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Muäaidi.
Von A. Fischer.
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Von dem bekannten Sprichwort ^ ^A-oUb
, Hören magst du vom kleinen MaSadditen, aber nicht ihn sehen",
das Slbaijaih II, CfC, 15 anführt, teilt Jahn in seiner Übersetzung
des , Kitäb', II, 2, S. 322, folgende Auffassung mit: „Das Sprüch-
5 wört wird von einem Menschen gebraucht, dessen Ruhm bei näherer
Bekanntschaft zerrinnt'. Daß diese Auffassung irrig ist, zeigen
schon die Originallexika , auf die Jahn kurz hinweist (vgl. z. B.
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§ahäh und Lisän: y^Lü! j (^i-Xi! Vj*^
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IöLj). Auf Grund von Sahäh und Qämüs hat
10 denn auch schon Freytag, Lex. s. ^^^^jm (s. rad. JAt) ganz richtig :
in eum adhibetur, cui est fama Celebris, cuius autem adspectus
spernitur ; vgl. Lane ibid. : 'the prov. is applied to him who is of
good repute, but whose outward appearance is contemned'. Aber
auch alle sonstigen Stellen , wo das Sprichwort zitiert und , sei es
15 expressis verbis oder sei es durch den Zusammenhang, erläutert-)
wird, sprechen gegen Jahn's Auffassung. Vgl. Maidänl ed. Freytag I,
S. 223 (= ed. Bül. 1284, I, lir ; s. hier Z. 4: ^y, «jli. ^^i
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siyo), IQutaiba, aS Sisr wa '^-suäarä' f.o, 3, Muzhir I, l'i^A, 7 v. u.
und besonders auch folgende Anekdote in der Biographie Hariri's
-C )
20 bei IHallikän, ed. Wüstenfeld Nr. öfl, S. (^'a, ob."): jol ^j^^-i 1) Andere Formen desselben s. an den unten mitgeteilten Belegstellen.
2) Ohne Erläuterung steht es Abü SUbaid Ibn SallSm , Amtäl (Konstanti¬
nopel 1302, in dem Sammelbande at-Tul.ifa al bahiia), 1, 8 v. u. und Taälab, Faslh f., ult.
3) = ed. Slane S. Oaa, ob. und ed. Bül. 1299, I, öf"r, 7| vgl. HnrirT, Maq.- I, _, Mitte; Sacy, Chrest. III, 178 und TjA. s. OtXc.
Fischer, Muiaidi. 395
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von dem MuSaidi dieses Sprichwortes, der also als der Typ
■einer Persönlichkeit von hervorragender geistiger Bedeutung und
entsprechendem Ruhm, aber gemeinem, ja abstoßendem Äußern zu
denken ist, ist natürlich der Muäaidi zu trennen, den der Vers des lo
Näbira zeigt (ed. Ahlwardt Nr. f, r):
- JÄ, >j) oi-
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,Ihre Einsicht ist ihnen abhanden gekommen, und verführt hat sie der
Umstand, daß (selbst) ein kleiner Maiaddit (seine Kamele) pflegt*),
1) Wstfld. n. Har., Maq. falsch UjoÖ.
2) Die drei zitierten Ausgg. des IHall. haben sämtlich falsch j+äS!. — Kine neue, wirklich kritische Ausg. des wichtigen Werkes, bei der natürlich das Autograph des Verfassers im Brit. Museum (s. Brockelmann, Arab. Litteratur- gesch. I, S. 327, unt.) zu Grunde gelegt werden müßte, wäre keineswegs über¬
flüssig, denn die vorhandenen Ausgg. (auch die de Slane's und die Büläqer, von der von Fehlern strotzenden Wüstenfeld's ganz zu schweigen) lassen recht viel zu wünschen übrig.
3) Nach TSA. a. a. O. soll er sich mit den Versen revanchiert haben:
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'pw.- ui. O —
^yoj lXj Lm q.<**s>Lj J,v3! u>ju-w L« iJJtj UaääJ!
4) So erklären die Originallexika dieses ^^^m gewöhnlich (s. Lane s. v.), und so hat auch Nöldeke, Beiträge z. Kenntnis d. Poesie S. 138. 142 den Passus
' ' ' ^ ' '. ' \
^Ojjj ^j,M.'S XJ^Lc in einem Gedichte des Mutammim b. Nuuaira übersetzt:
„frei hin schweifend, indem sie wohl genährt ward und von Arbeit frei blieb'.
^^yM wird dabei im Sinne von JJLo verstanden: „glätten, polieren', d. h. „glatt, feist uud rund machen". Vielleicht aber baben al-Mu'arrig u. a. den Ausdruck
i- " , . ."S
,3L*J! \yjM richtiger als ^ »jJuvji gedeutet (s. wieder Lane s. v. und
vgl. hier S. 396, Z. 20). Sie haben dabei wohl an Wendungen wie sL*Jl ,
«-i - -
j^lXÜ v-aÄo*, S^'/*^' gedacht, iu denen q.*» „ausgießen,
3 0
396 Flacher, MviaicR.
indem er sie weiden und fern von der Niederlassung seines Stammes
frei umherschweifen läßt" (d. h. verführt hat sie das Gefühl der
Stärke und Sicherheit, das selbst ein kleiner MaSaddit zeigt, der
seine Kamele auch in Gegenden, wo Gefahr droht, frei umher-
5 schweifen läßt). Der genaue Sinn dieses Verses steht freilich
vielleicht nicht ganz fest, indes sind die zu dem Verse vorhandenen
Scholien doch wohl im Becht, wenn sie (^LX^utlt einfach als
„kleiner, d. h. schwacher, zur Verteidigung seines Besitzes wenig
geeigneter Maäaddit' deuten. Vgl. §ahäh und Lisän s. ^yu«: i^yü
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Leiden, fol. 145" am Bande *): ^L»oiJ! ^\ ^jj y^ü.
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vergießen, ausscliütten'' o. ä. bedeutet (s. die Lexx. und Stellen wie Hamasu a, 9.
Ia , 8, KSmil t^A, 10 und Hudail, Kosegarten, S. f a, 5 v. u.; vgl. auch bei Lane Jo^l ^y he drove the camela quickly).
1) Ich verdanke eine Abschrift dieser Stelle der Gefälligkeit meines Schülers, des Herrn Dr. A. Schaade in Leiden, Aufmerksam darauf geworden bin ich durch eine den Schluß des Scholiens (von twlI^jtaJt^ an) umfassende Eintragung Thorbecke's zu den Versen I— \" des Gedichts in seinem Handexemplar der , Divans of the six ancient Arab, poets' (= Ms. Thorb. B 4).
2) „Ubgleich er nicht einen bestimmten einzelnen Menschen meinte' (xÄaj
„iudividuell bestimmt", dann auch „ausschließlich', „selbst' o. ä.).
3 0
Fischer, MiiSaitM. 397
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Mit dem alten j^Juouo dürfte meiei'di (emiddi), PI. mei{d)ddn 10
{möiöddn), die Nisbe eines irakischen Pellachenstammes (von 1000
Äe«) zusammenhängen; s. Niebuhr, Reisebeschreibung nach Arabien
II, 246, von Oppenheim, Vom Mittelmeer zum Persischen Golf
II , 74 , Meißner , Neuarab. Sprichw. u. Rätsel aus d. Iraq (in den
Mittlgg. d. Orient. Sem., IV, Abtlg. II), S. 151 1) und Weißbach, 15
Beiträge z. Kunde d. Irak-Arabischen (= Leipz. Semit. Stud. IV,
1. Hälfte), Nr. 19 u. 20. Wie man den beiden zuletzt genannten
Stellen entnehmen kann , spielt der emiädi in den Schwänken und
Sprichwörtern des Irak als Typ des dummschlauen Fellachen eine
große Rolle. 20
1) Wenn Meifiner hier schreibt: „Solche scheinbar innere Nisben [wie Me&eidi zu Me&{a,)dan\ werden, worauf mich Dr. Lippert aufmerksam macht, meist gebildet von Singularen pluralischer Stammesnamen; z. B. Mai{ä)miiri von Maiämire", so stellt er damit die Dinge auf den Kopf, denn Mai{a)müri ist nicht von Maiämire gebildet, sondem Maiätnire von Mai(,a)mürl. Vgl.
,-0- - -o-
jCJjljt« von ^ 1^ » ■» „Maghribiner", »^_ii^_£; von ^^jj9j_Ä „Levantiner", SjjLa* von ^yiaJ> „Ägypter", 'iXjoS^ von ^^^1*0^0 „Mosulaner" u.s. f.;
s. Fleischer, Kl. Schriften II, 574, unt ; Spitts, Grammatik S. 146; ZDMG. 35, 521;
Journ. asiat. 1884, tome IV, 621 (^jAaoLL/«, PI. zu ,^^yaXA), 522, Anm. 1 (^„ftAJLs^, PI. zu ^9^3?, nnd SJijljJ, PI. zu ^^^^) etc.
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Anzeigen.
Rudolf Kittel, Studien zur hebräischen Archäologie und
Religionsgeschichte., I. Der heilige Fels auf dem Moria
und seine Altäre. II. Der primitive Felsaltar und seine
Gottheit. III. Der Schlangenstein im Kidrontal bei Jeru-
s salem. IV. Die Kesselwagen des Salomonischen Tempels.
Mit 44 Abbildungen. (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten
Testament, herausgegeben von Rudolf Kittel. Heft 1.)
Leipzig, Hinrichs, 1908. XII, 242 S. M. 6,50, geb. M. 7,50.
10 Kittel eröffnet in würdiger Weise die von ihm begründeten
und in der Form selbständiger, zwangloser Hefte erscheinenden
„Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament' durch seine
„Studien zur hebräischen Archäologie und Religionsgeschichte'.
Letztere verdanken zumeist ihre Entstehung einer topographischen
15 Forschungsreise , die der Herausgeber mit seiner Gemahlin Ostern
1907 nach Palästina unternahm. K. macht als Erster den Versuch,
die modernen Ausgrabungen in Palästina und was er durch eigene
Beobachtungen gesammelt hat, für einige wichtige Kapitel der alt¬
testamentlichen Wissenschaft in extenso zu verwerten. Soweit seine
20 Arbeit sich auf das von andern und von ihm selbst herbeigeschaffte
Material stützt, kann eigentlich nur der ein Wort dazu sprechen,
wer selbst die Funde durch Autopsie kennt. Jeder andere muß
sich fast nur mit einem relata referre begnügen. Anders steht es
da , wo allgemeine religionswissenschaftliche Urteile abgegeben
25 werden. Hier darf sich auch der äußern, der nur die Fundberichte
und die ihnen beigegebenen Abbildungen kennt.
Ich will kurz über den Inhalt der vier Aufsätze berichten
und einige Bemerkungen an den zweiten , mir am wichtigsten
dünkenden , knüpfen , der m. E. auch am meisten die Kritik des
so „Buchmenschen' gestattet.
In der ersten Abhandlung zeichnet K. eine Geschichte des
heiligen Felsens von Jerusalem von der ältesten Zeit bis zur Gegen¬
wart. Grundlage der Darstellung ist eine Besichtigung des von
der heutigen Kubbet es-Sachra umfaßten Felsens.
S5 Die ganze Fläche des Haram scheint seit Herodes ziemlich
unverändert (S. 2). Die innere Terrasse des Haram stellt im Ganzen