des
Baumes
vonder Luft abschliessen, sostirbt derBuum
ab. Deshalbwerdenkost- bareBäume
beietwaigenStrassenerhöhungenummauert,sodass die Lufthinzu kann. Die Pflanzen aber, die,unbekümmert um
eine teilweise Einbettung,inderpassendenneuenHöhe
wieder Wurzeln zu bilden imstandesind, wachsenweiter.Der Etagenbau ist auch bei Steinkohlenpflanzen beobachtet worden. Essind unterdiesenvonC.
Grand'Eury Baumfarneund
Calamariaceen(Fig. IG), letzterezuden Röhrichtengehörend, bekanntDigitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 27 gemacht worden, welche Wurzeln zeigen zuerst in einer unteren Kegion, dann in einer höherenRegion undsofort: ein Hinweis darauf, dass SteinkohlenpflanzenwiedieheutigenMoorpflanzensich nachtraglichen
Anhöhungen
anzupassenwussten.Schliesslichseinoch aufdieTatsache aufmerksam gemacht,dass vielePflanzen der Steinkohlenformation
stamm
bürtige Blütenbe- sitzen,d.h. Blüten, diedem Stamme
ansitzen,und dasistcharak- teristischTürunserenheutigen tropischenRegenwald. Kssteht dies wohl in Beziehung zu den Regenmengen, die ja auch inMoor- gegenden besonders reichlichsind. Die Blütenwerden durch denFig.15. Scbilfrhizom, linksEtagenbauzeigend,rechts Horizontalrhizom mit Vertikalwurzcln. (Entnommen aus dein S.^8 abgebildeten Profil).
Etwasverkleinert.
Rogen
leichtgeschädigt, so dass esvorteilhaftist,wenn
dieFort- pflanzungsorgane in Regionen derPflanze angebracht werden, in denen dieKrone alsSchirmeinen Schutzgewährt.Sehroft kann
man
nachweisen, dass unterirdischeTeilevon fossilenPflanzen sichnoch indem
Bodenbefinden,inwelchem
sie einstlebten.Im
Liegenden der Steinkohlenlager findetsichmeist einGestein, das die Wurzeln und die unterirdischen Organe der Pflanzenenthält, welchedieMoorbildungeingeleitethaben.Wenn
man
solchen Boden gemäss denSchichtungs flächen durchschlägt, so siehtman
horizontalverlaufende Stücke, dievondenunterirdischen horizontalenOrganen herstammen,diedie Paläobotaniker Stigmaria nennen(Fig. 14).Davon
gehenradial nachallenSeitenausstrahlende zylindrische,schwächere,aber langeOrganeaus,diebeweisen, dass die2s H.Potonio-Berlin:
Stigmariaindiesem selben Gestein,alsesnochnichtverfestigtwar.
gewachsen ist. Der anatomische Baudieser„Appendices",den wir genau kennen, macht es unmöglich, dass dieselben heute noch, strahligvon
dem
Hauptkörper ausgehend, das GesteindurchziehenFig.Iii. UuterirdischeOrgane von Calamariaceen (ausder Steinkohlen- formatiouvonSt.EtienneinFrankreich)mitWurzelninden verschiedenen
Etagenca.'/«»dernat.Gr. (NachGrand'Eury.)
könnten,
wenn
solche Stigmarienangeschwemmt
worden wären.Wenn man
sich dasObjekt lebend vorstellen wollte undausdem
Boden herausgezogen, so müssien die Appendices herunterhängen wienasse Luppen, dasieanatomischgar keinefestenGewebe
auf-DieEntstehung der Steinkohle und verwandter Bildungen.
30
H.Po
toni Berlin:weisen, dieihnen Haltzu verleihenvermöchten. Esistdaseinunwider- leglicherBeweisdafür, dass die Stigmarien des sogewöhnlichenStig- mariabodens auchwirklichin
dem
Schiefertone gelebt haben, indem
wir sie heute ßnden. Stigmnriaböden (Underclays [=Unterton]derEngländer)findensichgewöhnlichunterSteinkohlenlagernalsHin-
Digitizedby
Die Entstehung der SteinkohleundverwandterBilduniron.
u c
o
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E3 e T3
—
ö 3
Digitizedby
Ii.Potunir-Berlin:
weis darauf,diiss wir es hier mitMoorbildungenzu tun haben, die an Ort undStolle ausWäldern hervorgegangen sind:eineErscheinung, diewirauchheutenochvor sichgehensehen.
Waldböden,
dienoch mitBaumstümpfen besetztsind,sindwiederholtsowohlinder Stein- kohlenformation,wie auch inder Braunkohlenformution beobachtetworden. In Whiteinch beiGlasgowisteinsolcher Boden,dererst- genanntenFormationangehörig,alsNaturdenkmalerhaltengeblieben (Fig.17), und imScnftenbergerRevier(Niederlausitz)
kommen
beim Abbauder Braunkohle imponierendeFlächen mitBaumstümpfenzu- tage. (Fig.18.) In beiden Formationen waren esWaldmoore,die währendderganzenDauerder.llumusbilduni;bewaldetgebliebensind.Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. .'{3
Dieselbe Erscheinung kann
man
bei Torflagern beobachten (Fig.10), insbesondereinihrem Liegenden,alsBeweis, dass diese Lager wenigstens in ihren ersten Stadien aus Wäldernhervor- gegangen sind. Andere Moore besitzenBaumstümpfe
biszu ihrer oberenFläche,wie das Braunkohlenlager des genanntenReviers.Wie
inTorfmooren Wasserströme gewisse Teile aufarbeiten und alsSchlämm-
oderBrückeltorf
wieder absetzen können, oderfrischePOanzenmaterialientransportiert,dabeioftzu„Häcksel
4 zerkleinert und dann abgelagertwerden und Humuslager erzeugen können, so ist auch gelegentlich in Braunkohlen eine Bröckel- kohlenbildungzubeobachtenundkommt
gewissauchinderStein- kohlenformation vor. UnterUmständen zerfällt diese Kohle beim Anbruch durch die Hacke sofort in die einzelnen Brocken und rieselt hinab:Rieselkohle
der niederrheinischen Braunkohlen- bergleute. Indem
inunsererFig.20 wiedergegebenenFallhat ein Wasserlauf gelegentlich auch Tontrübe mitgeführt, die dann als Tonflötzmit einzelnen in ihm dichter oder spärlicher verstreuten Braunkohlenbrockenabgelagertwurde.Es würde
nunmehr
dieFrageauftauchen:Sinddie Steinkohlen- lagerfossileFlachmoore oderfossileHochmoore?
Essind diefossilen Steinkohlenmoore nachallem,waswir wissen, als fossileFlachraoore zu denken, mitunserenErlen-, Birken-und Mischwaldmooren zuver- gleichen, oder auch mitden vieleQuadratmeilen grossenMooren
desmittlerenNordamerika, den Sumpfcypressenmooren(Fig. 21).Mit diesenMooren
sind dieSteinkohlenmoore,wenn man
ausderJetzt- zeiteinenVergleich sucht,inParallelezustellen.Der Erklärung der Steinkohlenlager als fossile
Waldmoore
scheint nun auf denerstenBlick dieTatsache zu widersprechen, dass sich in diesen Lagern,wenn
auch selten,Ge
rolle Anden.Wie kommen
siedahin? Nun, wir kennensolche Gerölleauch aus unserenheutigenFlachmooren, abernichtausHochmooren.Denken
wir anden Spree wald(welcherderTypus
eines Flachinooresist),undzwar inseinem ursprünglichenNaturzustande, sowerden wir begreifen, dass durch die verschiedenen Spreearme, die hinein- treten,gelegentlich auch
Bäume
verflösstwurden, unddiesewerden Geröllund Sandinihren Wurzeln mitgeführthaben.Das
isteine Erscheinung, dieman
inUrwaldgegenden noch besonders gut be- obachten kann. Hier bei uns,wo
der Schleier derKultur
allesdichtverhängt,
istdieNatur
freilichoftschwierig
zurekonstruieren.Sofern ein
Moor am Rande
desMeeresliegt,könnteauchnoch inandererWeise
Geröllhineingeraten,nämlichdurchPflanzendes Meeres.Nehmen
wir an,dass ein solchesMoor vom
Meere über-3
t
34 H. Potonii'-Berlin:
ilutctwerde, sokönnen unterUmständen Gerolle, besondersleicht durch Vermittlung vonTangen hineintransportiertwerden.
Tange
wachsennichtauflosemGrund und Boden, sondern nurauf festem Gestein. Sind es Geschiebe, dieden Hoden bilden, so könnendie Tange, vermöge ihresgeringen spezifischenGewichts emporstrebend3
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= Sund -wachsend,
immer
grössereLasten tragen undschliesslich den Stein,aufdem
siefestsitzen, emporziehen undsodieVeranlassung werden, dass derStein, durchWellen undFluten bewegt, anden Strand geworfen wird. Dieser Gesteinstransport aus der Tiefe durch Vermittlungvon Tangen ist besonders schön undreich u.u.aufHelgoland zu beobachten(Fig. 22),
wo
eineUnzahl von Ge-Digitizedby
DieEntstehungderSteinkohleundverwandter Bildungen. 3')
IDie Entstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 37 schieben umherliegen, denen dieAlgen noch anhängen.
Würde am
StrandeeinMoor
liegen,sowürden die Gerollehincingcschwcmmt werdenkönnen.c
b
a
FÜR.24. Rohrichtboden(«)untereinem Braunkohlenlager(c). bisteine Sohle aufdemKöchrichtboden;einzelneStückedesBodensliegenaufder
Sohle.
—
GrubebeiTeuchern.Auch
dasVorkommen
vonEisen- und Dolomitkonkre-
tionen in den Steinkohlenlagern spricht fürihreFlachmoornatur.Naturgemüss können wir reichlichere Eisen-und überhauptMineral-
mengen
nurdortbeobachten,wo
mineralische Zuflüsse stattgefunden3H
H.Potonie-Berlin:haben. DasistnurinFlachmoorenmöglich, nichtinHochmooren, dennaus den
Hochmooren
lliesst Wasserheraus, keinshinein, es wird eher ausgelaugt.Wir
habenz.H. keine Eisenmineralien in Hochmooren, wohlaber vielfach in Flachmooren.Fig. 20. Röhrichtbodcn « unter Torfl>.
Endlichsprechendie
grossen Pflanzenformen,
welchedie Steinkohlenflora auszeichnen, für Flachmoorbildungen. (Fig. 2H.) GrosseBäume
wachsen imHochmoor
nicht; hier sind im all- gemeinenkleinerePflanzenzu finden wegender geringenNahrung, die vorhandenist. Esist einhervorstechenderCharakterderHoch- moore,das» siekleinePflanzen tragen im GegensatzezudenFlach-Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 39 mooren,diegrossen
Büumcn
(Taxodiumdistichumz.B.)undbeiuns Erlen usw.günstige Bedingungen gewähren. AuchRohrichti* sind inder Steinkohlenformation vorbanden,wieCalaroariaceen (Fig.2.'*in derMitte), deren Reste sich namentlich imSnndstein ßnden und unseren Schnchtelhalmröhrichten entsprechen. Röhrichtböden sind fossil oftgenug zusehen, insbesondere inder Braunkohlen-
formation,aberauch in älterenFormationenals Boden derKohlen- lager ingenau der gleichenAusbildung wie Röhrichtbödon unter Torfen.
Wir
habendannunterirdisch horizontal verlaufende Stengol- organe (Rhizome),die nach abwärtsparallel zueinanderdieWurzeln aussenden. DieseErscheinung istcharakteristisch zurErkeunung, dass dieMoorbildung durchdieRührichtformationeingeleitetwordenist. Das istoftzu beobachten(Fig. 24,25 u.2<>)und weist darauf hin, dass in solchen Fällen das darauffolgendeLager ein Flach-
40
H. Potonie-Bcrlin:moor
gewesen seinmuss. daausRöhrichten gernMoore
werden, und zwarFlachmoore.Dann
istschliesslich noch zu erwähnen, dass wirinden Ge- steinenzwischen denSteinkohlenlagern gelegentlichTiere
linden.auch Meeresticre. Esistdiesz.Ii.beobachtet in England, Belgien, Westfalen undOberschlesien. Das entspricht ganzundgar dem, waswir von den Strandmoorenherkennen, die gelegentlich einem Meerwassereinbruchausgesetztsind, der Sedimente und Tiere als
BedeckungdesMeereshereinführt. (Fig.27.)
Zusammenfassend wärezu sagen:
Ebenso wie heute
dieganz überwältigende Menge von Humuslagern autochthon
Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 41 ist,
war
esauch
inder geologischen Vorzeit
dieNorm, dass solche Lager an derselben
Stelle gebildetwurden, wo auch
diePflanzen,
diesiegebildethaben, gewachsen
sind.Die besondersreichlichenMoorbildungenzudenZeitendesKar- bons und desTertiärserklären sichinersterLinieausder Tatsache, dass dieseFormationendieZeitenhervorragender Gebirgsbildungge- wesensind,wodurch Tälergeschaffenwurden undgrosseSenkungs- gebiete, insbesonderedurch Meeresküstenangezeigt, die fürMoor- bildungen so günstige örtlichkeitensind. Bei einer ständigenund faststetigen Landsenkung musstenan vielenStellen grosse
Moore
entstehen,die, oftvonallochthoncn Sedimenten bedeckt,so durch Gestcinszwischenmittel getrenntworden.Die vorausgehendeDarstellung stellt das wichtigste Gestein, daswir überhauptbesitzen, dieSteinkohle, indenMittelpunkt der Betrachtung. Mit Rücksichtdarauf, dass es sich wesentlich
darum
handelte, dieGenesisdieses Gesteins zu erörtern, warkeine Ge- legenheit,ausserdenbeidenerwähnten Gesteinsgruppen 1. derSa- propelgesteine
und2.derHumusgesteine,
diedritte Gruppe, nämlich die der Liptobiolithe(vom
Griech. leiptos[luteinisiert liptos]=
zurückgelassen undbiolith) zu besprechen, fberdies ist esangebracht,noch etwasauf dieUnterschiede dieser dreiGesteins- gruppen einzugehen.Die aus Organismen undihren Teilen gebildetenGesteine und Mineralien bezeichnete Christian Gottfried
Ehrenberg
als Biolithc (vom griechischen bios=
Leben und lithos=
Stein);sie zerfalleninbrennbare, die wir
Kaustobiolithc
(vomgriechi- schen kaein=
brennenund-biolith), undinnicht brennbareBio- lithe(z.B.aus blossen Skeletteilen von Tieren gebildet), die wirAkaustobiolithc
nennenwollen.1) Zwischen beidenAbteilungen sind alle denkbaren Übergänge vorhanden, ebenso wie zu den- jenigen Gesteinen, die durch Sedimentierung von anorganischemDetritusentstanden sind.
DieSapropelgesteine,Humusgesteine undLiptobiolithe gehören zu den Raustobiolithen.
1)Die vonmirinObigem
—
imVorausgehenden undFolgenden—
angewendete Terminologie igt weitgehend angenommenworden. Vergl.
das „Protokoll über dieVersammlung der Direktoren derGeologischen Landesanstalten derDeutschen Bundesstaaten. Eisenach, den 24.Sep- tember
im.
42 H.
Po
tonie-Berlin:Wie
wirschongesehenhaben,spielenim Gegensatz
zuden Humusbildungen, deren wesentliche Urmaterialien Kohlen- hydrate
sind, inden Sapropelcn
die Fetteund auch
die Eiweissstoffe einebesondere
Rolle.Humus
und Sapropel sinddaherchemisch sehr verschieden.SolcheUnterschiedegehenaus der folgendenGegenüberstellung hervor,diedasMittel aus mehreren Probenwiedergibt:
Sapropel:
1. Das Destillationsproduktist ein ölteer. Bei guter Kühlung der Vorlage ergibt gutes luft- trockenesSapropelüber seines Gewichtesölteer.
2. Es bleibt »/, bis »/, der Substanzals
Koks
zurück.3. Das11,0 reagiert alkalisch.
4.Esentwickeln sichreichlich, gut und andauernd brennbare Gase.
usw.
Moortorf:
1.
Das
Destillationsprodukt be- sitztnicht ölige Konsistenz; es macht nur rundl/ä0una<wenigervom
Gewicht des verbrauchten lufttrockenenTorfes aus.2. Es bleibt fast '/«derSub- stanz als
Koks
zurück.3.
Das
Hol) reagiert meist sauer.4. Es entwickeln sich viel weniger brennbareGase,so dass das in Gasform Abgehende schlechtundmitUnterbrechungen brennt.
usw.
Nun
zuden Liptobiolithen.Es gehören hierher die stark harz- oder wachsharz- oder wachshaltigen Produkte oder fossile Harze selbst(wie im letzten Falle z. B. der Bernstein), Lioptobiolithc genannt, weil es die- jenigen Kaustobiolithesind,die sehrschwer oder
kaum
verweslich sind; essinddiejenigen, dienach einem Verwesungsprozesseines harzhaltigen Pflanzenteiles bis zuletztzurückbleiben (zurückgelassen werden).Es ist bemerkenswert, dass in denjenigenAblagerungen, die dasgrösatc
Quantum
vonKohlenbergen,alsoimproduktiven Kar- hon, Lager von Liptobiolithenfehlen, und das hat seinenGrund
darin, dass dieEntstehung harzhaltiger Pflanzen in eine spätere
Zeit lullt. Das Harz der Pflanzen ist für diese ein Mittel des
Wundverschlusses, und diese vorteilhafte Anpassung an Schädi- gungen durch Windbruchu.dgl. tritterstspäterein.
Abgesehendavon,dass dieBraunkohle des Tertiärs alsjüngere Kohle im ganzenO-reicher istalsdieSchwarzkohle des Karbons, diefürdieSelbstzersetzung
mehr
Zeit zurVerfügung gehabthat,Digitizedby
DieEntstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen.
43
bei der also dieReduktion(der0-Verlust)weiter vorgeschrittenist, istdahernochzum
Verständnisdes Unterschiedes der Tertiär-und KarbonkohlendieursprünglicheVerschiedenheit desUrmaterialsin chemischerHinsichtinRechnung
zu ziehen, indem wires inder Schwarzkohle des Karbons mitden Residuen vielleichtganz harz- freierPflanzenzu tun haben,in derBraunkohledes Tertiärsjedoch mit solchen oftsehr stark harzhaltiger Pflanzen.Esistnoch daraufhinzuweisen, dass sichdie meist weniger weit vorgeschrittene Zersetzung der Tcrtiärkohlen auch dadurch kundtut, dass die einzelnen,nochfigurierterhaltenen Pflanzenreste raeistnoch nichtvollständigfossilisierterscheinen. Früchte,
Samen
und Holzreste, soweit sie nicht—
wie das gelegentlich vor-kommt
durch Infiltration einerMinerallösungder echten Ver- steinerung verfallensind, tretenunsmeist insubfossilem Zustande entgegen, das EIolz oftso, dass es nur angebräunterscheint, es alsoso weniginseinem Ansehenverändert ist,dassauch derLaie Uber dieHolznatur keinen Augenblick zweifelhaft ist. DieseEr- scheinung hat beiihrer Auffälligkeitdenmeisten Tertiärkohlen in der französischen und englischen Sprache, gelegentlich auch in der deutschen, denNamen
ligniteresp. Lignit verschafft (vondem
Lateinischen lignumdas Holz).Das
Wort
Lignit solltejedoch nurfür das subfossileHolz, nichtabernun auch inübertragenem Sinne fürdieganzenTertiär- kohlenVerwendung
finden. Die Kohlenselbst würdeman
danach nurdann alslignitischebezeichnen,wenn
ebensubfossiles Holz in denselbenbesondersauffälligist,seies, dass sie, wieinseltenen Fällen, fastganz ausLignit bestehen, oderseies,dasssievielda- von eingelagert enthalten.Die hier und dnvertreteneAnsicht, die Tertiärkohlcn seien ganz besonders auf zersetzteHolzreste zurückzuführen, im Gegen- satz zu geologisch älteren Kohlen, ist nicht begründet und ur- sprünglich nur dadurchveranlasst,dassebendie Tertiärhölzerjedem soleichtihreNatur zu erkennengeben.
Unter diesen Umständen
—
bei oft so geringer Fossilisation derTertiärpflanzen usw. kannes nichtwundernehmen,wenn
in Braunkohlesogarchemischnoch SubstanzengleicherArtzukonsta- tieren sind wie in lebenden Pflanzen: wurde doch sogar—
wie wirschonS. 10erwähnten—
in tertiärenSapropeliten (imDy-
sodil), dasnamentlich unterLichteinwirkung soleicht zersetzliche Chlorophyll nachgewiesen. Weit wenigerauffällig istes bei
dem
Vorhandensein vonsovielem Lignitinder Braunkohle, dassauch fürHolzsubstanzen charakteristische Reaktionen mit Braunkohlen möglich sind, wiedies namentlich inletzterZeit wiederholt von44 H. Potonie-Berlin:
Donath
betontwordenist.Wenn
solcheReaktionen jedoch mit noch älteren Kohlennichtmehr
odernurgelegentlichandeutungs- weiseindieErscheinungtreten, soistdiesvon vornherein zuer- warten, da durch die weitere Selbstzersetzung die vorhandenen Verbindungen, je längere ZeitzurVerfügungsteht, auchjemehr
zerfallenundsichverändern und dadurchinstabilereVerbindungen übergehen.Auf
keinenFall darfdaheraus solchenUntersuchungen geschlossen werden, dass beidem
Mangel einer Ligninreaktion bei Karbonkohlen nun auch bei ihrer Entstehung ligninhaltiges Holz nichtbeteiligtgewesensein könne; wissenwirdoch überdies—
u.a.durch dashäufigeVorhandensein von Holzkohlein denge- nanntenKohlengenau, dass Holz ebensozurKarbonkohlenbildung beigetragen hat.wie zurBraunkohlenusw. -bildung. EinerSchluss- folgcrung wie der monirten würde etwa diejenige entsprechen, diedarauf hinauslaufenwürde, zubehaupten, dieKarbonvegetation könne keine grünenGewächse
enthalten haben, weilChlorophyll in den Karbonkohlennichtmehr
nachweisbarsei.Oberraschendstark verharzte Hölzer
(„bituminöse Hölzer*
im engsten, eigentlichenSinne), so reich und
homogen
von Harz durchtränkt,dasssie fastwie Siegellack brennen, sind zuweilen in der Braunkohle zu finden. Aber auchWachs-
und Wachsharz- ausscheidungen, wiesievieleheutigePflanzen besitzen,dürftenim Paläozoikum nochkaum
vorhanden gewesensein;die Tertiärfloren aber gleichenden heutigen Floren in dieserBeziehung durchaus.Es istdaher anzunehmen, dass beidieser
zum
Teil chemischen Verschiedenartigkeit der Urmaterialien. aus denen einerseits die Schwarzkohlen des Karbonsundandererseits die Braunkohlen des Tertiärs hervorgegangen sind, auch die chemischeBeschaffenheit dauerndeine etwasverschiedene bleibt, mit anderenWorten: es dürfte ausdem
angegebenenGrunde aus Braunkohle desTertiärs nichtim Verlaufe der Zeiten eineKohle werden können, dieganz undgar derjenigendesproduktivenKarbonsgleicht. Vielmehrwird der vieleHarz- und Wachsgehalt der neueren Kohlen, der sich überdies beiseiner schweren Zersetzbarkeit noch imVerlaufeder Zeiten anreichern muss, wohl dauernd die chemische Nutur der Kohlen etwasbeeinflussen.Wo
eineAnreicherung von harzigen Stoffen so starkist,dass aufGrunddieserStoffedieKohlenzurVerschwelung, insbesondere behufs Paraffin-undCH
-öle-Bereitung,Verwendung
findenkönnen, sprichtman
vonSchwelkohle.
Ein besonderes Interessever- dient derPyropissit
(vom Griechischenpyr=
Feuer undpissa=
Harz), der schon durchseine wcissgelbeFarbeseine Harznatur zu erkennengibt.
Die Entstehung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 45
Da
dieLiptobiolithe von derTechnikinähnlicherWeisever- arbeitet werden können und verarbeitet werden wieSupropelite, nenntman
auchdie ersteren„bituminöse**,und zwarsind sieum
so „bituminöser", je
mehr
Paraffin und öl sievermögeihres Harz- und Wachsgehaltes herzugeben imstande sind.Früher wurdePyropissitim Braunkohlenrevier vonZeitz-Weissen- felsin der ProvinzSachsen zur Verschwelung abgebaut,
wo man
sichjetztzudiesemZweck
mitbraunkohligerSchwelkohlebegnügen muss.Den
Lagerungsverhältnissen nach könntedertertiärePyro- pissit eine Strand- oder Uferdriftsein; esistdasselbe ursprüng- liche Pflanzenroaterial, das indem
genannten Revier sonst die BraunkohleimeigentlichenSinnegebildethat,jedochmitdem
Unter- schied,dassdasPyropissitmaterialdem
Verwesungsprozessausgesetzt, also jedenfallswenigstensvon Bedingungenbeeinflusstwar,wiesiedie Stranddriftmaterialien vorfinden, diedem
SauerstoffderLuft hin- reichend ausgesetzt zur vollständigen Zersetzung neigen(=
Ver- wesung).Auch
beiautochthonen,im Trocknen wachsendenPflanzen istdas derFall: eswird in beiden Fällen beigenügendem
Luft- zutrittalles verwesenund nur unterbesonderen Umständen etwas zurückbleiben können,wenn
nämlichunteranderen auchsehrschwer zersetzbare Substanzen vorhandensind,wieHarz oderWachsharz, dasdann alsStranddriftoderautochthon, wieinden Wüstengebieten Deutsch-Südwestafrikas (Fig.28),zurückbleibt.Dasnächstliegendeist,fürdie Braunkohle des Zeitz-Weissen- felserReviers autochthone Entstehung anzunehmen, undesistschon darauf hingewiesen worden, dass sich gelegentlichdurchVorhanden- sein einesRöhrichtbodens(mitsenkrechtzudenSchichtungsflächen verlaufenden Wurzeln) unter Kohlenlagern dieses Revieres die Autochthoniebeweisenlässt.
Wenn
diePyropissitführenden Braunkohlenlager währendihrer Entstehunggelegentlich trocken liegende Partienaufwiesen, rausste dieVerwesung Platz greifenundeskonntedannbeientsprechender Zusammensetzungder Flora einWachsharzzurückbleiben,unddie inRede
stehende Flora enthältinder TatsolcheElemente. Für dieseAuffassung sprichtdasallmählicheÜbergehen des hellgelben bisfast weissenPyropissits, durch diejetztnachdem Abbau
des Pyropissitsverschwelte „Schwelkohle" zur sogenannten „Feuer- kohl
ett, die eine erdige(schwarzbraune) Braunkohleist. In den beiden letztgenannten Sortenkommen
gelegentlichmehr
oderminder reichlich verteilteHarzstückchenvor,daher auchderName Harz-
kohle.Auch
bei rezentenTor/en kannman
eine Anreicherungvon harzigen Teilen beobachten,wo
er Verwesungsbedingungen aus-4G
H.Potonic-Berlin:gesetzt war;auch Hurzstückchen(Fichtelit) findensichgelegentlich in unserenTorfen.
Wo
dasHangendeeinesschon fertigenBraun- kohlenlagers nachträglich für dieAtmosphärilien so zugänglichist,Fig.'2$. Wachsharzpanzcrstück der südafrikanischen Gcrani;icee Sarco- caulonBurmanni. NatürlicheGrösse.
dass
nunmehr
einestärkereZersetzung ermöglicht wird, findeteben- falls eineAnreicherungvonliptobiolithischemMaterial statt.Der Pyropissit istalsoaufzufassenalsdaßnach derVerwesung übriggebliebene Harz und Wachsharz der Pflanzen, die unterVer- torfungs-und Fäulnisbedingungen (d.h.unter weitgehendem bzw.
gänzlichem Luftabschluss; die Braunkohle (Feuerkohle) geliefert
Digitizedby
Die Entsteilung der Steinkohleundverwandter Bildungen. 47 haben, und zwischen Pyropissit und Braunkohle finden sichalle Übergänge, wieu. a.das jetzt als „Schwelkohle* abgebaute und verwendeteMaterial.
Esgibtauch rezentenPyropissit,
dem
ich(1005) denNamen
Dcnhardtit
gegebenhabe.Von
anderen Liptobiolithenseihier abgesehen.Verlag von Gebrüder Borntraeger
inBerlin SW11
Dessauer
Strasse2!)Die
inFigur
23 der vorstehenden Schriftwiedergegebene
Landschaft der Steinkohlenzeit
ist
auch
alsWandtafel
bearbeitetworden,herausgegeben im
Auftrage der Direktion der Königl. Preuss. geologischen Landesanstaltund Bergakademie
zu Berlin vonLandesgeolog Professor
Dr. H.Potonie.—
Nebst Erläuterung mit 30 Abbildungen.Grösse der Wandtafel 170x120 cm.
Preis der Wandtafel (nebst Erläuterungsschrift) auf Leinwand gezogen mit Stäben 25 Mk.
Preis eines von Künstlerhand
koloriertenAbzuges auf Leinwand gezogen mit Stäben 60 Mk.
„Gluckauf"schreibt: „Eswflrc Ithhaftzu wünschen, das»die schöne,inschwarzerundin vielfarbigerAusführungvorhandene, ron Künstlerhand entworfene Wandtafelauch aufden Steinkohlenbergwerken sich möglichstzahlreichen Eingangcerschaffte. Ganzabgesehenron dem wissenschaftlichen Interesse und den belehrenden Zielen des 1'otontV'schenWerkesIflsstsichfürSitzungszimmer, Hureau.r-Ka'ume, Beamten-Wohnungen usw.
kaum
ein wirksamerer und passenderer Wandschmuckdenken,als diese„Landschaft derSteinkohlenzeil".
Druckronliebr. IngerinMerlin,HernburgerStrasse :W
Digitizedby
Gc
Verlag von Gebrüder Borntraeger
inBerlin SW
11Dessauer Sirasse 29
In Vorbereitung befindet sich
und wird im
nächstenJahre
erscheinen:
Die Entstehung der Steinkohle
Mit Ausblicken auf dieEntstehungder brennbaren organogenen Gesteine überhaupt ton
Professor Dr. H. Potente
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gebunden.*)Käme:
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*)Nichtgewfinsebtesgefl.*u durchstreichen.
Verlag von Gebrüder Borntraeger
inBerlin SW
11Dessauer Strasse 29
Eine Landschaft der Steinkohlenzeit
Wandtafel bearbeitet und herausgegeben im Auftrage der Direktion der Königl. Preuss. geologischen Landes- anstalt und Bergakademie zu Berlin von Landesgeolog Professor
Dr.H. Potoniä,
beauftragtmit Vorlesungen über
Pflanzenpalaeontologie au derBergakademie. — Nebst
Erläuteruug mit30
Textabbildungen.Grosse der Wandtafel 170x120 cm.
Prei* der Wandtafel (nebst Erläuterungsschrift) auf Lein-
wand gezogen mit Stäben 25 Mk.
Preis eines von Künstlerhand ausgeführten vielfarbigen Abzuges auf Leinwand gezogen mit Stäben 60 Mk.
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„Glückaufschreibt:„Es wärelebhaftzu wünschen, das*dieschöne, in schwanerundin vielfarbigerAusführungrorhandent,von Künstier- hand entworfene Wandtafel auch auf den Steinkohlenbergwerken sieh möglichst zahlreichen Eingang verschaffte. Gans abgesehen von dem m'ssrnechaftlichenInteresseundden beiehrendenZielendfaPittonie"sehen WerkesIdsst »ichfür Sitzungszimmer,Bureau-Räume, Beamten-Wohnungen usw.kaum
einwirksamererundpassendererWandschmuckdenken, als diese„Landschaft der Steinkohlen*,!".Digitizedby
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