Das Bronchialkarzinom steht bei den Männern an erster Stelle der krebsbedingten To- desfälle, bei den Frauen zurzeit noch an dritter Stelle. Die mei- sten Menschen erkrankten zwi- schen dem 60. und 70. Lebens- jahr, also in einer Zeit, in der viele bereits als multimorbid einzustufen seien, erläuterte Prof. Christian Manegold (Mannheim) in Berlin. Etwa 80 Prozent der Lungentumo- ren entfallen auf das beson- ders bösartige nichtkleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC).
Wegen der unspezifischen Symptomatik haben viele Pati- enten zum Zeitpunkt der Dia- gnose bereits fortgeschrittene Stadien erreicht. Die Chancen auf hohe Ansprechraten und deutlich lebensverlängernde Effekte werden unter ande- rem dadurch erschwert, dass die verfügbaren Chemothera- pien weitgehend ausgereizt sind. Neue Erkenntnisse der Tumorbiologie lassen sich in eine gezieltere Therapie über- führen.
Bei dem Tyrosinkinase-In- hibitor Erlotinib (Tarceva®) handelt es sich zum Beispiel um ein hochselektives „Small Molecule“, das intrazellulär die Aktivierung von HER-1/
EGFR hemmt, indem es die Phosphorylierung der Tyrosin- kinase verhindert. Der EGF (Epidermal Growth Factor)- Rezeptor bildet eine Signal- stelle in der Signalweiterlei- tung und spielt in Entste- hung und Fortschreiten des NSCLC eine bedeutende Rol- le. Durch die selektive EGFR- Blockade mit Erlotinib wer- den die intrazelluläre Signal- übertragung zum Zellkern und das Tumorwachstum un- terbrochen.
Wie sich dieses Therapie- prinzip klinisch auswirkt, wur- de in einer internationalen, prospektiven, randomisier- ten und placebokontrollierten
Phase-III-Studie untersucht.
Eingeschlossen waren 731 Pa- tienten mit NSCLC im Stadi- um III b oder IV nach vor- ausgegangenen ein bis zwei Chemotherapien. Als primä- ren Endpunkt hatte man die Gesamtüberlebensrate defi- niert. In zweiter Linie ging es um die Zeit bis zur Ver- schlechterung von Husten, Dyspnoe und Schmerzen so- wie um das progressionsfreie Überleben und die Ansprech- rate. Die Behandlung bestand aus täglich 150 mg Erlotinib oder Placebo.
Bei der Gesamtüberlebens- rate nach einem Jahr stellte sich mit 31 Prozent versus 21 Prozent in der Placebogruppe ein signifikanter Vorteil für Erlotinib ein. Die mediane Überlebenszeit mit Erlotinib betrug 6,7 Monate, mit Place-
bo hingegen nur 4,7 Monate.
Dies entspricht einer Verbes- serung um 43 Prozent, be- tonte Manegold. Auch das progressionsfreie Überleben wurde durch den Einsatz des Tyrosinkinase-Hemmers si- gnifikant verlängert: von 8,0 auf 9,7 Wochen.
Diese Studie hat gezeigt, dass es sich um ein effektives Wirkprinzip handelt. Dass alle Patienten, unabhängig vom Al- ter, von Geschlecht, Leistungs-
fähigkeit oder Raucherstatus, gleichermaßen profitieren, hat eine Subgruppenanalyse erge- ben. Die Toxizität bezeichnete Manegold als gering. Als häu- figste Nebenwirkung wurde Hautausschlag angegeben, der sich aber meist spontan zu- rückbildete. Martin Bischoff
Presseseminar „Neue Therapie für Lungen- krebspatienten: EGFR-Hemmer Erlotinib verlängert signifikant das Überleben“ in Berlin,Veranstalter: Hoffmann-La Roche V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 278. Juli 2005 AA1975
Tyrosinkinase-Hemmer Erlotinib
Gezielter Angriff auf das Bronchialkarzinom
Ein Erysipel entwickelt sich durch die bakterielle Infektion einer Hautläsion bei prädispo- nierten Patienten mit Wunden, Beinulzera, Beinödemen, tie- fen Beinvenenthrombosen und Diabetikern. Dass bei einem Erysipel am Unterschenkel gar nicht so selten ein Fußpilz – eine Tinea pedis interdigitalis oder Onychomykose – als Ri- sikofaktor eine Rolle spielt, weist eine internationale Fall- Kontrollstudie aus.
Prof. Hans Christian Kor- ting (München) erläuterte als Koautor der Publikation die Ergebnisse, die bei 243 sta- tionären Fällen mit akutem nichtnekrotisierendem Ery-
sipel am Bein und 467 akut aufgenommenen Kontrollen ohne Wundrose erhoben wur- den. Bei mehr als der Hälfte der Fälle (56,1 Prozent) war eine Dermatomykose zu si- chern (Kontrollen: 36,4 Pro- zent). Am häufigsten handel- te es sich um eine Tinea pedis interdigitalis (39,8 Prozent), in einem Drittel der Fälle um Onychomykosen (32,3 Pro- zent). Die Analyse dieser Da- ten ergab ein 2,4faches Ery- sipel-Risiko beim Vorliegen einer Dermatomykose – be- zogen auf den Fußpilz sogar eine „odds ratio“ von 3,2. Da- mit sei die banale Fußpilzer- krankung mit einem erhöhten
Erysipelrisiko verbunden, er- klärte Korting. Die mazeri- sierte Epidermis biete den Streptokokken dabei die not- wendige Eintrittspforte.
Eine konsequente Inspek- tion und frühzeitige Behand- lung könne in einem hohen Prozentsatz – bis zu 60 Pro- zent – diesem Geschehen vor- beugen, urteilte Korting. Als Therapie nannte er fungizide Substanzen wie beispielswei- se das Allylamin Terbinafin (Lamisil®), der zurzeit poten- teste Wirkstoff zur Behand- lung des Fußpilzes mit den ge- ringsten Rezidivraten nach drei Monaten. Die Substanz habe den Vorteil, dass sie auf- grund eines Depoteffektes nur über sieben Tage appli- ziert werden muss, was die Compliance fördert.
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Pressekonferenz „Bagatell-Erkrankung Fußpilz?“ in Offenbach, Veranstalter:
Novartis Pharma
Dermatomykosen
Fußpilz begünstigt Erysipel
Unternehmen