DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
PERSONALIA
Zum 70. Geburtstag von Helmut E. Ehrhardt
Prof. Helmut E. Ehrhardt, Dr. med.
Dr. phil. Dr. jur. h. c., em. Ordinari- us und ehemaliger Direktor des Instituts für Gerichtliche und So- zial-Psychiatrie der Universität Marburg, hat am 24. März das 70.
Lebensjahr vollendet.
Wie dem jetzt über 250 Titel um- fassenden Publikationsverzeich- nis zu entnehmen ist, hat Prof.
Ehrhardt im Laufe von bald vier Jahrzehnten alle wichtigen Fra- gen in den Grenzzonen von Psychiatrie und Recht sorgfältig analysiert, Gesetzgebung und Rechtsprechung kritisch kom- mentiert, die Grenzen des gesetz- lich Machbaren aufgezeigt, vor den Gefahren einer überschie- ßenden Verrechtlichung ärzt- lichen Handelns gewarnt und neue Regelungen rechtlicher und administrativer Art im Hinblick auf die Bedürfnisse der Praxis vorge- schlagen. Einige Schwerpunkte seiner Arbeit waren und sind: die sogenannten ärztlichen Fragen der Strafrechtsreform, Suchtstoff- abhängigkeit und Suchtbekämp- fung, Neuordnung und Verbesse- rung der psychiatrischen Versor- gung, Freiheitsentziehung und Unterbringung, Patientenrechte und Arztpflichten, die Beziehun- gen zwischen Medizin, Ethik und
Recht. Äußere Zeichen der Aner- kennung für die hier geleistete wissenschaftliche Arbeit waren insbesondere die Verleihung der Würde eines Ehrendoktors durch die Juristische Fakultät der Uni- versität Mainz und die Wahl zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA.
Die Arbeit von Prof. Ehrhardt hat sich aber nie im rein Theoreti- schen erschöpft. Auf der Grundla- ge einer breiten klinischen und fo- rensischen Erfahrung war und ist er ein gefragter Berater in natio- nalen und internationalen Gre- mien, wie zum Beispiel als Mit- glied des Sachverständigen-Bei- rates für Seelische Gesundheit
der Weltgesundheitsorganisation, des Suchtstoffkontrollamtes der Vereinten Nationen, des ethi- schen Komitees und der forensi- schen Sektion des Weltverbandes für Psychiatrie, des Bundesge- sundheitsrates, des Wissenschaft- lichen Beirates der Bundesärzte- kammer. Die Auseinandersetzung mit den ethischen Aspekten ärzt- lichen Handelns, mit den speziel- len Problemen etwa der Euthana- sie, der Abtreibung, der artifiziel- len Insemination oder des Suizids führte unvermeidlich zu Fragen des Berufsrechts und der Berufs- politik. Offensichtlich erfolgreich waren auch die Bemühungen um
Helmut E.
Ehrhardt Foto:
Archiv die ärztliche Fortbildung, wie bei- spielsweise die Resonanz der in- ternationalen Kongresse in Bad- gastein zeigt, die seit Jahren von Prof. Ehrhardt organisiert und ge- leitet werden. Mit der Verleihung der Ehrenplakette der Landesärz- tekammer Hessen und der Ernst- von-Bergmann-Plakette der Bun- desärztekammer wurden die Ver- dienste des Jubilars in diesem Be- reich gewürdigt.
Der langjährige Schriftführer und Präsident der „Deutschen Gesell- schaft für Psychiatrie und Nerven- heilkunde" (DGPN) hatte maßgeb- lichen Anteil an den Aktivitäten und Initiativen dieser Gesellschaft zum Wiederaufbau der psychiatri- schen Versorgung, sowie von For- schung und Lehre in der Psychia- trie nach dem Krieg. Die von Prof.
Ehrhardt herausgegebene Chro- nik der jetzt 142 Jahre alten DGPN enthält eine Darstellung dieses
Abschnitts der Psychiatrie-Ge- schichte. Als Präsident der „Euro- päischen Liga für Psychohygiene"
hat er auch die Geschichte der Psychohygiene-„Bewegung" in ihren vielfältigen Verflechtungen mit der Psychiatrie bearbeitet. Zu den Nachbar- und Grenzberei- chen der Psychiatrie gehört auch die Kriminologie; Prof. Ehrhardt war Präsident dieser Fachgesell- schaft und hat durch beachtliche Arbeiten zur Klärung psychia- trisch-kriminologischer Probleme beigetragen.
Prof. Ehrhardt war einer der er- sten, die durch aktive Mitarbeit in den Weltverbänden für Psychia- trie und für Psychohygiene sowie in der Weltgesundheitsorganisa- tion internationale Kontakte auf- genommen, vermittelt und vertieft haben.
Auch nach seiner Emeritierung ist Prof. Ehrhardt in vielen der aufge- zeigten Bereiche weiterhin tätig.
H. Remschmidt, Marburg
Prof. Dr. med. Rudolf Scharf, Ärzt- licher Direktor der Klinik Sulzbach und Chefarzt der Medizinischen Klinik der Universität des Saarlan- des, feierte am 29. Februar seinen 60. Geburtstag.
Der in Gera (heute DDR) gebore- ne Scharf übernahm 1960 die Lei- tung der Klinik Sulzbach/Saar und wurde zum Chefarzt der Medizini- schen Klinik bestellt. Nach seiner Umhabilitierung an die Universität des Saarlandes 1961 ist er bis heute mit großem Engagement in der klinischen Ausbildung der Me dizinstudenten tätig. Es ist sein Verdienst, daß die Klinik Sulzbach Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität des Saarlandes wurde. Schwerpunkte seiner wis- senschaftlichen Arbeiten lagen im kardiologischen und pulmonolo- gischen Bereich. Daneben zeigte Professor Scharf großes Interesse für ethische und philosophische Probleme der Medizin. Mehr als 120 Publikationen stammen aus
seiner Feder. EB
1110 (118) Heft 14 vom 6. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A