A1212 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 23⏐⏐5. Juni 2009
G E L D A N L A G E
H
eute Morgen erhielt ich fol- gende E-Mail: „Guten Tag, Herr Rombach, was ist von dem bei- liegenden Angebot zu halten? Ich verstehe leider nichts davon.“ Was der Ärzteblattleser nicht richtig be- urteilen konnte, will ich Ihnen nicht vorenthalten.Im Anhang zur Mail war ein offi- zielles Schreiben des renommierten Bankhauses C. L. Seeliger zu finden, in dem der Depotkunde mit „235 Allianz-Aktien“ aufgefordert wird, ein „Angebot zum kostenlosen Bezug von Optionsscheinen der Futurevalor AG“ anzunehmen. Ge- nauer heißt es da: „Die Futurevalor AG bietet jedem Aktionär, der am 20. 5. 2009 (Ex-Tag) mindestens ei- ne Allianz in seinem Depot hält, 5 000 Optionsscheine der Future- valor AG kostenfrei zu beziehen. Je- der Optionsschein berechtigt zum Bezug von jeweils einer Stammak- tie zum Preis von einem Euro pro Stück.“
Nun denkt sich der Bankkunde, wenn ich schon so ein offizielles Schreiben erhalte und das auch noch mit der Allianz zu tun hat, dann wird das wahrscheinlich ein gutes An- gebot sein. Sonst wüssten die ja nicht so konkret die Zahl meiner Allianz- Aktien im Depot, und ein Euro pro Stück klingt ja auch irgendwie billig.
Und schon sitzt der Anleger in der Falle. Möglicherweise.
Denn manche Finanzhaie sind nicht nur bissig und böse, sondern auch ziemlich clever. Erster Trick ist die Sache mit den Allianz-Aktien.
Da vermutlich nahezu jeder Aktien- anleger Allianz in seinem Depot hält, erhalten vermutlich Zigtausen- de dieses Angebot, das im Übrigen automatisch von den Banken an ihre Kunden geschickt wird. Ob die Kreditinstitute wollen oder nicht, sie müssendie Offerte weitergeben, ob sinnlos oder nicht, ob link oder nicht, spielt alles keine Rolle. Die genaue Aktienanzahl weiß die Futurevalor natürlich auch nicht, die wird von den Banken aufgrund der Optionsscheinbedingungen „einge- pflegt“. Aber das gibt halt diesen schönen – gewünschten – offiziösen Anstrich.
Zum zweiten erweckt das Ange- bot unter Umständen auch den – ver- mutlich gewünschten – Eindruck, es könne gar eine Allianz-Aktie höchst preiswert erworben werden. Das ist aber keinesfalls so, sondern es kön- nen lediglich Aktien der Futurevalor AG zum Stückpreis von einem Euro erworben werden. Ob die Aktie aber diesem Wert nahe kommt, wage ich doch sehr zu bezweifeln, es könnten durchaus auch nur ein paar Penny sein. Oder auch nur heiße Luft. Zu holen ist im Zweifel bei einer in Liechtenstein beheimateten AG oh- nehin nicht viel.
Wer genau nachliest, mag leicht erkennen, wie der Hase laufen könnte. Immerhin und gottlob rät das Bankhaus C. L. Seeliger im Kundenanschreiben, „vor der An- nahme des Angebotes sowohl den Anbieter als auch die wirtschaft- liche Substanz der Anlage genau zu prüfen . . .“. Auch die Allianz beeilt sich zu versichern, mit der Future- valor AG nichts zu tun zu haben.
Ich fürchte trotzdem, dass sich wie- der etliche in den geschickt ausge- legten Fangnetzen der Futurevalor AG verheddern werden. Ein starkes
Stück. I
BÖRSEBIUS