A340 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 715. Februar 2008
G E L D A N L A G E
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on etlichen Leuten weiß ich, dass sie angesichts der Kurs- turbulenzen oder der bereits erlitte- nen horrenden Verluste gar keinen Blick in ihr Wertpapierdepot mehr wagen. So, als ob sie mit einer visuel- len Kontrolle das Unglück erst recht provozieren würden, also um Him- mels willen bloß nicht nachsehen.Andererseits hat mir jüngst ein Anleger seine wohl sehr tief sitzen- den Ängste um sein Portfolio of- fenbart, er könne vor lauter drasti- schen Verlusten gar nicht mehr ru- hig schlafen, seine Altersvorsorge
hinge vom Wohl und Wehe der Wer- te im Depot ab. Dabei hat der über- aus besorgte Mann eigentlich kei- nen Grund zur Sorge, liegt doch sein Aktienanteil lediglich bei einem Drittel des Gesamtvermögens, der Rest ist in sicheren Rentenwerten investiert. Selbst wenn sich also die Aktien halbieren, beträgt der Ge- samtverlust rund 16 Prozent, was zwar viel ist, aber eben nicht exis- tenziell bedrohlich.
Aus welchem Grund auch immer die Nerven blank liegen, angemessen handeln kann nur der, der die Fakten kennt, und dazu gehört eben auch, sich einen regelmäßigen Überblick über seine Werte im Depot zu ver- schaffen. Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm – oder schlimmer:
Vielleicht ist es noch viel schlimmer, als bereits befürchtet oder geahnt.
Wer in seinem Depotauszug bei dem einen oder anderen Wert den Vermerk „kein Kurs vorhanden“
oder aktueller Kurs „0 Euro“ findet,
hat durchaus Grund zur Sorge. Viele wissen noch gar nicht, dass etliche Papiere, dazu gehören auch nicht wenige Bonuszertifikate, durch das Unterschreiten von vorher nicht für möglich gehaltenen Kursschwellen wertlos geworden sind. Besonders ärgerlich: Gerade Bonuszertifikate wurden von so manchem Anlage- berater als ziemlich sichere Papiere angepriesen.
Ausmisten ist indes auch bei be- stimmten Branchen angesagt. So sollten etwa Solaraktien, aber auch Biospritunternehmen genau unter die Lupe genommen werden. Die goldenen Zeiten sind wohl in beiden Fällen ziemlich gelaufen, wie etwa am Niedergang der Aktien von Conergy und Biopetrol eindrucks- voll belegt werden kann.
Aber nicht alles, was gefallen ist, muss zwingend ausgekehrt werden.
Werte mit Substanz oder guten Divi- dendenrenditen überstehen auch solch schlimme Zeiten wie derzeit, wenn auch gut Ding manchmal Wei- le haben will. Alles über einen Kamm zu scheren, ist, wenn die Schwindsucht im Depot herrscht, also die verkehrte Strategie. Beson- nenheit zahlt sich auch hier aus. I BÖRSEBIUS
Schwindsucht im Depot
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