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WWF Deutschland &

TRAFFIC Europe-Germany Rebstöcker Straße 55 60326 Frankfurt a. M.

Tel.: 0 69/7 91 44-0 Durchwahl -180, -183 -212-

Fax: 069/617221 Info@wwf.de www.wwf.de www.traffic.org

Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

TRAFFIC ist das gemeinsame Programm von WWF und IUCN zur Kontrolle des Handels mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.

Hintergrundinformation

Juni 2007

Gemeiner Dornhai

(Squalus acanthias)

Steckbrief

Systematische Einordnung

Der Dornhai gehört zur Ordnung der Squaliformes (Dornhaiartige) und dort, neben sechs weiteren Familien, in die Familie der Dornhaie (Squalidae).

Die Familie der Dornhaie umfasst zwei Gattungen mit 20 Arten. Der Gemeine Dornhai gehört zur Gattung Squalus.

Merkmale

Dornhaie haben einen lang gestreckten, schlanken Körper sowie eine kurze, spitze Schnauze. Sie werden zwischen 80 und 160 Zentimetern lang.

Weibliche Dornhaie sind etwa ein Viertel bis ein Drittel größer als gleichaltrige Männchen.

Der Gemeine Dornhai ist blau bis blaugrau ge- färbt, wobei sich die Färbung zum Bauch hin auf- hellt. Auf dem Rücken und an den Flanken der Jungtiere befinden sich unregelmäßig verteilte, weiße Flecken, die mit zunehmendem Alter ver- schwinden. Die Zähne zeichnen sich durch eine sehr schräg nach außen gestellte Spitze und einen glatten Rand aus. Im Oberkiefer befinden sich 24 bis 28, im Unterkiefer 22 bis 24 Zähne, die in mehreren Reihen angeordnet sind. Dornhaie besit- zen zwei große Nasenlöcher, die nahe an den ova- len Augen sitzen. Die Atmung erfolgt über je fünf Kiemenspalten, die vor den beiden breiten Brust- flossen liegen.

Der Gemeine Dornhai hat zwei Rückenflossen, von denen die vordere deutlich größer ist als die hintere. Am Vorderrand beider Rückenflossen

befindet sich je ein kräftiger Dorn. Bei den männ- lichen Dornhaien ist dieser etwas länger als bei den weiblichen. Der Ansatz der Bauchflossen ist näher an der zweiten Rückenflosse gelegen, eine Afterflosse ist nicht vorhanden. Die Schwanzflos- se zeichnet sich durch einen großen Oberlappen aus, der keine Einkerbungen an der Unterseite aufweist.

Sozialverhalten und Fortpflanzung

Über die Biologie der Art ist noch wenig bekannt, was u. a. an den schlechten Sichtverhältnissen in der Tiefsee liegt. So viel jedoch weiß man:

Dornhaie leben häufig in Schwärmen von über 1.000 Individuen. Sie schließen sich oft zu so ge- nannten „Schulen“ zusammen, die nach Größe und Geschlecht getrennt sind. Sie unternehmen teils ausgedehnte Wanderungen und kommen dabei auch in Küstennähe vor. Einige Populationen sind sesshaft und wandern kaum. Doch selbst bei Be- ständen im Nordost- und Nordwestatlantik, die ein ausgeprägtes Wanderungsverhalten zeigen, kommt es genetischen Untersuchungen zufolge kaum zu Vermischungen.

Die Geschlechtsreife erlangen Dornhaie recht spät. Der Zeitpunkt variiert in den verschiedenen Beständen: Weibchen werden im Alter von 12 bis 23 Jahren fortpflanzungsfähig, Männchen mit 6 bis 14 Jahren. Die Eier werden beim Dornhai im Körper befruchtet, der Embryo entwickelt sich geschützt im Muttertier. Die Tragzeit beträgt zwi- schen 18 und 24 Monaten. Die Weibchen bringen zwei bis elf Jungtiere lebend zur Welt, die bei der Geburt 18 bis 33 Zentimetern lang sind. Im Nord-

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Hintergrundinformation

Juni 2007 · Dornhai

2 westatlantik vor Neufundland wurden Kinderstu-

ben von Dornhaien in Küstennähe gefunden, im Nordatlantik dagegen in tiefen Regionen auf offe- ner See.

Die Lebenserwartung der Tiere liegt bei mindes- tens 35 bis 40 Jahren. Manche Schätzungen gehen von bis zu 100 Jahren aus.

Geografische Verbreitung

Dornhaie kommen vor allem im Nordwest- und Nordostatlantik, in der Nordsee, im Mittelmeer und Schwarzem Meer vor. Sie sind ebenso im Südatlantik, dem Nordost- und Nordwestpazifik und Südostpazifik vor Südamerika und im Süd- westpazifik vor Neuseeland beheimatet. Kleinere Populationen leben in den Küstenbereichen vor Südafrika und Südaustralien.

Lebensraum

Der Dornhai kommt in den Tiefen der Ozeane, in tropischen Gewässern sowie in Polargebieten vor.

Die größten Populationen leben in Küstennähe, in den Gewässern des so genannten Kontinental- schelfs. Dornhaie bevorzugen Wassertemperaturen von 7 bis 15 Grad Celsius.

Zumeist halten sich Gemeine Dornhaie in der Nä- he des Meeresbodens auf. Sie tauchen dabei bis in Tiefen von 900 Metern. Am häufigsten sind sie jedoch in zehn bis 200 Metern anzutreffen.

Nahrung

Zu ihrem Beutespektrum zählen Heringe, Dorsche und Hornhechte. Auch Wirbellose wie Tintenfi- sche, Krebse, sogar Seegurken und Quallen wer- den vom Dornhai gefressen. Natürliche Feinde sind größere Haiarten und Meeressäuger.

Bestandsgröße und Gefährdungsstatus Genaue Bestandzahlen des Gemeinen Dornhais gibt es aufgrund mangelnder Datengrundlage bis-

lang nicht. Schätzungen existieren lediglich für den Nordost- und den Nordwestatlantik. Diese sind aus den Fischereizahlen angelandeter Dorn- haie hergeleitet. Demnach sollen, nach einem drastischen Bestandsrückgang um etwa 80 Prozent seit 1980, zwischen 500.000 und 100.000 fort- pflanzungsfähige Individuen im Nordostatlantik leben (Jahr 2000). Für den Nordwestatlantik wur- de eine stabile Population geschlechtsreifer Weib- chen von 3.5 Millionen Dornhaien (Jahr 2006) an der Küste Nova Scotias (Kanada) und von 78.000 Weibchen (Jahr 2004) an der George Bank (USA, Kanada) ermittelt. Insgesamt haben sich die Be- stände in nur zehn Jahren im Nordostatlantik um mehr als 95 Prozent reduziert, im Nordwestatlan- tik nahm die Zahl fortpflanzungsfähiger Weibchen um 75 Prozent gegenüber der ursprünglichen Po- pulationsdichte ab. Weitere Bestandsangaben be- ziehen sich auf gefischte Dornhaie. Anhand der Fangzahlen lässt sich aber eine deutliche Be- standsverringerung erkennen.

Laut der Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) waren die nordat- lantischen Küstengewässer einst die bedeutends- ten Fischereigründe für Dornhaie. Heute sind die Dornhaibestände dort erschöpft: Wurden von 1960 bis Mitte der 1980er Jahre jährlich 30.000 bis 50.000 Tonnen Dornhai gefischt, fielen die Fang- mengen ab Mitte der 1980er Jahre rapide ab. 2004 lagen die Dornhaifänge in dieser Region bei gera- de noch 16 Prozent (etwa 8.000 Tonnen) der Höchstfangmenge von 1972 (fast 50.000 Tonnen).

Auch anderswo ist der Dornhai überfischt. Die von der FAO erfassten Anlandungen von Dornhai lagen im Jahr 2004 im Nordwestatlantik nur noch bei 29 Prozent, im Nordostpazifik bei 93 Prozent und im Südwestpazifik bei 45 Prozent im Ver- gleich zu den höchsten Anlandungsmengen seit 1950.

In der Roten Listen Liste der Weltnaturschutzuni- on IUCN wird der Gemeine Dornhai als „gefähr- det“ gelistet. Bestände im Nordostatlantik gelten jedoch als „vom Aussterben bedroht“, Bestände

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Hintergrundinformation

Juni 2007 · Dornhai

3 im Mittelmeerraum, Nordwestatlantik sowie

Nordwestpazifik als „stark gefährdet“.

Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist die Art derzeit noch nicht gelistet. Dass heißt es gibt keine Handelsbeschränkungen für den Dorn- hai.

Bedrohungsfaktoren

Überfischung

Überfischung stellt die größte Bedrohung für den Gemeinen Dornhai dar. Hohe Gewinne und weit- gehend unregulierter internationaler Handel be- drohen die Dornhaibestände immer stärker. Zu- dem werden Dorhaie erst in hohem Alter ge- schlechtsreif und vermehren sich nur langsam.

Nach FAO-Angaben ist die EU der weltweit größ- te Abnehmer für Dornhai. Zwischen 1995 und 2005 wurden durch die EU-Staaten insgesamt 85.000 Tonnen Dornhai importiert, wobei die Importmengen stark absanken. Waren es 1996 noch über 12.000 Tonnen, lag die Menge im Jahr 2004 nur noch bei etwa 6.000 Tonnen Dornhai.

Insgesamt standen dem EU-Markt 2004 rund 14.000 Tonnen Dornhai zur Verfügung. Etwa 8.000 Tonnen wurden durch die EU-Länder selbst gefangen – etwa ein Drittel des weltweiten Fangs.

Hauptexportländer in die EU sind laut FAO Kana- da, Norwegen und die USA. Andere Hauptexport- länder sind Marokko, Island, Argentinien und Mauretanien. Nur ein sehr geringer Anteil der EU- Gesamtmenge an Dornhai wurde exportiert oder reexportiert. Die wichtigsten Importländer von Dornhai innerhalb der EU sind Frankreich, Groß- britannien, Dänemark, Spanien und Belgien.

In Deutschland wird Dornhai ohne Kopf und Haut als „Seeaal“ verkauft, seine Bauchlappen sind als

„Schillerlocken“ im Handel zu finden. Früher fanden Dornhaiprodukte auch als Vitamin-A- Quelle, in Form von Lebertran, gemahlen als Fischmehl und als Düngemittel Verwendung. In

Asien sind die Flossen des Dornhais heute noch begehrte Grundlage für Haifischflossensuppe.

Dass die Dornhaibestände immer kleiner werden, lässt sich auch an den hohen Preisen für Dornhai- produkte ablesen. Lag der durchschnittliche Im- portpreis 1995 bei 1,60 Euro pro Kilogramm, wa- ren es 2005 schon 3,86 Euro. Nach Angaben des Fisch-Informationszentrums Hamburg liegt im deutschen Einzelhandel der Preis für ein Kilo- gramm Dornhai inzwischen bei bis zu 57 Euro.

Beifang

In den riesigen Treib- und Schleppnetzen am Mee- resgrund werden große Mengen an Dornhaien als Beifang gefischt. Durch die Verwendung von Net- zen mit immer kleineren Maschen werden auch Jungtiere gefangen. Das unabhängige Forum von Experten zur Fischbestandseinschätzung SARC („Stock Assessment Review Committee“) schätzt den Beifang von Dornhai im Nordwestatlantik von 1968 bis 2002 auf 16.700 Tonnen Das ist mehr als die doppelte Menge, die durch die USA in diesem Zeitraum in dieser Region regulär gefan- gen wurde. Meist werden Beifänge allerdings nicht dokumentiert.

WWF- und TRAFFIC-Projekte

Der WWF und TRAFFIC, das gemeinsame Arten- schutzprogramm von WWF und Weltnaturschutz- union IUCN, setzen sich für einen nachhaltigen Handel mit Dornhaien ein. Die Populationen dür- fen nicht noch weiter reduziert werden. Dies kann mit der Aufnahme des Dornhais in den Anhang II des CITES-Artenschutzübereinkommens erreicht werden.

Der WWF engagiert sich weltweit dafür, weitere Meeresnationalparks und Schutzgebiete einzurich- ten, was auch Dornhaien zugute kommt. Ziel ist es, weltweit zehn Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Der WWF fordert zudem, Nati- onalparks und andere Schutzgebiete rechtlich zu- stärken.

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Hintergrundinformation

Juni 2007 · Dornhai

4 TRAFFIC und der WWF leisten außerdem Auf-

klärungsarbeit und informieren Verbraucher, wie sie dazu beitragen können, dass die Fischbestände nicht weiter ausgebeutet werden.

Ein wesentliches Problem ist, dass es international noch keine Schutzkonzepte für den Dornhai gibt.

Lediglich einzelne Länder haben bislang Mana- gementpläne entwickelt. Doch selbst in diesen gelten Fangquoten nur für kleine Bereiche der großen Verbreitungsgebiete.

Daher setzen sich TRAFFIC und WWF dafür ein, durch Monitoring-Programme die Dornhaibestän- de besser zu erfassen und einen Überblick über den internationalen Handel zu bekommen. Außer- dem sollen nachhaltige Fischereimethoden und Schutzkonzepte entwickelt werden.

CITES-Anträge

Derzeit ist der Dornhai im Washingtoner Arten- schutzübereinkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) nicht gelistet und darf un- beschränkt gehandelt werden. Schon auf der letz- ten CITES-Konferenz (2004) hatte die deutsche Bundesregierung mit Unterstützung von WWF und TRAFFIC versucht, Dornhai in Anhang II aufnehmen zu lassen, war aber gescheitert. Für die nun stattfindende CITES-COP hat Deutschland im Namen der EU erneut einen Antrag zur Aufnahme des Dornhais in Anhang II gestellt. Im Falle einer Aufnahme des Dornhais in Anhang II darf die Art nur noch kontrolliert gehandelt werden.

WWF und TRAFFIC zum CITES Antrag

Der WWF und TRAFFIC empfehlen die Annah- me des eingereichten Antrags zur Aufnahme des Dornhais in CITES-Anhang II. Der Dornhai ist auf Grund der starken Nachfrage und der damit ein- hergehenden Überfischung in seinen Beständen

stark zurückgegangen. Durch die rücksichtslose Befischung der Bestände mangelt es den Populati- onen vor allem an ausgewachsenen, fortpflan- zungsfähigen Weibchen, so dass die Geburtenra- ten der Dornhaie sinken. Eine Listung der Art in Anhang II würde die existierenden, internationalen Schutzbemühungen unterstützen, den Fang der Dornhaie regulieren und damit dem weltweiten Rückgang der Dornhaibestände entgegenwirken.

Ergebnisse nach der CoP 14

Der Schutz-Antrag Deutschlands im Namen der EU wurde, mit großem Bedauern des WWF, abge- lehnt.

Weitere Informationen

WWF Fachbereich Biodiversität, Artenschutz und TRAFFIC; Tel: 069 79144 -180, -183, - 212 Fax: 069 617221

www.wwf.de oder www.traffic.org

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Frankfurter Sparkasse Konto: 222 000

BLZ: 500 502 01

Stichwort: ARTENSCHUTZ

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