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Archiv "Fünftausend Jahre Kunst in Ägypten" (23.03.1984)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Farbensinnstörung: Allerlei Tricks

wie Erdbeeren, Kirschen, Johan- nisbeeren, Himbeeren, erkenne ich an der Bewegung des ange- hobenen Zweiges oder der Staude. Walderdbeeren fand ich nie. Mit rötlichen und den ins Braune übergehenden Pilzen tue ich mich sehr schwer. Über die Eßbarkeit zu entscheiden, darf ich nie wagen. Selbst beim Vergleich zu Abbildungen blei- be ich im Zweifel. Aber mit Pfif- ferlingen und den Champignons kenne ich mich aus.

Während meiner „Ferien" hinter dem Ural versuchte ich, meine schmale Kost durch Erstellung von Ölgemälden aufzubessern.

Die Landser haben mir alle Far- ben angeschleppt. Ich habe mir aus diversen Materialien Pinsel hergestellt. Die Feldscherinnen opferten Laken für erwartete, großflächige Blumenbilder.

Aber das Urteil meiner Kollegen war so vernichtend, daß ich da- von absehen mußte. „Du malst unmögliche rote Wiesen und ab- sonderliche grüne Dächer."

(Mein Einfall: Sind vielleicht auch einige der sogenannten modernen Maler und Mode- schöpfer farbenfehlsichtig?) Die Reaktion der Familie und meiner Freunde auf meine Far- benerkennungsschwäche ist lu- stig. Geschenke werden in Gelb und Blau gewählt. Ich habe ei- nen gelben Zahnputzbecher, ei- ne gelbe Zahnbürste. Der Eier- becher ist gelb und zu den Fe- sten bekomme ich stets gelbe Blumen. Zur Erkennung von röt- lichen oder bräunlichen Gegen- ständen kommt mir die Farbhel- ligkeit, also der Leuchtwert, zu Hilfe. Jeder Gegenstand erhält durch die Sonne oder das Kunstlicht seine Farbe und sei- nen Helligkeitsgrad. Wird die Belichtung geringer, dann ver- gehen die Farben. Die Mond- landschaft kennt nur helle und dunkle Abstufungen und Schat- tierungen. Diese Palette macht natürlich mir nichts aus. Zur Un- terscheidung beweglicher Ge- genstände hilft mir ein Trick. Ein

Kunststoffmonokel oder mein Monokular resorbiert immer ei- nen Teil des Lichtes. Ich habe al- so für jedes Auge einen anderen Helligkeitsunterschied. Beweg- liche Bilder erkenne ich da- durch leichter. Bei der Jagd kämmt dieser Kniff erfreulicher- weise zum Tragen.

Waidmannsheil!

(Aber nicht immer)

Ansonsten hat mir meine Far- benerkennungsbehinderung bei der Jagd einigermaßen zu schaf- fen gemacht. Ich habe beson- ders am Tage Schwierigkeiten, rechtzeitig das rotbraungefärbte Wild zu erkennen. Rehe und Hir- sche entdecken mich früher, als mir lieb ist, und verschwinden oft ganz schnell und still. Ich muß vielfach vergeblich auf ihr Wiedererscheinen warten. Hat aber mein Begleiter mir sorgfäl- tig den Standort beschrieben, dann sehe ich starr dorthin, bis sich die verminderten Zapfen meiner Netzhaut voll aufgeladen haben. Das geht am besten in der ersten Dämmerung oder bei bedecktem Himmel. Weiß ich aber die Richtung, dann kom- men mir die auffälligen Kontu- ren, die Umrisse zu Hilfe. Auch die Bewegungen des fast immer in Unruhe befindlichen Wildes erleichtern mir das Erkennen.

Die Tiere schlagen mit den Lau- schern (Ohren) und dem Haupt nach den sie ständig im Sommer belästigenden Fliegen. Dann än- dern sie ihre Stellung, zeigen mir auch mal die auffallend hel- lere Hinterfront und beim Dam- wild die unruhige Bewegung des schwarz-weiß gebänderten Schwanzes. Aber wenn das hochempfindliche Rotwild oder ein Elch ewig lange, wie zum Standbild erstarrt, mir gegen- über stand, habe ich fast immer verloren. Nur einsamer Zufall war mein Waidmannsheil, wenn ich durch ganz langsames Anhe- ben der Büchse einen Schnell- schuß anbringen konnte.

Ich bilde mir ein, daß der be- kannte kompensatorische Aus- gleich bei den Sinnesorganen mir viel geholfen hat. Bis ins ho- he Alter (75) hat sich mein Auge und das Ohr so geschärft erhal- ten, daß ich das Annahen des Wildes gegenüber voll farbtüch- tigen Jägern vorzeitig registrier- te und meine Aufmerksamkeit verstärken konnte. Dabei bekam

ich manchmal Bewegungen des Biotopes mit.

Zusammenfassung

Ganz sicher spielt die Farben- vollsichtigkeit wie auch eine Minderung bei der Wahl des Be- rufes für besondere Sparten ei- ne ganz entscheidende Rolle.

Wenn der werdende Arzt seinen Defekt frühzeitig weiß, so ist das sein Vorteil, und er vermag schon in der Ausbildung seine Berufsrichtung zu steuern.

In Kenntnis meiner Farben- erkennungsschwäche konnte ich einige praktische Hilfen auf- zeigen, mit denen es mir mög- lich war, diese Schwäche auf ein Minimum für meine berufliche Tätigkeit zurückzuschrauben.

Weil bei einer einfachen Beschreibung kom- plizierter Vorgänge leicht wissenschaftliche Ungenauigkeiten unterlaufen, hat Herr Kolle- ge Dr. med. W. Hengst als Augenarzt diesen Artikel auf Richtigkeit überprüft, wofür ich mich herzlich bedanken möchte.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Helmut Schlinke Herzebrocker Straße 19 4830 Gütersloh

Für den Terminkalender

Fünftausend Jahre Kunst in Ägypten Osiris, Kreuz und Halbmond zeigt der Württem- bergische Kunstverein in Stutt- gart bis zum 23. April 1984. Im Kestner-Museum in Hannover findet diese Ausstellung dann vom 10. Mai bis zum 5. August statt. el 936 (98) Heft 12 vom 23. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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