A 2468 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 49|
7. Dezember 2012 Die Google-Scholar-Artikel warenim Median 34-mal zitiert, die Pub- Med-Beiträge 1,5-mal (p < 0,0001).
Dies lässt sich zum Teil mit der Suchstrategie von Google Scholar erklären, eventuell auch damit, dass die Google-Scholar-Beiträge im Median älter waren. Der Journal- Impact-Faktor der Google-Scholar- Artikel lag bei 5,17, der der Pub- Med-Beiträge bei 3,55 (p = 0,036).
Google Scholar durchsucht ein sehr viel breiteres Spektrum an Li- teratur als PubMed. So sind viele eher naturwissenschaftlich ausge- richtete oder neuere und nichtame- rikanische Zeitschriften häufig gar nicht in Medline gelistet, so dass schon deshalb kein optimales Such - ergebnis erwartet werden kann.
Aufgrund des kostenlosen und ein- fachen Zugangs wird aber PubMed
sehr häufig eingesetzt, oft auch als Basis für systematische Reviews und Metaanalysen. Die ausschließ- liche Recherche über PubMed könnte möglicherweise das Ergeb- nis verzerren, meinen die Autoren.
Fazit: Ein Vergleich der Suchergeb- nisse ergab bei vier klinischen Frage- stellungen, dass die mit Google Scho- lar gefundenen Artikel eher relevant, häufiger zitiert und in Zeitschriften mit höheren Impact-Faktoren publi- ziert waren als die über PubMed ge- fundenen Beiträge. Die Autoren emp- fehlen für die Recherche, in Google Scholar zumindest parallel zu Pub- Med zu suchen. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Nourbakhsh E, et al.: Medical literature sear- ches: a comparison of PubMed and Google Scholar. Health Information and Libraries Journal 2012; 29: 214–22.
Die Kataraktoperation ist mit circa 700 000 Operationen pro Jahr in Deutschland die häufigste chirurgi- sche Intervention überhaupt. Als schwerste Komplikation gilt neben der Endophthalmitis die Netzhaut- ablösung, in Zeiten vor der Einfüh- rung der Intraokularlinse (IOL) als Aphakie-Amotio, seither – wenn eine IOL implantiert ist – als Pseudo - phakie-Amotio bezeichnet. Immer noch werden Inzidenzen um 1 % in
der internationalen Literatur ge- nannt. Jetzt hat eine Studie, in der wesentlich längere Zeiträume ana- lysiert wurden als in früheren, ver- gleichbaren Untersuchungen, be- legt, dass die Inzidenz dieser poten- ziell zur Erblindung führenden Komplikation stark rückläufig ist.
In Westaustralien, wo alle Ergeb- nisse der Nachsorge von Katarakt- operationen einer Gesundheitsbe- hörde gemeldet werden müssen, hat ein Autorenteam die Langzeitver- läufe von mehr als 65 000 Patienten verfolgt, die zwischen Januar 1989 und Dezember 2001 per Phako - emulsifikation von der meist alters- bedingt getrübten Linse befreit wurden. Nicht nur war die Gesamt- inzidenz der Netzhautablösung mit 0,4 % vergleichsweise niedrig, es zeigte sich darüber hinaus ein gera- dezu dramatischer Rückgang von durchschnittlich 19 % pro Jahr ab 1989, offenbar parallel zur zuneh- menden Sicherheit der Ophthalmo- chirurgen mit der neuen Methode (Grafik). Nach Zeitabschnitten ana- lysiert, sank die kumulative Inzi- denz von 0,96 % (1989–1993) auf 0,43 % (1994–1998) und schließ- KOMPLIKATION DER KATARAKTOPERATION
Konstanter Rückgang der Netzhautablösung
lich auf 0,25 % (1999–2001). Im Durchschnitt trat die Amotio bei den Betroffenen 11 Monate nach der Kataraktoperation auf.
Selbst innerhalb des deutlich geschrumpften Kollektivs der kata- raktoperierten Amotiopatienten fie- len zwei Gewichtungen auf, die auch in anderen Publikationen be- schrieben wurden: Jüngere erleiden deutlich häufiger eine postoperative Netzhautablösung als Ältere (Ri - sikofaktor 9,4 für Patienten unter 50 Jahren gegenüber jenen über 80 Jahre), Männer häufiger als Frauen (Risikofaktor 1,91; eine 2007 publizierte Studie hatte sogar einen Risikofaktor von 2,43 für Männer errechnet). Die Ursache für die Risikounterschiede könnte in der Beschaffenheit des Glaskörpers lie- gen: Sowohl bei älteren Menschen als auch bei Frauen im Speziellen wird vermutet, dass sich der hin - tere Glaskörper häufiger abhebt.
Dadurch werden Traktionskräfte auf die Retina vermindert, so dass ein protektiver Effekt entstehen könnte. Möglicherweise ist das er- höhte Amotio risiko nach Katarakt- operation bei jungen Männern auch durch den Lebensstil mitbedingt.
Fazit: Die rückläufige Inzidenz der Netzhautablösung belegt die zuneh- mende Sicherheit und Effektivität der Kataraktoperation, vor allem dank schonenderer Extraktionsver- fahren wie der Einführung von Mi- kroinzisionen und besonders der Phakoemulsifikation. Bei der Pha- koemulsifikation wird die getrübte Linse durch eine in die Vorderkam- mer eingeführte Ultraschallspitze zerstört und anschließend abge- saugt. Die Methode wurde gegen Ende der 1980er Jahre zum Stan- dard. Die Studie bestätigt die schon früher gefundenen Risiken für eine Netzhautablösung: männliches Ge- schlecht und niedriges Lebensalter.
Eine zielgerichtete präoperative Be- ratung und engere Nachkontrollen bei gefährdeten Personen, vor allem Patienten mit traumatischer Kata- rakt, seien unbedingt notwendig.
Dr. med. Ronald D. Gerste
Clark A, Morlet N, Ng J, et al.: Risk für retinal detachment after phacoemulsifikation. Arch Ophthalmol 2012; 130: 882–8.
GRAFIK
Inzidenz der einer Phakoemulsifikation vorangehenden Glaskörperentfernung und der postoperativen Netzhautablösung bei 65 055 Phakoemulsifikationen
Jahr
Inzidenz pro 1 000 Phakoemulsifikationen
vorangegangene Vitrektomie Netzhautablösung
modifiziert nach: Arch Ophthalmol 2012 130: 882–8