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Archiv "Textile Meditationsbilder im Krankenhaus" (03.05.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT KULTURNOTIZEN

Textile Meditationsbilder im Krankenhaus

Tapisserien von Ingrid Pöhler

in der Rheumaklinik Oberammergau

D

ie Kunstgattung der Tapisserie erlebt in unserem Jahrhundert eine neue Blütezeit. Analog zum Entfaltungsprozeß der Malerei unseres Jahrhunderts setzte auch bei den Teppich- webern eine Rückbesinnung auf die ihrer Kunstgattung ur- eigenen Gestaltungselemente ein, nachdem die Tapisserie im 18. und im frühen 19. Jahr- hundert zum bloßen Repro- duktionsmittel von Gemälden herabgesunken war.

Die Renaissance einer ei- genständigen Textilkunst wurde vor allem von den Ma- nufakturen in Paris, Aubus- son und Flandern eingeleitet und vorangetrieben. Berühm- te Maler wie Pablo Picasso, Fernand Leger und beson- ders Jean Luwat lieferten Entwürfe für Wandteppiche.

Aber erst wenn der Künst- ler den Teppich, den er ent- worfen hat, auch selbst webt, kann man von eigenständiger Textilkunst sprechen. Zu die- sen Künstlern gehört in Deutschland die Teppichge- stalterin Ingrid Pöhler. Sie hat die Rheumaklinik in Oberam- mergau mit einer großzügigen Schenkung ihrer Werke be- dacht, so daß die verschiede- nen Entwicklungsphasen ihrer Kunst in den weitläufigen Wandelgängen dieser Klinik an hervorragenden Beispielen studiert werden können.

Die 1939 geborene Künst- lerin übernahm nach ihrer Ausbildung in Bielefeld, Frei- burg, Salzburg und München, wo ihr Schaffen 1976 mit dem Bayerischen Staatspreis für Textilkunst gewürdigt wurde, 1977 die Leitung der Studien- werkstatt für Textil an der Akademie der Bildenden Künste in München. Anläß- lich der Ausstellung ihrer Ta- pisserien in der Rheumakli- nik Oberammergau im Jahre 1979 wurde ihr die Medaille

„Kunst im Dienste der Medi- zin" überreicht.

Ingrid Pöhler entwirft und webt ihre Tapisserien selbst.

Ihre Formensprache wird von großem Erfindungsreichtum und großer Spontaneität ge- prägt; kann doch die Weberin während des langwierigen und zeitraubenden Entste- hungsprozesses der Tapisseri- en Änderungen ihres ur- sprünglichen Konzeptes vor- nehmen und neue Einfälle unmittelbar verwirklichen.

Dazu kommt, daß sie ihre Materialien selbst einfärbt, wobei ihr ein differenziertes Gefühl für feinste Zwischen- werte der Farben zu Hilfe kommt.

In ihren jüngsten Arbeiten versucht Ingrid Pöhler, auch webtechnisch neue Wege zu gehen, wobei sie eine noch größere Eigenwirkung ihrer textilen Materialien anstrebt:

Zusammensetzung: 1 Tablette enthält: Chi- ninsulfat 2 H 2O 260 mg, Theophyllin-Ethy- lendiamin H20-frei 195 mg. Anwendungs- gebiete: Zur Verhütung und Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe, einschließlich sol- cher Krampfzustände in den Beinen, die in Ver- bindung mit Zuckerkrankheit, Krampfadern, Ve- nenentzündungen, Arteriosklerose, Gelenkerkran- kungen und verschiedenartigen Fußverformungen auftreten. Gegenanzeigen: Schwangerschaft, Überempfindlichkeit, Glucose-6-Phosphat-Dehydro- genasemangel, Myasthenia gravis (Muskelschwäche).

Es soll bei bekannten Ohrgeräuschen (Klingen in den Ohren; Tinnitus) und Vorschädigungen des Sehnervs nicht angewendet werden. Nebenwirkungen: Zu Neben- wirkungen kann es besonders bei Überdosierung bzw. indi- vidueller Überempfindlichkeit kommen. Die Einnahme von Theophyllin-Ethylendiamin und Chinin kann in vereinzelten Fällen zu Magen-Darmstörungen mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen führen. Chinin kann in Einzelfällen Ohrensausen, Schwindel und Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z.B. Hautre- aktionen (Juckreiz, Hautausschläge) bedingen. In sehr seltenen Fällen kann es zum Auftreten kleinster Blutungen (thrombopeni- sche Purpura) mit Blutergüssen oder Petechien kommen. Dies ist ein Hinweis für eine besondere allergische Empfindlichkeit auf Chinin (die dann auch für chininhaltige Lebensmittel gilt), die von der ei- gentlichen Chinindosis unabhängig ist. Nach Absetzen jeglicher Ein- nahme von Chinin bilden sich die Blutergüsse wieder zurück.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Wechselwirkungen zwi- schen Limptar und anderen Medikamenten sind bisher nicht be- richtet worden. Von den Einzelsubstanzen sind Wechselwirkungen bekannt. Chinin kann die Wirkung von Digitalis-Präparaten, Mus- kelrelaxantien und Antikoagulantien verstärken. Die zusätzliche Einnahme von anderen Theophyllin-Präparaten oder Ephedrin kann zum Auftreten oder einer Verstärkung von entsprechenden Nebenwir- kungen führen. Theophyllin verstärkt die Wirkungen von Sympathomi- metika, Furosemid oder Reserpin. Die Wirkung von Lithiumkarbonat und ß-Blockern kann abgeschwächt werden. Die gleichzeitige Einnahme von Erythromycin, Lincomycin, Troleandomycin, Ciprofloxacin, Enoxacin, Ci- metidin, Allopurinol, Propranolol, Furosemid und oraler Kontrazeptiva kann zu einer Erhöhung des Theophyllinspiegels führen.

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befreit von Wadenkrämpfen

jeder Genese

Dosierung und Anwendungsweise: Im allgemeinen 1 Tablette nach dem Abendessen mit reichlich Flüssigkeit unzerkaut einnehmen. Falls erforderlich, kahn zusätzlich 1 Tablette vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Besondere Hinweise: Hinweise bei gleichzeitiger Zusätzlicher Einnahme anderer theophyllinhaltiger Medikamente bitten wir der Fachinformation bzw. Gebrauchsinformation zu entnehmen. Handelsformen und Preise: O.P. mit 20 Tabletten N1 31,10 DM, O.P. mit 50 Tabletten N2 70,65 DM, O.P. mit 100 Tabletten N3 129,90 DM • Stand: März 1990

Merrell Dow Pharma GmbH • 6090 Rüsselsheim

Dt. Ärztebl. 87, Heft 18, 3. Mai 1990 (93) A-1481

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Früher Morgen, 65 x 36 cm, 1978, Naturfaser, Mischtechnik, gear- beitet im Hochwebstuhl, auf Tapetra-Grund in Alu-Fassung

Tapisserie „bavid vor Saul" aus Ingrid Pöhlers „erzählendem" Werk In einem Eisenrahmen wer-

den die Kettfäden aufge- spannt und teilweise sichtbar stehen gelassen. Auf ihnen schweben einfache, rechtecki- ge oder quadratische Blöcke aus kordeliertem Hanf oder aus einem Gemisch von Sisal- hanf. Die senkrecht angeord- neten, beinahe geometrisch streng geformten Stoffbahnen und -streifen — die diesen Kompositionen eine monu- mentale Wirkung verleihen (Abbildung) —, werden in ei- nen Grund von Tapetra (ei- ner zum Tapezieren verwen- deten Kunststoffmasse) ein- gelassen. Naturfarben, An- thrazit und ein rötliches Braun verleihen diesen Kom- positionen einen herben und spröden Farbklang.

Ingrid Pöhler selbst teilt ihr bisheriges Lebenswerk in drei Entwicklungsstufen ein, nämlich in die berichtende, erzählende und mediative Pe- riode. In ihrer „berichten- den" Periode stellt sie Gegen- ständliches dar. In flächen- haft abstrahierender Gestal- tungsweise erkennen wir auf ihren Tapisserien noch Men- schen, Häuser, Bäume und den Mond („Mond über der Stadt"). Die Farben dieser Arbeiten beeindrucken durch satte Leuchtkraft und große Hell-Dunkel-Kontraste.

In ihrer „erzählenden" Pe- riode bezieht die Künstlerin auch das Symbol in ihre künstlerische Aussage mit ein. Die Formen werden noch stärker vereinfacht, damit auch großflächiger. Oftmals verwendet sie nun gedämpfte und dunkle Töne wie Oliv- grün, Braunorange, Blau und Schwarz, deren erlesene Har- monien die Flächenformen in einem beglückenden Gleich- gewicht ausbalancieren.

Die Sammlung der Rheu- maklinik Oberammergau be- sitzt mit der Tapisserie „Da- vid vor Saul" (Abbildung) ein hochwertiges Beispiel dieser Periode. Die unregelmäßige, sich nach unten verbreiternde Fläche des Wandteppichs un- terteilte die Künstlerin in ei- ne rotbraune und anthrazit- graue Zone. Auf die Grenz- marke dieses zweigeteilten

Sängers und Harfespielers David, schemenhaft wie Flammenformen in dunklen Grau- und Brauntönen gehal- ten, die künftige Königskrone als beklemmend-unheimliche Vision emporragen. Die Ge- sichter von Saul und David hat die Künsterin nur durch andeutende Flächenformen dargestellt. Die inhaltliche Aussage der Szene wird fast ausschließlich durch die sug- gestive Kraft des farbigen Klanges vermittelt.

Völlig auf die Wiedergabe von Gegenständlichem — auch in dessen symbolischer Über- höhung — verzichtet Ingrid Pöhler in ihrer „meditativen"

Periode. Zunächst verwendet sie als Formenvokabular ihrer Tapisserien weitgeschwunge- ne Bänder, Ovale und unre- gelmäßige Kreisformen, wo- bei es dem Betrachter freige- stellt bleibt, in ihnen noch Pflanzliches, abstrakte Land- schaftsformen oder Wolken zu erkennen.

Im Laufe der Jahre wurde die Formensprache immer re- duzierter und zunehmend von geometrischen Grundfor- men bestimmt. Ingrid Pöhler schafft mit einfachsten Ge- staltungselementen Medita- tionsbilder, die den Betrach- ter auf sich selbst verweisen.

Beispielsweise verwendet die Künstlerin unregelmäßige Rechteckformen, die sie in extremer Asymmetrie anord- net. Die Spannung solcher ex- zentrischer Kompositionen wird letztlich aber durch war- me Farbtöne wieder harmoni- siert.

Ingrid Pöhler versteht es hervorragend, ihre formalen und inhaltlichen Aussagen in dem ihr adäquaten Material künstlerisch zu verwirklichen.

Auch die warmen und in ih- ren Kontrasten harmonisch aufeinander abgestimmten Farben unterstreichen den Materialcharakter der von ihr verwendeten Textilien. Le- bendigkeit und Harmonie ih- rer Werke dürften gerade auch auf chronisch kranke Menschen einen heilsamen Einfluß ausüben.

Rudolf Härtl,

Garmisch-Partenkirchen Grundes setzt Ingrid Pöhler

als unregelmäßige Ovalform in hellen und dunklen Silber- grautönen die Köpfe von Da- vid und Saul, wobei die strah- lend helle Krone Sauls das hellgraue Oval seines Kopfes energisch aufstrebend fort- setzt. Dieses Höhenstreben wiegt die Künstlerin durch

die stark abstrahierte, ledig- lich angedeutete Darstellung der Harfe Davids aus, in de- ren grauweißer Fläche schwarze Notenköpfe und -hälse rhythmisch-graphische Akzente setzen.

Noch ist Saul König, doch der alternde Herrscher sieht bereits über dem Haupte des

A-1482 (94) Dt. Ärztebl. 87, Heft 18, 3. Mai 1990

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