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Archiv "MARGINALIEN: Das Apotheken-Museum" (06.11.1980)

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MARGINALIEN

Das Apotheken-Museum

Zwanzig Jahre nach seiner ersten Gründung wurde das Deutsche Apotheken-Museum 1957 in Hei- delberg wiederbegründet. Es war 1937 gegründet worden, bestand in München und danach in Bam- berg und wurde 1944 zerstört.

Die reichhaltige Sammlung mit Einrichtungen und Geräten, vor allem des 17. bis 19. Jahrhun- derts, ist heute im Ottheinrichs-

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Am Eingang zum Apotheken-Mu- seum in Heidelberg Foto: privat

Bau des Schlosses zu Heidelberg untergebracht.

Der kulturgeschichtliche und me- dizingeschichtliche Wert des von einer eigenen Stiftung getrage- nen Museums wird ganz wesent- lich dadurch bestimmt, daß ne- ben einer Arzneimittelsammlung auch eine pharmazlegeschichtli- che Bibliothek, eine Dokumen- tensammlung und ein Bildarchiv die Sammlung zu einer For- schungsstätte erweitern.

Aufsätze • Notizen GESCHICHTE DER MEDIZIN

im Jahre 1527 in Venedig bei Juntae gedruckt worden ist (18) 5 ).

Die große Wirkung des „Canon me- dicinae" in Orient und Okzident be- ruht hauptsächlich in der Systemati- sierung und umfassenden Darstel- lung des damaligen Wissens, nicht etwa in neuen Erkenntnissen. Der arabische „Canon" bildet, wie es Ullmann formuliert, „den Höhepunkt der scholastischen Fixierung der arabischen Medizin".

„Lehrgedicht der Medizin"

in Knüttelversen

Abschließend soll das sogenannte

„Lehrgedicht der Medizin" hervor- gehoben werden, in dem Avicenna den Stoff des „Canon" in einer Art Knüttelversen zusammengerafft dar- gestellt hat. Die erste lateinische Übersetzung trägt den Titel „Cantica Avicennae" und ist im Jahre 1484 in Venedig gedruckt worden (19) 6 ).

Eine schöne zweisprachige, ara- bisch-französische Ausgabe ist von Henri Jahier und Abdelkader Nour- eddine herausgegeben und in Paris

5) Zu der von Andreas Alpago verbesserten lateinischen Ausgabe des Jahres 1527 s.

Choulant (1841) S. 365; Ullmann (1970) S.154; Schipperges (1964) S. 95: „Als An- hang zu den Manuskripten wie Ausgaben findet sich meist noch ein Glossarium von A—Z, die „Sinonoma Avicenne", welche die arabischen Termini in der bekannten latino- barbarischen Fassung bringen." Aufs Gan- ze gesehen ist nach Schipperges mit dem

„Canon" „das System der Heilkunde in klassischer Weise kodifiziert worden.

... Im ausgereiften Assimilationsprozeß der Hochscholastik schien damit auch die Medizin ihr wortwörtlich kanonisches Lehr- stück für die akademische Unterweisung zum Arzt erhalten zu haben." (1976 S. 105).

6) Das „Lehrgedicht" heißt im arabischen Ori- ginal „Urdschüza fi t-tibb", was wörtlich in der lateinischen Übersetzung „Canticum de medicina" (meist im Plural „cantica") wie- dergegeben wird. Bei den Knüttelversen handelt es sich um 1326 Muzdawidsch-Ver- se; dieses einfache arabische Metrum er- schien den Medizinstudenten für das sture Auswendiglernen als besonders geeignet.

Dem lateinischen Erstdruck liegt die Uber- setzung eines Armegandus Blasius aus Montpellier des Jahres 1284 zugrunde. An- gefügt ist diesem Erstdruck die lateinische Ubersetzung eines Kommentars des Aver- roes (1126-1198) zum „Lehrgedicht"; die- ser Kommentar des Averroes ist sowohl im arabischen Original als auch in der lateini- schen Übersetzung des Armengandus Bla- sius sehr bekannt gewesen.

im Jahre 1956 gedruckt worden. Ei- ne deutsche Übersetzung aus dem Arabischen hat Karl Opitz unter dem Titel „Avicenna. Lehrgedicht über die Heilkunde (Canticum de Medici- na)" im Jahre 1940 veröffentlicht. Zu guter Letzt verdient die „Puls- schrift" besondere Aufmerksamkeit, weil sie zu den wenigen Schriften gehört, die Avicenna in persischer Sprache abgefaßt hat. Die deutsche Übersetzung ist in einer Kölner Dis- sertation des Jahres 1958 vom vori- gen Gesundheitsattachö der Irani- schen Botschaft, Herrn Dr. med.

AmirKhalili vorgelegt worden.

Ein interessanter Gedanke des AmirKhalili scheint hier beachtens- wert: „Ganz im Sinne von Galen wird der Zusammenhang zwischen Zusammenziehung des Herzens und Pulsschlag ausdrücklich abgelehnt.

Es wird vielmehr eine eigene Kraft für die Zusammenziehung und Aus- dehnung der Gefäße angenommen.

Gerade diese Auffassung war ein wichtiger Angriffspunkt für William Harvey bei seinen Untersuchungen über den Blutkreislauf" (20).

Weiter unten zieht AmirKhalili ein Resümee der Pulsschrift: „Wenn Ibn Sina in dieser Schrift auch keinen originellen Gedanken äußert und — worüber der Kenner mittelalterlicher Medizin nicht erstaunt sein wird — keine eigenen physiologischen oder klinischen Beobachtungen bei- bringt, so spricht aus diesem Werk der auch sonst gerühmte klare und systematische Geist des großen per- sischen Arztes. ... Die Schrift cha- rakterisiert sich damit als ein Kom- pendium graeco-arabischer, genau- er gesagt galenischer Pulslehre, ausgezeichnet durch Klarheit und Kürze."

(Anmerkungen und ausführlicheres Literaturverzeichnis beim Sonder- druck.)

Anschrift der Verfasserin:

Dr. Friedrun R. Hau

Medizinhistorisches Institut der Universität Bonn Direktor: Prof. Dr. N. Mani Sigmund-Freud-Straße 25 5300 Bonn-Venusberg

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 45 vom 6. November 1980 2701

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