Eherne Mauern.
Von P. Jensen.
Zu dem Aufsatz von Albrecht Alt in diesem Bande der
ZDMG. (N. F. Bd. 11, S. 33ff.) über „eherne Mauern" in
El-Amarna und in ägyptischen Texten, im Alten Testament
und bei Horaz möchte ich, gewiß ohne dem Verfasser damit
etwas Neues zu sagen, daran erinnern, daß ein ältestes grie¬
chisches Zeugnis für eine eherne Mauer, genauer Ringmauer,
Odyssee X, 3 f. (Aeolus-Abenteuer) ist. Wenn Alt zwischen
den von ihm erwähnten ehernen Mauern in verschiedenen
Literaturen verwandtschaftliche Beziehungen anzunehmen,
geneigt oder doch nicht abgeneigt ist, so müßte er wohl
logischerweise die eherne Mauer des Aeolus als eine weitere
Verwandtschafts-Parallele ansehen. Ich weiß nicht, ob er
auch dazu geneigt wäre. Ich meinerseits könnte es aber
nicht wagen, zwischen der in der Odyssee genannten eher¬
nen Mauer und den von Alt behandelten orientalischen Ur¬
kunden ohne weiteres irgendeine Beziehung anzunehmen. Ich
müßte für die Annahme einer solchen schärfere Bedingungen
stellen, als sie so oft anderen Gelehrten genügen und genügen
dürfen . . .
Ernst Leumann.
Ein Nachruf von Walther Schubring,
Nach dem Hinscheiden eines Gelehrten von hohem Rang
pflegt seine Bedeutung alsbald durch den Mund oder die
Feder eines seiner Schüler und Mitarbeiter öffentlich gewür¬
digt zu werden. Bei Ernst Leumann, der am 24. April 1931
starb, können nur wenige Indologen in Deutschland sich so
nennen, was unter anderem auf der Sprödigkeit und Ent¬
legenheit der beiden, unter sich völlig verschiedenen Haupt¬
gegenstände seiner Forschung beruht. Der Schreiber dieser
Zeilen, der sich auf dem einen Arbeitsfelde seines Lehrers
bemüht, ist ihm auf das andere, später betretene, nicht ge¬
folgt und hätte aus diesem Grunde Bedenken getragen, sich
in einem Nachruf vernehmen zu lassen. Aber die freundliche
Aufforderung, die mir von selten des Herrn Herausgebers
dieser Zeitschrift soeben zugekommen ist, findet mich, unter
Verzicht auf eine kritische Würdigung aller seiner Schriften,
zu Worten des Gedächtnisses gern bereit. Dies um so mehr,
als vor kurzer Zeit die Gestalt Leumann's in besonderer Weise
wieder vor mir lebendig geworden ist.
Es war Leumann ein Bedürfnis, an den Früchten seiner
Muße (soweit er diese sich gönnte) die Anderen teilnehmen
zu lassen, und so bat er im Lauf der Jahre manches Werkchen
privaten Inhalts zum Druck gebracht und an Freunde und
Verwandte ausgeteilt. Das eigene Erleben, die Familie, die
Vorfahren und hingeschiedene Zeitgenossen gaben vor allem
den Anlaß. Wir entnehmen diesen Zeugnissen seine Zugehörig¬
keit zu dem seit Jahrhunderten im Kanton Thurgau an¬
sässigen, aber einst in der ganzen Nordostschweiz vertretenen
Geschlechte der Leu und die persönliche Herkunft aus dem