DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Langzeiterfahrungen mit Captopril FÜR SIE GELESEN
hindert wird, erhöht sich aber das Risiko bei Volumenverlusten (9, 11). Eine Kombination mit Kalzi- umantagonisten (Nifedipin, Vera- pamil) erwies sich als wirksam, wobei ein additiver Effekt erreicht wurde (18, 46).
Zu Beginn der Captopril-Therapie kam es bei einem Drittel der Pa- tienten zu einem Anstieg der Fi- brinmonomere als Ausdruck einer vermehrten Gerinnungsneigung, der besonders deutlich bei schnel- ler und ausgeprägter Blutdruck- senkung war (35, 41). Die Bedeu- tung dieser Hyperkoagulabilität liegt in der möglichen Begünsti- gung vaskulärer Komplikationen.
Da durch die Kombination Cap- topril + Diuretikum eine rasche Blutdrucksenkung möglich ist, sind gefäßkranke Patienten einer besonderen Gefährdung ausge- setzt (15, 16, 39, 40, 49). Bei acht der elf Patienten, die im Verlauf der Studie eine zerebrale Ischämie erlitten, war der Blutdruck im nor- motonen Bereich. Bei sechs der elf Patienten lag das Ereignis im ersten Halbjahr der Therapie. Dies belegt erneut, daß hypertone Pa- tienten mit entsprechend vorbe- stehenden Folgeschäden eine schnelle Senkung des Blutdrucks in den sogenannten Normbereich nicht ohne weiteres tolerieren (4, 15, 39, 44, 47, 49). Die Gesamtleta- lität von etwa 15 Prozent in fünf Jahren entspricht beziehungswei- se liegt unter den in der Literatur veröffentlichten Letalitätsraten bei Hochdruckkranken entsprechen- den Schweregrades (5, 30, 36, 43).
Patienten mit schwerer, bisher therapieresistenter Therapie profi- tieren somit von einer Captopril- Therapie. Eine Senkung der kar- diovaskulären Letalität bei Patien- ten mit leichter bis mittelschwerer Hypertonie durch Captopril ist da- gegen nicht bewiesen (1, 51). Vo- lumenverluste, wie zum Beispiel bei Erbrechen, Durchfällen, extre- mem Schwitzen oder im Rahmen von Unfällen oder Operationen stellen im Vergleich zu anderen Antihypertensiva ein größeres Ri-
siko unter einer ACE-Hemmung dar (11, 22). Eine zunehmende Einschränkung der Nierenfunk- tion unter ACE-Hemmern kann ein Hinweis auf eine hochdruckwirk- same Nierenarterienstenose bei Einzelniere oder bei bilateralen Nierenarterienstenosen sein. Bei unilateraler Nierenarterienstenose und bei normaler kontralateraler Niere kann die Funktion der ste- nosierten Niere stark abnehmen, ohne daß es zu einem Anstieg der harnpflichtigen Substanzen kommt (13, 17, 21, 24, 27).
Aufgrund größerer Patientenzah- len sind mit einer lnzidenz von et- wa sechs Prozent Hautausschläge und von ungefähr drei Prozent Ge- schmacksstörungen zu erwarten (48). Die Hautreaktionen sind mei- stens leicht und vorübergehend, allerdings gibt es auch schwere Reaktionen (14). Die Geschmacks- störungen sind in der Regel rever- sibel und gehen zum Teil auch un- ter Fortführung der Captoprilbe- handlung zurück (27). Für Haut- veränderungen wie Geschmacks- störungen gilt, daß das Auftreten unter den heute angewandten niedrigen Dosen seltener sein wird (11, 33). Eine Leukopenie ist in dieser Studie trotz der hohen Do- sierung und der häufig vorliegen- den Nierenfunktionseinschrän- kung nicht aufgetreten. Ebenso kam es nicht zu einer Proteinurie oder Cholestase. Diese uner- wünschten Wirkungen sind insge- samt selten (10, 37).
(Wir danken den Herren Dr. med.
Joachim Rieger und Dr. med.
Ernst J. Kirchertz für ihre Mitarbeit bei der Betreuung der Patienten.) Literatur im Sonderdruck,
zu beziehen über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Joachim Schrader Abteilung für Nephrologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Göttingen Robert-Koch-Straße 40 3400 Göttingen
Nephritis:
Methylprednisolon i. v.
leicht überlegen
In einer multizentrischen, rando- misierten prospektiven Untersu- chung wurden 89 Patienten (67 Kinder und 22 Erwachsene) mit Minimal Change-Nephritis mit 3 i. v. Gaben Methylprednisolon und anschließender 6monatiger oraler Gabe von niedrig dosiertem Pred- nison (die Gruppe erhielt Methyl- prednisolon) oder (Kontrollgrup- pe) 4 Wochen lang mit hochdo- siertem oralem Prednison mit an- schließend gering dosierter 5mo- natiger oraler Prednison-Gabe be- handelt. Fünf Patienten der Me- thylprednisolon-Gruppe und 1 Pa- tient der Kontrollgruppe zeigten anfänglich keine Reaktion. Bei mit Methylprednisolon behandelten Kindern war die Zeit bis zur Re- duktion der Proteinurie kürzer.
Zwischen beiden Gruppen wurden in der Anzahl der Patienten, die ein Rezidiv bekamen oder der An- zahl der Rezidive pro Patient pro Jahr keine signifikanten Unter- schiede beobachtet. Patienten, die Methylprednisolon erhielten, ten- dierten früher zu Rezidiven als Pa- tienten der Kontrollgruppe. Auf die Behandlung zurückzuführen- de Nebenwirkungen traten in der Methylprednisolongruppe signifi- kant geringer auf als in der Kon- trollgruppe.
Nach Ansicht der Autoren weisen diese Ergebnisse darauf hin, daß eine kurzfristige Behandlung mit Methylprednisolon-i.v.-Gaben und anschließendem niedrig dosierten Prednison nur unwesentlich weni- ger wirksam ist als eine hohe Do- sierung mit oralen Steroiden, die Relation von Risiko und Nutzen in Zusammenhang mit der Behand- lung des nephrotischen Syndroms bei der Minimal Change-Nephritis jedoch verbessert. dpe
Imbasciati, E., et al: Controlled trial of methyl- prednisolon pulses and low dose oral predniso- ne forthe minimal change nephroticsyndrome.
Brit. Med. Journal 291 (1985) 1305-1308.
Dr. C. Ponticelli, Divisione di Nefrologia, Ospe- dale Maggiore, 20122 Milan, Italy.
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 23 vom 4. Juni 1986 (37) 1683