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Archiv "Fructose und Sorbit: Unnötiges Risiko in der parenteralen Ernährung" (27.04.1989)

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FÜR SIE REFERIERT

fruchteten Zygoten. Sie ist ganz un- gleich problematischer — vor allem, weil der Erfolg nicht zu überwachen ist. Man sieht einen Mißerfolg oft erst, wenn es zu spät ist, das heißt, wenn ein Fetus entstanden ist, bei dem sich die Folgen einer Panne bei der Anwendung der Methode zeigen

— sei es in Form einer schweren Fehl- bildung, einer Wachstumsstörung, eines bösartigen Tumors, oder was immer. Vor allem aber — für diese Methode ist (fast) keine ärztliche In- dikation denkbar. Definierte Erb- krankheiten sind nämlich das Ergeb- nis Mendelscher Aufspaltung, das heißt, die aus den Keimzellen eines Elternpaares gebildete Zygote hat praktisch niemals ein Risiko von 100 Prozent, Träger einer Krankheit zu sein, sondern das Risiko beträgt oft 25 Prozent, manchmal 50 Prozent.

Man müßte also jede Zygote, etwa im Zweizellstadium, einer kompli- zierten Diagnostik unterwerfen, be- vor man sie „manipulierte". Dann aber ist es doch viel einfacher, an Stelle der zunächst ins Auge gefaß- ten Zygote eine „gesunde" Zygote des gleichen Paares zu verwenden.

Vor allem aus den genannten Gründen wird die Gentherapie an Keimzellen und frühen Zygoten von den meisten Humangenetikern abge- lehnt. Sie sehen es auch nicht als be- sonderes Ziel einer Forschung am Menschen an, hier geeignete Metho- den zu entwickeln.

Wie steht es also mit den Aus- sichten, die Genotypen zukünftiger Generationen mit Hilfe der gezielten Genübertragung zu verbessern?

O Somatische Gentherapie hat für die Kinder der Patienten keiner- lei Folgen, denn die Keimzellen wer- den ja nicht verändert.

Q Für Gentherapie an Keim- zellen besteht keine ärztliche Indika- tion; sie verbietet sich auch wegen der damit verbundenen Risiken.

O Selbst wenn sie einmal mög- lich und in Ausnahmefällen einge- führt werden sollte — die Methoden- situation kann sich ja ändern —, dann wäre die Wirkung, auf die Bevölke- rung als Ganzes bezogen, belanglos.

So enthüllt sich die von Klaus Mam-

pell entwickelte Vorstellung, man könne einem vermuteten geneti- schen Verfall der Menschheit durch Gentherapie entgegenwirken, als Hirngespinst, das sich bei nur etwas näherer Betrachtung in nichts auf- löst. Solche Gehirngespinste zu ver- öffentlichen, ist aber gefährlich: Die Veröffentlichung schadet der Sache, der sie dienen möchte. Bei den Laien

— und wer ist auf solch einem Spe- zialgebiet nicht Laie? — läßt sie näm- lich die Meinung aufkommen, die dort angepeilten Ziele seien auch die Ziele der wissenschaftlichen Hu- mangenetik und ihrer Anwendung in der Medizin. Die Genetik in ihrer Anwendung auf den Menschen be- gegnet heute überall in der Welt ei- nem durch Angst verstärkten Miß- trauen. Diese Angst ist besonders groß bei uns in Deutschland; das ist verständlich, wenn man sich an die unmenschlichen Mißbräuche der Vererbungswissenschaft in der Nazi- zeit erinnert. Die Aufgabe des Wis- senschaftlers und Arztes muß es hier sein, aufzuklären und zu helfen. Bei- träge, wie der von Klaus Mampell bewirken eher das Gegenteil. Sie verwirren und verstärken die Angst.

Literatur

1. Anderson, W. F.: Prospects for human gene therapy. Science 226 (1984) 401-409 2. Imhof, A.: Die Lebenszeit. München. C. H.

Beck Verlag 1988

3. Mampell, K.: Von der Züchtung zur Gen- technologie. Deutsches Ärzteblatt 85, Heft 47 (1988)

4. Vogel, F.: Humangenetik in der Welt von heute. 12 Salzburger Vorlesungen (insbeson- dere Vorlesung Nr. 12) Berlin etc. Springer- Verlag 1989

5. Vogel, F.; Motulsky, A. G.: Human Genetics.

Problems and Approaches (2nd ed.). Berlin etc.: Springer-Verlag 1986

6. Wolff, G.: Leserzuschrift Dtsch. Ärzteblatt 86, Heft 10 (1989)

7. Zerres, K.: Leserzuschrift Dtsch. Ärzteblatt, Heft 10 (1989)

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Friedrich Vogel

Institut für Humangenetik und Anthropologie

der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 328 6900 Heidelberg

Fructose und Sorbit:

Unnötiges Risiko in der parenteralen Ernährung

In Mitteleuropa werden die Zuckeraustauschstoffe Fructose und Sorbit (außerdem Xylit) immer noch in großen Mengen zur parenteralen Ernährung verwandt, obwohl die physiologische Glucose als relativ

„sicher" gewertet werden muß. Die Gabe von Fettemulsionen vermin- dert das Risiko hyperglykämischer Entgleisungen, die Glucoseintole- ranz ist leichter überwach- und be- handelbar als früher. Somit ist eine wirksame und sichere parenterale Ernährung heute ohne die Zuckerer- satzstoffe möglich, wobei der meist erwähnte Vorteil der Zuckeraus- tauschstoffe der geringere Blutgluco- seanstieg im Vergleich zur Glucose ist; Patienten mit einem Diabetes mellitus benötigen weniger Insulin.

Durch die Verabreichung von Fructose und Sorbit werden Patien- ten mit hereditärer Fructoseintole- ranz (ein Patient auf 20 000 Einwoh- ner) in Todesgefahr gebracht: Hypo- glykämien, Abdominalsymptome, Azidose, Leber- und Nierenversagen und schließlich letaler Schockzu- stand. Mindestens zwölf schwere, meist tödliche Zwischenfälle infolge parenteraler Zufuhr von Fructose oder Sorbit sind vorgekommen, wo- bei die Dunkelziffer an Todesfällen wegen des Nicht-Erkennens eines Zusammenhanges zwischen Nähr- zuckerinfusion und Todesfall deut- lich höher liegen wird. Die festge- stellten Todesfälle haben sich alle in deutschsprachigen Ländern ereig- net, da sich dort die Anwendung von Fructose und Sorbit in der parente- ralen Ernährung konzentriert.

Der Autor fordert daher das

„Verschwinden" fructose- und sor- bithaltiger Infusionslösungen aus den Krankenhausapotheken. mle

U. Keller: Zuckerersatzstoffe Fructose und Sorbit: ein unnötiges Risiko in der paren- teralen Ernährung. Schweiz. med. Wschr.

1989; 119: 101-106

Prof. Dr. U. Keller, Abt. für Stoffwechsel und Endokrinologie, Kantonsspital, CH-4031 Basel

A-1202 (42) Dt. Ärztebl. 86, Heft 17, 27. April 1989

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