Bereits zum dritten Mal erscheint ein 2007 begründetes Jahrbuch, das
„in einem anthropologischen Zu- griff die Repräsentationen von Me- dizin in Literatur und Künsten zur Diskussion“ stellt, wodurch „Lite- ratur und Künste für den therapeuti- schen Prozess fruchtbar gemacht werden können“. Das anspruchs- volle Projekt rangiert im Verlags- verzeichnis unter „Komparatistik“, womit nicht nur vergleichende Li- teraturwissenschaft, sondern auch der fächerübergreifende Vergleich gemeint ist. Die Bände sind geglie- dert in (I.) Originalbeiträge, (II.) Essays, (III.) Quellen und (IV.) Re- zensionen.
Der dritte Band enthält unter an- deren zwei Originalien mit Krank- heitsdeutungen bei Thomas Mann (in den „Buddenbrooks“ und frü- hen Novellen sowie abermals über
„Krankheit und Liebe“ in „Der Zauberberg“). Die Essays behan- deln den brillanten Cholerabericht von Heinrich Heine aus Paris 1832, „Erzählen der Krankenge- schichte bei Viktor von Weiz - säcker“ und Alternsbetrachtungen von Martin Walser sowie sechs Schriftsteller-Ärztinnen. Letztere sind (leider) kaum bekannt, so dass folgerichtig im III. Teil
„Quellen“ das Werk der Ärztin Annemarie Wettley (1913–1996) umfassend vorgestellt wird. Zwölf Buchbesprechungen zum Jahr- buchanliegen beschließen den in- formativen Band. Im Vergleich der Vergleiche heben sich die aufge- zeigten subtilen medizinischen Bezüge bei Thomas Mann und Heinrich Heine von Martin Wal- sers „Altmänner“notaten ab. Die vielfältigen Beiträge belegen neu- erlich die anregende Verknüpfung von Medizin und Kultur, so dass das aktuelle Buch (und wün- schenswerte Folgebände) einen gebührenden Leserkreis haben
werden. Horst Nizze
Bettina von Jagow, Florian Steger (Hrsg.):
Jahrbuch Literatur und Medizin. Band III. Uni- versitätsverlag Winter, Heidelberg 2009, 262 Sei- ten, gebunden, 35 Euro
KOMPARATISTIK
Verknüpfung von Medizin und Kultur
Deutsches Ärzteblatt