Die Information:
Bericht und Meinung
BRIEFE AN DIE REDAKTION
BESTELLPRAXIS Ein überaus lebhaftes Echo hat der Diskussionsbeitrag
„Bestellpraxis — ein trojani- sches Pferd'?" von Dr. med.
Dietmar Färber, Orthopäde in Balingen (vgl. DÄ Heft 4/1982), ausgelöst (weitere Zuschriften und das Schlußwort des Ver- fassers des Ursprungsaufsat- zes folgen):
Einsichten
und Erfahrungen
Ich betreibe seit 12 Jahren eine Bestellpraxis, stimme aber den Bedenken des Kollegen Färber zu.
Der (berechtigte) Anspruch des Patienten auf „seinen"
Termin, auf den er bei uns bis zu 14 Tagen wartet, muß anerkannt werden.
Andererseits setzt die Not- wendigkeit, täglich dringli- che Fälle „einzuschieben", Arzt und Helferinnen unter Druck. Ich habe früher nie so oft auf die Uhr gesehen wie jetzt und muß doch den Bestellten Wartezeiten bis zu einer Stunde zumuten!
Kein Streß
Den Beitrag habe ich mit großem Interesse mehrfach gelesen. Bedauerlich ist, daß sich hier eine Bestell- praxis zu einer Crux, offen- sichtlich für alle Beteilig- ten, ausgewirkt hat. Ich führe seit 1969 eine Allge- meinpraxis mit chir- urgischem Einschlag und möchte mir für die bei dem Kollegen eingetretenen Schwierigkeiten einige Vorschläge erlauben:
Zunächst eine Binsenweis- heit: Rationalisieren heißt:
vereinfachen, überflüssige Dinge und Umstände weg- lassen. Daher zunächst de- finieren, was überflüssig ist. Eine gut frequentierte Praxis (entsprechend hohe Scheinzahl) kann nicht als Bestellpraxis allein geführt werden. Eine gewisse An-
Auch die Patienten empfin- den die Nachteile des Be- stellsystems. Wie oft höre ich: „Ja, damals, als ich mich anmeldete, hatte ich Schmerzen — jetzt ist es vorbei." Zahlreiche neue Patienten erscheinen gar nicht erst zu ihrem 14-Ta- ge-Termin. Das sollten jun- ge Kollegen bedenken, die auf Zuwachs ihrer Klientel angewiesen sind!
Vielleicht interessiert man- che Kollegen, daß die Be- stelltermine im Tagesab- lauf die Minderheit bilden.
So z. B. Montag, 1. Februar 1982, vormittags 7 Bestell- te, 13 Außerplanmäßige;
nachmittags 9 Bestellte, 22 (!) Unangemeldete!
Fazit: Der Arzt sollte sich nicht vom Zeitgeist in die Gestaltung des Patienten- Arzt-Verhältnisses hinein- reden lassen, sondern nur seinen Einsichten und Er- fahrungen folgen.
Dr. med. Horst Hilgenberg Internist
Klosterstraße 23
1000 Berlin 20 (Sp indau)
zahl von Patienten schätzt das Warten, daher sollten diese nicht zur Bestellung animiert werden. Besuche möglichst kürzen, eben diese bestellen. Für die Be- stellungen keine besonde- ren Karten einrichten, nur bei sich und/oder Helferin notieren und auf Termin- einhaltung dringen. Mög- lichst schon vorher klären (telefonisch), was Bera- tungs- oder Behandlungs- sache ist — zur eigenen Zeiteinteilung. Wiederho- lungsrezepte und Überwei- sungen, Atteste telefonisch bestellen lassen, kann dann während der Sprech- stunde abgeholt werden, aber dann keine Beratung oder ähnliches, wenn nicht vereinbart. Sonst gibt's dann die geschilderten Engpässe. Mit einem fixen Sprechstundenplan und flexiblen Bestellzeiten klappt es bei mir gut, kein
Streß, keine besonderen Aufwendungen, kein Erfor- dernis von Auswechseln der Helferin.
Dr. med.
Heinrich B. Mehmert praktischer Arzt Freiherr-vom-Stein- Straße 50
4712 Werne a. d. L.
Rationalisierungs- instrument
Die Bestellpraxis, richtig betrieben, ist unentbehr- lich und ein wesentliches Rationalisierungs- und Be- ruhigungselement der Praxis.
Die enormen Kosten (2500 DM im Monat) fallen nor- malerweise nicht an. Der Fehler an der kostenauf- wendigen und rigiden Kon- struktion ist die Perfektion.
Nicht jeder wird in die Liste aufgenommen. Ein locke- res Gerüst steht jeden Tag bereit zur Einschleusung von Dringendfällen und solchen, die es nie lernen und/oder nicht umzubestel- len sind. Die Bestellungen in der Allgemeinpraxis ge- hen quasi „mit der linken Hand" vor sich, erfordern kein gesondertes Personal, auch keine gedruckten An- weisungen.
Dr. med. Kurt Regenauer praktischer Arzt
Baustraße 32
5650 Solingen 11 (Ohligs)
-BLÜTENLESE
An die Honorarab- teilung
Als Schreiberling träume ich davon, daß all das honoriert wird, was zwischen meinen Zeilen steht.
Dr. Fleiß
POLEN
Hilfe ist weiterhin nötig:
Es fehlt an allem
Am 4. Februar 1982 habe ich mit Kollegen bzw.
Freunden einen Hilfstrans- port nach Prabuty durch- geführt, den ich in Privat- initiative ins Leben gerufen habe. Aufgrund der „guten Erfahrungen" ist beab- sichtigt, im Mai '82 einen erneuten Hilfstransport durchzuführen. Vom Direk- tor des Sanatoriums haben wir seinerzeit erfahren, daß es sich beim dortigen Kran- kenhaus um die größte pol- nische Lungenheilstätte handelt. Nach einer Visite ist uns eine katastrophale Versorgungslage aufge- zeigt worden, der zu ent- nehmen war, daß man seit einigen Jahren praktisch keine Bestellungen bewil- ligt bekommt und in naher Zukunft mit keiner positi- ven Änderung zu rechnen ist. Daraufhin habe ich den Direktor gebeten, mir doch eine Liste mit den drin- gendsten Artikeln zu ferti- gen, um vielleicht mit Hilfe von führenden Firmen aus dem medizinisch-techni- schen Bereich für Abhilfe zu sorgen ... Es würde mich freuen, wenn ich beim nächsten Transport mit Ihrer Hilfe spürbar hel- fen könnte, die dortige Not zu lindern! Abgesehen von der „Wunschliste" (Nähe- res darüber beim Verfas- ser) fehlt es dort natürlich an allem, angefangen vom Verbandzeug über Medika- mente bis hin zum teuer- sten Gerät. Auch die Be- rufskleidung ist Mangelwa- re. Für Rückfragen stehe ich zur Verfügung.
Vorsorglich das Spenden- konto: Konto-Nr. 23 06 306 BLZ 221 514 10, Kreisspar- kasse Pinneberg, „Aktion Polenhilfe" Ernst Schröder
Ernst Schröder Ulmenallee la 2080 Pinneberg Tel.: 0 41 01/7 19 83
16 Heft 28 vom 16. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B