'no
Volksthünilichc Geschichte SüleiniAiis
des Ersten.
Von
Dr. Th. IVÖIdeke.
Neben der prunkenden, gelebrten und officiellen Litteratur
liaben die Osmanen nocb eine zwar unsclieinbarere, weit weniger
unifangreiclie , aber jene durch Frische und Unmittelbarkeit so
sehr übertreffende Volkslitteratur, dass sie wenigstens unserer Be¬
achtung Werth ist. Sie betrifft nicht nur das Gebiet der Poesie
und Gnomik, sondern auch das der Geschichte oder vielmehr der
Sage. Zu dieser Gattung gehört z. B. die von Uieterici in seiner
Chrestomathie ottomane herausgegebene Geschichte des IVIalimüd
Paäa; ein zweites Beispiel derselben ist die folgende kleine Schrift,
welche wir einer Handschrift der k. k. Hofbibliothek entneh¬
men ' ). Nacb dem Titel erwartet man eine eigentliche Ge¬
schichte .Süleiinän's , aber das Bucb, obwohl aller Wahrschein¬
lichkeit nach vollständig, behandelt sein I^ieben nur bruchstück¬
weise. Der historische Grund, der in jener Geschichte IVluhmiid
Pas.i's nocb überall stark hervortritt, verschwindet hier bis auf
einen so kleinen Ueberrest, dass man kaum begreift, wie die
Erinnerung an die grossurtigcn Kriege dieses Fürsten so unklar
werden konnte. Der erste Theil schildert eine Schlacht, welehe
durch den Heldenmutb des Heeres, besonders der Janicaren, von
denen einige Hauptbelden besonders namhaft gemacht werden,
glücklich entschieden wird. Aber es wäre verlorene Mühe, aus¬
forschen zu wollen, welche gesciiicbtliche Schlacht hier gemeint
sei. Diese achttägige Schlacht — eine solcbe bat Süleimäu nie
geschlagen — gegen die verbündeten sieben Gjaureii-Küiiige, von
denen z. B. der König von Wien (der Kaiser), der von (der
Republik!) Ragusa und der von IVlittel-Ungarn -) besonders auf¬
geführt werden , ist nur eine Zusainmeiifassuug seiner sämmt¬
licben siegreichen Kämpfe gegen die Christen. Wie gänzlich
ungeschichtlich dies Alles ist, geht besunders aus deu ersten
1) Hisl. Osm. 49. Kin kliMiicr Orlnvliiind von 24 ßlüllcrn, von doncn die lelzlen noch ein angebliches Veriluchungsschreiben des Sultans Mürad gegen alle Frevler entbalteo. Die Scbrift ist ein denllichcs, gefalliges Neschi.
2) Orta Ma^'ar.
Nöldeke, volkslhümliche Geschicke Süleimdn's d, Erslen. 221
Wortea hervor, wo es, hloss um den nachherig-en vollständigen Sieg
stärker hervorzuheben, heisst, dass er vorher sechs Mal ') von
dem Könige von VVien geschlagen worden sei , während in Wirk¬
lichkeit doch alle seine Feldziige gegen den Kaiser mebr oder
weniger erfolgreich waren. Dann wird erzählt, wie Süleiman
bei der Rückkehr die Casernen der Janicaren zum Dank für ihre
Tapferkeit mit Wasser versorgt, alle ihre Einrichtungen zweck¬
mässig ordnet und besonders ihren Sold fest bestimmt. Zum
Schluss endlich erzählt das Bucb, wie sich ein gewisser Kedik
Abmed vom Koch einer Janicarenkammer zum Grossvezir empor¬
schwingt. Höchst bezeichnend für die Anschauungsweise des
türkischen Volks ist die Schilderung des Verfahrens, wodurch
er als Ober-Marktmeister und nachher als Vezir billige Preise
bewirkt: er bestimmt einfach die Preise und lässt die, weicbe
sicii nicht darnach richten, kurz und gut aufhängen! Das ist
türkische Nationalökonomie!
Auch in dem, was nach der Schilderung der Scblacbt folgt,
sind einige historische Züge. Kedik Ahmed ist zusammengesetzt
aus Kedik Ahmed Pasa, der sich, aber scbon unter Muhammed II.,
vom gemeinen Janicaren zum Grossvezir emporgeschwungen hat¬
te ^), und Ahmed Pasa (nicht mit dem Beinamen Kedik), der
unter .Süleiman wirklich eine Zeit lang Grossvezir war'). Dass
Süleiman grosse Wasserleitungen anlegte, dnss er''), wie vieles
Andere, so aucb die Einrichtungen der Janic'aren und besonders
ihren Sold geregelt'), ist historisch. Aber dies Alles ist in ein
ganz unhistorisches Licht gerückt. Alles wird so dargestellt,
als sei es nur den Jani6aren zu Liebe geschehen. Mit dem Bau
der grossen Wasserleitungen beabsichtigte Süleiman doch gewiss
mehr, als bloss die Janicaren für ihre Tapferkeit zu belohnen.
In Kedik Ahmed wird gezeigt, wie ein tapferer, kluger Jani6ar
zu den höchsten Wurden gelangen könne. Seine polizeilichen
Massregeln kommen besonders den Janicaren zu Gute. Nebmen
wir hiozu , dass der erste Theil ganz besonders die Verherr¬
lichung dieses Corps bezweckt, dass die gefeierten Ueiden fast
lauter Gemeine oder Subalternofliciere sind, von denen die Ge¬
schichte nichts meldet deren Gedäcbtniss sich aber unter den
Kameraden erhalten hatte, obgleicli sie vielleicbt zu ganz ver¬
schiedenen Zeiten gelebt haben; betrachten wir dazu die väter-
1) Für den sagenhaflen Charakter spricht auch die viermalige VVieder¬
kehr der heiligen Siebenzahl; in dem 7. Feldzuge werden 7 Könige in einer Schlacht besiegt, deren Kniscbeidung 7 Tage zweirelbaft ist, und in der sich 7 Helden besonders auszeichnen.
2) Hammer, Gescb. des osm. Reichs, I, 499 (2. ■\ufl.).
3) ebend. 11, 23t ff. 4) ehend. II, 290. 5) ebend. II, 338.
6) Ich habe wenigstens bei Hammer keinen dieser, freilich zum Theil entstellten IVamen gclunden.
T12 Nöldeke, volkslhümliche Geschichte Suleimän s d. Erslen.
liehe Art, mit weicher der Sultan ,, seine Kriegsleute" ') behan¬
delt und weit vor allen Andern auszeiciniet : so kann es wobl
nicht zweifelhaft bleiben , dass dieses kleine Iiuch iu Soldateu-
kreisen entstanden ist. VVer aber der Verfasser sei, wann er
gelebt habe, ist, da jede Angabe darUber feblt und die Hand¬
schrift nicht einmal ein Datum trägt, unmöglich zu bestimmen.
Nur so viel möchten wir behaupten , dass die geschichtliche
Ueberlieferung eine geraume Zeit, schwerlich weniger als L'iO
Jahre brauchte, um sich so zu verdunkeln, wie hier. Der ein¬
zige Weg, das ungefähre Alter der Schrift zu erforschen, wiire
eine Untersuchung Uber die darin angegebenen einzelnen Einrich¬
tungen , weicbe gewiss zum grossen Tbeil einer spätern Zeit
angehören, und sollte es uns sebr freuen, weuu hierUber ein Kun¬
digerer Nachricht gäbe.
Die Sprache des Buchs ist einfach und schlicht, weit ent¬
fernt von dem Schwulste der Reichshistoriograpben , aber ziemlich
breit und gedehnt, Wiederholungen nicht scheuend. Es finden sich
manche Nachlässigkeiten der Rede, die im gewöhnlichen Leben
nicht vermieden werden, wobl aber in den Werken gelehrter
Scbriftsteller. Vulgäre Wortformen kommen mehrfach vor. Da¬
hin gebört z. B. , dass sehr oft fUr ^ ein ^ geschrieben wird;
denn die Westtürken, überbaupt den Aspiraten abhold, suchen
besonders dus gutturale ch zu vermeiden ; das Volk spricbt dafür
gern b (oder in andern Fällen k). Daher rühren Schreibweisen
wie j u. s. w. Umgekehrt findet sich neben
auch Der Scbreiber sprach wahrscheinlich und ^ ein¬
fach wie h aus und schrieb daher eines für das andere und um¬
gekehrt. In keinem Worte aber ist die unorthograpliische Schreib¬
art consequent durchgeführt, ausgenommen das Wort ji-^^-^^* (aus
^LS^jyi-, ^I^'lX.j^Ia^-), das stets so mit - gescbrieben wird. Da¬
neben steben .Schreibarten wie für ;>-''5 ^^''"'^^ für •>
J)f^ für j/S^> ^-i^Jj-.^ für ».^"^.''.J u. s. w. , oder solche, wo das persische Izafet durch die .Schrift ausgedrückt ist, z.B. (jf^ijy'"^
— aj^-ii Lf^^-r"'^**" (oder ■^^.j^ ,_^»^*'")>
Auch in türkischen Wörtern kommen Anomalien vor. So bat
die Handschrift z. B. oft ^, wo die mir zugänglichen Hülfsmittel
^ vorschreiben, z. B. ^) , 5 '■^-f-.^ ■> ■^'■^ (Krieg)
1) y.lJ^S, eig. Knechle, wie dieses Wort früher aurh im Deutschen
— so noch bei Lulher — ansser und in Zusaininenselzungen (Kriegslinecht, Landsitnechl) besonders vom Kussvollc gebraucht wurde. Doch nennen sich unlen auch die Snähi's die ,,kullar" des Kaisers. Vgl. das engl, knigbl.
Fl.
2) Da die Suffi.xe und (wie und aS», i^^:^ und tS.:>.
Nöldeke , volkslhümliche Geschichle Süleimdn's d. Ersten. 223
u. a. ümgekelirt setzt sie für ^ nicJit selten, wie die meisten
Handscliriften, bloss ~. Kinige andere zerstreute Unregelmäs¬
sigkeiten der Ortliograpliie und Auss|iraclie sind an ibren Stellen
bemerkt.
Der Text ist in der einzigen Handscbrift, die icb benutzen
konnte'), nft ziemlich entstellt. Freilicb war icb da manchmnl
in Ungewissbeit, ob eine grammatisch unrichtige F.iesart von
einem Schreibfehler oder von der ungenauen , vulgiiren .Schreibart
herrühre; manche Verbesserungen, die ich anfangs für nöthig
hielt, habe ich nachher wieder aufgegeben. .ledenfalls bleibt der
Vermuthuug ein weiter Spielraum, und ich bin weit entfernt,
meine in den Anmerkungen beigebrachten Conjecturen für die
absolut richtigen zu halten. An einigen Stellen ist es mir jedoch
nicht gelungen, eine auch nur einigermassen wuhrscbeinlichc Les¬
art zu gewinnen.
Für das sachliche Verständniss reichen im Allgemeinen die
Hammerschen VVerke aus , deren betreffende Stellen ich citirt
habe. Wo icb über einzelne Gegenstände oder Wörter weder in
ihnen, noch in den mir zugänglichen Wörterbüchern (Meninski,
Bianchi, Lehnet ul lugat) Aufscbluss fand, babe ich es beson¬
ders hemerkt; sehr erwünscht wäre es mir, hierüber, sowie über
die zahlreichen zweifelhaften .Stellen des Textes von .ändern be¬
lehrt zu werden.
In der .Schreibart der Nainen iiiibe icb micb ganz nacb der
gangbaren Ausspracbe von konstantinupel gericlitct ') und daiicr
die feinen Unterschiede der arabischen Coiisoiuiiiten , die im Tür¬
kischen nicht beachtet werden , aucb niciit bezeichnet. Die Länge
der Vocale in arabischen und persischen Wörtern drücke ich
durch " aus, wiewoiil sie nur von den Gebildeten genau beob¬
achtet wird, während das Volk, das ja in seiner Muttersprache
keinen Unterschied langer und kurzer Vocale findet, sie meist
verkürzt.
.Schliesslich die Bemerkung, dass ich das häufig mit den
Zeiten der Vergangenheit abwechselnde Praesens historicum des
Textes überall, auch wo es etwas fremdartig klingt, in der
Uebersetzung beibehalten habe.
Wien im Januar I8.)7.
u. s. w.) gleicbbedeulrnd sind, und cs nur auf die Anwendung nn Kinzelnen ankommt, so ist gegen diese .Selireibait jirincipicll nichts einzuwenden, zumal
da gewiss das ursprüngliche isl.
1) Giebl es noch eine andere Handschrift dieser Geschichte, so isl doch schwerlich der Te.xt ganz derselbe. Hei solehen \dlksschririen iinderl be¬
kannilich jeder Abschreiber nach W illkür und folgl darin nur den fiühern Erzählern, welche die Geschichle auch immerforl umbildeten.
2) Nur die Janicaren aus ihrem historischen Hechte zu verlreihen und in Jeniceri zu verwandeln habe ich nieht gewagt.
2'2\ Nöldeke, volkslhümliche Geschichte Süleiman s d. Erslen.
Geschichte des in Gott ruhenden hochseligen Sultäns
suleimän ').
Als des Sultäns Suleimän Majestät, nachdem er in sechs
FeldzUgen gegen den König von Wien ^) nach Gottes Rath-
schluss') sechsmal geschlagen worden war, endlich zum sieben¬
ten Male wiederum gegen jenen auszog, da vereinigen sich sie¬
hen Könige uud schwören einander zu , dass sie ihr Möglichstes
thun wollen , um den Osmanen gänzlich zu vernichten'). Da nun
der selige Sultan SUIeimän das Ziel seines Marsches erreicht hat,
stellt er sich den sieben Königen entgegen, sieht aber, als
schon alle Beilerbeji's auf dem Punkte sind geschlagen zu wer¬
den, dass die Sache anders als sonst geworden ist'). Da lässt
er das heilige Banner (des Propbeten) und dus heilige Banner
des erhabenen grössten Imäms '') herbeibringen ,^ iibergicbt sie
dem Jani^aren-Kjahja ') Selim Aga, dem Ober-Caus >*) Mürtezä
Aga und dem Obersten des Fussvolks ") Deli Uamza Aga und
spricht: „Meine Kriegsleute! Der heutige Tag ist unser Ker¬
belä '"). Diesen Tag dUrfen wir und dürfet ibr nicht Uber¬
leben; ihr dUrfet nicht erkalten im Eifer für den Isläm; das
ziemt sich nicht. Scheut eucb vor dem heiligen Banner des Pro¬
pheten ' '), dem Gott Segen und Heil gebe, und vor dem des er¬
habenen grössten Imäms; morgen werdet ibr wUnscben, dass die
1) ».J j>ft«-*j ir>="j'e)'---^' LT-iV ^.,L<.«o^i> ^^U/.l.« ^lLUü-iJ:i
2) Jlyi so slalt
3) lj».i» j hier und weiler unlen ohne Präposition oder Post¬
position ,- adverhialisch , virtuell im Accusativ stehend.
A
4) j^y^H^ — vJi.«,.Als ^jUic J-J". An der Siellc
des Striches steht in der Hdschr. ein grosser goldener Punkt. Ohne Zweird
ist da ein Wort wie oder zu ergänzen.
5) jAj^JjI_>Jjj'.> l_gj*i u^ii' '^^ t h. dass die Sache diess¬
mal noch schlimmer stand als in den frühem Kriegen.
6) ^^ftjj*i ^L^i*» (ii5U.J^ljj»i2=» ^^cl . l'eber dieses Banner
des „grösslen Imäms", d. h. Kbu Hanife's, hahe ich durchaus nichts finden können. Den zweilen Rang nabm sonst die P'ahne der Sipähi's zur Rechten des Propbelenbanners ein; Hammer, Staatsverfassung d. osm. Reichs, II, 177
7) i^^lvA^ÄÄi' JyS 8) (jiiL=?- (jiLj
9) UU U-W • l'ohcr alle Militärverhällnisse, namenllich die der
Janicaren , verweise ich ein lür alle .Mal auf Hammers ebengenanntes Werk, 11, 201 ff.
10) yi^ijf fji ^j^^i^ y) , d. h. wir müssen heule als Blutzeugen des Isläms fallen wie Ilüseiu und die Sehnigen in dem Treffen bei Kerbelä.
11) d. Hdscbr. ^»«äJ sl. .
Nöldeke, volkslhümliche Geschichle Süleimdn's d. Erslen. 225
Inbaber dieser beiden (Banner) für euch hei Gott Fürbitte ein¬
legen". Als alle Janidaren und Corpsführer ') diese Worte hör¬
ten, weihten sich nlle dem Tode; 1500 zum Sterben entschlos¬
sene Janidarenstreiter-) vertrauten das heilige Banner (des Pro¬
pheten) und das des erhabenen grössten Imäms dem Obersten des
Fussvolks Deli Ilamza Aga an und stürzten sich mit einem Male
auf die elenden Ungläubigen '). Sieben Tage und siehen Nächte
lang gah es einen gewaltigen Kampf*); am acbten Tuge aber
nach dem Morgengebete wurden auf Gottes Geheiss die Ungläu¬
bigen geschlagen, alle Beilerbeji's bekamen neues Leben'), von
allen Seiten rUckte das Heer der Moslemen vor und sprengte
das der Ungläubigen in einzelne Rotten auseinander. Da liess
es dem grossmächtigen Pädisäh nieht länger Ruhe: er wusste
sich auf irgeod eine Weise von den Oberleibwächtern ^) loszu¬
machen, stUrzte sich verkleidet mit dem Waffenträger, dem Man¬
telträger, dem Bügelbalter uod dem Turban-Aga ^) in den ge¬
waltigen Kampf hinein und erlegte viele Ungläubige. Unterdes¬
sen waren die Oberleibwächter vor Bestürzung ganz ausser sich;
die vier Oherleibwächter ") oebst vier Hauptleuteo ^) stürzteo sich
1) ^^ä^ Os'-=$-i'5 '^^♦^
2) i^^-ljjLc j:svr ^.jOj*« ijj^f^. jyf-Ai ^? .
3) »JUj^J».*;)! |.^* '^rfjiji' jiMS\s> ^^^^tUi". Das
mir uabekauDtc ^jS' ist wahrscheinlich erst aus enlstanden, wenn
nicht vielleicht ein an und fur sich bedeutungsloser verstärkender Vor¬
schlag davou.
4) (•Ji'^^J VVill man nicht nach ^ ein Wort wie JlAs»
einsetzen , so muss man das j einfach streicben oder es für eine uncorrecte Darstellung des Jäi'-izäfet balten, wie weiter unlen in ü^"^' S*"^^""
barte Religion. , gewaltiger Kampf, mit türkischer Wortstel¬
lung, kommt in unserem Texte mehrmals vor.
5) y^i^J jjL=. SjLj' _^U5Cj^1JCj ^J.♦^■ ^.j^i^ jS> . Das nicbt übersetzte
^.yjtäjh ^ giebt bier keinen guten Sinn; wahrscheinlich ist es eine falsche
Vorausnähme des ^.AS^js ^ im Anfange des folgenden Satzes.
6) jjvXjjUI i2SOj,U.i,Lj y^y^ ■ Ueber die Leibwächter , Solaks , vgL ausser der angeführten Stelle von Hammer's Staatsverf. d. osm. Reichs ebend.
S. 50 ff.
7) JUj^tJoL^j5 y\jJiyS>) jiJcSPjL». . L'eber diese vier
Hofämter s. Hammer ebendas. S. 13 ff.
8) jJ ö^l^*^ ^)t'^> Zahlwort zum Ausdruck der Deter¬
mination bier und unten öfter, wie aucb in gelehrten Werken, z. B. im
(lihännümä. mit dem Plural verbunden.
9) ^_^'i■'<■i»>>j> ^^J'^.
Bd. \11. 15
226 Söldeke , volkslhümliche Geschichle Süleiman s ä Erslen.
in den Kampf und fanden den streitbaren Hcrrsclicr wieder auf.
Nachdem derselbe sich aus dem Kampfe zuriickg-ezngeii hatte, rich¬
tete er in eigner l'erson herzgewinnende Worte an seine Kriegs¬
leute, indem er spracb: „Meine Kricgsleute ! Heute haben wir ein
grosses Fest; solch ein Fest bekommen wir nicht wieder. Sieg
und Triunipli sind unser; reiche Uelolinung sei euch zugesichert,
meine Kriegsleute!" Nach diesen Worten bringen der Waffen¬
träger Aga'), Rustem Aga, der Janidaren-Ag» '), der Janicaren-
Kjalija Selim Aga, der Ober-Cauä Mürtezä Aga, und der Oberst
des Fussvolks Deii Hamza Aga das heilige Banner (des Prophe¬
ten) und dus des erhabenen grössten Imäms zu dem streitbaren
Herrscher zurück, übergeben sie ihm und sprechen ,, Mein
glücklicher Herrscher*)! Im Kampfe für die geoffenbarte Reli¬
gion opfern wir gern unser Leben für das Glück meines Herr¬
schers. Flehe Segen nuf deine Kriegsleute herab, mein Herr¬
scher!" üa weinte der streitbare Herrscher, und nachdem er
viele Segenswünsche für sie gesprochen hatte, übergab er seinen
Kriegsleutcn wieder das heilige Banner (des Propheten) und das
des erhabenen grössten Imäms und abermals stürzten 1500
zum Sterben entschlossene Streiter, denen es nicht länger Ruhe
liess, mit einander in den Kampf. Der Janicaren - Aga ging
nach dem einen Flügel , der Janicaren-Kjalija nach dem andern
hin. Nach Gottes Rathscbluss traf der Janidaren-Aga auf dem
Flügel, nach welchem er gegangen war, deu König von Rngusa
(Dobra Venedik); da er aber nicbt wusste, dass es ein König
war, schnitt er ihm den Kopf ab ^und brachte ihn'zum Kaiser,
üer Janicaren-Kjalija und der Ober-Caus trafen im Handgemenge
auf den Sohn des Zerin und den Sohn des Pekän*"), nahmen sie
1) Ul jl.>..5^Ju, . 2) (_y««Lct (_5j.^\Jij .
3) j'-j'.^j' '^'>-?"5 'r^i'-^^' ^/Xm^j . Diese, aueh sonsl gewiihnlichc, nachlässige Setzung des j nach dem Gerundium vor dem Verb. fin. findel sicb in dieser Schrift sehr oft. Man bemerke ührigens den Gebrauch des
= tl33* , einem oder mehrern Andern gegenüber sprechen.
4) Natürlich spricht Einer, daber hier der Sing, der ersten Person; da er aber für alle spricbl, so wecbselt damit der Plur. ab. In der L'eber¬
setzung ist dieser für uns befremdliche Personenwechsel überall beibehalten, eben so die Anrede an den Sultan bald mit Du bald mit Ihr.
5) Der Te.tt hat: j^.5\Ju» ii5s-ijjlj'j«22=>. ^»tirt (.U'. ^L^U*»
g.JI j^,-*^^^ e)'V"3>"'^- '^^i j'^^-* cy'j^^J^ ■ '^^'"'^ offenbar ctw.is wie V—'.yXjt ^*lo>j' fcÄjjiJyä j^j^j .
6) «-iijJ c^^^' O^J)' *'''''™"'atiscb sollle es ^j^j
•^^.'S^i' i^i^^ii t'^üj^^s^ (.•)'^-J heissen; aber das i_g von (J»c»t
Nöldeke, volkslhümliche Geschichte Süleimdn's d, Erslen. 227
nach gewaltigem Kampfe alle heide gefaogen und hrachten sie
zum Kaiser. Alle Janidarenstreiter theilten sich nun, nachdem
sie siehen Tage und siehen Nächte gehungert und gedurstet
hatten, in Haufen von je zehn Mann, weihten sich dem Tode,
warfen sich auf jenes zahllose Heer der Ungläubigen und strit¬
ten an jenem Tage und in jener Nacht so gewaltig, wie es,
so lange die Welt steht, weder geschehen ist noch wieder ge¬
schehen wird. Den Tag darauf nach dem Morgengebete wurde
das ganze Heer der Ungläubigen geschlagen und, statt länger
Stand zu halten, floh es'). Da liessen die untern (zwei) von deo
sechs Rotten der Sipähi's -) die vier (obern) Rotten mit den Sipähi-
und Waffenträger-Agu's ') bei dem streitbaren Herrscher als Be¬
deckung zurUck uod alle Sipähi's rUckteo vor uod stUrzteo sich
in den Kampf. Auch sie trafen auf grosse Schaaren Ungläubiger
und nahmen ihnen GeschUtz, Munition und Gepäck ah. Diese
Freudenbotschaft Uberbrachte dem streitbaren Herrscher der Sipähi-
Aga *) Chandan Aga. Nachdem diese so ihren Wunsch erlangt
haben, kommen auch die Aga's der obern') Rot'en zum Kaiser
und jammern: „Mein Herrscher! Wir, deine Kriegsleute, sind
von diesem Glaubenskampfe ausgeschlossen gewesen!" Hierauf
wurden die Aga's und Sipähi's der vier (ohern) Rotten, nebst
dem Beilerbeji von Rumiii, Isläm ^) Pa^a, angewiesen, den flüch¬
tigen Ungläubigen oacbzusetzeo , holteo sie bald eio, erbeutctep,
nachdem sie die Flüchtlinge alle vollends auf's Haupt geschla¬
gen hatten, 1200 Schädel und .3000 Gefangene') und brachten
diese zum Kaiser.
ist, wie in f^ijl^i^ Plur. ^U^jji^j , sehon mit dem Worle verwaehsen nnd
£,
gilt nicht mehr als Pron. suH". So auch weiter unten ^^-^Ij u«^''^ f^f^^^t den Exerciermeister, nicht ,_c.A.£iL3 " ai...x..iLi , dem Hauptmann, nicht jUaäLj j und yJU^ilj ».ijt, die Hauptleute, nichl |_^)liLj .
1) Mit einer Paronomasie zwischen jl^S und j'^s; "j';' (-5.)'^' ji:>jJ..i.,Äjl .
2) (_5_jLc o^^vS »S ^ULi- «J>Jb M«xit lif^l^^L/..» ■ii^L
g»JI '—lyjA vil »jlXis» . Das a.i' nach ^_j.ai=» 'st zu viel.
,3) ^jiLil jIAäLwj »La*.. 4) ^-Lii j.1a?L-,
5) So nach dem Zusammenhange , gegen das handschriftliche xclÄil
^c_yJLc( yS^b.
6) Der Name Isläm komml wirklich vor, wenn auch von diesem Pasa
nichts hekannt ist.
7) Jwj.>k0iAj ^jtj «.If j^f,j\i^ä. Dieser Ausdruck, UÜI JJ,
charakterisirt recht die alllürkische Barbarei. Man machte keine Gefangene;
nur um Kundschaft von der Lage und den Planen des Feindes zu erbalten, 15*
228 Söldelie , volkslhümliche Geschichle Süleimdns d. Erslen.
Unter den Haupthelden dieses Kampfes ') Iiatten Deli Man-
dra^y vom 20. Bataillon -), Rizvän Bese von der Aga-Rotte 32
Deli Ali aus Alasonia '') von der Rotte 3.T , Deli Gyvaz ') von
der Rotte 33, Deli Baba von der 10. Rotte, Deli Hamza aus
Pirlepe''') von der Rotte Ih, und Deli Kurd aus Belgrad von der
Rotte 14 — diese sieben Kameraden batten treu zusammengebal¬
ten und sicb in diesem gewaltigen Kampfe viel Rubm erworben;
jeder von ibnen batte drei bis vier Gefangene und Köpfe erbeutet.
Als sie sicb (mit diesen) eben zum streitbaren Herrseber begaben,
trafen sie nacb Gottes Rathscbluss gerade auf den König von
Mittel-Ungarn (Orta-Ma^ar). Wie sie diese (den König und seine
Leute) sahen, warfen sie sich todesmutbig auf das Heer der Un¬
gläubigen ; auch die Janicaren sahen sie und griffen gleichfalls
an, und als jene wiederum diese sahen, fuhren sie (desto hefti¬
ger) auf das Heer der Ungläubigen los. Die Ungläubigen stürm¬
ten zwar aucb ihrerseits gegen die Unsrigen an , diese aber er¬
hoben mit einem Male den Ruf: „Gott ist gross!" und rückten
vor; Gott der Allerhöchste verlieh unsern Streitern den Vortbeil:
sie schlugen die Ungläubigen und nahmen ibre beiden Könige
gefangen. Als die Kämpfer mit so vielen Gefangenen und Köpfen
zu des streitbaren Herrschers erlauchter Person kamen'), stand
dieser auf, warf sich auf sein gesegnetes Antlitz nieder, und
spracb, indem seine gesegneten Augen statt der Thränen Blut ver¬
gossen : „Meine Kriegsleute! Gesegnet sei euer Glaubenskampf!
Der Höchste sei euer aller Helfer!" und nach vielen Segens¬
wünschen für sie schenkte er ibnen prächtige Ehrenkleider, Als
sie aber, du er ihnen auch einen Beutel voll Gold schenkte,
ura ,, Zungen zu bekommen", wicb man von dieser Regel ab. Später ward freilicb oil' JO eine Redensart Tur ,, Gefangene macben" Uberbaupt.
1) D. Hdschr. ^-jwXi? ßyi^ ii>.Ä=» _»j ; ich lese ^jv\Ä*.t^5 .
2) |^:5-ljAjU J.O ^^IaJjJ t^^cL«.> ^^\X*j^;t', Mandra^ y eig.
Hirt, von Mandra, Hürde, Heerde.
3) o'.^'^ sJJ,^y,\.i Lei i^ä'J>ii', die Cardinal- für die Or¬
dinalzahl, leb habe den Wechsel der beiden Ausdrucksweisen in der l'eber¬
sctzung wiedergegeben, l'eder die „Aga-Rolte", die aucb nocb einmal vor¬
kommt, habe ich nichts finden können.
4) iUj^.c'SI 5) ui=b*^ 6) i '^^jf.:t
7) >SiJUu)j..i' j>«a=»- «.Ijl U^Wj ti^^ j'^*?^ »jl^*»- ijijli j^^j^ yi
«^j^käcDAb'. Damil das ^IX/Ls» l5)'~^ ''''i/^i/^ j^*^-^ die
ricbtige Annexionsverbindung komme, muss man das v von s^LXä» streichen,
ebenso wie oben einmal das » von v^ljkji in »üj^MkC s^LaS 3f Jjf
und unten das » von s^^Ui.>Lj in »A^.J^ÄJ' s^*, »^LiJL^. .
Nöldeke, volkslhümliche Geschichte Süleimdn's d, Erslen. 229
dieses Gescbenk des glücklichen streitbaren Herrsebers nicht an¬
nehmen wollten und mit gebeugtem Halse vor seiner erlauchten
Person standen, sprach er: „Meine Kriegsleute! Warum nehmt
ihr mein Geschenk nicht an? Was haht ihr für einen (andern)
Wunsch?" Da antworteten sie: ,,Mein glücklicher Herrscher!
Wir sind ja Deiner Geschenke jederzeit bedürftig; •— allerdings
haben wir einen Wunsch an unsern glücklichen Herrscher." Auf
seine Frage: ,,Was für einen, meine Kriegsleute?" antworteten
sie: „Mein glücklicher Herrscher, wir haben in Islambol in un¬
sern Casernen ') kein Wasser und leiden (dadurch) grosses Cn-
gemach ; wir bitten (daher) meinen Herrscher um eine oder zwei
Masra Wasser"'). Da erwiederte er: ,,So sei es!" ertheilte
ihnen ein auf zwei Masra Wasser lautendes kaiserliches Hand¬
schreiben uud sprach , indem er sein Wort mit einem Eide be¬
kräftigte : ,, Meine Kriegsleute! .So Gott der Allerhöchste will,
werde ich nach unserer Rückkehr zur Pforte der Glückseligkeit
alle meine Kriegsleute reichlich mit Wusser versorgen." Als sie
hernach mit so viel Ruhm und reicber Beute an Geld und Gut
zur Pforte zurückgekehrt waren und Jedermann wieder an seinen
Wobnsitz gekommen war, gab der streitbare Herrscher im alten
Seräi den Aga's und Kjahja's der sechs Rotten und den Corps¬
führern und Kriegsleuten (Gemeinen) der Janicaren ^) grosse
Gastmäler. Darauf liess er Gold und blankes Silbergeld wie
Getreide aufschütten und unter einander mischen , und streute dies
dann mit einem goldenen Teller über alle Kriegsleule aus *).
Dem Aga und Kjahja der Janicaren aher, dem Oberdaus und den
übrigen Corpsfübrern ') schenkte er prächtige Ehrenkleider. Dar¬
auf setzte er jährlich 150 Beutel Hammelgeld ^) aus und erliess
ein kaiserliches Handschreiben mil dem Befehle, dasselbe (wirklich)
jedes Jahr auszuzahlen; weiter setzte er für jeden Mann viertel-
1) 8.5i.jjJO^I
2) jclÄ^AO aj»a-« ^^.1 Das Worl »j«a/o fehlt in unsern Wörlcr-
hiiehern ^U^o , eig. Wässerchen , voll geschriebenes Deminutiv von ,
3) *üUj.Ijys 5 «.Afili> ^iLjs^.t ^^ßj^^jjij
^
4) wijjiXÄjls ^Hf^'' o>*^'
fc-i.kXj! jUi kÄj^^JLiLj liTylJyi sX^Zf »JLiI (_<-*>«*J 5) jUüic» ö^?!":' ß'^t
fi) *i3?->i ^ Lfebciismillcl , deren vorzUglichsles uaeli
alttürkiscber Sitte das Scbaaflleisch.
'2 JO Nöldeke, volkslhümliche Gesehiclite Süleimdn'sd.Emlen.
jährig 40 Asper Kragengelil '), [x Asper] Fulvergeld ') und 30
Asper Bogengeld ') aus; für die an den Gränzen stehenden Mann¬
schaften und Recruten ') aber täglich 2 Asper Taschengeld
monatlich ein Mass reingesiebten Weizen '''), und für je zwei
Mann eine Oka (2.!- Pf.) Fleiscb. Hernach ertheilte er 1500
kriegserfahrenen Veteranen 29 Asper Garnisonsgeld '), 1500 Ge¬
meinen [x Asper] Invalidengeld ^) , und erliess folgende Verord¬
nung: „Wenn die Pädisäb's zu Felde ziehen, sollen abwechselnd
je 500 kriegserfahrue Garnisonssoldaten und ebensoviel kriegs-
erfahroe Invaliden^) mitziehen und, ohne an dem Kampfe Tbeil
zu nehmen, als Wache bei dem (kaiserlichen) Zelte zurück blei¬
ben '"). In dem Falle aber, dass man bei der Belagerung einer
Festung diese nicbt einnehmen kann, soll man mit diesen meinen
vom Kampfe befreiten Kriegsleuten beratbschlagen , wie die Fe¬
stung zu nehmen sei." Diese kriegserfahrnen Veteranen kamen
dann zusammen und, gingen miteinander zu Ratbe, und nachdem
sie mit einander zu Ratbe gegangen, war man Uberzeugt, dass
die F'estung auf die von ihnen beratbene nnd vorgezeichnete
Weise erobert werden müsse. — Nach den oben erwähnten Fe¬
sten verfügte sich der glückliche streitbare Herrscher in die
Casernen, liess dieselben in guten Stand setzen, die Wasser¬
rohren aller Casernen fest aus Stein bauen '■) und, damit die
Kriegsleute nicht an Wasser Mangel litten, an sieben Stellen
Springbrunnen '') anlegen; wenn dann Reparaturen daran nöthig
würden, beauftragte er mit diesen den Stadtaufseher'') und wies
durch ein kaiserliches Handschreiben das dazu nöthige Geld aus
1) '■Öü , wohl das „Liererungsgcld für Tuch uud Lnlerfuller", Hammer, Staatsverl'. II, 177, 223.
2) ^:s^ä! Ojylj 3) >.;s\sl ^Uf
4) SjJlÄlcXJ^j ö'-*^J a"^^' »JijJAs.^*.
5) »Üsj j d. h. Geld zu gewöhnlichen Ausgahen.
6) |__5li.X.«J (jÄ.»äJj^*1s ».IjS j.1
7) oUaä^jj^S «oj^s! ^^äii BkXj.> ^yA\ jyf-.'^i^/.^
Vjj^Ä^
8) •-J^^yfii ^.jL«*.;*! oiiilji^^Ji! »./ci! ^äi iS^aJ . Wabrschein lieh fehlt bier nach s,*.i\ eine Zahlangahe.
ö; o';-?^!' »'^•J'^j^'«' i^A-^Jj ^j^ijf'' ""^^-^ jyf-.'^i 10) Vj-I;' ^^^'^i
11) kj5j5jk.iLj ^a:==)jU <S^ fcU>
12) K4.Av.:>'
13) >-Jj^_jAJ l^A«J »ÄJ^jl i^S^*! y^-w »A===AJLJ' ^pi (3i-«j'«>
ISüläeke , volkstlmmliche Geschichte Süleimiinsd Ersten. 231
dem Fiscus '> an. Dann erliess er eine strenge üienstverordnung,
des Inhalts: „Die Thürhüter sollen Niemand in die Kiiinmern ein¬
lassen als meine Kriegsleiite ; kein Fremder soll dahinein kom¬
men. Ich will nicht, dass irgend ein Weih oder ein junger
liursclie hinein komme, es mUsste denn eines Kriegsmanns Sohu
sein. Ich will auch niclit, dass irgend eiu anderer .Städter Iiinein
komme." Dann liess er kreuzweis üher einander gelegte Ketten ')
vor die Casernentliore ziehen, die, wenn es nöthig wäre, auf-
und wieder zugemacht werden sollten. Als er eioes Tages, um
.Scliiessübuiigen zu veranstalten, nach dem Platze kommt und auf
der innern Seite der Casernen liinreitet, trifft er auf einen Hund.
Da hält er das Pferd an '), lässt den Janicaren-Kjalija vor sich
kommen, schilt ihn aus mit den Worten : „Ich habe dich zum Auf¬
seher über die Casernen bestellt warum lässt du in diesem mei¬
nen geweiliten Privateigenthum ') einen Hund herumlaufend" und
will den Thürbüter hinrichten lassen; doch auf Bitten des Kjahja
schenkt er ihm das Leben und lässt Ihn nur aus dem Corps aus¬
treten , indem er ihm durch ein Diplom ein Tiiiiar (inilitärisches
Regierungslelin) verleiht, ünd oben steht geschrieben '^).
Darauf liess er die streitbaren Kameraden vor seine erlauchte
Person kommen und redete sie also an: „Meine Kriegsleute! Ihr
seid mit mir in einem grossen Glaubenskunipf'e gewesen. Wir
sind nun, Gott Lob, wieder heimgekehrt. Geniesset jetzt den
Lohn eurer Anstrengungen und erfreut eucb steten Ruhmes ! —
Wir haben eure Casernen in guten Stand gesetzt und euch reich¬
lich mit VVasser versorgt "); seid ibr nun zufrieden ")?" Die .Streiter ihrerseits erwiederten; ,, Mein Herrscher ! Der Allerhöchste
gebe Dir langes Leben I Du hast uns zufrieden gestellt; aber
durch das VVasser da haben diese Fure Kriegsleute nichts ge¬
wonnen ; das was Du da gebaut Iiiist, reicht nur fiir die Ci¬
sterne bin. Ihr hattet uns mit einem kaiserlichen Handschrei¬
ben begnadigt, wonach das VVasser, welcbes diese Deine Kriegs¬
leute zu haben wUnscben, gleich vor unsern Kammern sein sollte.
•) 0*^;!/*-° '••!)
3) eig. zieht iIcs ITcnles Kopf zurück. /^-tT CJ"^^^
4) Die eigeiilliehe .\o.slclluiig des.selhen komiiil ersl weiter unlen vor.
Den l'>zülilunj;en dieser Art liegl wenig :in der chronulogisehen Ordnung.
ä) ''. Hdschr. dlXaoLs- ^^<e 8j=»
ti) ^O.jli«»* ii.>"i)Lj. j nach diesen Worten ist olfenbar eine Texllücke.
7) ^J^jl ^s'^ (^i^S'^j^o. j.A*«J i^y^H/-' '-^j'. ll'is lelzle Wort habe ich selbst hinzugefügt.
8) j^/«»L\J»i U^y^ ^jij^bLi» , naeh der Aussprache slall ^♦^.^J^l . 9) ^Ä5J^>
1 6
232 Nöldeke, volksthumliche Geschichte Süleimdn's d. Ersten.
PadiSäli's breclien ihr Verspreclien niclit; was Pädisäii's verspre¬
chen, muss versprochen hleihen ')." Da lächelte der streitbare
Herrscher und sprach: „Wo ist esl Bringt das kaiserliche Hand¬
schreiben her, das icb euch gegeben habe." Als darauf Deli
Maudra^y vom 20sten (Bataillon) dasselbe dem streitbaren Herr¬
scher überreicht hatte, lächelte er nochmals, fügte noch zwei
Masra Wasser liinzu, liess, um es den Streitern ganz recht zu
machen, vor jeder ibrer Casernen einen Springbrunnen anlegen,
und gab ihnen dann folgende Weisung: „Wenn eure Bassins-')
voll sind, so lasst das Wasser wieder in die Cisterne laufen!"
Dann stellte er einen Mann vom 20sten als Wächter und Auf¬
seher') über besagte Cisterne an, mit einer Oka (2^ l*f.) Brot
täglich und Befreiung vom Kriegsdienst; auch liess er folgendes
Schreiben aufsetzen: ,,Wenn irgend .lemand die von mir gebauten
Cisternen unbraucbliar macht und ihnen Wasser entzieht, so kom¬
me über ihn Gottes des Allerhöchsten, der 124,000 Propheten,
aller Engel, Menschen und Dämonen Fluch!" Dieses Verilu¬
chungsschreiben ■*) wurde dem besagten Deli Mandra^y vom 20sten
Bataillon und jenen sieben Streitern übergeben. Als nun die Ca¬
sernen in guten Stand gesetzt uud ihre Wasserleitungen, Wasser-
röbren und Cisternen '') völlig hergestellt waren, wurde der Ja¬
nicaren-Kjalija zum Aufseber über die Casernen bestellt. Hierauf
verfügt sicb der streitbare Herrscher auf den Janicaren-Platz
und bestellt einen Exerciermeister ''), der dann die mit Musketen
bewalfneten Kameraden im Schiessen und die Bogenschützen im
Pfeil werfen unterweist'); den Exerciermeister selbst aber befreit
er von der Verpflichtung in's Feld zu ziehen und an die Gränze
zu rücken ; dagegen unterweist dieser täglich auf dem Platze
die Musketiere und Bogenschützen im Gebrauche ihrer Waffen.
1 ) j^^.^ »Ac^ ^^<».aAc. J'^lS'LÄOLi 2) jJ^j^lljiUs^xi
3) Vj-^j' i:^**-'J tj:^^ • Entweder ist das ^ zu sireiclicn , oder,
wie in der Ueberselzung geschehen isl, ein Wort wie ^Lj danach ein¬
zuschieben.
4) ÄrfLi ci^JUJj vorher &<Li i^jc, wo icb bloss „Sebreiben" Uber setzt habe.
5) (_5ji>i3^>5 i^gjJjjjLJ'i (^jiJ^J j.«'
« .
fi) f_f^^ii_g^^^ (»A^*-" , d. Ii. |^:S'Li> von ^3Li•, wie cs gleicb nach¬
her aucb ^^!fcjL> geschrieben isl.
os' »ji.'ik^UJ' Q-j( jO^j} »^.LüIaJ^j ^jt Ai,iys
jj^i^ (^'■♦j' • '^"ch Analogie des zweiten Gliedes isl in dem ersten nacb 8jl*i!AJyj wohl zu erg'anzen ^-eL^j! üLsi^j.
Nöldeke, vulksthümlühe Geschichte Süleimdit's d. Ersten. 233
Nur wenn die Pädisäii's zu Felde ziehen, ist der Exerciermeister
verpflichtet mitzugehen. Auf dem .Schiessplatze der Musketiere
liess der Herrscher dann eine feste Mauer aus behauenen .Steinen
und in deren Mitte einen Zielständer aus Porphyr errichten, uls
Barrieren porphyrne Säulen aufstellen , hinter diesen Säulen eine
grosse Estrade aus behauenen Steinen für sich selbst und daneben
einen Springbrunnen anlegen ; von da sah er den Kriegsleulen
zu, wenn sie schössen'). Jedes Jabr kam er auf den Platz und
macbte denen seiner Kriegsleute, die das Ziel trafen, grosse
Geschenke; dem einen schenkte er einen Turban, dem andern
einen Bogen, noch andern ein Päckchen Geld Wenn der
streitbare Herrscher auf den Platz kam und geschossen werden
sollte, liess er zuerst deu Ober-Doggenwärter ^) kommen, die
herbeigeholten Doggen auf einen Bären hetzen und diesen zer¬
reissen. Darauf liess er Athleten kommen uud mit einander rin¬
gen ') ; — in jeder Caserne mussten vorschriftsmässig ein oder
zwei Kinger sein. Dann kamen Keulenschwinger und liessen ihre
Künste sehen'). Nacbber zeigten die I^eihwächter und alle übri¬
gen Leute ihre Fertigkeiten. Hierauf ^stellten sich die Corps-
Aga's f'), der Janicaren-Kjalija, der Ober-CauÄ und alle Officiere")
auf eine Erhöhung des Bodens ") dem streitbaren Herrscher ge¬
genüber. Auf dem Kopfe trugen sie Josephsturbane "). Zuerst
liess der Janicaren-Aga , nachdem er (vor dem Sultan) die Erde
geküsst, die Musketiere mit geladenen Gewebren vortreten; dann
überreichte ibm der Sultan ein Gewehr und liess ihn seihst schies¬
sen; darauf schössen der Reihe nach der Jägeroberst'), der Ja-
1) j'_>j-> (1. ^jLS') j^^='\S ^jAäLL «Jy. ois-l^j'! tiU.j^j
>—Ij.vX^Lj «LXJL.ij (1. Q'-'j*^* iS^-^*^ »AääLjj^I v-Jijs'-^jU
^.jj^Lb *>«jyj. »iXäOji afjJUL-« yi^ V;jA^^> /'^W' iS'^*^ c).*'^' j/*'^
i->j«<^ijU sAÄiLj) ^j>svp' ^jJ^i^.ij' VjjlVjLj tJuo liJ^jO ji
w ,
,_5i>jlXjI bAjAj! iiLlij.j ^_5ji5y9. 'S^yto stellt für ,3L**m, wie
> >
ijjLtO nach Lehnet ul - lafat für ^jiL**».
2) »^'»' (jr^*-- iS^y^*^'^
4) i_5Ajt jj5k>.*J.' d^})^ "^j^ /^l?^;'-
5) ^J;^« 3/ ^_^5' ^-1^ j/
^) i^y^*^' ö'"^}' 7) jjLLuUa fcU=>- 8) 'Sjjjl —».Ä — '.
9) J>y(^ ^iM.yj- Hammer, Staatsverf. 1, 442.
10) q^*^** 5 dritte Stabs-Oberofficier der Janicaren nacb dein
Janicareu-Aga und dessen [ijabju.
234 Söldeke, volhslUkmlieUc Geschichie Süh-imdii's d. Eisten.
iiiciiren-Kjali ju , der Ober-Rüileiiwärter '), der Ober-Doggeiiwärter,
der Ober-Kiiiiiicliwärterdie vier iiiiieni Agu's ^) und der über-
Cuus vor den Augen des Herrscliers ibre Kugeln ab. Sodann
rief der Ober-Caus die Truppen vor, indein er mit der ersten
Kameeltreibcr-Compagnie '•) anfing und eine Rotte nacb der an¬
dern vorrief. Die Majors'), den Josepbsturbau auf dem Kojife,
traten mit ibrer Mannschaft vor und schössen ; die , weicbe das
Ziel trafen , wurden von dem Herrscher beschenkt. Wenn die
Bataillons und Rotten zu Ende waren, so kamen die Köciie der
versammelten Compagnien legten ihre Oberkleider ab utid
kochten Fleisch der Koch, der vorzüglich rasch arbeitete,
erhielt eine I.eibwäcbterstelle , wenn eine solche zur Erledigung
kam. Niclit jeder beliebige Mensch ') erhielt eioe solche Stelle,
sondern nur liochgewaclisene, ansehnliche Leute, nicht aber kleine,
dicke und allzu junge. .Meistens gelangten kriegserfahrene Haupt¬
leute'') zum Leibwächterdienst, ausser wenn sie zu alt wa^en.
Ein dienstunfähiger greiser Hauptmann erhielt das Gnadcnbrod ' °).
Wurde die Stelle eines .Majors ' ') erledigt, so erhielt sie ein
Hauptmann, der Leibwächter war. Wurde die Stelle eines Leib¬
wächters erledigt, so kum sie nicbt eher zur Vergebung , als bis
der Janicaren-Aga darüber einen Gescliäftsvortrag eingereicht
hatte '^). Fiel ein Major im Felde, so erhielt seine Stelle durch¬
aus kein anderer als ein Leibwächter. Hierüber erliess der
Herrscher ein Verflucliungsscbreiben ' ■*). Eine Oberleibwächter¬
stelle ' ') wurde nicht an Jedermann vergeben, sondern nur an
einen mit allen Verhältnissen vertrauten .Mann , der die Redeweise
der Pädisäh's verstand, diese im Felde zu lenken und leiten und
0 ij'^j^) ^^^^jf'"^
3) (I. j_yJ'«.*3L5»)
4) «J^ 5)
H) j_5jl*.>\.iii (j5Cj^3iiOj( o"^*'
7) ^Aa! ^,aSo!, fassleii Fleisch, — wahrscheinlich |_3A.jl yijÄ*'s o' ,
\\ (Illach ich iiberselzt habe.
8) |.Ol jU.l j_j.j.l 9) i^j'^f-.ii^i «-^'J "^J"^
10) (_5Aj' j_j.L^Jj (ik*jl »>*.il-J S'^i' »AiL* .j.*c 11) ^^«»A.s>L;^^i!.
12) |__^3A.s^.iLj ^-"l-c'
IS) jA.i.<^Lä fc.<Lj v.:>.Ä»J jL)\A=-, (1. Ii. ein Schieiben welches den leljerlreter dieses Uieiislregleuienls allgemeiner Verilucliunf? übergab; s. oben
S 232 Anm. 4
14) ^JaXf.i^li wÄ^.^
Nöldeke, volkslhümliche Geschicke Süleiman s d. Ersten. 235
sie mit dem Kriegswesen bekannt zu maclien wussle. .4uf dem
Kam|if|ilatze ') waren die Oberleibwacbter diejenigen, welcbc dem
Pferde, das der Pädisäli ritt, Zaum und Gebiss anlegten -).
Kbcndaselbst waren vier Oberleibwacbter, vier Kjalija's und vier
Hauptleute die unzertrennlichen Begleiter des Herrschers ■*), wäb¬
rend vierhundert Leibwächter iiin von allen .Seiten umgaben und
seine andern gewöhnlichen Gesellschafter ihm nicht zur Seite
Hessen'). Kbcndaselbst wurde der Pädisäh und der Grossvezir
von den .lanidaren in die Mitte genommen , da man sie anderswo
uicbt für sicher hielt, und so lange') der Kampf nicht zu Knde
war, wurden sie nichl in ihren Zelten gelassen. Nach diesen
summarischen Angaben kehren wir auf den Janicarenplatz zurUck.
Als der streitbare Herrscher einst auf diesen Platz kam und
seine Kriegsleute nach seinem Befehle Scbiessüliungen anstellen
sollten, übergab ihm der Koch der Aga-Rotte 21, gewöhnlich
Kedik Abmed genannt, — ein vorzUglich tapferer Mann, der
seine Tüchtigkeit mehrmals durch Ablieferung von Gefangeueu
und Köpfen an den Herrscher bewährt hatte, — eine Bittschrift
mit den Worten: ,,Mein Herrscher! Damit jeder Deiner Janicaren
(täglich) für .3 Asper Zuschuss aus dem Fiscus erhalte, habt Ihr
aus Kurer eigenen kaiserlichen Küche so viel karacaiscbes Ham¬
melfleisch anzuweisen geruht ''). Dafür sagen Dir Deine Kriegs¬
leute ewig Dank. Wir aber. Deine Janicarenköche, müssen im¬
mer auf den Beinen sein, an den Fleischbänken warten und viel
Ungemach ertragen. Ks ergebt daher durch gegenwärtige Sup¬
plik an meinen Herrscher die Bitte, er möge aus Gnaden ein
kaiserliches Handschreiben erlassen, des Inhalts, dass unser Fleisch
iu einer Kcke des von Dir so scbön eingerichteten Platzes, ab-
1) l). Hdschr. hlci.ss iiuX>.i.S^ J ich habe li^Äs» davor crgiinzl, wie gleich darauf zweimal wirklich slehl.
2) ^^jtjjl «.j'i j^^^Aij tS^^l»LÄL>b,
3) eig. hielten sieh fest an den Kleidersaum des Herrschers , t2^jL^*>
V^aIXjIp. kXjS.'S\
4) i_5Ajt j^j^j^ »vX*iLj (__c^L.>L*:i-« j-JL««., d. b. die vornebinsleii
Kunuchcn, welche sonsl den Grossberrn umgaben; s. Bianchi u. d. \V.
5) D. Hdschr. ,^*lj;L«, slall fc^^bL.« .
6) t^L^r-yS ^^ß> (Jy*-* /-^i' i_5j-?^*'^!*
j.l.j( jAS _jj (jO^A*!, V^l^ '^*^.J^'-^ oIlXJLj j.j>>.Ajj.Jj9 . leb weiss das d^Ljj«.ys nichl anders zu iiberselzcn. Jedocb er¬
wähnl («ihännümä unler dem Orte Karaea in Kleinasien nichts von hesonderer Menge und Güte der dorligen Scbaafe.
1 ß *
236 Söldeke, rolksthümliche Geschichte Siileimdn's d. Ersten.
gesondert von den Bänken, vorrätliig gebalten, von da auf deu
Platz selbst gebraclit nnd unter Aufsiclit unserer Officiere an die
einzelnen Casernen vertbeilt werde ')," Da laclit der Herrseber
aus voller Brust ') und spricbt : ,,kocli, koch! Bei meines Gross¬
vaters Seele vorige Xacbt ist mir das auch eingefallen! Der
kluge Gedanke meiner kriegsleute ist, Gott Lob, ein Beweis
unserer Herzenseinigkeit."' .Sofort lässt er acht .Metzgerstäiide ')
aus Stambul herausnehmen, sie auf dem Platze aufschlagen, für
die Köche, damit sie ihr ordentliches Gebet verrichten können,
eine Moschee bauen, weist ihnen ein .>!asra Wasser an, iässt
ein Bassin und ein geheimes Gemach') anlegen, und, damit die
für seine kriegsleute angewiesenen Diuge alle an Eineiu Orte
zusammen seien, in einer Ecke des Platzes eio Lieferungs-
Magazin für Schmalz , Honig , Reis uud Wachsliclite errich¬
ten. ,, Diese .Metzger'-, sagte er, ,,sind nun die Diener meiner
Jaoirareo geworden.'" Für jeden .Metzgerstand bestellte er zwei
schutzgenössische (christliche oder jUdische) Meister und vier
Aufwärter ^) und sprach alle diese Scbutzgenossen von Grund¬
steuern uod sonstigen Auflagen ') frei. Er nahm ferner in seine
gesegnete Hand ein Scbreibrohr und setzte folgendes kaiser¬
liche Handschreiben auf: ,,Wenn man in die acht .Metzgerstände
meioer Kriegsleute karamanisches Hammelfleisch") uder Zieg-en-
fleisch oder zu mageres und nicht mehr frisches Fleisch liefert
und es dort verkauft, so komme Uber die, so das thun, Gottes,
der Meoscheo, der Dämoneo^ uod aller aodern Gescböpfe Fluch."
Dann bestellt er den Ober-Caus zum Aufseher darüber, den Ober-
Kameeltreiber ") zum Richter über die schutzgeoössischeo Metz¬
ger, uod verordnet wiederum: „Wenn die Metzger des Janicaren-
platzes meinen Kriegsleuten zu mageres oder karamauiscbes oder
1) o»-»-J»t |»A~iij'. ^■i^y> iJuÄjyt/i ^JLIajUr;
d) Syjt ^_3L>' (j) waLj^/« J.J, niimlioh das letztere nach morgen- laiidischer Sitte mit slels lanrendeiii Wasser zur Reinigung.
6) j\SSiU\X=^ .>*^;.*'^5 >^*<.^l ^.ÄaKj! j iÄ—^l St. U«»jl .
7) jjUrj
H) }.y^ c''"''y*' ""^^^^ p'" 'i"P^»"'i''- ffiniichi a. d. W.
9) |^2»5.> u^'Wj den Befehlshaber der obener«.ihnlen ..ersten
Kauieeltreiber-Compagnie".
Söldeke, volkslhümUche Geschichte Süleimdn's d. Ei sten. 237
niclit melir t'risclies oder Ziegenfteiscli lietern, so sollen sie den
Doggen zum Zerreissen vorgeworfen werden, die nudern aber
dann wieder ganz gutes, Fleiscb liefern." Dieses Handscbreiben iiberafab er dem Ober-Caus.
Ein oder zwei .labre nacbber lässt er den Kocb Kedik
Abmed mit seinem Scburzfcll ') in den kaiserlicben Staatsratb
kommen und ibm über das Scburzfell einen Kaftaii anlegen ;
dann ertbeilt er ihm die Stelle eines Obcr-.Marktnieisters -) und
spricbt: ,,ln der Stadt sind Fleiscb und andere Lebensmittel seit
einisfer Zeit aufgescblagen; erkunde genau, was es damit für
eine Bewandtniss bat. Wer sich deinen Befebleu widersetzt,
den bestrafe streng. Du brauchst deswegen nicht erst aller¬
höchsten Ortes ^) Bericht zu erstatten: ich will sehen, wie du
dicb anstellst." Nach dieser Anweisung begab sich der Koch
hinaus, machte die Runde und liess an diesem Tage 20, am
folgenden, wo er wiederum die Runde machte, 19, am diilten,
wo er dasselbe that, LT Leute, am vierteu den Obermeister
und Kjahja ( \ ire-Obermeister ) der .^letzger, so wie deu Ober¬
meister uod Kjahja der Bäcker authängeii ; am fünften sieht er,
dass Fleiscb und Brot wie Berge aufgehäuft daliegen, aber w«-
der Käufer noch Verkäufer da siud. ( Er stellte nun foljfende
Taxe fest'):) 1 Oka = 200 Drachmen, Brot: 1 Asper; f Oka
Fleisch: 3 .4sper; 1 Oka reines Oel*): II Asper; 1 Dutzend
gewöhnliche Wachslichtc''): 1 Asper; alles Uebrige nach Ver¬
hältniss. Nachdem er füuf Jabre lang Ober-Marktmeister gewe¬
sen war, macble ihn der streitbare Herrscher, weil er so vor¬
züglich gut zn regieren verstand, zum zweiten \'ezir, wodurch
er io den obersten Regicrungsrath kam "). .Nach einem oder
zwei Jahren wurde er Grossvezir, in welcber Eigenschaft er
wöchentlich einmal mit dem Janicaren-Aga, dem Oberrichter
( Efeodi ) vom Stambul und dem Oher-.Marktmeister die Runde
macbte ''). Dabei verweilte er allemal längere Zeit in der Melii-
0 c'^---'*j ''ip- i^fi'^^-'f Schaaffell , vum pers. ,ji>.*.«, Schaaf.
2) ^c^Lc' v'l-«"*»-'.
3) eig. hei meiiieiii kaiserliche» Sleigbiigel . SL.V»j»jLf
4) Die in Parenthese eingeschlossenen \\ orte sind hier dem Sinne nach ergänzt.
-i) i^iCj; iOl- 6) fyA Jj9 ^ — ? Viell. Jlj»
7) »AijJ.I «US
8) S-''Aj' J^9 ji . I cher diese Runden des (Irnssvezirs vergl. Bam- iii.i- , Staatsverf. 1, c*4 f.
23S Sprenger, Mohammad' s Zu samme nkunf I m.d.Einsiedlei Bahyra.
Iialle '), liess sich ein Mass Weizen bringen, es wühlen, kne¬
ten und backen (was man numüne, d. h. Musterbrot nennt);
und hiernach bestimmte er die Taxe '^).
Und somit Gott befohlen !
Pür ibre Seelen eine Fätiha !
Mohammad's Zusammenkunft mit dem Ein¬
siedler Bahyra
Von
Ur. Spreiiser.
Dieser Gegenstand ist zuerst in dieser Zeitschrift angeregt
und d.iiin öfter besprochen worden, aber nie mit der Vollständig¬
keit, dem Ernste und der .Sachkenntniss, die der Deutschen mor-
G^enläiidisclien Gesellscbaft würdig sind ').
Im 21. Bande des Journ. As. .Soc. B. S. hid ff. habe ich
die darauf bezüglichen Original - "^Praditionen gesammelt, — eine
von Tirinidy, eine von Ibn Ishäk, zwei von Ibn .Sa'd und eine
unvollständige von Ibn Aby Saybah. Aucb habe ich die Auf¬
fassung dieser Stellen erwähnt, die wir im Rawdat al-Abbab,
Madärij^ al-nobuwwat, Ma'ärif al-nobuwwat, Rawdat al-snfä,
Käzarüny, Tarykh Ga'fary, Gämi' al-osül u. s. w. finden. Herr
il/u(r nnd Prof. Wüslenfeld hahen mich späler auf zwei andere
Original-Traditionen bei Ibn Sa'd aufmerksam gemacht, die des
Isnäds wegen von Werth sind.
Die Hauptpunkte der I.,egende sind folgende. Abü Tälib
hiit seinen Neffen und Pflegesolin .Mohammad sebr lieb. Er nimmt
ilm, zwölf Jahre alt, selion mit nach Syrien. Zu Bosrä ist ein
Eremit, der nach den Weissagungen in Offenbarungsscbrifteu ,
die er besitzt, den Propbeten der Araber auf jenem Wege zu
seiner Zeit erwartet. Die Karawane nähert sich; er nimmt eine
Wolke wahr, die deu Auserwäblten Gottes beschattet und ihn
überall begleitet, und er hemerkt, dass ihn Steine und Räume
1) atXiilAS ^yjl 2) ,j;J|jAjI «^yi
3) S. Zischr. III, 454; IV, t8S f. ; VI, 457 f.; VII, 413 IT., 580; VIII, 557 ir. ; IX, 799 f. ; X, 807. Diess sind alle Stellen, in welchen der von Hrn. Dr. Sprenger angeregte Gegenstand besprochen worden ist, — voll¬
ständig, wie uns seheint, wenigslens was die angebliche Heise Bahirä's
mit Mohammad nacb Mekka belrilTl ; — ob mit Ernst und Sachkennt¬
niss? darüber miigen unhelheiligle Leser urlheilen. D. Red.