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Kunst und Geschlecht. Zur Retrospektive von Angelika Kaufmann

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Academic year: 2022

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Michael Wetzel Kunst und Geschlecht

Zur Retrospektive von Angelika Kaufmann1

Wie keine Epoche zuvor war die Frühromantik um eine Gleichheit der Geschlechter bemüht. Nicht nur kehrt das Thema der Weiblichkeit häufig in den Reflexionen wieder, in der Gruppierung ist auch eine beein- druckende Zahl von Frauen aktiv am Dichten und Denken beteiligt. Umso erstaunlicher, daß im Bereich der bil- denden Kunst sich keine Entspre- chung findet und die Romantiker auch nicht auf den Archetyp der Ma- lerin der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts reagiert haben, nämlich An- gelika Kauffmann. Ihr ist jetzt eine Retrospektive gewidmet, die in Düs- seldorf, München und im Geburtsort Chur gezeigt wird und zum ersten Mal einen Überblick über das Ge- samtwerk verschafft.

Angelika Kauffmann, die wohl berühmteste Malerin des „Zeitalters der Frau", galt schon zu ihrer Zeit als Inbegriff weiblicher Kunst und die Künstlerin als Idealbild der Weiblichkeit. Entgegen den klassi- schen Ausschlußmechanismen, die auch in den schönen Künsten eine Anerkennung von Frauen erschwer- ten, gilt es hier aber ein von Erfolg gekröntes Leben als Künstlerin zu würdigen. Angelika Kauffmann war

schon zu ihren Lebzeiten eine Kultfi- gur, als die sie die Herausgeberin des Katalogs, Bettina Baumgärtel, durchaus mit Sissi oder Prinzessin Diana vergleicht. „The whole world is angelicamad" schrieb der däni- sche Botschafter 1781 an Klopstock, und für die „Kunstperiode" sind ihre Bilder zu Emblemen der neuen ästhetischen Feier antiker Schönheit geworden. Nicht nur als Porträtistin von Winckelmann, Herder und Goethe, sondern auch als Fortsetze- rin des malerischen Stils von Anton Raphael Mengs ist ihre Kunst eng verbunden mit den Idealisierungen und Allegorien der goethischen Klas- sik. Mit ihrem Schaffen sowohl in Italien als auch in England hat sie zugleich den ästhetischen Ausdruck der Empfindsamkeit entscheidend mitgeprägt.

Die Beiträge des Katalogs u. a. von Werner Busch, Viktoria Schmidt-Lin- senhoff und Petra Maisak versuchen auch, die Selbststilisierung der Künstlerin als Grazie, Muse und vor allem als „Schöne Seele" kritisch im historischen Kontext der Geschlechts- bilder des 18. Jahrhunderts zu be- leuchten. Auch wenn der Klassizis- mus ihrer symbolischen Bildsprache

1 Angelika Kauffmann 1741-1807. „Eine Dichterin mit dem Pinsel", hrsg. v. Bettina Baumgärtel, Ostfildern-Ruit (Hatje) 1998

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292 Buchbesprechungen sie den Romantikern fremd gemacht

haben mag, so gilt doch für ihre Ma- lerei, was August Wilhelm Schlegel im Athenaeum von der Kunst gefor- dert hatte: „Sie soll den Schein idea-

lisieren [...] Wir sollen also bei dem Schein verweilen, und wie kann er das verdienen, wenn er nicht auf das bedeutendste und wohlgefälligste ge- wählt und dargestellt wird."

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