Würde der Frauen
von Friedrich Schiller
Notizen / Anmerkungen 1 Ehret die Frauen! sie flechten und weben
2 Himmlische Rosen ins irdische Leben, 3 Flechten der Liebe beglückendes Band, 4 Und in der Grazie züchtigem Schleier 5 Nähren sie wachsam das ewige Feuer 6 Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
7 Ewig aus der Wahrheit Schranken 8 Schweift des Mannes wilde Kraft, 9 Unstet treiben die Gedanken 10 Auf dem Meer der Leidenschaft.
11 Gierig greift er in die Ferne, 12 Nimmer wird sein Herz gestillt, 13 Rastlos durch entlegne Sterne 14 Jagt er seines Traumes Bild.
15 Aber mit zauberisch fesselndem Blicke 16 Winken die Frauen den Flüchtling zurücke, 17 Warnend zurück in der Gegenwart Spur.
18 In der Mutter bescheidener Hütte
19 Sind sie geblieben mit schamhafter Sitte, 20 Treue Töchter der frommen Natur.
21 Feindlich ist des Mannes Streben, 22 Mit zermalmender Gewalt
23 Geht der wilde durch das Leben, 24 Ohne Rast und Aufenthalt.
25 Was er schuf, zerstört er wieder, 26 Nimmer ruht der Wünsche Streit, 27 Nimmer, wie das Haupt der Hyder 28 Ewig fällt und sich erneut.
29 Aber, zufrieden mit stillerem Ruhme,
32 Freier in ihrem gebundenen Wirken, 33 Reicher als er in des Wissens Bezirken 34 Und in der Dichtung unendlichem Kreis.
35 Streng und stolz sich selbst genügend, 36 Kennt des Mannes kalte Brust,
37 Herzlich an ein Herz sich schmiegend, 38 Nicht der Liebe Götterlust,
39 Kennet nicht den Tausch der Seelen, 40 Nicht in Tränen schmilzt er hin, 41 Selbst des Lebens Kämpfe stählen 42 Härter seinen harten Sinn.
43 Aber, wie leise vom Zephir erschüttert 44 Schnell die äolische Harfe erzittert, 45 Also die fühlende Seele der Frau.
46 Zärtlich geängstigt vom Bilde der Qualen, 47 Wallet der liebende Busen, es strahlen 48 Perlend die Augen von himmlischem Tau.
49 In der Männer Herrschgebiete 50 Gilt der Stärke trotzig Recht,
51 Mit dem Schwert beweist der Scythe, 52 Und der Perser wird zum Knecht.
53 Es befehden sich im Grimme 54 Die Begierden wild und roh, 55 Und der Eris rauhe Stimme 56 Waltet, wo die Charis floh.
57 Aber mit sanft überredender Bitte
58 Führen die Frauen den Szepter der Sitte, 59 Löschen die Zwietracht, die tobend
entglüht,
60 Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen, 61 Sich in der lieblichen Form zu umfassen, 62 Und vereinen, was ewig sich flieht.
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Autor Friedrich Schiller Titel „Würde der Frauen“
Verse 62 Wörter 337
Strophen 9
Checkliste zur Analyse / Interpretation eines Gedichtes
Einleitung der Gedichtanalyse
Titel des Gedichtes, Name des Autors und Entstehungs- oder Erscheinungsjahr
Gedichtart (Sonett, Ode, Haiku, Ballade, Hymne usw.)
Thema des Gedichtes (Liebesgedicht, Naturgedicht, Krieg usw.)
zeitliche Einordnung / Literaturepoche benennen
kurze Beschreibung des Gedichtes
Absicht des Gedichtes
Hauptteil der Gedichtanalyse
Inhalt
Thema des Gedichts
Was beschreibt das Gedicht (Erlebnis, Jahreszeit oder eine bestimmte Zeit)?
Zusammenhang zwischen Titel und Gedicht
Lyrisches Ich - Wer spricht im Gedicht? Woran erkennt man das?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, Haufenreim, verschränkter Reim, Schweifreim etc.)
Gibt es ein Versmaß? Versmaß (Metrum) bestimmen.
Kadenz: Wie sind die Endsilben im Gedicht?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Sprache
Auffälligkeiten der Sprache (Werden beispielsweise viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc. verwendet?)
Wie spricht das lyrische Ich (traurig oder fröhlich)?
Benenne die Stilmittel und Reimformen, die zum Einsatz kommen.
Satzbau: Parataktischer & hypotaktischer Satzbau
Welche Zeitform wird genutzt (Präsens, Präteritum, Futur)?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Gedichtinterpretation
Was bewirken die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse?
Welche Stimmung ruft die Sprache in uns hervor?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Funktion?
Schlussteil
Gedichtinterpretation
Intention des Gedichtes: Was will das Gedicht?
Wurde unsere Vermutung (Deutungshypothese Einleitung) darüber bestätigt?
Gibt es Fragen, die im Gedicht unbeantwortet bleiben?
Wertung: Ist das Gedicht typisch für die Epoche? Ist es charakteristisch für den Autor?
Ist das Gedicht (Form, Sprache, Inhalt, Aussage) aus heutiger Sicht noch bedeutungsvoll?
Persönliche Stellungnahme (sofern ausdrücklich verlangt)
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