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DIE ARABISCHEN URKUNDEN DER NORMANNENHERRSCHER

SUDITALIENS UND SIZILIENS

Ein vorläufiger Uberblick * )

Von Albrecht Noth, Bonn

Der 19. Deutsche Orientalistentag stellt sich unter anderem auch die Frage,

welche Stellung orientalistische Fächer im Rahmen anderer Geisteswissen¬

schaften einnehmen können oder sollen.

In diesem Referat sei versucht zu zeigen, wie eine Zusammenarbeit von Is¬

lamwissenschaftlern und Historikern möglich, ja notwendig sein kann.

Seit einiger Zeit beschäftigt sich ein mehrköpfiges, vorwiegend aus Histo¬

rikern zusammengesetztes Team mit der Edition der Urkunden, die die Nor¬

mannenherrscher Unteritaliens und Siziliens ausgestellt haben. Ein mehrbän¬

diges Werk mit dem Titel DODEX DIPLOMATICUS REGNI SICILIAE soll das

Ergebnis der Editionsarbeit bilden.

Im Rahmen dieses von der DFG geförderten Forschungsvorhabens bin ich

mit der Aufgabe betraut worden, die ganz oder teilweise arabisch geschrie¬

benen Diplomata der Normannenherrscher neu herauszugeben.

Die gängige Urkundensprache der normannischen Kanzlei war - wie zu er¬

warten - das Lateinische, es folgt in der Häufigkeit das Griechische, mit

einigen zwanzig Urkunden ist das Arabische repräsentiert.

Geben wir zunächst eine Charakteristik der arabischen Diplomata:

- Von der Zahl war bereits die Rede (etwas über zwanzig).

- Arabischer Text erscheint vorwiegend in Bilinguen, meist griechisch-ara¬

bisch, in einem Fall lateinisch-arabisch, wenige Stücke sind nur in arabi¬

scher Sprache ausgefertigt.

- Die Urkunden sind ausschließlich in Sizilien abgefaßt und für sizilianische

Empfänger bestimmt; das ist zu erwarten, da von den Herrschaftsgebieten

der Normannen nur die Insel Sizilien wirklich über einen längeren Zeitraum

hinweg islamisiert war. Kalabrien und Apulien sind zwar immer wieder An¬

griffsziele der Muslime gewesen, für längere Zeit jedoch hatte der Islam

auf dem Festland nicht Fuß fassen könne.

- Zeitlich begrenzt sind die arabischen Texte im wesentlichen auf das 12. Jahr¬

hundert, d.h. sie sind ausgestellt von Roger I., Roger II., Wilhelm 1. und

Wilhelm II. Unter den deutschstämmigen Staufern wird kaum noch arabisch

geurkundet, nicht weil die arabisch-islamische Prägung Siziliens damals

an Bedeutung verloren hätte (man denke etwa an Friedrich II. ), sondern

weil sich im Zusammenhang mit einer strengeren Zentralisierung der nor¬

mannischen Kanzlei die ausschließliche Benutzung des Lateinischen empfahl.

* ) In diesem Rahmen sei das Referat wiedergegeben, wie es seinerzeit ge¬

halten worden ist. Auf Anmerkungen wird verzichtet. Die einzelnen angespro¬

chenen Punkte werden in anderem Zusammenhang ausführlich behandelt wer¬

den.

(2)

- Zur Thematik der arabischen Urkunden ist zu sagen, daß sie vorwiegend

Verleihungen von Land und Leuten an wichtige kirchliche und weltliche In¬

stitutionen zum Inhalt haben.

Fragen der Edition sollen in diesem kurzen Referat beiseite bleiben; da¬

rüber wird in anderem Zusammenhang einiges gesagt werden müssen. Die

Rede soll sein von dem, was der Historiker - sei er nun Mittelalterforscher

oder Islamwissenschaftler - aus den arabischen Diplomata als historischen

Quellen für eine faszinierende Epoche europäisch-islamischer Geschichte er¬

schließen und folgern kann.

Beschränken wir uns in diesem Überblick auf folgende Fragenkomplexe, die

sich aus dem Studium der Urkunden ergeben haben:

1. Warum wurde im 12. Jahrhundert von den Normannenherrschern auch ara¬

bisch geurkundet?

2. Wie weit geben die Urkunden Aufschluß über die arabisch-islamische Prä¬

gung der Insel?

3. Was besagt die von den lateinischen und griechischen Herrschertiteln sehr

unterschiedliche arabische Titulatur der Normsinnen.

Dem Versuch, Antworten auf diese Fragestellung zu geben, sollen noch ei¬

nige kurze Bemerkungen zu interessanten Beobachtungen folgen, die sich für

das Gebiet der mittelalterlichen arabischen Sprache und für die Historische

Geographie Siziliens an unseren Urkunden machen lassen.

Warum also urkundete man im 12. Jahrhundert auf Sizilien auch in arabi¬

scher Sprache?

Bei der Beantwortung dieser Frage sind sowohl die Aussteller als auch die

Empfänger der arabischen Diplomata in Betracht zu ziehen. In unseren Ur¬

kunden wird häufig eine zentrale Behörde (mit Sitz in Palermo) erwähnt, die

sich "diwän al-ma"mür" oder "diwän at-tahqiq al-ma"mür" nennt; in lateini¬

schen Urkunden der Normannen erscheint diese Behörde als "dohana". Aus

dem Kontext der Urkunden geht eindeutig hervor, daß dieser "dTwän" eine Art

zentrales Katasteramt für Sizilien gewesen ist und mit Sicherheit bis zum En¬

de des 12. Jahrhunderts arabisch geführt wurde. Daß dieses für alle Fragen

des Besitzes von Land und Leuten äußerst wichtige Amt nicht von den Norman¬

nen geschaffen wurde, sondern ein bei der Eroberung der Insel von den Nor¬

mannen übernommenes Relikt arabisch-islamischer Administration war, steht

außer Zweifel.

Wir begegnen hier mit umgekehrtem Vorzeichen dem gleichen historischen

Phänomen, das für die Eroberungen der Araber in Byzanz und Persien cha¬

rakteristisch ist: Die Eroberer übernehmen administrative Einrichtungen der

Besiegten, weil sie auch nicht nur annähernd Gleichwertiges von sich aus zu

bieten haben.

Die Tatsache, daß der "dTwän al-ma"mür" lange Zeit hindurch weiter in ara¬

bischer Sprache geführt wurde, läßt als sicher erscheinen, daß Kenner des

Arabischen, seien sie nun Muslime oder Konvertierte, in der Kanzlei der Nor¬

mannenherrscher tätig waren. Eine Miniatur aus dem Ende des 12. Jahrhun¬

derts zeigt uns denn auch im Bild, daß griechisch, arabisch und lateinisch

schreibende Notare jeweils einen Teil der normannischen Kanzlei verwalte¬

ten. Die Kleidung der Araber - vor allem der Turban, den sie tragen -

spricht dafür, daß sie Muslime geblieben sind.

Warum hat man für die Empfänger, die, wie gesagt, wichtige kirchliche

und weltliche Institutionen Siziliens waren, die Angaben des "dTwän" nicht in

(3)

eine andere Sprache übersetzt? Es gibt dafür m.E. nur eine Erklärung: Auch

die Empfänger - selbst sicherlich Christen - mußten in ihrer Umgebung

Leute in wichtigen Fxmktionen haben, die des Arabischen besser als irgendei¬

ner anderen Sprache mächtig waren.

Wir kommen damit direkt zu unserer zweiten Fragestellung, der islamisch¬

arabischen Prägung Siziliens im 12. Jahrhundert. Sehr viel besser und zuver¬

lässiger als die gelegentlichen Andeutungen der einschlägigen Historiographen

informieren uns in diesem Punkte die arabischen Urkunden. Sie bestehen viel¬

fach - das wurde schon angedeutet - aus Listen von Hörigen, die einem Bi¬

stum, einem Kloster oder einem weltlichen Feudalherrn vermacht oder bestä¬

tigt wurden. Im Lateinischen werden diese Listen als "plataeae", im Griechi¬

schen als "plataiai", im Arabischen als "garä'id"/sg. "garTda" bezeichnet.

Arabische Namen sind bekanntlich aussagekräftiger als europäische Namen

der gleichen Zeit: Durch ihre Laqabs und Nisben vermögen sie Auskunft über

die verschiedensten Lebensumstände ihrer Träger zugeben, sie sind so etwas

wie Personalausweise.

Greifen wir nur einiges heraus: Berufsbezeichnungen sind sehr häufig. Sie

können uns, wenn auch nur ausschnittsweise, ein einigermaßen zuverlässiges

Bild von den Beschäftigungen der unterworfenen arabischen Bevölkerung Si¬

ziliens geben. Auffällig ist die Häufigkeit handwerklicher Berufe, wobei Schmied

(haddäd), Barbier (liaggäm) und Zimmermann (naggär) besonders hervorra¬

gen. Doch ist die Skala sehr breit. Vom einfachen Lastträger (hammäl) und

Eselstreiber (ijammär) geht es bis zu anspruchsvollen Berufen wie Steinmetz

(haggär), Architekt (bannä') und Bildner (naqqäs). Nicht selten ist übrigens

das Attribut Kaufmann (tägir). Alle diese Qualifikationen der "Sarraceni"

deuten darauf hin, daß sie - obwohl Hörige - keinen Sklavenstatus hatten ,

sondern daJ3 ihre Hörigkeit nur die Zuordnung zu einer bestimmten Institution

und Abgaben an diese bedeutete. Auf jeden Fall scheinen die Muslime Sizili¬

ens als Handwerker eine bedeutende Rolle gespielt zu haben.

Ebendiese Listen geben zu erkennen, daß eine - wie auch immer geartete

- Eigenverwaltuqg der sizilianischen Muslime erhalten geblieben ist. Die

Ausdrücke "saijj", "qä'id", ""arif" und "wakTI" begegnen häufig. Dabei han¬

delt es sich m.E. nicht um indifferente Bezeichnungen, sondern um Ausdrük-

ke regelrechter Funktionen, deren genauer Bedeutungsinhalt noch aufzuspüren

wäre.

Auch das religiöse Leben der Araber in Sizilien scheint weitgehend unange¬

tastet geblieben zu sein. Fast in keinem unserer Diplomata fehlen der Muez¬

zin, der Koranlehrer (mu'addib) und der Rechtsgelehrte (faqih oder qädT).

Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang scheint mir zu sein,

daß recht häufig das Prädikat "Ijägg", also Mekkapilger, begegnet. An einen

Ehrentitel ohne jede weitere Bedeutung möchte ich in diesem Fall nicht glau¬

ben. Wenn es aber sizilianischen Muslimen möglich war, die heiligen Stätten

des Islam zu besuchen, dann sind zwei Folgerungen unausweichlich: Sie hatten

unter den Normannenherrschern weitgehende Religions- und Bewegungsfrei¬

heit (darauf deutete auch schon der öfter erwähnte Beruf "tägir"), und sie waren durchaus bereit, nach der Pilgerfahrt wieder ins "där al-ljarb" zurück¬

zukehren.

Man ist also berechtigt, von einem gut funktionierenden Islam unter christ¬

licher Herrschaft zu sprechen. Dies ist ein interessantes Parallelbeispiel -

wiederum mit umgekehrtem Vorzeichen - zur Möglichkeit freier Religions-

(4)

ausübung von Nichtmuslimen unter islamischer Herrschaft zu bestimmten

Zeiten und in bestimmten Gebieten der islamischen Welt.

Kommen wir zum dritten Punkt, der Herrschertitulatur der Normannen in

arabischen Urkunden. Allgemein sei vorausgeschickt, daJJ der Tenor der ara¬

bischen Normsinnenurkunden gänzlich von dem der gleichzeitigen lateinischen

oder griechischen Diplomata abweicht: Unsere arabischen Urkunden können

z.B. mit der Basmala beginnen, sie sind voll von Wunschformeln arabisch¬

islamischer Prägung (um nur ein Beispiel zu nennen: nach dem Herrscher¬

namen folgt öfter "zädahü ' Iläh "alä'an wa-madä'an" u.ä. ), und sie enden

hin und wieder mit dem Koranwort aus der 3. Sure "hasbunä 'Häh wa-ni"ma

' 1-wakTl".

Die Titulatur der Normannen in ihren arabischen Urkunden fällt vor allem

dadurch auf, daß sie sehr viel blumiger und weitschweifiger ist als in den ver¬

gleichbaren lateinischen oder griechischen Diplomen. Lange bevor Roger 11.

unter großen Schwierigkeiten den lateinischen Titel "rex" für sich beanspru¬

chen konnte, benutzte er in arabischen Urkunden bereits den Königstitel.

Während der Normannenkönig Wilhelm II. sich in lateinischen Urkunden re¬

lativ bescheiden als "Wilellmus divina favente dementia rex Siciliae ducatus

Apuliae et principatus Capuae" bezeichnet (1182), erscheint er etwa gleich¬

zeitig (1178) in arabischer Sprache mit folgender Titulatur: "haraga amr al-

hadra al-"äliya al-"allya al-mälika al-maliklya al-mu"az?ama al-qiddisiya al-gilyälmiya al-musta^izza bi-lläh al-mu"tadida bi-qudratihi al-mustansira

bi-quwwatihi .. . (König von Italien, Langobardien, Kalabrien und Sizilien .. . )

mu"izza imäm Rümiya an-näsira li-millat an-nasräniya". Dieses Monstrum

bleibt dann mit einigen Abweichungen Wilhelms II. arabischer Titel.

Nicht nur die Manieriertheit dieses Titels fällt auf, ohne Zweifel haben dem

Normannenherrscher seine arabischen Kanzlisten Kalifenattribute zugestan¬

den: "al-mu"azzam", "al-mu"tadid", "al-mustansir", "al-mu'izz", "an-

näsir" sind Titel islamischer Kalifen, die vor oder zur Zeit Wilhelms II. re¬

giert haben. Die weitreichenden Ambitionen der Normannenherrscher - be¬

reits Robert Guiscard etwa versuchte, das Byzantinische Reich zu erobern

und byzantinischer Kaiser zu werden - werden in dieser arabischen Titula¬

tur deutlich: Man gerierte sich den arabischen Untertanen gegenüber als ein

Herrschertyp, den zu akzeptieren die europäische Welt nicht oder noch nicht

bereit war. Auf weitere sehr interessante Einzelheiten, die im Zusammen¬

hang mit der arabischen Titulatur der Normannenkönige Beachtung verdienen,

sei hier der Kürze wegen nicht weiter eingegangen. Allein schon der Titel

"Imäm Rümiya" für den sonst in arabischen Quellen als "Halifa" bezeichne¬

ten Papst würde eines ausführlichen Kommentars bedürfen.

Zwei Fragenkreise, auf die unsere Urkunden hinweisen, seien noch kurz

angesprochen: Linguistisches und Historische Geographie. Die Diplomata sind

überwiegend arabisch-griechische Bilinguen. Von linguistischem Interesse da¬

bei sind die griechischen Umschriften der arabischen Namen einschließlich der

Qualifikationen ihrer Träger. Man kann, wie mir von Kennern des Byzantini¬

schen gesagt wurde, die Lautwerte dieser Sprache im 12. Jahrhundert unge¬

fähr bestimmen. Somit kann auch das durchweg unvokalisierte Arabisch der

Hörigenlisten in seiner damaligen Aussprache annähernd festgelegt werden,

eine vielleicht nicht unwillkommene Bereicherung unserer Kenntnisse vom

Westarabisch des hohen Mitelalters.

Zur Historischen Geographie: Eine lateinisch-arabische Bilingue beschreibt

(5)

in ausführlichster Form die Besitzungen des berühmten Klosters und späteren

Erzbistums Monreale. Hunderte von Orts- und Flurnamen des damaligen Si¬

zilien sind hier - entnommen aus dem "dTwän al-ma"mür" - verzeichnet.

Eine Verifizierung dieser topographischen Angaben, die in den lateinischen

und griechischen Urkunden Siziliens nur in arg verstümmelter Form erschei¬

nen, wäre allein schon eine Untersuchung wert.

In diesem kurzen Referat konnten kaum mehr als Andeutungen gemacht wer¬

den. Zusammenfassend und ausblickend sei gesagt: Bekannt sind die höfischen,

nennen wir sie "Sensationen" arabisch-islamischen Lebens auf Sizilien, wie

etwa das Wirken IdrTsTs am Hofe Rogers II. oder Friedrichs II. islamische

Erziehung und Prägung mit allen ihren Konsequenzen. Die arabischen Diplo¬

mata der Normannenherrscher dagegen geben uns in sehr eindringlicher und

_ da Uberreste - sehr solider Form ein Bild von der Basis der höfischen

und hochpolitischen Konsequenzen arabisch-islamischen Einflusses auf das

normannische Sizilien.

(6)

HISTORISCHE MINDERHEITENFORSCHUNG AM BEISPIEL EINER

NEUBETRACHTUNG DER FRÜHEN HÄRIGITENBEWEGUNG

Diskussion eines neuen Forschungsansatzes

Von Karl-Heinz Pampus, Bonn

In Kürze werde ich eine Untersuchung über die "Rolle der yärigiya im frü¬

hen Islam" vorlegen. Hier will ich nun nicht, wie der im Tagungsgrogramm

ausgedruckte Titel meines Referates befürchten lassen könnte, die kommende

Arbeit schon vorwegnehmen, vielmehr möchte ich einige ausgewählte Aspekte

der Behandlung des Themas zur Diskussion stellen: 1. die methodologischen

Vorüberlegungen, 2. einen neuen Ansatz zur Beurteilung der yäriglya, 3. das

von mir gewählte System von deskriptiven Kategorien, 4. schließlich die mit

Hilfe dieser Kategorien erreichbaren Ergebnisse, was bedeutet: eine zusam¬

menfassende Deutung des untersuchten Phänomens, wie sie ähnlich auch am

Schluß der zu erwartenden Arbeit, in der ich dann das ganze erarbeitete Ma¬

terial ausbreite, erscheinen wird.

Dabei handelt es sich - ich weiß nicht, wie weit das bekannt geworden ist -

um eine Monographie im Rahmen des am Bonner Orientalischen Seminar durch

geführten und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützten Mino¬

ritätenprojekts, in welches auch die Untersuchung meines Vorredners und

Kollegen Werner Schmucker eingebettet ist. Es wird eine weitere Fallstudie

zu der insbesondere von Tilman Nagel - zusammen mit Albrecht Noth ist er

der Initiator des Projekts - schon behandelten Thematik: sein als eine Art

Generaleinführung gedachter Aufsatz "Das Problem der Orthodoxie im frühen

Islam" wie auch sein auf breitestem Quellenmaterial basierender Versuch über

"Rechtleitung und Kalifat" sind ja in den Bonner Orientalistischen Studien er¬

schienen (l) und daher zumindest den anwesenden Fachleuten bekannt.

Auf diesen Hintergrund verweise ich ausdrücklich, um meinen Versuch, die

yäri|rya einer erneuten Betrachtung zu unterziehen, zu rechtfertigen; denn

der Fachmann wird sich natürlich fragen, ob etwa neues, unsere Kenntnisse

wesentlich vermehrendes Quellenmaterial dazu herausfordere. Nun, diese

Frage ist rundheraus zu verneinen: wenn auch seit den letzten größeren Ar¬

beiten über die ^äriflya weiteres historisches Material zugänglich geworden

ist, so kann man doch nicht von einer wirklich neuen Quellensituation sprechen

vermehrt erscheint hauptsächlich die Zahl von Parallelen und Varianten - und

damit leider auch die Unsicherheit hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Über¬

lieferung. Herkömmliche Quellenkritik würde deshalb in diesem Fall nicht

weiterführen, wie man übrigens schon an Brünnows frühem Versuch erken¬

nen kann (2).

Punkt 1. - Wichtig war für uns, nämlich im Zusammenhang des Projekts,

zu einer neuen Beurteilung der Häriglya und ihrer Bedeutung für die frühe Ent¬

wicklung des Islam zu gelangen. Die bisherigen Deutungen durch die Fachwis¬

senschaft haben sich lange Zeit, von Brünnows rein historischer Arbeit ein¬

mal abgesehen, meist auf die spätere - natürlich sunnitisch-orthodoxe -

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