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Wie hoch ist das Risiko für diabetische Retinopathie?

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 4 | 2019

Bei GLP-1-RA handelt es sich um inji- zierbare inkretinbasierte Medika- mente, die als zweite oder dritte Option zur Behandlung von Diabetes Typ 2 empfohlen werden. Diese Substanzen weisen ein neutrales bis günstiges kar- diovaskuläres Profil auf. Aus älteren Studien geht jedoch hervor, dass es unter GLP-1-RA anfänglich zu einer Verschlechterung der diabetischen Re- tinopathie kommen könnte.

Antoniuos Douros vom Jewish General Hospital in Montreal (Kanada) und sein Team untersuchten nun anhand einer Auswertung der U.K. Clinical Practice Research Datalink (CPRD) in einer be- völkerungsbasierten Kohortenstudie, ob GLP-1-RA mit einem erhöhten Risiko für die Inzidenz einer diabetischen Reti- nopathie verbunden sind. Dazu analy- sierten die Wissenschaftler die Daten von 77 115 Diabetes-Typ-2-Patienten, die im Zeitraum von Januar 2007 bis September 2015 mit einer antidiabe - tischen Therapie begonnen hatten. Im Rahmen ihrer Studie verglichen die Au- toren das Risiko für die Inzidenz einer diabetischen Retinopathie unter GLP-1- RA (allein oder in Kombination mit an- deren Nicht-Insulin-Antidiabetika) mit dem unter zwei oder mehr anderen ora- len Antidiabetika. Ergänzend verglichen sie das Retinopathierisiko bei Neuan- wendern von GLP1-RA und Insulin.

Vorübergehend

erhöhtes Retinopathierisiko

Der durchschnittliche Beobachtungs- zeitraum betrug 2,8 Jahre (Maximum:

8 Jahre). Innerhalb der daraus errech- neten 245 825 Personenjahre wurde bei 10 763 Patienten eine neu aufgetretene diabetische Retinopathie diagnostiziert.

GLP-1-RA waren nicht mit einem höheren Gesamtrisiko für die Inzidenz einer diabetischen Retinopathie ver- bunden als die Einnahme von zwei oder mehr oralen Antidiabetika (Hazard Ratio [HR]: 1,00; 95%-Konfidenz - intervall [KI]: 0,85–1,17).

Bei der Betrachtung einzelner Behand- lungsabschnitte zeigten sich jedoch Un- terschiede. So war eine Anwendungs- dauer von 6,1 bis 12 Monaten mit einem um 44 Prozent erhöhten Risiko für die Inzidenz einer diabetischen Re- tinopathie assoziiert (adjustierte HR:

1,44; 1,06–1,95). Bei einer kürzeren Behandlungszeit ≤ 6 Monaten (adjus- tierte HR: 0,94; 0,76–1,17) und einer längeren Behandlungsdauer von > 12 Monaten (adjustierte HR: 0,83; 0,60–

1,15) wurde dieser Zusammenhang da- gegen nicht beobachtet. Das erhöhte Retinopathierisiko im Zeitraum zwi- schen 6,1 und 12 Behandlungsmonaten blieb in Sensitivitätsanalysen erhalten.

Bei Patienten mit arterieller Hypertonie oder bei Einnahme von ACE-(«angio- tensin-converting enzyme»-)Hemmern oder Angiotensinrezeptorblockern (ARB) war das Risiko für eine GLP-1-RA- assoziierte diabetische Retinopathie besonders hoch.

Im Vergleich zu Insulin waren GLP-1- RA mit einem geringeren Risiko für eine diabetische Retinopathie assoziiert (HR: 0,67; 0,51–0,90). Das verminderte Risiko zeigte sich vor allem ab einer Be- handlungsdauer von 12 Monaten (HR:

0,48; 0,31–0,76). Bei kürzeren Anwen- dungszeiten von ≤ 6 Monaten (HR:

0,84; 0,55–1,27) und von 6,1 bis 12 Monaten (HR: 1,05; 0,64–1,72) war das Retinopathierisiko unter GLP- 1-RA und Insulin etwa vergleichbar.

Diskussion

Die Autoren vermuten, dass die vor - übergehende Erhöhung des Retino - pathierisikos in den Behandlungs mona - ten 6 bis 12 mit der raschen und ausge- prägten Verbesserung der glykämischen Kontrolle zusammenhängt. Diese stand auch in älteren Studien mit einer vor - übergehenden Verschlechterung der dia- betischen Retinopathie in Verbindung.

Des Weiteren könnte die transiente Zunahme des Retinopathierisikos auf einer unmittelbaren Wirkung der GLP- 1-RA in den Retinazellen beruhen, da hier zahlreiche GLP-1-Rezeptoren ex- primiert werden. Gegen diese Hypo- these spricht jedoch, dass DPP-(Dipep- tidylpeptidase-)4-Inhibitoren nicht mit einem erhöhten Retinopathierisiko ver- bunden sind, obwohl sie die endogenen GLP-1-Spiegel erhöhen.

Das geringere Retinopathierisiko der GLP-1-RA im Vergleich zu Insulin sollte nach Ansicht der Autoren vorsichtig in- terpretiert werden. Zum einen waren die Insulinanwender älter, sodass bei ihnen bereits mit höherer Wahrschein- lichkeit diabetesbedingte Komplikatio- nen vorlagen. Da Insulin zudem eine vorübergehende Verschlechterung der diabetischen Retinopathie bewirkt, könnte dieses Ergebnis eher auf das er- höhte Retinopathie risiko unter Insulin als auf ein verringertes Risiko unter GLP-1-RA zurückzuführen sein. PS s Quelle: Douros A et al.: Glucagon-like peptide-1 receptor agonists and the risk of incident diabe- tic retinopathy. Diabetes Care 2018, Aug 27; pii:

dc17-2280; doi: 10.2337/dc17-2280. (Original) PMID: 30150234.

Interessenlage: 2 der 7 Autoren der referierten Studie haben Gelder von verschiedenen Pharma - unternehmen erhalten.

GLP-1-Rezeptor-Agonisten

Wie hoch ist das Risiko

für diabetische Retinopathie?

In einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie waren GLP-(glucagon-like peptide-)1-Rezeptor-Agonis- ten (GLP-1-RA) nicht mit einem höheren Gesamtrisiko für die Inzidenz einer diabetischen Retinopathie verbunden als die Einnahme von zwei oder mehr oralen Antidiabetika. In den Behandlungsmonaten 6 bis 12 wurde unter GLP-1-RA allerdings ein vorübergehend erhöhtes Retinopathierisiko beobachtet.

Im Vergleich zu Insulin waren GLP-1-RA mit einem geringeren Retinopathierisiko assoziiert.

Diabetes Care

Referenzen

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