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Archiv "Reproduktionsmedizin: „Befruchtung“ weit über den Fachbereich hinaus" (10.11.2000)

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Academic year: 2022

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ie Reproduktionsmedizin hat wie kaum ein anderes Fachgebiet wei- te Felder der Medizin befruchtet:

Genetiker mussten um- und dazu ler- nen, Embryologen haben neues Rüst- zeug gewonnen, Onkologen und Trans- plantationsmediziner können auf neue Therapieoptionen hoffen – und Zoolo- gen gefährdete Tierarten nachzüchten.

Die Ursache für die weitreichenden Konsequenzen liegt in der Totipotenz der Zellen des ganz frühen Embryos: Je- de der ersten vier Zellen hat die Fähig- keit, zu einem eigenen Individuum her- anzuwachsen. Die Differenzierung er- folgt dabei im Unterschied zu Krebszel- len gesteuert. Den Schlüssel für eine kau- sale Therapie vieler Erkrankungen er- hoffen sich Spezialisten deshalb von der Entschlüsselung der Regelungsmecha- nismen in den „Anfangsstadien“ und den involvierten Schritten bei der gezielten Entwicklung der verschiedenen somati- schen Zelllinien und der Keimzellen.

„Fertilitätsversicherung“

Diese visionären Ideen wären undenk- bar, hätte nicht ein hartnäckiger Forscher über zehn Jahre lang erfolglos versucht, der Befruchtung in vitro auf die Spur zu kommen – bis er 1978 zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Kolle- gen Patrick Steptoe die Geburt des er- sten IVF-Kinds bekannt geben konnte:

Prof. Robert G. Edwards, der Begründer der modernen Reproduktionsmedizin und assistierten Befruchtung. Anlässlich seines 75. Geburtstages haben hoch- karätige Wissenschaftler bei einem Sym- posium des Unternehmens Serono Inter- national Zukunftsaspekte dieses Fachbe- reichs aufgezeigt. Akut sehen sich die

Kliniker mit dem Erhalt der Fertilität oder einer „Fertilitätsversicherung“ bei Karzinompatienten/-patientinnen kon- frontiert. Die Kryokonservierung von Gonadengewebe oder Gametenvorstu- fen sei jedoch noch weitgehend ex- perimentell, so Prof. Roger Gosden (Montreal). Die Autotransplantation von kryokonserviertem Testge- webe scheitert bisher an der Ge- fäßversorgung nach Reimplanta- tion, und Spendergonozyten zur Repopulation des Organs nach Chemotherapie sind schwer zu gewinnen und nicht zu reinigen.

Bleibt das Einfrieren von Sper- mien vor der Therapie.

Bei der Frau dagegen bestehen Probleme beim Einfrieren von Eizellen und auch der an- schließenden Befruchtung. Aus- sichtsreich, wenn auch erst expe- rimentell, ist die Kryokonservie- rung von Ovarialgewebe aus kor- tikalen Schichten – wobei nach Replantation allerdings die Gefahr be- steht, das Malignom zu reinduzieren.

Was tun, wenn Karzinompatientin- nen trotzdem eine „Fertilitätsversiche- rung“ in Form von Ovarialgewebe ha- ben wollen? Gosden stimmt dann zu, wenn keine andere Möglichkeit (etwa Stimulation der Ovarien und Einfrieren von Eizellen oder Embryonen) besteht.

Allerdings nur in bestimmten Fällen: bei jungen Frauen mit entsprechend vielen Follikeln im Ovargewebe, bei Krebsfor- men mit hohen und langen Überlebens- zeiten. Für unabdingbar hält er jedoch den Verweis darauf, dass es sich um eine rein experimentelle Methode handelt, deren Erfolg und Risiken ungewiss sind.

Die Reproduktionsmedizin hat unzwei- felhaft die Gameten „verfügbar“ ge-

macht – eine Voraussetzung für die Be- fruchtung, aber auch die Klonierung. Mit Dolly mussten sich Genetiker überzeu- gen lassen, dass diese Technik nicht nur mit Keimzellen, sondern auch mit soma- tischen Zellen funktioniert, wenn auch mit schlechter Ausbeute. Die Ursache wird im notwendigen Kerntransfer ver- mutet: Der Zellkern wird in eine ent- kernte Spender-Eizelle überführt, beide elektrisch fusioniert und aktiviert. Diese Technik wird allerdings nicht so schnell über uns „hereinbrechen“, denn entspre- chende Versuche bei Maus und Schwein zeigen, dass die Natur wohl doch kom- plexer ist und die mechanistischen An- sätze recht erfolglos sind. Denn hier zeigt nur ein doppelter Kerntransfer beschei- dene Erfolgsraten – wohl deshalb, weil die Befruchtung durch „Elek-

troschock“ eben

doch anders verläuft als das Anstoßen der komplexen Fusions- und Aktivie- rungsprozesse durch ein Spermium.

Überhaupt nicht abzuschätzen sind po- tenzielle Risiken infolge eines gestörten

„genetic imprinting“ und Auswirkungen des fremden mitochondrialen Erbgutes aus dem Zytoplasma der Spendereizelle.

Mit der In-vitro-Fertilisation wurden auch toti- und pluripotente Zellen „zu- gänglich“, die (zumindest theoretisch) gezielt in somatische Zellen differen- ziert werden und dann spekulativ der Therapie von degenerativen oder erbli- chen Erkrankungen oder auch bei Ver- letzungen dienen können. Bei der Dif- ferenzierung embryonaler Stammzel- len steht die Wissenschaft allerdings erst am Anfang. Dr. Renate Leinmüller P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 45½½½½10. November 2000 AA2987

Reproduktionsmedizin

„Befruchtung“ weit über den Fachbereich hinaus

Anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Robert G. Edwards, dem wissenschaftlichen Vater des ersten IVF-Kindes, trafen sich

Reproduktionsmediziner aus aller Welt zu einer Standortbestimmung.

Medizinreport

Das erste IVF-Kind auf dem Arm seines wissenschaftlichen Vaters: Prof. Robert G. Edwards Foto: Le

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