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Gewerkschaftsbund Claus Matecki

Bundesminister der Finanzen Herrn Dr. Wolfgang Schäuble Wilhelmstraße 97

10117 Berlin

Mitglied des

Geschäftsführenden Bundesvorstandes

Hausanschrift:

Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin

Postanschrift:

Postfach 11 03 72 10833 Berlin

Telefon: 030/24060-xxx Telefax: 030-24060-xxx

Berlin, 13. April 2010

Finanztransaktionssteuer

Europäische Kommission – Commission Staff Working Document SEC (2010) 409 final – Innovative financing at global level

Sehr geehrter Herr Bundesminister Schäuble,

im Hinblick auf das bevorstehenden EU-Finanzministertreffen Ende dieser Woche in Madrid möchte ich Sie dringend bitten, die

Einführung einer Europäischen Finanztransaktionssteuer mit auf die Agenda zu setzen und für diese zu werben. Nur eine Finanztrans- aktionssteuer besitzt die Vorteile der sogenannten „doppelten

Dividende“: staatliche Einnahmen in relevanter Höhe zu erzielen und eine zielgerichtete Regulierung der hochspekulativen Teile des Finanzmarktes zu erreichen.

Gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen, Sie nicht nur auf die Argumente in der DGB-Broschüre hinzuweisen, die ich Ihnen in der Anlage nochmals überreichen möchte, sondern auch auf einige Punkte einzugehen, die der Arbeitsstab der Europäischen Kommis- sion in seinem oben genannten Bericht kritisch gegen eine Finanz- transaktionsteuer eingewandt hat und die aus meiner Sicht haltlos sind.

Ausweichreaktionen: Die Einbeziehung von praktisch allen Finanz- transaktionen in die Steuerpflicht verhindert genau die im Bericht angesprochenen Ausweichreaktionen von besteuerten hin zu nicht besteuerten Teilmärkten. Es soll und darf entsprechend keine Trennung zwischen besteuerten und unbesteuerten Produkten geben. Dieses Fazit basiert nicht zuletzt auch auf Erfahrungen aus

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13. April 2010 Seite 2

mehreren Jahren Abgrenzungsschwierigkeiten und Ausweichreak- tionen im Bereich der Kapitalertragsbesteuerung auf europäischer Ebene im Rahmen der Zins-Richtlinie.

Hauptadressaten: Die Finanztransaktionsteuer würde speziell hoch riskante Finanzinstrumente mit hohem Leverage-Effekt treffen, die primär für spekulative Zwecke verwendet werden. Realwirtschaftlich motivierte Finanztransaktionen, z. B. die Beschaffung von Devisen zur Finanzierung von Direktinvestitionen oder langfristig orientierte Finanzinvestitionen privater Haushalte (z. B. der Kauf von Aktien) würden von der Finanztransaktionsteuer kaum beeinträchtigt.

Auch die technische und administrative Umsetzbarkeit einer Finanz- transaktionsteuer sollte in Zeiten des elektronischen Handels und der Verwendung von standardisierten und hoch zentralisierten Handels- systemen gegeben sein, sodass Befürchtungen hoher Befolgungs- kosten überzogen erscheinen.

Stabilität und Effizienz der Preisbildung: Entgegen der ablehnen- den, lediglich anhand experimenteller Studien begründeten Skepsis, die im Bericht formuliert wird, gehen wir anhand empirischer Schlag- lichter davon aus, dass ein Rückgang der Volatilität bei den Preisen der Vermögenswerte Ergebnis der Einführung einer Finanztrans- aktionsteuer sein würde. Bei den weniger spekulativen Geschäften wäre eine größere Stabilität der Aktivapreise die Folge, die der real- wirtschaftlichen Entwicklung eher entsprechen würden. Geringere Preisschwankungen und eine genauere Entsprechung realer Vor- gänge können als weiteres Kriterium für wirtschaftliche

Leistungsfähigkeit verstanden werden.

Die im Bericht indirekt unterstellte Effizienz des bisherigen Finanz- systems ist aus meiner Sicht dagegen nicht haltbar. Im Jahre 2007, am Vorabend der Krise, erwirtschaftete die Finanzbranche - deren Hauptaufgabe die Unterstützung der Realwirtschaft ist - 40% aller Unternehmensgewinne in den Vereinigten Staaten. Ihr Anteil am BIP betrug zur selben Zeit 7%. Wenn 40% der Gewinne auf die Finanz- branche entfallen, so hat sie sich entschieden von ihrer Aufgabe als Finanzintermediär entfernt. Im Übrigen führt diese Entwicklung zu Fehlallokationen zu Lasten der Realwirtschaft. In dieser Hinsicht war und ist der Finanzsektor nicht effizient.

Insgesamt ignoriert der Bericht die Zusammenhänge zwischen kurz- fristigen Spekulationen, langfristigen Trends und Transaktionsdyna- miken und deren destabilisierende Wirkung auf die Finanzmärkte.

Nur so ist auch zu erklären, warum der Bericht die Bankenabgabe bevorzugt und nicht als ein Instrument bewertet, das – bei all unserer Kritik im Konkreten - für sich steht und neben einer Finanztrans- aktionsteuer sinnvoll einzuführen ist.

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Gewerkschaftsbund

13. April 2010 Seite 3

In der Hoffnung, dass Sie zu einer erneuten Versachlichung der europäischen Diskussion pro Finanztransaktionsteuer in Madrid beitragen werden und den Prozess in diesem Sinne in und für Europa beschleunigen, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Anlage

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